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Die Romische Republik Repubblica Romana von 1798 1799 war eine durch franzosischen Revolutionsexport errichtete Tochterrepublik in Italien gebildet aus dem Kirchenstaat ausgerufen am 15 Februar 1798 aufgelost im September 1799 Romische RepublikRepubblica Romana1798 1799Romische Republik 1798Amtssprache ItalienischHauptstadt RomStaats und Regierungsform RepublikWahrung Romischer ScudoErrichtung 15 Februar 1798Endpunkt 30 September 1799Italien 1799 Romische Republik in grauVorlage Infobox Staat Wartung NAME DEUTSCH Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verfassung und politische Wirklichkeit 2 1 Verfassung 2 2 Kirchen und Religionspolitik 3 Niedergang und Ende der Republik 3 1 Belastungen und Ursachen des Niedergangs 3 2 Das Ende der Republik 4 LiteraturVorgeschichte BearbeitenDer Kirchenstaat befand sich seit 1789 in einem dauernden Konflikt mit dem revolutionaren Frankreich das die klerikalen Vorrechte als Teil der Feudalordnung aufhob den Kirchenbesitz zum Nationaleigentum erklarte und die Priester in den Status von wahlbaren Staatsbeamten mit Eidespflicht uberfuhrte ein grosser Teil der Geistlichkeit emigrierte Papst Pius VI erklarte 1791 die staatliche Kirchenordnung Frankreichs fur ungultig Die papstliche Enklave der Grafschaft Venaissin mit der Stadt Avignon in Sudfrankreich wurde bereits 1791 franzosisch besetzt funf Jahre spater gerieten weitere Teile des Kirchenstaates unter franzosische Kontrolle 1796 drang die oberitalienische Armee Bonapartes wahrend des Ersten Koalitionskrieges sudlich des Po in die papstlichen Legationen Bologna und Ferrara sowie in die Romagna ein Im Frieden von Tolentino vom 19 Februar 1797 trat der Kirchenstaat diese Gebiete an die franzosische transpadanische Tochterrepublik ab zudem Venaissin mit Avignon an Frankreich Im November 1797 wurde die Anconesische Republik abgespalten Nach der Ermordung des franzosischen Militarattaches in Rom und einer formlichen Kriegserklarung nahmen die franzosischen Truppen unter General Louis Alexandre Berthier am 10 Februar 1798 Rom worauf die der Revolution verpflichteten romischen Jakobiner oder Patrioten am 15 Februar die Republik ausriefen der Papst fluchtete nach Siena Herzogtum Toskana Anfang Marz wurde Ancona wieder angeschlossen Am 20 Marz 1798 erhielt die Republik eine Verfassung nach dem Vorbild des franzosischen Direktoriums Verfassung und politische Wirklichkeit BearbeitenVerfassung Bearbeiten Die umfassenden Kompetenzen ausnutzend welche dem franzosischen Stadtkommandanten infolge seiner Bestatigung der Souveranitatsakte im Namen des Direktoriums zustanden wurde in Rom wie gleichermassen in den anderen italienischen Republiken eine Variante der franzosischen Verfassung des Jahres III der Direktorialverfassung oktroyiert Marz 1798 Wie es ihre Bezeichnung andeutet bestand die exekutive Gewalt in einem Direktorium einer kollegialen Regierung von funf Direktoren welche in Rom allerdings den Titel eines Konsuls console trugen Die Legislative bildeten zwei Kammern das Tribunat und der Senat wobei Erstere nur einer begrenzten Bevolkerungsgruppe namlich den uber 40 jahrigen Verheirateten und Witwern zuganglich war Besetzt werden sollten beide Kammern zudem uber eine indirekte Wahl deren Wahlmanner uber Grundbesitz verfugen mussten Dem Tribunat oblag zwar die Wahl der Konsuln wobei je ein Regierungsmitglied jahrlich zur Wahl stand um dieses darauf fur funf Jahre zu bekleiden Der Senat jedoch hatte das Recht fur jede Wahl eine Vorschlagsliste zusammenzustellen aus welcher das Tribunat die zu bestellenden Konsulate oder andere Amter besetzen musste Einzig das Tribunat wiederum konnte Gesetzesvorschlage einbringen welche andererseits dem Veto des Senats unterlagen Wahrend die beiden Kammern keine gemeinsamen Ausschusse bilden durften war es dem Konsulat sogar verboten anders als auf dem Schriftwege mit der Legislative zu verkehren Das Gerichtswesen war von den beiden anderen Gewalten vollkommen unabhangig und auf allen Ebenen wahlbar Uber die Einsetzungsfunktion der beiden Kammern hinaus wurde eine strikte Gewaltenteilung dadurch in der Verfassung eingerichtet dass weder die Konsuln Auflosungsrecht die Kammern auflosen noch die Legislative die Regierung abberufen konnte was enorme politische Sprengkraft entwickeln sollte Mit allen Versionen der Direktorialverfassung hatte die Romische einen nahezu sozialkonservativen Einschlag gemein Die Skepsis gegenuber allzu vieler demokratischer Freiheit und Betatigung wurde im ganzen Dokument deutlich da sie bereits in ihrer franzosischen Urfassung des Jahres 1795 jeglicher sozialegalitarer Prinzipien des Jakobinismus entschieden entsagt hatte In diesem Sinne wurden auch die Burgerrechte nur des Schreibens machtigen Romern die Grund oder Kopfsteuer zahlten in der Nationalgarde dienten und einem geregelten Beruf nachgingen zuerkannt und um einen Katalog der Burgerpflichten erganzt Veranderungen in den Bestimmungen gegenuber dem franzosischen Vorbild lassen sich aus Erfahrungen mit dem Verfassungstyp sowie spezieller Anforderungen des Besatzungsregimes erklaren Einerseits hatte man beispielsweise die romischen Konsuln unter anderem in finanzpolitischer Hinsicht gestarkt sodass letztendlich samtliche italienischen Direktorien innerhalb ihrer Verfassungen eine gestarkte Rolle erhielten Andererseits beinhaltete der Artikel 368 der romischen Verfassung eine Bestimmung die mancher Historiker gar zum einzigen Prinzip der Souveranitat der Romischen Republik verklarte Demnach stand dem franzosischen Militarkommandanten bis zum Abschluss eines Freundschaftsvertrages das Recht zu Gesetze zu erlassen und die Besetzung aller wichtigen Staatsamter selbst vorzunehmen Elm Ferner wachte seit dem 23 Februar 1798 eine Zivilkommission commissione civile des franzosischen Direktoriums uber alle nichtmilitarischen Entscheidungen des Konsulats bis sie schliesslich am Ende der republikanischen Phase kraft Artikel 368 die eigentliche Regierung bildete Obwohl dieser Totalvorbehalt haufig ausgenutzt worden ist kann seine blosse Existenz jedoch die faktische und eigenstandige legislative und organisatorische Tatigkeit der Republik in der kurzen Zeit ihres Bestehens nicht ungeschehen machen Uberhaupt bestand die Notwendigkeit des standigen Eingreifens des Pariser Direktoriums in die romischen Verhaltnisse nicht da man mit jener Verfassung langst eine Regierung eingesetzt hatte welches sich von der Pariser politischen Linie nicht allzu weit entfernen wurde In ihrer ganzen Konstruktion diente die Verfassung der Massigung im politischen Prozess Allgemeines Wahlrecht fur eine sozial begrenzte Burgerschaft welche uber grundbesitzende Wahlmanner eine Legislative beschickte innerhalb derer die Entscheidungskompetenz wiederum bei den Reprasentanten des arrivierten Burgertums lag hier war die staatstragende Funktion im sowieso schmalen Mittelstand klar zu finden Kirchen und Religionspolitik Bearbeiten Nicht unerwahnt bleiben kann in einer Darstellung der republikanischen Phase der Geschichte des Kirchenstaates die Religionspolitik des neuen Regimes und die Lage der Kirche unter ihm Die Souveranitatsakte Atto del popolo sovrano vom 15 Februar stellte das Papsttum ausdrucklich unter den Schutz der Republik war er doch Ausdruck der Haltung romischer Revolutionare Das Einlenken des franzosischen Direktoriums in dieser Sache lasst den ideologischen Graben zwischen Franzosen und Italienern erkennen und fuhrte dazu dass die endgultige Verfassung keinerlei staatskirchenrechtliche Bestimmungen enthielt Man furchtete dass der Papst eine Gefahr fur den Bestand der Republik darstellen wurde und entfernte ihn aus dem Vatikan Ebenso wurden alle anderen Kardinale ausgewiesen sodass lediglich ein apostolischer Legat in Rom verblieb Trotzdem erscheint die weitere Religionspolitik des revolutionaren Regimes moderat Eine commissione ecclesiastica wurde eingerichtet welche sich mit einer Kirchenreform und einer Demokratisierung des Klerus beschaftigen sollte Anstatt einer umfassenden Demontage der kirchlichen Institutionen beabsichtigte man ihre gesellschaftliche Entmachtung bzw ihre stufenweise Verdrangung aus dem offentlichen Leben und ihre Unterordnung unter den demokratischen Staat Elm Die uberdurchschnittlich hohe Zahl von Klerikern im Land gedachte man durch Ausweisung auslandischer Geistlicher und Aufhebungen von Klostern ca 340 zu verringern wobei auch zahlreiche andere kirchliche Immobilien von der Nationalisierung betroffen waren Predigten wurden zunehmend zensiert oder ihr Inhalt direkt vorgeschrieben Ein Kult der Freiheit analog zu Verehrung der Vernunft im Frankreich der Jahre 1793 94 wurde eingefuhrt dem man sogleich mit unzahligen Freiheitsbaumen in ganz Rom Ausdruck verlieh so dass Spotter die Stadt bald mit einem Waldchen verglichen Obgleich christliche Prozessionen schnell verboten worden waren stellten Historiker fest dass die Formen der traditionellen Liturgie und Volksfrommigkeit wenn auch in modifizierter Form in der republikanischen Festkultur weiterlebten Elm Allerdings muss diese Sakralisierung des Republikanischen auch als eine Wurzel des traditionell i d S christlich begrundeten Widerstandes gegen die Republik angesehen werden Als alarmierender Hinweis auf die Bedrangung der Republik muss eine Verfugung des Januars 1799 gelten in welcher jedwede Kollaboration von Klerikern und Aufstandischen mit dem Tode bedroht wurde Niedergang und Ende der Republik BearbeitenBelastungen und Ursachen des Niedergangs Bearbeiten Der Niedergang der Romischen Republik vollzog sich de facto bereits im Vorfeld der militarischen Ruckeroberung Roms durch die zweite Koalition denn sie scheiterte im Inneren an zahlreichen Hurden von denen einige hier exemplarisch genannt werden sollen Die Lage welcher sich das erste Konsulat stellte schien alles andere als gunstig Das politische Klima war gepragt durch rechtliche oder faktische Ausgrenzung war die Republik schliesslich wenn auch nicht gegen den Willen der Mehrheit so doch nach dem Wunsche einer Minderheit aufgerichtet worden Burger und damit Wahlrecht ist nur an eine Minderheit des Volkes vergeben worden und Wahlen selbst fanden nach der Suspendierung der Wahlkomitien im Januar 1799 nicht statt Die politische Klasse befand sich in einer misslichen Position denn man hatte durch die Eroberer zunachst ein demokratisches System erhalten und dennoch blieb ein gewichtiger Teil der Souveranitat bei denselben ein nur schwerlich zu uberbruckender Widerspruch Da die Machtkonflikte zwischen der franzosischen Zivil und Militargewalt durch die Zivilkommission und den Stadtkommandanten auch in Rom ausgetragen wurden und zwischen eingesetztem Konsulat und dem Tribunat nahezu anhaltender innenpolitischer Disput herrschte blockierte sich das System binnen kurzem selbst Die Direktorialverfassung enthielt keinerlei Regelungen fur den Konfliktfall zwischen den Gewalten sowohl Regierung als auch Legislative konnten nicht abberufen bzw aufgelost werden Paris reagierte auf die Spannungen zwischen seinen Vertretern mit dem regelmassigen Austausch der Oberkommandierenden Folge dieser verfahrenen Situation war eine Aneinanderreihung von Konsulatskrisen da sich die Auseinandersetzungen am zentralen Organ der Republik entluden Bereits in der ersten Woche des Staates traten zwei der funf Konsuln zuruck da die Zivilkommission keine Kandidaten fur weitere zwei Konsulate finden konnte Im September des Jahres musste die franzosische Zivilbehorde die ganze Regierung auswechseln da sich die Konsuln geweigert hatten nach gerechtfertigten Vorwurfen seitens der grossten Zeitung der Republik uber die Anschuldigungen offentlich Rechenschaft abzulegen Eine Anweisung des Direktoriums missliebige mit dem Skandal in Verbindung stehende Tribunen zu entlassen wurde dennoch nicht durchgefuhrt Neben teils massiven Durchsetzungsschwierigkeiten der Regierung in der Provinz der Republik die nur durch die Entsendung umfassend bevollmachtigter Sonderkommissare und republikanischer sowie franzosischer Truppen einigermassen behoben werden konnten plagte das Regime in Form der maroden Wirtschaft und ihrer Finanzen das Erbe des Kirchenstaats Da sowohl drohender Staatsbankrott als auch franzosische Kontributionen von der papstlichen Herrschaft ubernommen wurden hatte nur eine umfassende Wirtschafts und Wahrungsreform den Staatsstreich stabilisieren konnen Eine Agrarreform welche darum das Herzstuck einer republikanischen Sozialpolitik hatte bilden mussen kam wegen ideologischer Grabenkampfe in Tribunat und Senat nicht voran Auch gelang es nicht uber eine Deckung durch den Verkauf von Nationalgutern die Wahrung zu konsolidieren was wiederholt zum Ausfall von Steuereinnahmen fuhrte Unregelmassigkeiten und unlautere Praktiken bei der Verausserung der Nationalguter brachten dem Regime daneben schlechte Presse ein Das Annonarsystem musste in veranderter Form Anfang 1799 wieder eingefuhrt werden um eine Hungersnot abzuwenden und auch einige unpopulare papstliche Steuern wurden in Teilen der Republik erneut erhoben was zu ersten ernsthaften Ausschreitungen fuhrte Zu diesen ersten antirepublikanischen Unruhen gesellte sich dass einige Kommunen sich in Ganze vom neuen Staat loszusagen suchten municipalismo und das obwohl die Grenzen der Republik und der italienischen Republiken zueinander niemals genau festgelegt worden waren Das Ende der Republik Bearbeiten Die innenpolitischen Problemlagen wurden von Anfang an von einer latenten und sukzessive anwachsenden Aufstandsbewegung begleitet vor allem auf dem Lande Diese wiederholten lokalen Aufstande jedoch sind kein Phanomen welches auf die republikanische Zeit begrenzt werden konnte sondern begannen bereits 1789 als allgemeines Aufbegehren gegen die althergebrachten Strukturen Konkretere Ausformungen antirepublikanischen Widerstandes findet man unter konterrevolutionare Legitimisten Sanfedisten Uberall in Italien im Piemont in Mittelitalien und im Suden war im Jahre 1799 auf dem Land aus dem einfachen Volk und den Bauern eine antifranzosische Guerilla entstanden Elm welche dem Vormarsch der osterreichisch russischen Koalitionstruppen im Fruhjahr den Weg bereiteten und in Neapel unter Kardinal Ruffo sogar die Parthenopaische Republik zu sturzen in der Lage waren die im Januar kurzzeitig aus einem franzosischen Angriff hervorging Vor allem radikale Patrioten als giacobini bezeichnet und Juden fielen den Aufstandischen die bald regelrechte Zuge veranstalteten zum Opfer Als die Unruhen begannen vom Lande auf die Stadt uberzugreifen hatten romisches Tribunat und Konsulat einander endgultig ausmanovriert Stadtkommandant General Garnier verkundete fur Rom am 11 Juni den Belagerungszustand und suspendierte die Verfassung der Repubblica Romana Der franzosische Botschafter Bertolio ubernahm sogleich die Regierungsgewalt mit einem Ministerrat nachdem ein Tribunatsausschuss versucht hatte die Konsuln mit Hilfe Garniers absetzen zu lassen Den Koalitionstruppen stand der Weg nach Mittelitalien mit dem Sieg in der Schlacht an der Trebbia 19 Juni 1799 bald darauf frei Am 23 Juni verliessen die franzosischen Truppen Neapel nach Norden am 19 September gab man Rom im allgemeinen militarischen Ruckzug auf Am 30 September 1799 marschierte die neapolitanische Armee unter Konig Ferdinand I in Rom ein und installierte in den darauf folgenden Tagen eine provisorische Regierung aus ehemaligen Beamten der Republik Wie schon in Neapel kam es auch hier in und aus der Bevolkerung zu blutigen Racheakten an Vertretern der ehemaligen Republik sowie zu einem Tribunal bei welchem Adel und Klerus jedoch Immunitat genossen Nachdem auch eine russische Armee Rom erreicht hatte zog der neue Papst Pius VII am 3 Juli des Jahres 1800 wieder in die Ewige Stadt ein Literatur BearbeitenVeit Elm Die Revolution im Kirchenstaat Ein Literaturbericht uber die jungere Forschung zur Vorgeschichte und Geschichte der Repubblica Romana 1798 1799 In Beitrage zur Kirchen und Kulturgeschichte Bd 13 Bern Frankfurt a M 2002 ISBN 3 631 38827 6 Bernard Gainot Una rivoluzione difficile La Repubblica romana del 1798 1799 In Annales Historiques de la Revolution Francaise 329 Numero 329 AHRF Sommaires et resumes 1998 2004 Richard Wichterich Sein Schicksal war Napoleon Leben und Zeit des Kardinalstaatssekretars Ercole Consalvi 1757 1824 Heidelberg 1951 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Republik 1798 1799 amp oldid 236305807