www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelische Quirinuskirche ist eine spatgotische Saalkirche in der Ortsmitte von Essingen im Ostalbkreis in Baden Wurttemberg Quirinuskirche in Essingen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Patrozinium der Kirche 1 2 Geschichte der Quirinuskirche 2 Beschreibung 2 1 Standort 2 2 Innenraum und Inventar 2 3 Epitaphe 2 4 Gelaut 2 5 Orgel 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPatrozinium der Kirche Bearbeiten In der Forschung ist ungeklart wie das Patrozinium der Essinger Kirche zustande kommt In spatmittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Quellen zwischen 1425 und 1609 wird von der Kirche des St Quintinus gesprochen 1 Nach der Reformation wird die Kirche als evangelische Kirche beziehungsweise Pfarrkirche tituliert Im 19 Jahrhundert wird erstmals der Name Quirinuskirche verwendet 2 Unabhangig von der Provenienz des Namens ist auch ungeklart welches Quirinus Patrozinium gemeint sein konnte Genannt wurden Quirinus von Neuss oder Quirinus vom Tegernsee Da es keinerlei historische Bezuge in der Region gibt ist eine Zuordnung zu Quirinus von Siscia auszuschliessen Geschichte der Quirinuskirche Bearbeiten Romische Spolien vor der Kirche deuten darauf dass an dieser markanten Stelle im Ort bereits vorher reprasentative Gebaude standen Allerdings wurden bis heute keine archaologischen Untersuchungen durchgefuhrt Die heutige Kirche wurde zwischen 1512 und 1517 errichtet Dies zeigen die beiden Bauinschriften in gotischen Minuskeln am Ostchor und uber dem sudlichen Portal Dabei erhielt man den Wehrturm aus dem 13 Jahrhundert als Glockenturm 1772 wurde der Turm nach einem Blitzschlag auf seine heutige Hohe von 36 Metern gekurzt Nach dem Augsburger Religionsfrieden ubernahmen die Freiherren von Woellwarth als Orts und Patronatsherren das lutherische Bekenntnis Seit 1573 beriefen sie fur Essingen Pfarrer Das Patronatsrecht erlosch erst im Jahr 1952 3 Grundlegende Renovierungen fanden 1774 und 1894 statt Vermutlich hatte man 1774 in den Chor einen Zugang nach Osten geschaffen der dann in der Renovierung 1965 wieder geschlossen wurde Wahrend der Kirchenrenovierung 1964 65 und dem damals vorgenommenen Einbau einer Fussbodenheizung wurden Fundamentreste eines romanischen Kirchenbaus aus dem Fruhmittelalter gefunden Die Fundamente waren etwa drei Meter kleiner als der heutige Kirchbau 4 Beschreibung BearbeitenStandort Bearbeiten Die Quirinuskirche befindet sich in der Ortsmitte von Essingen nur wenige Meter sudlich der Hauptstrasse und des Schlossparks Nordlich vom Gotteshaus befindet sich das Evangelische Gemeindehaus Innenraum und Inventar Bearbeiten nbsp Kruzifix von 1470 nbsp Bauzeichnung 1894 Die spatgotische Saalkirche mit einem 3 8 Chorabschluss wird durch ein Echthaarkruzifix im Chorraum und der dahinterliegenden Orgelempore dominiert Vereinzelt wurde das Kruzifix der Werkstatt von Veit Stoss um 1447 1533 zugesprochen Dagegen spricht dass dies ein Solitar innerhalb des Schaffens des Nurnberger Kunstlers ware zugleich aber auch dass die weiteren bekannten Echthaarkruzifixe im schwabisch frankischen Raum alle aus einer Werkstatt eines unbekannten Nurnberger Meisters um 1470 entstanden Ein stilistischer Vergleich mit den Werken dieses Meisters lasst grosse Ahnlichkeiten erkennen 5 An den Chorbogen finden sich zwei Weihekreuze aus der Bauzeit 1894 wurde der separate Treppenaufgang zum Gestuhl der Patronatsherrschaft umgebaut Die ursprungliche Welsche Haube des Sudturms wurde entfernt Die Kirche gestaltete man im Inneren grossflachig mit biblischen Spruch und Rankenbandern sowie geometrischer Ornamentik Wahrend der Kirchenrenovierung 1964 65 beseitigte man wiederum vollstandig die Jugendstilornamente Durch das Einfugen einer abgehangten Decke verbaute man im Chorraum das Gewolbe Die viel hoher angebrachte Kanzel wurde vom Chorbogen versetzt der alte Schalldeckel der Kanzel befindet sich heute auf dem Kirchenboden Die Hohe des Kreuzes wurde verkurzt so dass das Kruzifix vor der Empore angebracht ist und nicht wie fruher auf der Hohe der Orgel Die Fusse Jesu befanden sich vorher etwa auf Fusshohe des dahinter gezeichneten Engels Samtliche im Chorraum auf dem Boden liegenden Epitaphien wurden an den Seitenwanden der Kirche angebracht und die davor befindliche Chorschranke entfernt das erhohte Fussbodenniveau des Chorraums verringert und der bis dahin vorhandene separate Osteingang zum Chorraum vermauert Die Empore ging ursprunglich uber die gesamte Sud West und Nordseite der Kirche wobei bis 1870 das Baronengestuhl von der burgerlichen Empore durch Verglasung und Bedachung getrennt war Auf den Brustungen finden sich Portrats von Jesus und den zwolf Aposteln Statt Judas Iskarioth wird der nachgewahlte Matthias vgl Apg 1 15 26 dargestellt Aufgrund des schlechten Zustands der Bilder durch wiederholte Ubermalungen sind die Attribute der Apostel nur noch schwer zu erkennen Die Reihenfolge von links nach rechts lautet Matthias Beil Andreas Schragkreuz Petrus Schlussel Christus Weltenkugel mit Kreuz Johannes Kelch mit Schlange Jakobus der Jungere Walkerstange Philippus Kreuz Thomas Lanze Bartholomaus Messer Jakobus der Altere Pilgerhut Matthaus Hellebarde Judas Thaddaus Keule und Simon Zelotes Sage Bis 1965 fanden sich die Bilder in dichter Hangung an der Sudempore ob in dieser oder einer anderen Reihenfolge ist unbekannt Moglicherweise stammen die Tafelbilder vom Gmunder Maler Johann Christoph Katzenstein dem Alteren 1695 An den Holzbogen unterhalb der Brustung stehen Namensabkurzungen und Wappen der fruheren woellwarthschen Patronatsherren Die dabei angegebenen Jahreszahlen 1670 71 bzw 1965 wurden bei der Kirchenrenovierung 1964 65 ausgefuhrt sind aber falsch ebenso ubertunchte man die bis dahin vorhandenen Apostelnamen unter den Bildern sowie die Ornamentik in den Fachern der West und Nordempore Epitaphe Bearbeiten nbsp Sebastian von Woellwarth 1601 Die Epitaphe in der Kirche 1538 kaufte Georg Heinrich von Woellwarth 1551 vom Kloster Kirchheim am Ries das Patronatsrecht inklusive des grossen und kleinen Zehnten fur die Essinger Kirche Dieses Patronatsrecht erlosch erst 1952 mit dem Tod des letzten Patronatsherren Konrad von Woellwarth 1866 1952 Die bei der Renovierung 1964 65 gefundenen Gebeine aus dem 17 und 18 Jahrhundert belegen Bestattungen innerhalb der Kirche Davon zeugen auch die zehn Epitaphe die Mitgliedern der Familie von Woellwarth zugeordnet sind Das alteste Epitaph erinnert an Sebastian von Woellwarth 1601 Ebenfalls durch die Familie wurde das neben der Kanzel befindliche Auferstehungsfenster gestiftet welches nach einem Entwurf von Theodor Bauerle 1865 1914 durch die bayerische Hofglasmalereiwerkstatt Gustav von Treeck 1854 1930 in Munchen 1904 hergestellt wurde In der Kirche finden sich folgende Epitaphe 6 Sophie Floriane von Stetten geb von Gemmingen 1672 1720 Wilhelm Ernst Ludwig Christian von Woellwarth 1831 1904 und Anna von Woellwarth geb Freiin von Roeder 1839 1900 Johann Wolfgang von Woellwarth 1681 1714 Georg Wolf von Woellwarth 1563 1612 und Anna von Fleckenstein 1572 1633 Ludwig Carl von Woellwarth 1682 1753 Georg Wolf von Woellwarth 1563 1612 Ludwig von Woellwarth 1618 Erich Georg Kuno von Woellwarth 1876 1904 Georg Reinhard von Woellwarth 1590 1624 Sebastian von Woellwarth 1601 Epitaph und Totenschild Maximilian Jakob Gienger von und zu Grunbuhel von Rabenstein auf Oberhoflin 1613 1678 Maria Cleophe Giengerin geb Schoner von Straubenhardt 1607 1692 sowie Maria Elisabeth von Woellwarth geb Giengerin 1640 1674 Gelaut Bearbeiten Das Gelaut der Kirche bestand ursprunglich aus drei Glocken Diese Glocken wurden teilweise im Ersten und im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen 1949 wurden drei neue Glocken der Glockengiesserei Bachert im Glockenstuhl des Kirchturms aufgehangt 1969 wurde das Glockengelaut um eine vierte Glocke Dominika erweitert 7 Glocke Name 0 Masse0 Schlagton Inschrift1 Dominika 1020 kg0 e Er ist unser Friede Epheser 2 14 2 Betglocke 786 kg fis Allein Gott in der Hoh sei Ehr 3 Schiedglocke 461 kg a O Land Land Land hore des Herrn Wort Jeremia 22 29 4 Taufglocke 331 kg h Seid frohlich in Hoffnung geduldig in Trubsal haltet an am Gebet Romer 12 12 Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelemporeDie derzeitige Orgel ist das vierte Instrument in der Kirche Die drei Vorgangerorgeln waren um 1700 ein Neubau von Johann Christoph Herzer aus Schwabisch Gmund ein Manual acht Register ein Umbau von Johann Heinrich Schafer aus Goppingen im Jahr 1837 ein Manual elf Register und ein kompletter Neubau 1870 durch die Giengener Orgelmanufaktur Gebr Link op 53b ein Manual elf Register Die derzeitige Orgel stammt ebenfalls von der Giengener Manufaktur und wurde 1979 erbaut op 963 mit 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal Sie befindet sich auf einer Empore im Chor der Kirche Der barocke Orgelprospekt stammt noch von der ersten Orgel 8 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Quirinuskirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Kirchengemeinde Essingen Artikel zur Geschichte der QuirinuskircheEinzelnachweise Bearbeiten Landesarchiv Baden Wurttemberg Abt Staatsarchiv Ludwigsburg Dokumente Abgerufen am 27 Marz 2023 Heinz Bohn Kirche und Pfarrer im ehemals woellwarthschen Essingen und etwas Ortsgeschichte 2 erganzte Auflage Norderstedt 2020 ISBN 978 3 7519 5963 6 S 79 87 Heinz Bohn Kirche und Pfarrer im ehemals woellwarthschen Essingen und etwas Ortsgeschichte 2 erganzte Auflage BoD Norderstedt 2020 ISBN 978 3 7519 5963 6 Rainer M Grater Religion Glaube und Kirchen in Essingen im Wandel der Zeiten In Gemeinde Essingen Hrsg Essingen Geschichte einer Gemeinde zwischen Albuch Rems und Welland Essingen 2008 ISBN 978 3 940606 34 1 S 294 317 298 Marion Biesalski Ein Echthaarkruzifix aus der Kaiserburg in Nurnberg wird restauriert 18 Januar 2013 abgerufen am 27 Marz 2023 Gabi Gokenbach u a Die Epitaphe der Freiherren von Woellwarth Essingen 2020 ISBN 978 3 00 066983 5 S 59 74 Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Essingen Die Glocken der Evangelischen Kirche in Essingen aufgerufen am 28 Marz 2023 Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Essingen Unsere Orgel ist nicht ganz so alt 2009 aufgerufen am 28 Marz 2023 Orgel Databank Essingen Wurttemberg Evangelische Quirinuskirche hier auch die Disposition der Orgel48 807647 10 028267 Koordinaten 48 48 27 5 N 10 1 41 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quirinuskirche Essingen amp oldid 239930851