Dieser Artikel beschreibt die Theologie der Quäker.
Die frühen Quäker lehnten den akademischen Betrieb als eitel und dekadent ab und somit auch die Theologie als intellektuelle Disziplin. William Penn machte sogar den Wissensdurst zur Ursache der Erbsünde:
Auch der nicht weniger einflussreiche George Fox steht der Theologie als akademische Disziplin sehr skeptisch gegenüber. So verwirft er die Bedeutung des Erwerbs von Sprachen wie Latein, Griechisch und Hebräisch:
Doch mit Robert Barclay (1648–1690) sollten die Quäker einen Theologen bekommen, der für sie mit dem Werk An Apology for the True Christian Divinity eine wichtige Grundlage schaffte, sich sowohl nach außen als auch nach innen zu profilieren. Die Apology von Barclay wurde schon früh in verschiedene europäische Kontinentalsprachen übersetzt. Das Werk war wichtiges „Ausrüstungsstück“ der ersten Quäkermissionare auf dem europäischen Kontinent. Es wurde in der Regel kostenlos oder zum Selbstkostenpreis verteilt. Es diente vielen Theologen anderer Konfession als Ausgangspunkt für eine theologische Auseinandersetzung. Die Apology von Barclay wurde 1684 das erste Mal auch ins Deutsche übersetzt.
Der nächste Theologe, der eine vergleichbare Wirkung nach außen wie nach innen haben sollte, war Rufus Matthew Jones (1863–1948). Er gab der Gemeinschaft wieder wichtige Impulse, in dem er dem Friedenszeugnis neue Bedeutung gab und es darüber schaffte, das zersplitterte und zerstrittene Quäkertum ein Stück weit zu einen.
Katechismus Bearbeiten
Entgegen der landläufigen Meinung formulierten Quäker tatsächlich schon früh Katechismen. Sie hatten für das Gemeindeleben aber keine normative Bedeutung. Als Beispiel für Katechismen sei hier genannt: "Catechism and Confession of Faith" von R. Barclay und "Katechismus für Kinder" von George Fox (als Übersetzung, Pfullingen 1922)
Stellung zur Bibel Bearbeiten
Seit den Frühen Anfängen hat die Bibel einen wichtigen Stellenwert in der Quäkertheologie. In den Redeschlachten die sich z. B. George Fox mit seinen Gegnern lieferte war die Bibel immer wieder zentraler Ausgangspunkt für seine Argumentation. So berichtet er etwa in seinen Tagebuchaufzeichnungen:
Heute ist im konservativen Quäkertum die Bibel immer noch sehr wichtig, auch wenn keine wörtliche oder dogmatische Auslegung gemacht wird. Der evangelikale Flügel tendiert zu einer wörtlichen Auslegung. Der liberale Zweig steht der Bibel zum Teil kritisch bis sogar ablehnend gegenüber.
Die so genannte „Quäkerbibel“ ist eine Bibelübersetzung von dem Quaker Anthony Purver (1702–1777) aus dem Jahre 1764. Quaker benutzten aber nie ausschließlich nur eine bestimmte Übersetzung.
Christologie Bearbeiten
Was die Christologie betrifft, unterschied sich die Mehrheit der Quäker kaum von den gängigen Ansichten. Es gab zwar einige Skandale wie zum Beispiel um die Person James Nayler, der als Reinkarnation Jesu Christi gefeiert wurde, oder auch Mitglieder, die dem Mystisch-Esoterischen zugeneigt waren wie dem Quäker Franciscus Mercurius van Helmont, aber der Großteil der Mitglieder hatte noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, sehr konventionelle Ansichten, was die Person Jesus Christus betraf. So sehr die Skandale um einige Mitglieder der Quäker deren Bekanntheitsgrad auch förderten, so war es ihnen doch auch sehr unangenehm auf diese Weise aufzufallen.
Der Quäker George Fox, der als einer der Gründerväter des Quäkertums gelten darf, sah sich öfter genötigt seinen Glauben darzulegen, um Unterstellungen zu widersprechen. So auch in einem Schreiben an den Gouverneur von Barbados aus dem Jahre 1671:
Dieses Bekenntnis deckt sich in allen wesentlichen Aussagen des Apostolisches Glaubensbekenntnis. Das einzig bemerkenswerte ist die Betonung, dass Jesus Christus für alle Menschen auf der Welt gestorben sei und dass er sich in jedem Menschen offenbart und schon zu Lebzeiten die Menschen direkt anleitet und von Sünde (oder sündhaften Leben) befreien kann. Aber das an sich ist noch kein Alleinstellungsmerkmal unter christlichen Konfessionen. Diese Christologie vertreten bis heute noch der Evangelical-Flügel und der Konservative-Flügel, somit die Mehrheit der heutigen Quäker. Die Auffassungen innerhalb des Liberalen Quäkertums reichen von Christozentrisch (engl. Christ-centred) bis Nontheistisch-Atheistisch. Trotzdem relativieren auch die Christozentrischen-Quäker die Bedeutung solcher Bekenntnisse wie die von G. Fox, wenn zum Beispiel die Londoner Jahresversammlung 1829 in einem ihrer Epistel schreibt:
Das formale Bekenntnis zu einer bestimmten Christologie war bei Quäkern aber nie ein ausschlaggebendes Kriterium zur Gemeindezugehörigkeit. In der "Zucht der Freunde" von 1792 zu lesen:
Aber auch hier gab es natürlich wiederum Ausnahmen, so wurde der Quäker Dietrich Reckefuß in Zusammenhang einer disziplinarischen Maßnahme, 1810 dazu genötigt sich schriftlich zur Dreieinigkeit zu bekennen.
1985 veröffentlichte der britische Quäker John Lampen das Buch "20 Fragen zu Jesus". Darin setzt er sich sehr detailliert mit den zentralen Fragen der Christologie auseinander. Ausgangspunkt ist dabei die Aussagen die in der Bibel zu finden sind, unter der Berücksichtigung (damals) aktuellen Forschungen. Es werden u. a. Fragen zur Authentizität der Evangelien behandelt, die Frage nach dem Opfertod und der Gottessohnschaft. Die letzte Frage knüpft wieder an den Ausgangspunkt der Quäker-Bewegung an und fragt in Anlehnung an G. Fox (Zitat: "but what canst thou say?" – zu Deutsch: "aber was kannst du selbst sagen?") mit "Was glaubst du?"
Kreuzestheologie und Erbsünde Bearbeiten
W. Penn sagt über die Bedeutung des Opfertods Jesu Christi:
Der Tod Jesu wird schon als Opfertod zur Tilgung der Sünden verstanden, aber auch untrennbar als Aufforderung zur Nachfolge in Demut und Opferbereitschaft. Betont wird also nicht die unverdiente Gnade durch den Sühnetod und die Schuld (Erbsünde) der Menschen, sondern die auffordernde Geste, der Opferbereitschaft an die Menschen. So schreibt George Fox in seinem Tagebuch:
Dies bedeutet, dass es für die Befreiung von der Sünde einer aktiven Haltung bedarf, eines bewussten Entschlusses. Der Mensch nimmt nicht eine passive Rolle ein, in der er allein durch die Gnade erlöst wird, wie es etwa im Protestantismus verstanden wird.
Fortwährende Offenbarung Bearbeiten
Theologische Kernaussage und Fundament des Quäkertums ist die spezielle Position zur Frage der Offenbarung und zu der Bedeutung der Bibel in diesem Zusammenhang. In diesem Punkt gibt es wohl die größte Diskrepanz zu anderen christlichen Konfessionen. In diesem Punkt unterscheiden sie sich auch deutlich von den Mennoniten, denen sie sonst theologisch sehr nahestehen.
Von Anfang an bis heute betonen die Quäker die Bedeutung der persönlichen Offenbarung Gottes für das eigene Heil. Diese Offenbarung wird nicht mittelbar, sondern betont unmittelbar verstanden und erwartet – für jeden Menschen, wobei insbesondere die Erfahrungen bei der gemeinschaftlichen und sozialen Arbeit zählen. Den Menschen, die diese Erfahrung nicht machen, wird entweder eine Verkennung einer Offenbarung unterstellt oder eine Verweigerungshaltung. Hier ein Textauszug von George Fox:
Diese Ansicht wird heute nicht mehr von allen Quäkern geteilt. Mittlerweile wird im evangelikalen Zweig des Quäkertums der mittelbaren Offenbarung (in Form von Predigten, Pastoren, Bibellesung, Gebet, Gesang, …) große Bedeutung zugemessen. Im liberalen Quäkertum werden wiederum zum Teil der Bibel und einer Offenbarung gänzlich die Bedeutung abgesprochen, namentlich bei den nontheistischen Quäkern.
Lediglich im konservativen Quäkertum (engl. conservative friends) wird diese Meinung noch vertreten, dass die persönliche Offenbarung heilsrelevant ist, gleichwertig mit der Bibel ist und nicht im Widerspruch mit dieser sein kann. Als Kritik kann eingewandt werden, dass die nachträgliche Suche nach Legitimität in der Bibel eine selbsterfüllende Prophezeiung sei.
Rechtfertigungslehre Bearbeiten
Die Rechtfertigungslehre der Quäker hat sich im Grundsatz seit Bestehen nicht verändert und gehört zu den wenigen Dingen, die in allen drei Hauptzweigen (im evangelikalen, im konservativen und im liberalen Flügel) des Quäkertums im Kern gleich sind.
Das Verständnis von der Rechtfertigung ist dem der Mennoniten sehr ähnlich, was auch der Grund war, dass zum einen die beiden Gruppen – als sie in Holland und Deutschland im 17. Jahrhundert zum ersten Mal aufeinanderstießen – massiv versuchten, missionarisch in den Reihen der anderen zu wildern, zum anderen aber auch enge Kooperationen entstanden. Die Quäker waren zwar kurzzeitig erfolgreicher beim Abwerben von Mitgliedern, aber die Mennoniten blieben die größere und auf dem Festland die langfristig erfolgreichere Gemeinschaft.
Die Prädestinationslehre des Calvinismus wurde von Anfang an von den Quäkern rundweg abgelehnt. George Fox rühmte sich in seinem Tagebuch, besonders erfolgreich gegen die Calvinisten und ihre Prädestinationslehre gepredigt zu haben und die Zuhörer vom Gegenteil überzeugt zu haben:
In No cross no krown beschäftigt sich William Penn fast ausschließlich mit der Rechtfertigung. Auf fast 400 Seiten legt er dort die Grundsätze dar. Der Titel des Werkes ist das Leitmotiv der gesamten Abhandlung. Er legt dar, dass jeder Mensch eine anklagende Stimme in sich habe, die Jesus Christus sei. Diese Innere Stimme würde die eigenen Sünden aufzeigen. Erst wenn man beginne, gegen diese anzukämpfen, würde man das wahre Kreuz tragen. Das innere Licht würde einem aber nicht nur die eigenen Sünden aufzeigen, sondern auch den Weg daraus und die Kraft zur Überwindung derselben. Wenn man der Führung Gottes (oder dem Inneren Licht) nicht folgen und in der Sünde verharren würde, wäre einem die Verdammnis gewiss.
Ludwig Seebohm fasste sich in seiner Abhandlung "Über das Reich Gottes" aus dem Jahr 1794 etwas knapper:
In dem Zitat deutet sich schon eine gewisse Konsequenz ab. Hier wird postuliert, dass sich wahrer Glaube in positiven Eigenschaften einer Person zeige. Das brachte den Quäkern den Vorwurf der "Werkgerechtigkeit" aber auch die Sympathie der Mennoniten, die ähnliche Auffassungen von einem christlichen Leben hatten. Gewiss auch mit anderen Gruppen des radikalen Pietismus. Der Großteil der Mitglieder der deutschen Quäkersiedlung Friedensthal stammte vor ihrer Konversion aus diesen Kreisen. Die so genannten Quäkerzeugnisse sind unmittelbares Resultat dieser Auffassung der Rechtfertigung. Auch sie sind nach wie vor zentraler Bestandteil der Quäkeridentität über alle Grenzen der verschiedenen Flügel hinweg.
In der Rechtfertigungslehre des Quäkertums wird also von einem Perfektionismus ausgegangen. In dem Sinne, dass der Mensch prinzipiell fähig ist, ein sündenfreies Leben zu führen. Das "Leben im Reich Gottes" wird verstanden als der Zustand ohne Sünde, aber nicht ohne Leiden. Zu dem Konzept des Leidens wurde im Englischen das Wort suffering zu einem stehenden Begriff. Die Abwesenheit von Leid wird nicht als Merkmal des Reiches Gottes gesehen, sondern als Prüfung der Gerechten (abgeleitet unter anderem aus dem Buch Ijob). Der Zustand des Reiches Gottes oder die Seligkeit ist nicht als unveränderlich oder unvergänglich betrachtet:
Sündhaftigkeit des Menschen Bearbeiten
Die frühen Quaker waren davon überzeugt, das Menschen schon zu Lebzeiten frei von Sünde leben könnten. Und zwar durch die erlösende Kraft Christi und die Hinwendung zum inneren Licht, der Offenbarung Christi.
Hier ist der Konflikt zu den meisten anderen Konfessionen beschrieben. Fox glaubte zwar nicht, dass man aus eigener Kraft ein Leben ohne Sünde führen könne, aber dass es der Glaube an Jesus Christus vermag. Und er macht den Umkehrschluss, dass jemand, der in Sünde lebt, keinen wahren Glauben hat und auch nicht vor Gott bestehen kann. An dieser Radikalität wird weitestgehend nur noch im konservativen Zweig des Quakertums festgehalten. Das liberale und das evangelikale Quakertum hat sich weitestgehend von dieser Position entfernt.
Fegefeuer Bearbeiten
Die Vorstellung eines Fegefeuer wird abgelehnt. Beniamin Holme begründet das wie folgt:
Exegese Bearbeiten
Das Verhältnis der Quäker zu den biblischen Schriften ist je nach Ausrichtung – liberal, konservativ oder evangelikal – sehr unterschiedlich. Für die ersten Quäker war „Jesus Christus“ das „Wort Gottes“ und nicht die Bibel. So heißt es in einer Schrift von 1693:
Sie betonten, wie George Fox, dass die Autoren der biblischen Schriften vom Heiligen Geist inspiriert waren. George Fox schrieb dazu 1671:
Die klassische liberale Position, die in den ersten zwei Jahrhunderten Quäkergeschichte allgemein anerkannt war und heute im europäischen Quäkertum weitgehend Konsens ist, wurde im Jahre 1675 vom Quäkertheologen Robert Barclay in seiner Apology formuliert,
Ökumene und Glaubensfreiheit Bearbeiten
Die beiden zahlenmäßig stärksten Zusammenschlüsse der nordamerikanischen Quäker, das FUM und die FGC, sind Mitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen. Die frühen Quäker waren glühende Verfechter der Glaubensfreiheit und insofern sehr wichtige Wegbereiter der neuzeitlichen Toleranzidee und ihrer Verwirklichung. So sah sich 1661 George Fox veranlasst dem englischen König Charles II. zu schreiben:
Der Quäker William Penn schuf 1682 mit seiner Kolonie Pennsylvania eine Zufluchtsstätte für verfolgte oder diskriminierte religiöse Minderheiten. Damit setzte er die von dem Baptisten Roger Williams dem Kongregationalisten Thomas Hooker 1636 in Rhode Island bzw. Connecticut geschaffene Verbindung von demokratischer Regierungsform und religiöser Freiheit fort. Diese Verbindung wurde wegweisend für die weitere Geschichte der englischen Kolonien in Nordamerika und erhielt in der Unabhängigkeitserklärung, der Verfassung und der Bill of Rights der Vereinigten Staaten ihre endgültige rechtliche und politische Fixierung. Die amerikanischen Verfassungsprinzipien wurden ihrerseits Vorbild für die Verfassungen vieler anderer Staaten, vor allem in Europa und Lateinamerika, und fanden Eingang in die Charta und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.
Sakramente Bearbeiten
Im Gegensatz zu den meisten anderen christlichen Konfessionen spielen im Quakertum formalen Sakrament keine besonderen Rolle. Vor allem liberale Quaker sprechen stattdessen gerne vom „Sakrament des Lebens“. Dementsprechend ist in der Tradition der Quäker eine Unterscheidung zwischen Heiligem und Profanem kaum ausgeprägt.
Abendmahl/Eucharistie Bearbeiten
Wie alle liturgischen Handlungen hat die Eucharistie keine Bedeutung für das frühe, das konservative und das liberale Quakertum. So als Begründung wird auf Matthäus 3,11 verwiesen. Frühe Quaker standen der Eucharistie-Feier nicht nur gleichgültig gegenüber, sondern sogar ablehnend. So gab es den Fall 1692 in den Niederlanden, wo die Frau eines Quakers von der Andacht ausgeschlossen wurde, weil sie die mennonitische Versammlung besuchte, und dort das Abendmahl einnahm.
George Fox führte 1656 zum Thema Abendmahl folgendes aus:
Die Transsubstantiation bzw. Realpräsenz-Lehre wird von den Quäkern verworfen. G. Fox schreibt dazu:
Ehe Bearbeiten
Ehen werden weder liturgisch geschlossen, noch durch Priester oder Geistliche. Die künftigen Ehepartner erklären sich lediglich gemeinsam vor der Versammlung. Es gibt keine festgelegte Formel die dabei gesprochen wird. Konfessionelle Mischehen wurden bis zum 19. Jahrhundert selten geschlossen und kamen meist dadurch zustande, das nur einer der beiden Partner konvertiert war. Außerkonfessionelle Heiraten führten in der Regel zum Ausschluss aus der Quakergemeinschaft. Heute gibt es jedoch keine Beschränkungen mehr. Das Ohio Yearly Meeting spricht in seinem book of discipline (quasi „Gemeindeordnung“) bei der Ehe von einem Sakrament. Andere Quakergruppen, speziell die liberalen Quaker, sehen die Ehe nicht unbedingt als Sakrament an.
Taufe Bearbeiten
George Fox unterscheidet die Taufe durch Wasser und durch den Heiligen Geist. Hierbei bezieht er sich auf Johannes 1,32–33
Daraus leitet er ab, dass nicht mehr mit Wasser getauft wird, sondern dass Jesus selbst die Menschen mit dem Heiligen Geist tauft. (vg. Mt 3,11) Weiter wird 1 Kor 1,12–17 angeführt. Daraus wird abgeleitet, dass der Missionsauftrag nicht (unbedingt zwingend) die Taufe mit Wasser beinhaltet, sondern die Botschaft von Jesus zu verkünden. Auch in Matthäus 28,16–20 liegt die Betonung für George Fox auf „Und lehrt sie, alles was ich euch aufgetragen habe, zu tun.“ In was die Jünger die Völker tauchen sollen – ob in Wasser – wird für ihn so nicht gesagt. Angeführt wird auch Apostelgeschichte 1,1–8. Auch hier ist wieder die Rede von der Taufe mit dem Heiligen Geist. Weiter wird Römerbrief 6,1–4 angeführt, wo es heißt, man würde durch Jesus Christus (selbst) getauft und damit eins mit ihm.
Ekklesiologie Bearbeiten
Der Begriff "Kirche" wurde von Anfang an und ausdrücklich nur für die "Gemeinschaft der Gläubigen" verwendet, und nicht für Gebäude. Die formale Mitgliedschaft wird in der s.g. "Ordnung des Zusammenlebens" geregelt. Die theologische Grundlage ist etwas komplexer und wurde in einem eigenen Artikel "Ekklesiologie (Quäkertum)" behandelt.
Klerus und Liturgie Bearbeiten
Quäker betonen das Priestertum aller Gläubigen. In der Form des Quäker-Gottesdienstes findet dies beispielsweise darin seinen Ausdruck, dass alle Teilnehmer einer Andacht gleichermaßen verantwortlich sind für deren Gestaltung. Es gibt keine „leitenden“ Personen, Pfarrer, Prediger oder ähnliche.
In der hier beschriebenen liberalen „europäischen“ Tradition des Quäkertums versammelt man sich in der Regel in einem schlichten Raum zu einer circa einstündigen schweigenden (stillen) Andacht („silent meeting for worship“), in der die Teilnehmer versuchen, sich „der Gegenwart Gottes zu öffnen“ („Waiting upon the Lord“). Die Freunde sprechen auch vom „Warten im Licht“ („Waiting in the Light“) oder vom „Hören im Licht“ („Listening to/in the Light“). Jeder Gottesdienstteilnehmer kann aus der Stille heraus das Wort ergreifen, falls er sich dazu gedrängt fühlt. Häufig jedoch verlaufen Quäkerandachten in vollständigem Schweigen.
In den sogenannten „programmierten“ und evangelikalen Quäker-Kirchen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA entstanden und vor allem in Lateinamerika und in Afrika verbreitet sind, gibt es Pastoren und Pastorinnen. Die Gottesdienste dieser relativ jungen, inzwischen jedoch zahlenmäßig größten Spielart des Quäkertums ähneln einem evangelischen Gottesdienst mit einer liturgischen Struktur, mit Gebeten, Liedern, Lesung und Predigt. Auch was andere Fragen von Glauben und Lebensgestaltung angeht, finden sich in diesen Gruppierungen Quäker, die sich eher als konservativ und konventionell-christlich verstehen. 83 % der in Jahresversammlungen organisieren Quäker hatten im Jahre 2000 programmierte Andachten. Nur gerade mal 9 % haben noch eine "Stille" unprogrammierte Andacht.
Gebet Bearbeiten
Im konservativen und liberalen Quakertum werden keine vorformulierten Gebete, wie zum Beispiel das Vaterunser gesprochen. Jedenfalls nicht gemeinsam und nicht als Teil einer Liturgie. Gebetet wird "wie es vom Geist empfangen wird".
Dreieinigkeit bzw. Dreifaltigkeit Bearbeiten
Die Diskussion um die Dreieinigkeit bzw. Dreifaltigkeit wird bei Quakern in der Regel als theologische Spitzfindigkeit abgetan. Der deutsche Quäker Markus Schwaner gibt am 11. März 1676 bei einem inquisitorischen Verhör zu Protokoll:
Friedenstheologie Bearbeiten
Die wahrscheinlich bekannteste theologische Position der Quaker ist wohl die Friedenstheologie. Vor allem George Fox vertrat schon sehr früh ein konsequentes Quäkerzeugnis und beeinflusste damit die Gemeinschaft nachhaltig. Anlass zu Auseinandersetzung mit der Frage war der damals tobende englische Bürgerkrieg. So schrieb er an die Quaker-Gemeinden gerichtet:
Siehe auch Bearbeiten
- Deutsche Jahresversammlung Abschnitt Theologische Ausrichtung zur Deutschen Quäkertheologie
Glossar Bearbeiten
Für die im Artikel verwendeten Fachbegriffe siehe auch Artikel "Glossar Quäkertum".
Einzelnachweise Bearbeiten
- Aus William Penn: Ohne Kreuz keine Krone Kapitel 7, § 3 (Seite 120)
- George Fox - Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers. Übersetzerin: Margrit Stähelin, Tübingen, 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Seite 135
- Vergleiche zu den Apologia-Übersetzungen die Angaben bei Sünne Juterczenka: Über Gott und die Welt. Endzeitvisionen, Reformdebatten und die europäische Quäkermission in der Frühen Neuzeit, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, Seite 177
- Vergleiche dazu Sünne Juterczenka: Über Gott und die Welt. Endzeitvisionen, Reformdebatten und die europäische Quäkermission in der Frühen Neuzeit, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, Seite 172: „Aus Sicht der Quäker war das Bücherdrucken ein Verlustgeschäft“
- Digitalisate dieser deutschen Ausgabe sind beispielsweise via Göttinger Digitalisierungszentrum und via Google Books verfügbar. Nähere Angaben zu dieser Ausgabe bei Sünne Juterczenka: Über Gott und die Welt. Endzeitvisionen, Reformdebatten und die europäische Quäkermission in der Frühen Neuzeit, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, Seite 170.
- Zur Einschätzung der Person Jones, siehe die Arbeit von Claus Bernet, "Kriegsdienstverweigerung im 19. Jahrhundert: Ein Beitrag zum Klischee des Militärstaats Preussen" auf Seite 208
- Seite 239, "Deutsche Quäkerschriften", Herausgegeben von Claus Bernet, Band-2 (18. Jahrhundert), Georg Olms Verlag 2007
- "George Fox - Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers", Übersetzerin: Margrit Stähelin, Tübingen, 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Seite 99
- Weiteres siehe Englische Wikipedia: Quaker Bible
- Seite 3, "Auszug aus einem Schreiben von Georg Fox an den Gouverneur von Barbados, 1671", In der Übersetzung von 1835: "Auszüge aus den anerkannten Urkunden der religiösen Gesellschaft der Freunde, die Christliche Lehre betreffend.", London, Gedruckt bei S. Bagster. Exemplar des Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf
- Seite 10, aus Abschnitt "Von einer Jährlichen Versammlung der religiösen Gesellschaft der Freunde, gehalten in London, 1829", Eine Übersetzung von 1835: "Auszüge aus den anerkannten Urkunden der religiösen Gesellschaft der Freunde, die Christliche Lehre betreffend.", London, Gedruckt bei S. Bagster. Exemplar des Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf
- Seite 30 in "Deutsche Quäkerschriften", Herausgegeben von Claus Bernet, Band-2 (18. Jahrhundert), Georg Olms Verlag 2007, ISBN 9783487134086
- Da Reckefuß christliche Positionen nicht länger vertreten wollte, wussten sich die Quäker nicht anders zu helfen, als von ihm ein schriftliches Bekenntnis zum Dreieinigkeit, die im Quäkertum sonst kaum eine Rolle spielte, einzufordern. Seite 43, "Forschungen zur Brandenburgischen und preußischen Geschichte", 18. Band, 2008, Heft 1, ISSN 0934-1234.
- John Lampen, "20 Fragen zu Jesus", 1985, isbn 3929696118
- Ohne Kreuz keine Krone, Kapitel 4, § 20
- "George Fox – Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers", Ubersetzung von Margrit Stühelin, erschienen Tübingen 1908, im Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
- George Fox – Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers. Übersetzerin: Marg. Stähelin. Tübingen 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
- Siehe hierzu: Sünne Juterczenka: Über Gott und die Welt - Endzeitvisionen, Reformdebatten, und die europäische Quäkermission in der frühen Neuzeit. Vandenhoeck&Ruprecht, 2008, ISBN 978-3-525-35458-2.
- von 1657 in Kapitel 11, "Aber der Landmann muß in Geduld warten" - Kapitel 11, aus den Tagebuch von G. Fox
- William Penn: No Cross No Krown. Deutsch: Ohne Kreuz keine Krone. Eine Abhandlung über die Eigenschaft und Wirkung des heiligen Kreuzes Christi. (1826) in Wikisource
- Aus "Bemerkungen über verschiedene Gegenstände des Christentums", Ludwig Seebohm, 1794. Zu finden in "Deutsche Quäkerschriften des 18.Jahrhunderts", ISBN 978-3-487-13408-6, THE INDEPENDENT FRIEND
- Siehe Kapitel "Leiden und Erlösung", aus "Einführung in das Quäkertum"
- Beniamin Holme, 1795; Seite 186 in "Deutsche Quäkerschriften", Herausgegeben von Claus Bernet, Band-2 (18.Jahrhundert), Georg Olms Verlag 2007, ISBN 9783487134086
- "George Fox - Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers", Übersetzerin: Margrit Stähelin, Tübingen, 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Seite 33
- Beniamin Holme, 1795; Seite 171 in "Deutsche Quäkerschriften", Herausgegeben von Claus Bernet, Band-2 (18. Jahrhundert), Georg Olms Verlag 2007, ISBN 9783487134086
- ↑ Ebenfalls aus dem Schreiben von G. Fox an den Gouverneur von Barbados, aus dem Jahre 1671 In der Übersetzung von 1835: "Auszüge aus den anerkannten Urkunden der religiösen Gesellschaft der Freunde, die Christliche Lehre betreffend.", London, Gedruckt bei S. Bagster. Exemplar des Landes- und Stadt-Bibliothek Düsseldorf
- „ … that the scriptures are only a declaration of the fountain and not the fountain itself …“; Robert Barclay: An apology of the true Christian Divinity; Amsterdam 1676
-
- z. B. die Kenanischen Quäker die Mitglied im Friends United Meeting (FUM) sind (Memento des vom 13. September 2011 im Internet Archive)
- oder auch die Friends General Conference in USA (Memento des vom 12. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Aus der Zeitschrift "Quäker", 81. JG. 1/2007, Seite 3, ISSN 1619-0394
- Allen Weinstein and David Rubel, The Story of America: Freedom and Crisis from Settlement to Superpower, New York, N.Y., 2002, S. 58, 62–63
- Clifton E. Olmstead, History of Religion in the United States, Englewood Cliffs, N.J., 1960, S. 74–76, 99–105, 111–116
- Robert Middlekauff, The Glorious Cause: The American Revolution, 1763-1789, Revised and Expanded Edition, Oxford University Press, New York, N.Y., 2005, S. 49–52
- Thomas S. Kidd, God of Liberty: A Religious History of the American Revolution, New York, N.Y., 2010, S. 4–10, 222
- Douglas K. Stevenson, American Life and Institutions, Stuttgart, 1987, S. 34
- G. Jasper, Vereinte Nationen, in Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Spalte 1328–1329
- Neues Lausitzisches Magazin. Neue Folge, Band 13, 2010, ISBN 9783938583487, S. 78.
- "Über Gott und die Welt: ...", Von Sünne Juterczenka, Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, ISBN 3525354584, 9783525354582, Seite 207.
- "George Fox - Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers", Übersetzerin: Margrit Stähelin, Tübingen, 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Kapitel X. Seite 125 bis 126
- "George Fox - Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers", Übersetzerin: Margrit Stähelin, Tübingen, 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Kapitel X. Seite 121 und 122
- Übersetzung nach der Bibel in gerechter Sprache
- Annette Frike: Quäker und Taufe, in: Quäker 6/2006, 80. Jahrgang, Seite 279, ISSN 1619-0394
- Siehe auch: George Fox: A Distinction Between the Two Baptisms, 1685: Bearbeitung Pickvance, 1986
- Seite 113, "the quakers - a very short introduction", Pink Dandelion, ISBN 9780199206797
- "Neues Lausitzisches Magazin", Band 13, erschienen 2010, ISBN 9783938583487, dort auf Seite 77.
- Claus Bernet, Fachprosaforschung - Grenzüberschreitung, Band 4/5 (2008/09), ISBN 978-3-86888-022-9, DWV, Seite 154
- "George Fox - Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers", Übersetzerin: Margrit Stähelin, Tübingen, 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck),, Kapitel 12, Seite 144