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Primus Lessiak 5 Marz 1878 in Kottmannsdorf Karnten 1 26 Janner 1937 in Klagenfurt St Martin war ein osterreichischer Altgermanist Sprachforscher Dialektgeograph Namenforscher der als Universitatsprofessor in Freiburg Schweiz Prag und Wurzburg wirkte 2 Er war bahnbrechend in der Dialektgeographie und der polyglotten Toponomastik Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bedeutung 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLessiak sprich Lessiak 3 ist im gemischtsprachigen Gebiet Karntens geboren und aufgewachsen Der Name seines Vaters eines Volksschullehrers ebenso wie der Geburtsname seiner Mutter Josefine Sablatnig sind slowenischer Herkunft Die Lesiaks sein Onkel Primus Lesiak Portschacher Burgermeister Feuerwehrobmann und Gaststattenbesitzer schrieb sich mit nur einem S 4 waren eine alteingesessene Familie in Portschach am Worthersee Primus Lessiak besuchte die Volksschule in Kostenberg bei Velden am Worther See und in Klagenfurt anschliessend das Gymnasium in Klagenfurt Er studierte von 1898 bis 1902 Anglistik und Germanistik in Wien u a bei Richard Heinzel Carl von Kraus und Max Hermann Jellinek dem Sohn des Oberrabbiners von Wien Adolf Jellinek dazwischen zwei Semester in Leipzig bei Eduard Sievers Er war als Schuler Mitglied der schlagenden Pennaler Burschenschaft Tauriska in Klagenfurt 5 und dann Grundungsbursch der Akademischen Landsmannschaft Karnten zu Wien Im Anschluss an die Reifeprufung hatte Lessiak 1897 98 als Einjahrig Freiwilliger gedient daher musste er als Reserveoffizier wahrend des Ersten Weltkrieges 1916 bis zum Kriegsende von der Prager Lehrkanzel an die Front 1903 hatte Lessiak die Lehramtsprufung fur hohere Schulen damals Mittelschulen abgelegt und bei Heinzel mit einer Dissertation uber Die Mundart von Pernegg in Karnten Laut und Flexionslehre promoviert Die Arbeit besticht einerseits durch die souverane weit uber das unmittelbare Forschungsgebiet hinausgehende Materialubersicht die einen ersten Versuch zur Grobgliederung der bayerisch osterreichischen Mundarten und einer Einordnung der karntnerischen darstellt Vor allem aber ist der methodische Fortschritt wichtig der durch die systematische Einbeziehung und Interpretation der deutschen Lehnworter in die slowenischen windischen Mundarten Karntens und umgekehrt der slowenischen Entlehnung insbesondere Ortsnamen ins Deutsche erzielt wurde Damit war ein unschatzbarer Quellenbereich fur die Lautgeschichte hinzu gewonnen 6 Nach drei Unterrichtsjahren an Wiener und Prager Schulen erfolgte 1906 Lessiaks Habilitation an der Deutschen Universitat Prag zum Privatdozenten fur Altere deutsche Sprache und Literatur Phonetik und moderne Dialektkunde auf Grund seiner Beitrage zur Dialektgeographie der osterreichischen Alpenlander Im selben Jahr erfolgte bereits seine Berufung als Ordinarius fur Germanische Philologie an die Universitat Fribourg Freiburg in der Schweiz wo er der Studentischen Vereinigung Die Rodensteiner beitrat In Freiburg suchte ihn auch Anton Pfalz wegen praktischer Fragen der Mundartforschung auf ehe dieser in die Wiener Worterbuchkanzlei eintrat 1911 erhielt Lessiak einen Ruf als Ordinarius fur Altere deutsche Sprache und Literatur an die Deutsche Universitat Prag und arbeitete gleichzeitig an der Worterbuchkanzlei bei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien zur Herausgabe des Bayerisch osterreichischen Worterbuches mit Als er aber zu deren Leiter bestellt werden sollte musste er dies wegen seiner Erkrankung an Encephalitis Lethargica die zwischen 1917 und 1928 als Epidemie Europa heimsuchte absagen denn die Erkrankung fuhrte ab 1921 zur Lahmung seiner Sprechwerkzeuge und teilweise auch der Beine Zuvor war Lessiak 1920 noch als ordentlicher offentlicher Professor fur Deutsche Philologie an die Universitat Wurzburg berufen worden doch musste er sich dort 1922 pensionieren lassen Er lebte dann gepflegt von seiner Frau Hedwig 15 Jahre schwerstbehindert in Winklern bei Portschach in der Lesiak Villa 4 wo ihn Wissenschaftler aus Europa aufsuchten und wo er weiter arbeitete so weit er dies noch vermochte Seine Arbeit wurde von Eberhard Kranzmayer fortgefuhrt Im Jahr 1971 wurde in Wien Donaustadt 22 Bezirk die Lessiakgasse nach ihm benannt Bedeutung Bearbeiten nbsp Grabtafel fur den Primus Lessiak an der Vorhalle der Pfarrkirche Sankt Martin XII Bezirk Sankt Martin von Klagenfurt Landeshauptstadt von Karnten OsterreichLessiak war bahnbrechend in der Dialektgeographie und der polyglotten Namenkunde Wahrend der Zeit als Professor in Prag unternahm Lessiak in Verbindung mit der Wiener Akademie der Wissenschaften eine Reihe von Feldforschungsreisen um Dialektphonogramme in den sudbairischen Sprachinseln in Oberkrain aufzunehmen deren Besiedlung von Tirol her er so nachzuweisen vermochte und mit Anton Pfalz begab er sich 1912 mit schwerem Gerat auf Mauleseln auf die Hochebene der Sieben Gemeinden im damaligen Welsch Tirol Provinz Trient 7 um mittels eines Phonographen zur Schall Aufzeichnung auf Wachsplatten Phonogrammaufnahmen auch des Zimbrischen zu erstellen die heute noch existieren Dadurch gehort das Zimbrische der Sieben Gemeinden zu jenen privilegierten Sprachen von denen bereits aus so fruher Zeit authentische Tonbandaufnahmen existieren 8 Seine Forschungstatigkeit auf dem Gebiet der Dialektgeographie und Namenforschung wurde durch die Berufung als Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften geehrt 1908 machte ihn die Gesellschaft fur deutsche Sprache in Zurich zum auswartigen 1915 zum ordentlichen Mitglied die Gesellschaft zur Forderung deutscher Wissenschaft Kunst und Literatur in Bohmen machte ihn 1920 zum korrespondierenden Mitglied und der Geschichtsverein fur Karnten zu seinem Ehrenmitglied und im selben Jahr 1920 wurde er auch korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien Die Vertrautheit mit den slowenischen Mundarten und ihrer Geschichte einerseits und die grundliche Kenntnis der deutsch mundartlichen Verhaltnisse andererseits erlaubten es Lessiak das neue Instrumentarium einer polyglotten Dialektologie mit Meisterschaft zu handhaben 9 Es ist ihm jedoch seither auch der Vorwurf gemacht worden als linguistischer Propagandist fur das deutsche Volkstum dadurch gewirkt zu haben dass seine Forschungsergebnisse zur Argumentation beigetragen hatten die Sprache der sogenannten Windischen in Karnten habe nur noch wenig mit dem Slowenischen sudlich der Karawankengrenze gemein der Unterschied sei sehr gross gegenseitiges Verstandnis sei schwierig die Karntner slowenischen Dialekte seien schon lange Zeit eine Mischsprache 10 Veroffentlichungen BearbeitenDie Mundart von Pernegg in Karnten Laut und Flexionslehre Diss Wien Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur PBB 28 1903 S 1 227 Nachdruck Deutsche Dialektgeographie 61 Elwert Verlag Marburg 1963 ISBN 978 3 487 14027 8 Beitrage zur Dialektgeographie der osterreichischen Alpenlander In ZS fur Mundarten Nr 1 1906 S 308 315 und Nr 4 1909 S 1 24 Alpendeutsche und Alpenslawen in ihren sprachlichen Beziehungen In Germanisch Romanische Monatsschrift 2 1910 S 274 288 Der Vokalismus der Tonsilben in den deutschen Namen der altesten karntnischen Urkunden In Prager deutsche Studien 8 1908 S 241 272 Die Deutsche Mundart von Zarz in Oberkrain A Grammatik Mit Erganzungen v Eberhard Kranzmayer und Annemarie Richter Karntner Forschungen Band III Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1944 Nachdruck Deutsche Dialektgrographie 50 Marburg 1959 ISBN 978 3 487 14014 8 Primus Lessiak Eberhard Kranzmayer Worterbuch der deutschen Sprachinselmundart von Zarz Sorica und Deutschrut Rut in Jugoslawien Hg von Maria Hornung und Alfred Ogris Archiv fur vaterlandische Geschichte und Topographie Bd 68 Verlag des Geschichtsvereins fur Karnten Klagenfurt 1983 Die karntnischen Stationsnamen Mit einer ausfuhrlichen Einleitung uber die karntnische Ortsnamenbildung In Mitteilungen des Geschichtsvereines fur Karnten Klagenfurt Carinthia I 1922 S 1 124 abgerufen am 28 Oktober 2019 Die Einheit Karntens im Lichte der Namenkunde und Sprache Hg Karntner Heimatbund Klagenfurt 1927 Beitrage zur Geschichte des deutschen Konsonantismus Schriften der Phil Fakultat der Deutschen Universitat in Prag 14 Verlag Rohrer Brunn Prag Leipzig Wien 1933 Primus Lessiak Anton Pfalz Sprachproben aus den Sieben Gemeinden Sette Comuni Vicentini Italien Mit einer Einfuhrung in die Phonologie des klassischen Zimbrisch In 48 Mitteilung der Phonogramm Archivs Kommission bei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien Mitteilungen der Akademie der Wissenschaften in Wien XXXI Wien 1918 S 59 73 Primus Lessiak Karl Liebleitner Hrsg Im Schutzengraben Karntner Soldaten Liebes und Scherzlieder fur unsere Soldaten Osterreichisches Volkslied Unternehmen Arbeitsausschuss Karnten Klagenfurt 1916 Herausgeber der Zeitschrift Teuthonista Zeitschrift fur deutsche Dialektforschung und Sprachgeschichte Literatur BearbeitenMaria Hornung Lessiak Primus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 337 f Digitalisat Ingo Reiffenstein Die Geschichte des Worterbuches der bairischen Mundarten in Osterreich WBO Worter und Sachen im Lichte der Kulturgeschichte PDF 54 kB In Isolde Hausner Peter Wiesinger Hrsg Deutsche Wortforschung als Kulturgeschichte Beitrage des Internationalen Symposiums aus Anlass des 90 jahrigen Bestandes der Worterbuchkanzlei der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften 25 27 September 2003 Sitzungsberichte der phil hist Klasse 720 OAW Wien 2005 S 1 14 ISBN 978 3 7001 3399 5 Druck ISBN 978 3 7001 3583 8 Online Edition Weblinks BearbeitenEintrag zu Primus Lessiak im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Geburtsbuch XIII K34 014 1 Koettmannsdorf Kotmara vas Karnten Rk Diozese Gurk Osterreich Matricula Online Abgerufen am 23 Juni 2022 Eintrag zu Primus Lessiak im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Primus Lessiak Gicht In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 53 1911 S 101 182 a b 1 2 Vorlage Toter Link www poertschach at Portschacher Zeitung April 2007 S 41 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Dezember 2015 Suche in Webarchiven Horst Grimm Leo Besser Walzel Die Corporationen Frankfurt am Main 1986 Ingo Reiffenstein Das phonetische Beschreibungsprinzip als Ergebnis junggrammatischer und dialektologischer Forschungsarbeit In Werner Besch Sprachgeschichte Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung Walter de Gruyter Berlin New York 1982 1 Teilband S 30 Remigius Geiser Grundkurs in klassischem Zimbrisch Erganzungslektion E2 Wieso klassisches Zimbrisch Horprobe bei Anthony Rowley Eine Reise in die Zeit der Minnesanger Von den Sprachinseln der Zimbern und der Fersentaler S 20 PDF 5 3 MB Ingo Reiffenstein Das phonetische Beschreibungsprinzip als Ergebnis junggrammatischer und dialektologischer Forschungsarbeit S 30 Tom Priestly Linguistic propaganda against perceived irredentism In International Journal of Applied Linguistics Volume 9 Issue 1 Blackwell Publishers Edmonton Kanada 2008 S 37 75 Online 3 April 2007Normdaten Person GND 116949899 lobid OGND AKS LCCN n84035469 VIAF 72158780 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lessiak PrimusKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Altgermanist Sprachforscher Dialektgeograph NamenforscherGEBURTSDATUM 5 Marz 1878GEBURTSORT Kottmannsdorf Karnten Osterreich UngarnSTERBEDATUM 26 Januar 1937STERBEORT Klagenfurt St Martin Klagenfurt am Worthersee Karnten Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Primus Lessiak amp oldid 236815217