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Als Porta Praetoria bezeichnet man in Regensburg die sichtbar erhaltenen Reste vom Nordtor des ehemaligen romischen Legionslagers Castra Regina das im 2 Jahrhundert n Chr erbaut wurde Porta Praetoria Regensburg 2007 vor der Sanierung Blickrichtung West gt OstPorta Praetoria Regensburg 2017 nach der Sanierung Blickrichtung Ost gt WestDie Reste des Tores hatten sich als nicht sichtbare Einbauten in den nach 1650 entstandenen Mauern eines Brauereigebaudes ostlich des Bischofshofs erhalten Erst 1885 beim Abbruch der Brauereigebaude wurden die beachtlichen Reste des romischen Lagertores wiederentdeckt und freigelegt Neben der grosseren Porta Nigra in Trier sowie der Porte Saint Andre und der Porte d Arroux in Autun ist die Porta Praetoria eine der wenigen erhaltenen romischen Toranlagen nordlich der Alpen 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff und antike Bedeutung 2 Geschichte 2 1 Die Zeit der Romer 2 2 Mittelalter 2 3 19 Jahrhundert 2 4 20 Jahrhundert 2 5 21 Jahrhundert 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBegriff und antike Bedeutung BearbeitenAls Porta Praetoria bezeichneten die Romer in ihren Militarlagern das Haupttor siehe auch Pforte Es diente als Ausfalltor und befand sich im Normalfall auf der dem Feind zugewandten Seite des Lagers Wie eine Bauinschrift von einem der Tore des tripolitanischen Kastells Gholaia aus dem Jahr 222 bezeugt brachten die Soldaten bei den Baumassnahmen grosse Leistungsbereitschaft auf 3 denn militarische Einrichtungen waren die physische Manifestation Roms 4 Die Bedeutung der hochaufragenden Tore beschreibt der Text aus Gholaia wie folgt Wie der Edelstein in Gold gefasst wird so ziert das Tor das Lager 5 Und Tacitus schrieb Das Lager ist der besondere Stolz der Soldaten 6 Geschichte BearbeitenDie Zeit der Romer Bearbeiten Unter Kaiser Marc Aurel wurde am sudlichen Ufer der Donau etwas westlich gegenuber der Mundung des Regens in die Donau das Legionslager Castra Regina dt Lager beim Fluss Regen gegrundet Die Grundung des Legionslagers war eine Reaktion auf die Markomannenkriege die eine Stationierung der 3 Italische Legion an diesem Ort erforderlich machte Der Bau des Legionslagers aus dem sich im Verlauf des fruhen und spaten Mittelalters die Stadt Regensburg entwickelte wurde 179 vollendet Wie die meisten romischen Legionslager dieser Grosse verfugte auch das Lager Castra Regina uber vier Tore Das Haupttor die Porta Praetoria war nach Norden hin zur Donau ausgerichtet und wurde deshalb bereits im Jahr 932 in einer Urkunde unter dem Namen Porta Aquarum Wassertor erwahnt Diese Bezeichnung burgerte sich ein denn die Toranlage wurde noch im 17 Jahrhundert als Zugang von der ostlichen Innenstadt zur Donaulande und zur Steinernen Brucke genutzt So wie heute waren schon damals nur der linke gut 11 Meter hohe Turm und der rechte Durchgang vorhanden erganzt durch eine 7 Meter rechts entfernte funf Lagen hohe Reihe von Quadersteinen Diese Quaderblocke gehorten zur Fortsetzung der Lagermauer im Anschluss an den nicht mehr vorhandenen rechten Torturm dessen ehemalige Existenz damals aber nur vermutet wurde Erst 1971 konnte die ursprungliche Konstruktion der Porta Praetoria als eine ehemals doppeltorige Durchfahrt flankiert von zwei halbrund vorspringenden Turmen endgultig gesichert werden als man bei einer Nachuntersuchung das bis dahin fehlende Fundament des rechten Torturms entdeckte Man fand das fehlende Fundamentstuck im 1887 konservierten und gesondert aufbewahrtem Gesamtfundament des Mittelbereichs der Toranlage wo es damals ubersehen worden war 7 Der Verlust eines Torturmes und eines Durchgangs konnte mit den grossen Zerstorungen der Lagermauern beim Einfall der Alamannen um 280 n Chr zusammenhangen Bei den damals erforderlichen Reparaturen der Mauern ging man sehr unsorgfaltig vor und benutzte sogar zerschlagene Grabsteine fur die Reparatur der Mauern Es kam damals nicht mehr auf Reprasentation an sondern nur noch auf die moglichst schnelle Wiederherstellung der Verteidigungsbereitschaft Es ist deshalb auch gut vorstellbar dass bereits damals auch eine Halfte der ursprunglich doppeltorigen Toranlage vermauert wurde 8 Mittelalter Bearbeiten Der Name Wassertor ging im Laufe des 15 Jahrhunderts verloren nachdem die Toranlage durch den Bau der mittelalterlichen Stadtmauer im 14 Jahrhundert ihre Bedeutung als Zugang zum Donau Ufer verloren hatte das wegen der neuen Stadtmauer nicht mehr so einfach zu erreichen war Nach Beendigung der Kampfe um Regensburg 1632 1634 im Dreissigjahrigen Krieg wurde im Verlauf von Strassenbaumassnahmen auch die via praetoria uberbaut Dabei kamen auch Teile der Fundamente des Tormauerwerks unter das Strassenniveau Endgultig in Vergessenheit geriet die Existenz der Torbauten in der Bevolkerung nachdem im Jahr 1649 die gesamte Toranlage beim Bau des bischoflichen Brauhauses als ostlicher Anbau an den bestehenden Bischofshof in den Neubau einbezogen und uberbaut wurde und aus dem Strassenbild verschwand Bei der Uberbauung wurden Teile der Toranlage zerstort 19 Jahrhundert Bearbeiten Rund 240 Jahre spater wurden 1885 beim Abbruch eines angebauten Schlafhauses fur Brauburschen die Reste der romischen Toranlage wiederentdeckt Daraufhin begann in der Bevolkerung eine kontroverse Diskussion um die vollige Freilegung der entdeckten romischen Mauerreste denn damalige Mediziner befurchteten die Freisetzung von alten Thyphuserregern und den Ausbruch einer Seuche Die Bedenken wurden nicht berucksichtigt und 1887 wurden die Mauerreste der Toranlage nach einer Zuwendung von 25 000 Goldmark freigelegt Bei der Dokumentation der Befunde entstand ein falscher Grundrissplan mit nur einer Tordurchfahrt Der falsche Plan wurde ohne Uberprufung in viele Publikationen ubernommen zumal damals auch keine Skizzen und keine Fotos angefertigt wurden Die ursprungliche doppeltorige Durchfahrt des Nordtores flankiert von zwei halbrund vorspringenden Turmen konnte erst viel spater 1971 durch Untersuchung der Fundamente endgultig gesichert werden 7 9 In der Hauptsache bestehen die damals freigelegten und heute sichtbaren Teile aus vier Bau Elementen die in die Nordfassade des Bischofhofes an der Strasse Unter den Schwibbogen integriert sind aufgezahlt von Ost nach West der Ostturm erhalten mit Erdgeschoss und einem Obergeschoss mit funf Rundbogenfenstern die halbhohe Zusetzung Auffullung des nicht mehr vorhandenen ostlichen Torbogens bestehend aus wiederverwendeten Grossquadern der westliche der beiden benachbarten Torbogen der ehemaligen doppelten Tordurchfahrt die Reste der Quadermauer westlich neben dem nicht mehr vorhandenen Westturm der im Strassenpflaster kenntlich gemacht wurde 10 20 Jahrhundert Bearbeiten Schon 1927 erfolgte eine erste umfangreiche Fassadensanierung mit Neuverputzung aber ohne Reinigung In den 1950er Jahren erfolgten eher kosmetische Eingriffe am Verputz und eine erstaunliche Ubertunchung von Romerquadern mit schwarzer Farbe die Ende der 1950er Jahre mit einer Re Restaurierung wieder ruckgangig gemacht wurde Durchgefuhrt wurde eine Reinigung des Quadermauerwerks das mit einer betrachtlichen Russ und Schmutzschicht bedeckt war In der Zeit nach 1950 bis in die 1980er Jahre war die Toranlage Gegenstand mehrerer Forschungsprojekte die zur Entwicklung und Erprobung von Reinigungs und Konservierungskonzepten fuhrten 11 Im Zuge der Generalsanierung des Bischofhofes 1969 1979 wurde zwar eine Fotodokumentation erstellt aber auf eine Reinigung des erneut extrem verschmutzten Quadermauerwerks wurde verzichtet 10 21 Jahrhundert Bearbeiten In den Jahren 2015 2017 wurde im Rahmen eines neuen Bundesprogramms Nationale Projekte des Stadtebaus unter Beteiligung der Stadt Regensburg des Bayerischen Landesamts fur Denkmalpflege sowie des Vereins Welterbe Kulturfond eine erneute Sanierungsmassnahme durchgefuhrt werden bei der nicht nur detaillierte Konzepte fur Reinigung und Kalksteinkonservierung erarbeitet und verwirklicht wurden sondern auch die Aussenanlagen umgestaltet wurden Bauherr war die Brauerei Bischofshof die bereits nach den Sanierungsmassnahmen der 1970er Jahre das oberste nachromische Turmgeschoss in die Hotelnutzung einbezogen hatte Heute wird das Geschoss unter der Bezeichnung Porta Praetoria Suite vermarktet Da sich der Torturm leicht nach Norden hin neigt war als Voraussetzung dafur ein tachymetrisches Aufmass erforderlich um die Standsicherheit des Turmes zu prufen Als Ergebnis musste die Standsicherheit durch eine statische Ertuchtigung im Untergeschoss gesichert werden nbsp Eselsturm vor dem Regensburger Dom nbsp Binnenhof BischofshofAuch das romische Quadermauerwerk wurde unter Einsatz neuer Techniken mit moglichst geringem Substanzverlust gereinigt was trotz der vielen schwarzen Verkrustungen den grosstmoglichen Erhalt der Aussenschale ermoglichte Wo die Reinigung kleiner Partien nicht vollstandig moglich war wurden Restbelage belassen und verleihen der Porta Praetoria eine patinierte Ausstrahlung Viele vorhandene offene oder versteckte Risse im Mauerwerk wurden durch Vernadelung stabilisiert und durch einen speziell entwickelten neuen Mortel geschlossen Dort wo zur Romerzeit die Mauer des Legionslagers im Osten an den Torbau der Porta Praetoria anschloss konnte nach den Restaurierungsmassnahmen ein vergrosserter Freiraum dort geschaffen werden wo das 1885 1910 entdeckte und dann abgebrochenen Brauhaus stand Damit ist es heute moglich dass auch Besuchergruppen trotz der sehr beengten Strassenverhaltnisse vor Ort verweilen konnen und trotz der dort unerlasslich erforderlichen Zufahrt zur Tiefgarage im Binnenhof von Hotel und Gaststatte Bischofshof die Porta Praetoria betrachten konnen Von dort ist auch der Binnenhof des Bischofshofs erreichbar mit Blick auf den Eselsturm des Regensburger Doms In diesem offentlichen Freiraum wurde die Hohe des Bodenniveaus um 1 Meter abgesenkt und damit so eingestellt dass die Bodenhohe hier der Bodenhohe in zur Romerzeit entspricht Heute steckt die Sockelzone der Porta Praetoria fast einen Meter im Erdreich und der Turm erhebt sich etwa 11 Meter hoch uber das Strassenniveau Unter Annahme von drei Geschossen und einem aufgesetzten Dach durfte die Gesamthohe der Turme ehemals 20 Meter betragen haben Nach jahrzehntelanger Nutzung des Turms als Abstellraum Bierkeller und Kartoffelkeller ist es jetzt moglich auch im Rahmen von Fuhrungen den Innenraum der Toranlage mit dem eindrucksvollen Grossquadermauerwerk zu besichtigen Die heutige innere Geschosseinteilung ist aber erst im 18 19 Jahrhundert entstanden und entspricht nicht mehr dem originalen Zustand Das mit einer Glastur verschlossene Obergeschoss dient als Dokumentationsraum 12 13 Im Inneren des Torturms zeugen Balkenlocher Turdurchbruche Gewolbe neue Geschossniveaus und Fenstereinbauten von den nachromischen Nutzungen im 17 Jahrhundert Die 4 Meter breite und 5 Meter hohe Toroffnung besteht aus 13 Kalksteinblocken Reste der Profilierung des Kampferblocks sind nur unter dem ostlichen Bogenansatz erhalten 10 Literatur BearbeitenTilmann Bechert Romische Lagertore und ihre Bauinschriften Ein Beitrag zur Entwicklung und Datierung kaiserzeitlicher Lagertorgrundrisse von Claudius bis Severus Alexander In Bonner Jahrbucher 171 1971 S 201 ff Thomas Aumuller Die Porta Praetoria und die Befestigung des Legionslagers in Regensburg Dissertation Technische Universitat Munchen 2002 urn nbn de bvb 91 diss2002122019021Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Porta Praetoria in Regensburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Regensburg de Beschreibung und BilderEinzelnachweise Bearbeiten document Porta Praetoria Website der Stadt Regensburg Abgerufen am 14 August 2020 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 93 AE 1995 01671 Simon James Rom und das Schwert Wie Krieger und Waffen die romische Geschichte pragten WBG Darmstadt 2013 ISBN 978 3 534 25598 6 S 161 Christof Flugel Klaus Muhl Jurgen Obmann und Ricarda Schmidt Wie der Edelstein in Gold gefasst wird so ziert das Tor das Lager Zur Rezeption romischer Kastelltore in der mittleren Kaiserzeit In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 56 2015 S 395 407 hier S 395 Tacitus Historien 3 84 a b Karl Heinz Dietz Udo Osterhaus Sabine Riekhoff Pauli Konrad Spindler Regensburg zur Romerzeit Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1979 ISBN 3 7917 0599 7 S 192 198 Karlheinz Dietz Udo Osterhaus Sabine Riekhoff Pauli Regensburg zur Romerzeit Friedrich Pustet Regensburg Regensburg 1979 ISBN 3 7917 0599 7 S 197 f Klemens Unger Julia Weigl Regensburg Leben im 19 Jahrhundert Klemens Unger Kulturreferat der Stadt Regensburg Regensburg 2000 ISBN 978 3 86646 300 4 S 77 a b c Lutz Michael Dallmeier Die Porta Praetoria des Regensburger Legionslagers Sanierung und Neuprasentation 2015 2017 In Stadt Regensburg Amt fur Archiv und Denkmalpflege Hrsg Denkmalpflege in Regensburg Band 16 Friedrich Pustet Regensburg 2018 ISBN 978 3 7917 3155 1 S 37 45 46 uni regensburg de Porta Praetoria Rekonstruktionsmodelle Memento vom 13 September 2018 im Internet Archive Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 3 935052 28 6 S 92 94 Lutz Michael Dallmeier Die Porta Praetoria des Regensburger Legionslagers Sanierung und Neuprasentation 2015 2017 In Stadt Regensburg Amt fur Archiv und Denkmalpflege Hrsg Denkmalpflege in Regensburg Band 16 Friedrich Pustet Regensburg 2018 ISBN 978 3 7917 3155 1 S 37 41 44 42 49 020116666667 12 098666666667 Koordinaten 49 1 12 4 N 12 5 55 2 O Normdaten Geografikum GND 4545728 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Porta praetoria Regensburg amp oldid 223467129