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Porta Borsari auch Porta dei Borsari ist ein im 1 Jahrhundert v Chr errichtetes romisches Stadttor in der oberitalienischen Stadt Verona in Venetien Porta Borsari Vorderseite Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Beschreibung 3 1 Inschrift Architrav 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseName BearbeitenWahrend der Romerzeit trug das Tor den Namen Porta Iovia in Anlehnung an einen nur wenige Meter entfernten Jupiter Tempel Der romische Name war bis zum Ende des 20 Jahrhunderts nicht bekannt und wurde 1986 bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche San Procolo auf einem Votivaltar entdeckt und dem in Frage kommenden Stadttor zugeschrieben 1 Im Fruhmittelalter nahm das Tor den Namen Porta San Zeno an Der Name Porta Borsari geht dagegen auf das Spatmittelalter zuruck als an dem Tor die Abgaben von den bursarii kassiert wurden Bursarii ist eine Kurzform fur die Bezeichnung gabellieri con la borsa und ist im Sinne von Sackelwarte zu verstehen 2 Geschichte BearbeitenDas Stadttor wurde als Torburg und Teil der romischen Stadtmauern nach der Ernennung Veronas zum Municipium 49 v Chr erbaut 3 Es bildete zusammen mit der Porta Leoni eines der beiden Haupttore die mit der Stadterweiterung Veronas innerhalb der Flussschleife auf der rechten Etschseite entstanden Zwei weitere Torburgen standen auf der gegenuberliegenden Flussseite in Nahe der Ponte Pietra Die Torburg lag am sudwestlichen Ende des zum Forum fuhrenden decumanus maximus einer der Stadtachsen der romischen Stadt Verona 4 Sie lag am Verlauf der bereits etwa hundert Jahre zuvor entstandenen Romerstrasse Via Postumia die uber das Tor in die Stadt fuhrte Das Bauwerk war zu Ende der romischen Republik als Teil des romischen Stadtbefestigung zunachst mit rein militarischen Aufgaben errichtet worden Mit der Monumentalisierung der Stadt in der Anfangszeit der romischen Kaiserzeit wurde dem aus Mauerziegeln errichteten Bauwerk unter Kaiser Claudius 44 n Chr eine Prunkfassade aus weissem Kalkstein vorgesetzt 5 Zuvor war das Strassenniveau um einen Meter erhoht worden um bei starken Regenfallen ein zu schnelles Abfliessen des Regenwassers in das tiefer liegende Forum zu verhindern 6 In der zweiten Halfte des 3 Jahrhunderts wurde unter Kaiser Gallienus eine Inschrift auf der zur Via Postumia gewandten Fassade angebracht mit der an den Bau der neuen Stadtmauern erinnert wurde Innerhalb von acht Monaten waren vom 3 April bis zum 4 Dezember 265 unter der Bedrohung eines neuen Einfalls der Alamannen nach Oberitalien die Mauern des Gallienus in aller Eile errichtet worden Die Inschrift sollte die Leistungen des Kaisers Gallienus unterstreichen Wie archaologische Grabungen gezeigt haben wurden die romischen Stadtmauern mit Ausnahme der neuen Ummauerung der Arena unter Gallienus allerdings allenfalls ausgebessert und ausgebaut Die Propagandaschrift ersetzte eine dort vormals angebrachte Inschrift die sorgfaltig entfernt worden war und moglicherweise Hinweise auf den Bau des Tores beinhaltete wie es beispielsweise an der Porta Leoni der Fall ist 7 Unter dem Ostgotenkonig Theoderich wurde Ende des 5 Jahrhunderts eine zweite hohere Stadtmauer in einem Abstand von 8 bis 10 Metern vor der ersten romischen Stadtmauer errichtet Vor dem Burgtor der Porta Iovia entstand zum Schutz ein Avantcorps dessen Reste bei Grabungen Ende der 1990er Jahre zum ersten Mal freigelegt wurden 8 Der im 10 Jahrhundert mit mehreren Unterbrechungen in Verona amtierende Bischof Ratherius fertigte eine Zeichnung von Verona an die als sogenannte Iconografia rateriana bekannt ist und auf der das Tor mit seinen flankierenden Turmen zu erkennen ist Zu diesem Zeitpunkt trug das Tor bereits den Namen Porta San Zeno und muss noch funktionstuchtig gewesen sein da Ratherius vor dem aufgebrachten Volk Schutz auf dem Colle San Pietro suchen musste nachdem er das Tor schliessen liess um damit die Abhaltung des Marktes am Sonntag zu unterbinden 9 Mit dem durch die Expansion der Stadt notigen Bau der neuen kommunalen Stadtmauern im 12 Jahrhundert verloren die unter den Romern und den Ostgoten errichtete Stadtbefestigung und damit auch die Porta Borsari langsam ihre militarische Bedeutung 10 In der Folge wurde das Tor weiter als Zollstation genutzt so wie es bereits erstmals 1007 schriftlich festgehalten wurde Ab dem 13 Jahrhundert unterstand die Erhebung der Abgaben an der Porta Borsari dem Bischof von Verona 11 Aus den Skizzen die Andrea Palladio in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts von der Prunkfassade der Porta Borsari anfertigte geht nicht hervor ob der dahinter liegende Mauerziegelbau der Torburg noch existierte oder wie viele andere romische Bauten der Stadt bereits abgetragen worden war Zumindest ist auf den Palladio zugeschriebenen Zeichnungen lediglich die Steinfassade zu sehen 12 Auch andere Architekten und Kunstler der Renaissance wie Baldassare Peruzzi Sebastiano Serlio und Giovanni Caroto studierten das Bauwerk der Antike auch wenn Serlio es als barbarisch bezeichnete und das Tor in seinem Werk nicht berucksichtigte 13 1860 wurden in einer Entfernung von etwa 18 Metern von der Torfassade bei Kanalisationsarbeiten die Ziegelfundamente des Tores auf der Stadtseite freigelegt 14 Auf der Grundlage dieser Entdeckungen arbeitete erstmals der deutsche Archaologe Heinz Kahler in den 1930er Jahren den Grundriss des Stadttores aus 2 15 In den 1970er Jahren wurde die erhalten gebliebene Fassade erstmals restauriert Weitere Restaurierungen folgten in den Jahren darauf Bei der Restaurierung 1981 82 wurden unter anderem Teile der Inschrift freigelegt nbsp Ruckseite nbsp In Adikula eingebundener Torbogen mit korinthischen Halbsaulen nbsp Oberer Fensterbereich nbsp Detail der Inschrift auf Architrav des rechten TorbogensBeschreibung BearbeitenDie Porta Iovia war ahnlich aufgebaut wie die Porta Leoni Im Gegensatz zum quadratischen Grundriss der Porta Leoni war sie jedoch rechteckig angelegt worden 16 Die Torburg bestand aus dem rechteckigen dreistockigen Hauptgebaude mit den in Richtung Stadt und Land gewandten Torseiten die jeweils uber zwei Toroffnungen verfugten Dem Hauptgebaude in dem die Wachmannschaft untergebracht war standen an den Seiten auf der Landseite zwei Wachturme vor die das Hauptgebaude uberragten Von der ursprunglichen Anlage ist lediglich die nachtraglich auf der Landseite angebrachte Prunkfassade aus weissem Kalkstein erhalten der im nordlich von Verona liegenden Valpantena gebrochen wurde 17 Die zwei Torbogen der Fassade sind in zwei Adikula eingebunden die jeweils von zwei Halbsaulen mit korinthischen Kapitellen eingerahmt sind Die zwei daruber liegenden Stockwerke die ebenfalls mit Adikula geschmuckt sind besitzen jeweils sechs Bogenfenster Kleinere Mauerlocher weisen darauf hin dass die Fassade mit bronzenen oder vergoldeten Dekorationen geschmuckt war Die Ruckseite des Tores ist dagegen schmucklos gehalten und nur grob bearbeitet da sie nur von einem kleinen Spalt getrennt unmittelbar an das Torgebaude angrenzte 18 Die erhalten gebliebene Steinfassade ist insgesamt 13 80 m der erste Stock 3 90 m und der zweite 3 30 m hoch Die beiden Toroffnungen besitzen jeweils eine Hohe von 3 90 m und eine Breite von 3 60 m 19 Das Strassenniveau entspricht demjenigen aus der Romerzeit so wie es bei der Errichtung der Prunkfassade 44 n Chr bestand Unmittelbar vor der Porta Borsari steht auf der linken Seite ein romischer Gedenkstein der an eine mit 13 Jahren verstorbene Petronia Tertulla Tochter des Gaius erinnert 20 21 Inschrift Architrav Bearbeiten COLONIA AVGVSTA VERONA NOVA GALLIENIANA VALERIANO II ET LVCILIO CO N SS VLIBVS MVRI VERONENSIVM FABRICATI EX DIE III NONIS APRILIVM DEDICATI PR IDIE NON IS DEC EMBRIS IVBENTE SANCTISSIMO GALLIENO AVG VSTO N OSTRO INSISTENTE AVR ELIO MARCELLINO V IRO P ERFECTISSIMO DVC E DVC VM CVRANTE IVL IO MARCELLINO V IRO E GREGIO 22 Die Inschrift wurde ab dem 15 Jahrhundert mehrmals rekonstruiert Die definitive Fassung stammt von Theodor Mommsen vom Ende der 19 Jahrhunderts Allerdings blieben Mommsen einige Buchstaben auf der ganz rechten Seite verborgen da sie von der Mauer des angrenzenden Gebaudes verdeckt waren Erst nachdem bei Restaurierungsarbeiten Anfang der 1980er Jahre die letzten Buchstaben freigelegt worden waren konnte die Inschrift vervollstandigt werden 23 Die Inschrift war ursprunglich in bronzenen oder vergoldeten Lettern an der Fassade angebracht Neben Kaiser Gallienus sind zwei weitere Personen erwahnt die mit der Ausfuhrung der Arbeiten betraut waren Aurelius und Iulius Marcellinus 24 Literatur BearbeitenMargherita Bolla La rappresentazione di Verona romana e dei suoi monumenti In Flavia Pesci Hrsg Imago urbis il volto di Verona nell arte Fondazione Cassa di risparmio di Verona Vicenza Belluno e Ancona Verona 2001 Digitalisat Margherita Bolla Verona romana Quaderni delle regaste Band 8 Cierre Sommacampagna 2014 ISBN 978 88 8314 771 5 Alfredo Buonopane Un dux ducum e un vir egregius nell iscrizione di Porta Borsari a Verona CIL V 3329 In Patrizia Basso et al Hrsg Est enim ille flos Italiae vita economica e sociale nella Cisalpina romana Atti delle giornate di studi in onore di Ezio Buchi Verona 30 novembre 1 dicembre 2006 QuiEdit Verona 2008 ISBN 978 88 89480 51 9 Digitalisat Giuliana Cavalieri Manasse Verona In Giuliana Cavalieri Manasse Hrsg Note di urbanistica e di archeologia del territorio Il Veneto nell eta romana Band 2 Banca popolare di Verona Verona 1987 Giuliana Cavalieri Manasse Peter John Hudson Nuovi dati sulle fortificazioni di Verona III XI secolo In Gian Pietro Brogiolo Hrsg Le fortificazioni del Garda e i sistemi di difesa dell Italia settentrionale tra tardo antico e alto medioevo 2 Convegno archeologico del Garda Gardone Riviera Brescia 7 9 ottobre 1998 Documenti di archeologia Band 20 SAP Mantua 1999 ISBN 88 87115 19 2 Digitalisat Giuliana Cavalieri Manasse Dario Gallina Un documento di tanta rarita e di tanta importanza Alcune riflessioni sull iconografia rateriana In Antonella Arzone Ettore Napione Hrsg L iconografia rateriana la piu antica veduta di Verona Comune di Verona Verona 2012 ISBN 978 88 905618 1 8 S 71 97 Digitalisat Fabio Coden Testimonianze architettoniche a Verona nell epoca del vescovo Raterio In Antonella Arzone Ettore Napione Hrsg L iconografia rateriana la piu antica veduta di Verona Comune di Verona Verona 2012 ISBN 978 88 905618 1 8 S 153 165 Annamaria Conforti Calgani Le mura di Verona la citta e le sue difese dalla fondazione romana all unita d Italia Cierre Caselle di Sommacampagna 2005 ISBN 88 8314 008 7 Mareva De Frenza Le pietre raccontano Guida alla vita quotidiana di Verona romana Cierre Sommacampagna 2018 ISBN 978 88 8314 959 7 Pirro Marconi Verona romana Istituto italiano d arti grafiche Bergamo 1937 Mario Patuzzo Verona romana medievale scaligera La grafica Vago di Lavagno 2008 ISBN 978 88 95149 11 0 Giangiorgio Zorzi Disegni palladiani delle antichita In Saggi e Memorie di storia dell arte Vol 1 1957 S 65 79 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Porta Borsari Sammlung von Bildern Porta Borsari auf archeoveneto it italienisch Einzelnachweise Bearbeiten Giuliana Cavalieri Manasse Verona S 53 Fussnote 74 a b Porta Borsari In verona com Abgerufen am 15 Juni 2021 italienisch Margherita Bolla Verona romana S 55 Giuliana Cavalieri Manasse Verona S 12 Annamaria Conforti Calgani Le mura di Verona la citta e le sue difese dalla fondazione romana all unita d Italia S 18 Giuliana Cavalieri Manasse Verona la citta oltre le mura S 50 Annamaria Conforti Calgani Le mura di Verona la citta e le sue difese dalla fondazione romana all unita d Italia S 19 20 Giuliana Cavalieri Manasse Peter John Hudson Nuovi dati sulle fortificazioni di Verona III XI secolo S 80 Fabio Coden Testimonianze architettoniche a Verona nell epoca del vescovo Raterio S 154 Annamaria Conforti Calgani Le mura di Verona la citta e le sue difese dalla fondazione romana all unita d Italia S 39 Mario Patuzzo Verona romana medievale scaligera S 48 Giangiorgio Zorzi Disegni palladiani delle antichita S 65 71 Margherita Bolla La rappresentazione di Verona romana e dei suoi monumenti S 36 39 Annamaria Conforti Calgani Le mura di Verona la citta e le sue difese dalla fondazione romana all unita d Italia S 25 Fussnote 16 Heinz Kahler Die romischen Stadttore von Verona In Deutsches Archaologisches Institut Hrsg Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 50 1935 Georg Reimer Berlin 1935 S 138 197 Giuliana Cavalieri Manasse Verona In Europa Enciclopedia archeologica Band 4 Istituto della Enciclopedia italiana Rom 2004 S 724 Digitalisat Margherita Bolla Verona romana S 61 Margherita Bolla Verona romana S 62 63 Porta Borsari In matematicaincitta it 17 Juli 2015 abgerufen am 16 Juni 2021 italienisch Mareva De Frenza Le pietre raccontano Guida alla vita quotidiana di Verona romana S 55 CIL 5 3695 CIL 5 3329 Alfredo Buonopane Un dux ducum e un vir egregius nell iscrizione di Porta Borsari a Verona CIL V 3329 S 126 127 Margherita Bolla Verona romana S 63 64 Normdaten Geografikum GND 7715433 2 lobid OGND AKS VIAF 246813284 45 44194 10 99339 Koordinaten 45 26 31 N 10 59 36 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Porta Borsari amp oldid 229168284