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Mit den Erlassen der Reichsregierung vom 8 Marz 1940 den so genannten Polen Erlassen schuf die nationalsozialistische Reichsregierung per Polizeiverordnung ein Sonderrecht fur in das Deutsche Reich verschleppte polnische Zwangsarbeiter Die rassistisch begrundete Vorstellung von einer Minderwertigkeit der Zivilarbeiter genannten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus Polen war ein herausstechendes Merkmal dieser Anordnungen Faksimile von einem der Polen Erlasse vom 8 Marz 1940 Pflichten der Zivilarbeiter und arbeiterinnen polnischen Volkstums wahrend ihres Aufenthaltes im Reich Die Polen Erlasse waren erarbeitet worden von der Geschaftsgruppe Arbeitseinsatz der Vierjahresplanbehorde und dem Reichssicherheitshauptamt das eine eigene Abteilung fur Polenfragen eingerichtet hatte 1 Sie wurden herausgegeben vom Reichsfuhrer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern Heinrich Himmler 2 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt der Erlasse 2 Verfolgung und Bestrafung durch die Gestapo 3 Ostarbeiter Erlasse 4 Auslanderkinder Pflegestatten 5 Opferzahlen 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt der Erlasse Bearbeiten nbsp Ein Polenabzeichen das auf Grund der Polen Erlasse jeder polnische Zwangsarbeiter im Reichsgebiet tragen mussteDie Anordnungen umfassten z B folgende Vorschriften Kennzeichnungspflicht fur polnische Zwangsarbeiter ein P musste deutlich sichtbar an jedem Kleidungsstuck befestigt werden Geringere Lohne als fur deutsche Arbeiter Weniger und oder schlechtere Verpflegung als Deutsche Das Verlassen des Aufenthaltsortes war verboten Ausgangssperre ab der Dammerung Der Besitz von Geld oder Wertgegenstanden Fahrradern Fotoapparaten oder Feuerzeugen war verboten Der Besuch von Gaststatten oder Tanzveranstaltungen war verboten Die Benutzung von offentlichen Verkehrsmitteln war verbotenDer Kontakt von Polen mit Deutschen war strengstens verboten selbst der gemeinsame Kirchenbesuch Die strafrechtlichen Bestimmungen Polenstrafrechtsverordnung wurden teilweise so ausgelegt dass auch so genannte unsittliche Beruhrungen bestraft werden konnten Zuwiderhandlungen wurden mit einer Einweisung in ein Arbeitserziehungslager oder ohne weitere Gerichtsverhandlung mit dem Tode bestraft Verfolgung und Bestrafung durch die Gestapo BearbeitenDie Geheime Staatspolizei war fur die Verfolgung und Bestrafung von Verstossen zustandig Dabei wurden Kriegsgefangene entgegen der zweiten Genfer Konvention von 1929 verfolgt in Arbeitserziehungslager eingewiesen oder sogar offentlich von Mitarbeitern der Geheimen Staatspolizei gehangt Ostarbeiter Erlasse Bearbeiten nbsp Ostarbeiterabzeichen fur sowjetische ZwangsarbeiterNach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion kamen im Ostarbeiter Erlass vom 20 Februar 1942 nach dem Vorbild der Polen Erlasse noch scharfer gefasste Bestimmungen fur sowjetische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter sogenannte Ostarbeiter und Deportierte hinzu Zu den Erlassen wurden schriftliche Anordnungen an die lokalen Verwaltungs und Polizeistellen sowie die Betriebsfuhrer herausgegeben Die Ostarbeiter Erlasse enthielten z B folgende Bestimmungen Verbot den Arbeitsplatz zu verlassen Verbot Geld und Wertgegenstande zu besitzen Verbot Fahrrader zu besitzen Verbot Fahrkarten zu erwerben Verbot Feuerzeuge zu besitzen Kennzeichnungspflicht ein Stoffstreifen mit der Aufschrift Ost musste gut sichtbar auf jedem Kleidungsstuck befestigt werden Die Betriebsfuhrer und Vorarbeiter besassen ein Zuchtigungsrecht schlechtere Verpflegung als fur Deutsche weniger Lohn als Deutsche Verbot jeglichen Kontakts mit Deutschen selbst der gemeinsame Kirchenbesuch war verboten gesonderte Unterbringung der Ostarbeiter nach Geschlechtern getrennt Bei Nichtbefolgen von Arbeitsanweisungen bzw Widersetzlichkeiten drohte die Einweisung in ein Arbeitserziehungslager die Bedingungen in diesen Lagern ahnelten denjenigen eines Konzentrationslagers Strenges Verbot des Geschlechtsverkehrs mit Deutschen darauf stand zwingend die Todesstrafe Damit konnen die Ostarbeiter Erlasse als konsequente Umsetzung der rassistischen und antisemitischen Ideologie des Nationalsozialismus auf die Zwangsarbeit angesehen werden vgl Untermensch Als man gegen Kriegsende die sowjetischen Arbeiter dringender benotigte wurde die bisherige Kennzeichnung Ost umgeandert und die Ostarbeiter erhielten nun andere Abzeichen etwa mit einem Andreaskreuz einem Georgskreuz etc Dies sollte eine Art gesellschaftlichen Aufstieg verdeutlichen Der Untermensch war zum Burger ernannt worden 3 Trotz allem wurde bis zum Kriegsende die rassistische Hierarchie zwischen absteigend Deutschen Skandinaviern Englandern und Franzosen Italienern Polen Russen und Juden aufrechterhalten Siehe auch NS Zwangsarbeit im Bereich Budingen und NS Zwangsarbeit im Munsterland Auslanderkinder Pflegestatten BearbeitenEin erst seit einigen Jahren beachtetes Kapitel ist das Schicksal der Kinder von Zwangsarbeiterinnen besonders der Ostarbeiterinnen Laut Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler sollten Schwangerschaften und Geburten von Fremdarbeitern tunlichst vermieden werden Auch bestand fur Ostarbeiterinnen keinerlei Mutterschutz oder Fursorgemassnahmen so dass sie bis kurz vor der Entbindung weiter arbeiten mussten Fur sie gab es eigene Krankenbaracken Entbindungseinrichtungen Sauglings und Kinderheime und Kreisssale in denen oft unhygienische Bedingungen herrschten Schon bald nach der Entbindung mussten die Zwangsarbeiterinnen ihre Arbeit wieder aufnehmen Die uberlebenden Kinder wurden ihren Muttern haufig weggenommen und in sogenannte auf Befehl Heinrich Himmlers eingerichtete Auslanderkinder Pflegestatten gebracht deren Zustande an Konzentrationslager erinnerten Diese Auslanderkinder Pflegestatten hatten kein anderes Ziel als die unerwunschten Kinder unbemerkt von der Offentlichkeit verkummern zu lassen vgl Jugendkonzentrationslager NS Krankenmorde Erziehung im Nationalsozialismus Opferzahlen BearbeitenLaut einer Fuhrerinformation des Reichsministeriums der Justiz im Kontext zur Polenstrafrechtsverordnung wurden allein im ersten Halbjahr 1942 insgesamt 1146 Todesurteile ausgesprochen von denen 530 gegen Polen ergingen Aufgezahlt werden u a Delikte wie Hochverrat Schwarzschlachtungen unbefugter Waffenbesitz oder Aufsassigkeiten gegen deutsche Dienstherren 4 Siehe auch BearbeitenRassenschandeWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Polenerlass Quellen und Volltexte Informationen zu den Polenerlassen Stadtarchiv Gottingen Projekt NS Zwangsarbeiter Zeitzeugenberichte polnischer Zwangsarbeiter Interview Ausschnitte aus dem Online Archiv Zwangsarbeit 1939 1945 Projektseite die Zeitzeugeninterviews zu polnischen Zwangsarbeitern im Schwarzwald bereithalt EU gefordertes Schulprojekt Portrat eines in Berlin eingesetzten polnischen Zwangsarbeiters Auszuge aus der Zeitzeugen App der Berliner Geschichtswerkstatt Vor 75 Jahren Die Polen Erlasse Ein zentrales Instrument nationalsozialistischer Ausgrenzungs und Ausbeutungspolitik von Ewa Czerwiakowski und Cord Pagenstecher bei Zeitgeschichte onlineEinzelnachweise Bearbeiten Christa Tholander Fremdarbeiter 1939 bis 1945 Auslandische Arbeitskrafte in der Zeppelin Stadt Friedrichshafen Klartext Essen 2001 ISBN 3 89861 017 9 S 51 Zugleich Konstanz Univ Diss 2000 Karin Brandes Zwangsarbeit in Marburg 1939 bis 1945 Geschichte Entschadigung Begegnung Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur Bd 80 Rathaus Verlag Marburg 2005 ISBN 3 923820 80 1 S 40 Quelle und Zitat aus Alexander Dallin Deutsche Herrschaft in Russland 1941 1945 Eine Studie uber Besatzungspolitik Droste Dusseldorf 1958 Athenaum Droste Taschenbucher Geschichte 7242 Unveranderter Nachdruck Athenaum Verlag Konigstein 1981 ISBN 3 7610 7242 2 Bundesminister d Justiz Gerhard Fieberg Hrsg Im Namen des Deutschen Volkes Justiz und Nationalsozialismus Katalog zur Ausstellung des Bundesministers der Justiz 5 Auflage Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1998 ISBN 3 8046 8731 8 S 228 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polen Erlasse amp oldid 236280001