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Philipp Winterhalder 2 Mai 1667 in Kirchzarten 18 Dezember 1727 in Gengenbach war ein deutscher Kunstler aus der Bildhauersippe Winterhalder Er arbeitete im Stil des Barock Sein Leben und Werk hat besonders Hermann Brommer erforscht Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Wurdigung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPhilipp und sein jungerer Bruder Clemens 1668 der ebenfalls Bildhauer wurde waren neben drei Madchen Kinder des Kirchzartener Bildhauers Johann Conrad Winterhalder 1640 1676 und der Magdalena Hoffmannin 1629 1674 Fur sie war es die zweite Ehe Aus ihrer ersten Ehe mit dem Kirchzartener Bildhauer Johann Georg Hauser 1611 1660 61 Hauser II nach Hermann Brommer war unter sieben Kindern der spatere Bildhauer Franz Hauser 1651 1717 Hauser III hervorgegangen Philipp und Clemens waren beim Tod ihres Vaters erst neun und sieben Jahre alt Zunachst kummerte sich ihr Grossvater um sie der Bildhauer Bartholomaeus Winterhalder um 1613 1680 auf dem Oberfallengrundhof in Neukirch Furtwangen im Schwarzwald Danach lernten sie in der Werkstatt ihres Stiefbruders Franz Hauser Hauser III in Freiburg im Breisgau Er hatte einige Zeit in Schlettstadt im franzosischen Elsass gearbeitet und eine Schlettstadterin zur Frau Obendrein gehorte Freiburg seit dem Frieden von Nimwegen 1679 und bis zum Frieden von Rijswijk 1697 zu Frankreich Das mag dazu beigetragen haben dass sie sich nach den Lehrjahren ins Elsass begaben Dort und zwar in Dambach la Ville entstand ihr erstes bekanntes gemeinsames von Hermann Brommer fur sie entdecktes Werk der Hochaltar der Sebastianskapelle In den Rechnungen fur den Altar werden sie von 1691 bis 1693 genannt Philipp ist knapp hinter dem Bruder auch in einer Dambacher Taufurkunde belegt lateinisch und in Brommers Ubersetzung 1 Patrinus fuit Dnus Philippus Winterhalder frater mox praefati d Clementis et Senior in arte et aetate Taufpate ist Herr Philipp Winterhalder gewesen der Bruder des vorgenannten Herrn Clemens und zwar der Altere sowohl in der Kunst als auch im Lebensalter Beide Bruder arbeiteten anschliessend bis Mitte der 1690er Jahre fur die Benediktiner Abteikirche St Mauritius in Ebersmunster Philipp heiratete dort eine in Strassburg wohnhafte Bildhauer Witwe fertigte vermutlich dekoratives Schnitzwerk fur die Altare an und kehrte dann nach Deutschland zuruck Gengenbach das 1689 im Pfalzischen Erbfolgekrieg vollstandig zerstort worden war versprach gute Auftrage 1696 wurde er Burger der Stadt Clemens Spuren dagegen verlieren sich nach 1696 Im Jahr 1700 wurde Philipp in Gengenbach zum Ratsherrn gewahlt und wohl im selben Jahr heiratete er nach dem Tode seiner ersten Frau ein zweites Mal Von der ersten Frau hatte er zwei von der zweiten vierzehn Kinder unter den letzteren Clemens 1712 der den Beruf des Vaters wahlte uber dessen Werk aber nichts bekannt und der ab 1730 nicht mehr bezeugt ist Werk BearbeitenNach Brommer ist Clemens der Hauptmeister des Dambacher Altars den man das schonste im Elsass erhaltene geschnitzte Altarwerk aus dem 17 Jahrhundert genannt hat 2 Philipp habe eine untergeordnete Rolle gespielt Was allerdings Philipp Winterhalder zeitlebens beibehalten sollte zeichnet schon das Dambacher Werk in besonderem Masse aus die Freude an uberreicher Dekoration 3 In Ebersmunster weist Brommer Philipp Winterhalder die Antependien von Hochaltar und Seitenaltaren zu mit Band und Blutendekorationen reich geschmuckte Tafeln 4 Von Philipps ubrigen Werken sind erhalten chronologisch nbsp Grabmal fur Johannes von Meyershofen in Zell am HarmersbachUm 1700 Wappen des Abtes Augustinus Muller Abt von 1696 bis 1726 uber dem Portal zum Westflugel des ehemaligen Benediktiner Klosters Gengenbach Ein Stilmerkmal Philipps sind nach Brommer die Blutendekoration und die in Rollenlockchen gewickelten Haare der beiden Putten 1701 Madonna vom Hauptportal der ehemaligen Abteikirche heutigen Gengenbacher Stadtkirche St Marien 5 die Madonna befindet sich seit 1998 in der ehemaligen Pfarrkirche heutigen Gengenbacher Friedhofskirche St Martin 6 7 1706 Grabmal fur Johannes von Meyershofen 1706 unter einem Schutzdach auf dem sudlichen Vorplatz der katholischen Pfarrkirche St Symphorian in Zell am Harmersbach Aufwendige Prachtentfaltung Blutendekoration die Amoretten mit den gerollten Lockchen alle Details verraten unbezweifelbar die Hand des Gengenbacher Bildhauers 8 1710 Hochaltar der Pfarr und Wallfahrtskirche Hl Dreifaltigkeit in Sasbachwalden 9 Die architektonisch strenge Form wird durch reiche Dekoration aufgelockert allerdings nicht verdeckt Das Hauptbild uber dem Tabernakel zeigt die Kronung Mariens durch die Hl Dreifaltigkeit Es wird eingerahmt durch drei fur Winterhalder typische Saulen jeweils zwei glattgedrehte und eine gewundene laubgeschmuckte die auf kraftigem Gebalk einen torbogenartigen Abschluss tragen In verkleinerter Form wird das obere Altarbild genau so gerahmt und stellt die Hl Familie auf dem Wandel dar Als Abschluss des grossartigen Altars scheint der Erzengel Michael mit Schwert und Seelenwaage formlich herbeizueilen um die Seelen zum Gericht Gottes zu fuhren 10 nbsp Hochaltar von Maria zu den Ketten in Zell am Harmersbach1712 1715 Hochaltar und linker Seitenaltar der Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten in Zell am Harmersbach 11 12 Eine genaue Betrachtung des Hochaltars vermittelt die Erkenntnis dass immer wieder an dem Winterhalder Werk herumgebastelt worden ist so dass der heutige Zustand nicht mehr ganz dem von 1715 entspricht 13 1717 fur Hohberg Niederschopfheim geschaffener jetzt in der Kirche St Michael in Malsch Waldprechtsweier aufbewahrter Altar mit einer Marienkronung ahnlich der in Sasbachwalden 1719 Tur des Hauptportals der ehemaligen Gengenbacher Abteikirche Mit geriffelten Bandern uberreichem Bluten und Blattwerk nehmen sich die flacherhaben geschnitzten Zierreliefs wie ein Musterbuch winterhalderischer Dekorationskunst aus Qualitat die an die Antependien Ebersmunsters denken lasst 14 1720 kleiner Altar fur die Gengenbacher Friedhofskirche St Martin jetzt in der St Jakobus Kapelle auf dem Bergle 7 1722 Winterhalders Figuren und plastischer Schmuck fur den Hochaltar der ehemaligen Gengenbacher Abteikirche sind bis auf einen Evangelisten Johannes der heute im Museum Haus Lowenberg steht verloren 1722 1727 plastischer Schmuck des Hochaltars und beide Seitenaltare der Friedhofskirche St Martin 15 7 An dem massiv gebauten Altarwerk lt des rechten Seitenaltars gt dessen wuchtige strenge Form schon mehr den Klassizismus als etwa das Rokoko ahnen lasst fallt die in Weiss Gold Fassung gehaltene uberreiche Dekoration auf Voluminos ausbauchendes Laubwerk Palmetten und Blutengirlanden am Stifterwappen das Antependium nach dem Muster von Ebersmunster werden erganzt durch neue gitterartige Regence Dekorationen an den Saulen und stilisierte Muster 16 Das Kruzifix am Chorbogen ist eines von Winterhalders letzten datierbaren Werken Nicht datierbar aber Philipp Winterhalder zuzuschreiben sind nach Brommer nbsp Hochaltar von St Anastaius und hl Edith Stein in Erlachetliche Kruzifixe Funf Figuren in der Heilig Kreuz Kirche Renchen namlich ein Gottvater eine Madonna eine heilige Helena ein Johannes der Taufer und ein heiliger Sebastian 17 18 Choraltar der Pfarrkirche St Anastasius und heilige Edith Stein in Erlach Renchen 19 Aus geriffelten vom Rand her laubwerkuberlappten Bandern geformte Blindflugel und die Altarbekronung mischen sich zu einer dem winterhalderischen Schaffen um 1715 eigenen uberreichen Dekoration 20 Choraltar der Pfarrkirche St Mauritius in Prinzbach einer Ortschaft von Biberach Baden 21 22 Choraltar mit Adikula und Blindflugeln in prunkvoller Aufmachung um 1715 Philipp Winterhalder zugeschrieben Herzhaft frische in Lustertechnik gefasste Schnitzfiguren der drei Ritter Heiligen Mauritius Georg und Sebastian 23 Wurdigung BearbeitenBrommer halt Clemens fur den bedeutenderen der Winterhalder Bruder Jedoch blieb sein Werk schmal und auf das Elsass beschrankt Philipp wirkte viel weiter Ausser Franz Hauser beeinflussten ihn die Kunst des Unterelsass und Strassburgs Nach seiner Einburgerung in Gengenbach und seiner Wiederverheiratung erlangte er fur den Breisgau und die Ortenau als Bildhauer eine beherrschende Stellung Uber die Strenge seiner Altaraufbauten legte er eine uberreiche Dekoration Er hinterliess ein von unverwechselbarer Manier gezeichnetes Werk 24 Literatur BearbeitenHermann Brommer Philipp und Clemens Winterhalder Die Bildhauer des Sebastiansaltars in Dambach im Elsass In Das Munster 1971 24 S 234 239 Hermann Brommer Philipp Winterhalder 1667 1727 In Die Ortenau 1974 54 S 54 113 Dagmar Zimdars und andere Georg Dehio Handbuch der Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg II Deutscher Kunstverlag Berlin 1997 ISBN 3 422 03030 1 Einzelnachweise Bearbeiten Brommer 1971 S 237 Rene Haberer Lucien Gall und Pierre Siegel St Sebastien Dambach la Ville 4 Auflage Munchen und Zurich Schnell amp Steiner 1982 Brommer 1974 S 61 Brommer 1974 S 62 Stadtkirche St Marien auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal St Martin mit mehreren Photos auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal a b c Hermann Brommer Gengenbach Kirchen und Berglekapelle Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 1999 ISBN 3 933784 24 7 Brommer 1974 S 75 Internetseite der Seelsorgeeinheit Lauf Sasbachtal Abgerufen am 17 Februar 2016 Marilene Wirth Der Dreifaltigkeitsaltar der Pfarr und Wallfahrtskirche zu Sasbachwalden In Katholisches Pfarramt Sasbachwalden Hrsg 150 Jahre Pfarr und Wallfahrtskirche Sasbachwalden und 300 Jahre Hochaltar zur Heiligsten Dreifaltigkeit Sasbachwalden 1994 S 10 14 Adalbert Ehrenfried und Suitbert Telgmann Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten Zell am Harmersbach 10 Auflage Schnell amp Steiner Regensburg 2008 ISBN 978 3 7954 4417 4 Die Wallfahrtskirche auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach Brommer 1974 S 82 Brommer 1974 S 87 St Martin mit mehreren Photos auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal Brommer 1974 S 92 Die Kirche mit mehreren Photos auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Renchen Werner Scheurer Pfarrkirche Hl Kreuz Renchen Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 1998 ISBN 3 931820 89 0 Die Kirche mit mehreren Photos auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Renchen Brommer 1974 S 97 98 St Mauritius auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach Wolfgang Westermann Pfarrkirche St Mauritius Prinzbach Schonberg Verlag Schwarzwalder Post 2002 Zimdars und andere 1997 S 341 Brommer 1974 S 100 Normdaten Person GND 1012373010 lobid OGND AKS VIAF 171481361 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Winterhalder PhilippKURZBESCHREIBUNG deutscher BildhauerGEBURTSDATUM 2 Mai 1667GEBURTSORT KirchzartenSTERBEDATUM 18 Dezember 1727STERBEORT Gengenbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philipp Winterhalder amp oldid 214429704