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Der Petrusstab ist ein ottonisches Reliquiar des Limburger Domschatzes Es enthalt einen Teil des Stabes des Apostels Petrus der im 10 Jahrhundert zwischen den Bistumern Koln und Trier geteilt wurde Das um 980 in der Werkstatt des Trierer Bischofs Egbert gefertigte Reliquiar ist eines der wichtigsten Werke der ottonischen Goldschmiedekunst Der Knauf des Petrusstabes Inhaltsverzeichnis 1 Die Geschichte des Petrusstabs 2 Das Reliquiar 3 Die Schmuckelemente 4 Verwendung des Reliquiars 5 Rechts und kunstgeschichtliche Einordnung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Geschichte des Petrusstabs BearbeitenDer Legende nach sandte der Apostel Petrus seine Schuler Eucharius Valerius und Maternus nach Gallien um dort zu missionieren Maternus verstarb und seine Gefahrten kehrten nach Rom zuruck Petrus ubergab ihnen dort seinen Stab durch dessen Macht Maternus ins Leben zuruckgeholt werden konnte Eucharius und Valerius wurden die ersten Bischofe in Trier Maternus wurde schliesslich erster Bischof von Koln so dass der Stab als wichtige Reliquie fur beide Bistumer galt Nach der Inschrift auf dem Reliquiar wurde der Stab aufgrund der Einfalle der Hunnen nach Metz gebracht Der Kolner Erzbischof Brun 953 965 forderte den Stab schliesslich fur den Kolner Petrus Dom zuruck wahrscheinlich erhielt er ihn 953 von Adalbero von Metz Gegen 980 gelang es dann Bischof Egbert von Trier seinem Kolner Amtsbruder Warin die alteren Anspruche Triers am Stab deutlich zu machen und einen Teil des Stabes zu erhalten Fur diesen Teil liess Egbert dann um 980 das Reliquiar anfertigen 1 Der Stab wurde bis zur Auflosung der geistlichen Furstentumer 1802 in Trier aufbewahrt und kam dann in den Besitz der Herzoge von Nassau Herzog Wilhelm I schenkte ihn 1827 zusammen mit anderen Reliquien wie der Limburger Staurothek dem neu gegrundeten Bistum Limburg Bei der Reliquie selbst einem holzernen Stab der zwischen Koln und Trier geteilt wurde handelt es sich vermutlich um einen spatantiken Konsularstab 2 Vom Trierer Stuck liess sich 1354 Kaiser Karl IV als Gegenleistung fur seine Mitwirkung an der Bestellung eines neuen Trierer Erzbischofs ein 19 cm langes Stuck absagen 3 Das Reliquiar BearbeitenDas Reliquiar hat die Form eines Langzepters mit Kugelknauf und langem Schaft Insgesamt ist es 174 5 cm lang der Stab hat einen Durchmesser von 8 5 cm der Durchmesser des Knaufs betragt 10 5 cm 3 Der Knauf wird durch ein horizontales mit Steinen und Filigran verziertes Band und zwei vertikale Bander in acht Felder geteilt In den Feldern befinden sich oben Emails mit den Symbolen der vier Evangelisten darunter Emails mit den Brustbildern der Heiligen Petrus Eucharius Valerius und Maternus Unterhalb des Knaufes befinden sich ein Inschriftenstreifen mit Apostelnamen darunter ein Band mit trapezformigen Feldern das abwechselnd mit Halbfiguren der Aposteln in Email und Filigranfeldern mit in Dreiecken angeordneten Edelsteinen gefullt ist Unter diesen Feldern befindet sich ein Band mit grossen mugeligen Steinen unter diesem ein weiteres Band mit trapezformigen Emails mit den Brustbildern der ubrigen sechs Apostel die mit in Dreiecken gesetzten Edelsteinen wechseln Unter diesem Band befindet sich ein weiteres Inschriftenband mit den ubrigen Apostelnamen Uber die gesamte Lange der Kapsel des Stabes zieht sich ein silbervergoldeter Streifen mit einer in Niello ausgefuhrten Inschrift die die Geschichte des Stabes berichtet und damit endet dass Egbert 980 in diese Hulle ein Stuck des zwischen Koln und Trier geteilten Petrus Stabes einlegen liess Unter den beiden Bandern mit den Aposteln befinden sich noch zwei vertikale Bander mit jeweils zehn getriebenen Darstellungen von Papsten beginnend mit Clemens abschliessend mit dem bei Entstehung des Stabes amtierenden Benedikt VII und Trierer Bischofen beginnend mit Agritius und endend mit Egbert selbst Die Schmuckelemente BearbeitenDie Dreiecke aus Perlen und Saphiren unterhalb des Knaufs sind Elemente eines spatantiken Halskragens die am Petrusstab wiederverwendet wurden 4 Die Wiederverwendung erzwang die Trapezform der Apostelemails die originar fur den Stab gefertigt wurden Ebenso wurden die Emails des Knaufes originar fur den Stab gefertigt da sie auf gebogenen Tragern geschmolzen sind die der Krummung des Knaufes angepasst sind Von den Emails des Petrusstabes sind 1955 vier durch Nachbildungen ersetzt worden namlich die am Knauf angebrachten Maternus und Eucharius sowie der Markuslowe und der Engel des Johannes 5 da die Originale weitgehend ihre Glasfullung verloren hatten 3 Am Hals des Stabes fehlt das Email mit dem Apostel Petrus das den Apostel Philippus zeigende Email ist stark verdruckt 5 Alle Emails des Stabes sind als Vollschmelze gearbeitet wobei ein breiter Goldrand die emaillierten Flachen umgibt Bei den Apostelbusten ist der Rand von einer umlaufenden Punktierung umgeben die als ein Charakteristikum der Egbert Werkstatt gilt und beispielsweise auch bei den Emails des Essener Otto Mathilden Kreuzes vorkommt Bei den Apostelbusten ist auffallig dass keines der Apostelbilder einem anderen gleicht da Blickrichtung Kleidung und Frisuren variieren 4 Der Emailleur benutzte moglicherweise Vorlagen aus der Buchmalerei die ebenfalls unter Egbert in Trier betrieben wurde oder gemeinsame Vorlagen Motivische Ahnlichkeiten bestehen besonders zu einem aus Trier stammenden Sakramentar in Paris Bibliotheque Nationale lat 10501 das auf nach 984 datiert wird und an dessen Buchschmuck der Gregormeister beteiligt war 4 Verwendung des Reliquiars BearbeitenDer Petrus Stab diente als Herrschaftszeichen der Trierer Erzbischofe auch wenn es wegen seines Umfangs kaum von einer Hand umfasst werden kann 6 Der Stab wurde den Bischofen voraus oder entgegengetragen ein bildlicher Beleg dafur existiert in der Bildchronik des Balduin von Luxemburg Heute befindet sich der Stab im Limburger Domschatz Der Petrusstab wurde bis 1953 bei der Amtseinfuhrung neuer Bischofe von Limburg diesen symbolisch uberreicht 1953 wurde aus konservatorischen Grunden fur die Reliquie eine neue Hulle geschaffen der von Egbert geschaffene Petrusstab ist seitdem leer und nur noch museales Objekt Rechts und kunstgeschichtliche Einordnung BearbeitenDas Erzbistum Trier beanspruchte etwa seit Mitte des 10 Jahrhunderts in den Synoden der Bischofe Galliens und Germaniens den Vorsitz zu fuhren Zur Begrundung bezog man sich darauf dass Petrus die drei ersten Trierer Bischofe Eucharius Valerius und Maternus ausgesandt und ihnen seinen Hirtenstab ubergeben habe Vor Egberts Amtsantritt war in Trier die erste Euchariusvita niedergeschrieben worden die dieses Recht ebenfalls betonte ferner berief man sich auf das Sylvesterdiplom ein vor 969 in Trier verfasstes angebliches Reskript einer Urkunde des Papstes Silvester I 3 Aufgrund dieser Umstande hatte Kaiser Otto II gegenuber Erzbischof Dietrich 973 Trier als die Metropole von ganz Gallien und Germanien und den Erzbischof als vicarius des Papstes bezeichnet was von den Papsten Benedikt VI 972 974 und Benedikt VII 974 983 erneuert wurde Diese Trierer Anspruche in Galliam Germaniamque standen im Konflikt mit denen des Mainzer Primas der sie in tota Germania et Gallia ausubte aber nur als Person und nicht kraft seines Amtes Die Trierer Fuhrungsanspruche wurden zwar bis in das 11 Jahrhundert weitergefuhrt die erhaltenen Privilegien waren aber letztendlich nur reine Ehrentitel 7 Der Petrusstab entstand quasi als Rechtsdenkmal Er diente auch im Streit zwischen Trier und Koln um das Vorrecht der apostolischen Begrundung und Nachfolge um den Trierer Anspruch das alteste Bistum im Reich zu sein zu unterstreichen 1 Der Aufbau des Stabes entspricht dem einer zweizonigen Apsis Der Edelstein oben auf dem Knauf der die Majestas Domini symbolisiert folgen die Evangelisten dann Petrus und seine drei Schuler die das Bistum Trier begrundeten die Apostel und schliesslich die Papste denen die Trierer Bischofe gleichrangig gegenuberstehen Durch die Anlehnung an die Architektur erscheint der Stab zugleich als Allusion des Himmlischen Jerusalems 8 Dieses theologisch politische Programm tragen die Emails die am Stab in Hierarchie der Materialien hinter den verwendeten Spolien zuruckstehen zusammen mit der Inschrift Handwerklich arbeitete die Egbert Werkstatt 980 drei Jahre nach Egberts Amtsantritt bereits prazise und beherrschte den Vollschmelz perfekt Die Emails des Stabes sind zwar die ersten Emails die der Egbert Werkstatt zugeschrieben werden aufgrund der Qualitat der Emails und der technischen Schwierigkeit gewolbte Emails wie die am Knauf des Stabes herzustellen muss der ausfuhrende Emailleur bereits erfahren gewesen sein Entweder bestand vor Egbert bereits eine Emailwerkstatt in Trier oder Egbert warb seine Werkstatt an einem anderen unbekannten Ort ab 4 Der Petrusstab gilt zeitlich als das erste der drei erhaltenen Hauptwerke der Egbert Werkstatt ihm folgte der Andreas Tragaltar und schliesslich der Buchdeckel des Codex aureus Epternacensis Literatur BearbeitenErnst Gunther Grimme Goldschmiedekunst im Mittelalter Form und Bedeutung des Reliquiars von 800 bis 1500 M DuMont Schauberg Koln 1972 ISBN 978 3 7701 0669 1 S 26 27 Franz J Ronig Hrsg Egbert Erzbischof von Trier 977 993 Gedenkschrift der Diozese Trier zum 1000 Todestag Band 1 Katalog und Tafelband Selbstverlag des Rheinischen Landesmuseums Trier 1993 Nr 43 Sybille Eckenfels Kunst Goldemails Untersuchungen zu ottonischen und fruhsalischen Goldzellenschmelzen Pro Business Verlag Berlin 2008 zugleich Diss Stuttgart 2004 Rolf Lauer Stab sogenannter Petrusstab In Peter van den Brink Sarvenaz Ayooghi Hrsg Karl der Grosse Charlemagne Karls Kunst Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20 Juni bis 21 September 2014 im Centre Charlemagne Aachen Sandstein Dresden 2014 ISBN 978 3 95498 093 2 S 200 202 zum Kolner Stuck des Stabes Philippe Cordez Schatz Gedachtnis Wunder Die Objekte der Kirchen im Mittelalter Regensburg 2015 S 82 89 Weblinks BearbeitenWebsite des Bistums Limburg zum Petrusstab ReliquiarEinzelnachweise Bearbeiten a b Eckenfels Kunst S 45 Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen Katalog der Ausstellung Hildesheim 1993 Nr IV 52 zum Kolner Stuck des Stabes a b c d Franz J Ronig Hrsg Egbert Erzbischof von Trier 977 993 Gedenkschrift der Diozese Trier zum 1000 Todestag Band 1 Katalog und Tafelband Selbstverlag des Rheinischen Landesmuseums Trier 1993 Nr 43 a b c d Eckenfels Kunst S 47 a b Eckenfels Kunst S 46 Eckenfels Kunst S 277 Der Erzbischof von Mainz als Primas von Georg May Hiltrud Westermann Angerhausen Spolie und Umfeld in Egberts Trier Hanns Swarzenski zum Andenken in Zeitschrift fur Kunstgeschichte Bd 50 1987 S 305 336 hier S 316 Abstract Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Petrusstab amp oldid 207798448