www.wikidata.de-de.nina.az
Pech de l Aze deutsch Eselshugel oft auch als Pech de l Aze oder nur als Pech bezeichnet ist eine archaologische und palaoanthropologische Fundstatte in Carsac im franzosischen Departement Dordogne Ihre vier Fundstellen sind von grosser Bedeutung fur die Erforschung des Altpalaolithikums und des Mittelpalaolithikums Schadel eines Neanderthaler Kinds aus der Pech de l Aze im Smithsonian Museum Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichtliches 3 Fundstatten 3 1 Pech I 3 2 Pech II 3 3 Pech III 3 4 Pech IV 4 Weblinks 5 Quellen 6 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenPech de l Aze ist eine Anhohe oberhalb des kleinen Trockentals la Font de Farges auch Ruisseau de Farge das in den Enea mundet einen rechten Nebenfluss der Dordogne Der Hugel wird von einer wand aus dem Coniacium gekront zu deren Fussen die vier Fundstellen liegen Pech I auch Hohle von Pech de l Aze ist die alteste bekannte Hohle im Perigord mit prahistorischen Funden Pech II ist der Hinterausgang der etwa SE NW verlaufenden Hohle Pech III ist eine etwas weiter abseits gelegene kleinere Hohle 30 Meter westlich von Pech II Pech IV ist ein eingesturzter Abri 80 Meter talabwarts von Pech I Die Fundstatten liegen auf etwa 130 Meter uber N N unmittelbar daneben verlaufen die mittlerweile stillgelegte Bahnstrecke Sarlat Carsac sowie die D 704 Geschichtliches BearbeitenPech I wurde bereits 1815 von F Jouannet entdeckt und 1818 beschrieben In der Folgezeit besuchten zahlreiche Archaologen die Hohle darunter Edouard Armand Lartet 1801 1871 und Henry Christy 1810 1865 im Jahr 1863 Grabungen wurden 1908 von Denis Peyrony 1929 von Raymond Vaufrey 1948 von Francois Bordes 1919 1981 und 1951 von Maurice Bourgon durchgefuhrt Bordes und Bourgon waren es dann die den zweiten Zugang Pech II fanden 1 Pech II besteht aus zwei Teilen dem Hohlenteil Pech IIa und einem davor gelegenen Abri Pech IIb Intensive Untersuchungen von Bordes fuhrten schliesslich zur Entdeckung von Pech III und Pech IV Fundstatten BearbeitenPech I Bearbeiten Die altesten Schichten in der Hohle Pech I sind als ins Mindel Riss Interglazial gehorig eingestuft worden und enthalten Steinwerkzeuge aus dem Acheuleen Daruber folgen Lagen aus der Riss Kaltzeit und aus der Wurm Kaltzeit Wurm II Lagen 3 bis 7 Pech II Bearbeiten In Pech II sind Uberreste von Feuerstellen gefunden worden Die Feuerstellen bestehen aus Bodenvertiefungen manchmal umgeben von geroteten Steinen in den Vertiefungen finden sich verbrannter Boden und schwarze Asche In einer der Schichten aus dem Acheuleen wurde ein beschnitzter Knochen entdeckt In hoheren Lagen aus dem Mousterien Mousterien de tradition acheuleenne MTA fanden sich mehrere Stucke Eisenocker und Mangandioxid Die Brocken zeigen Trimmspuren manche wurden dabei sogar direkt zu Schreibkreiden geformt In einer dieser Lagen stiessen Peyrony und L Capitan auf den zerdruckten Schadel eines weniger als vier Jahre alten Neandertalerkindes Pech II war vorwiegend im Mousterien zu Beginn der letzten Eiszeit aufgesucht worden Laut Bordes zeigt Pech II Abri folgenden Aufbau vom Hangenden zum Liegenden Abdeckung aus Boden und rotlichem Sand Lage 1 ihr Oberteil fuhrt Abschlagsreste und eine Klinge aus dem Solutreen der Mittelteil ist steril der Unterteil enthalt Mousterien des Quina Typs Mousterien Charentien und Reste von Bos sp und Rangifer tarandus Die rotliche sandige Lage 2 fuhrt reines Mousterien Lage 3 enthalt Mousterien mit gezahnten Abschlagen als Fauna sind vorhanden Equus caballus dominierend und Bos sp In Lage 4 diese ist nur in der Hohle vorhanden befindet sich eine Feuerstelle ansonst wie Lage 3 Lage 5 ist steril Sie enthalt als Besonderheit Frostmusterboden in Form von Steinnetzen und Steinpolygonen dies deutet auf Permafrostbedingungen hin In der Hohle finden sich in dieser Lage von Mangandioxid geschwarzte Faunenreste Hartboden und vereinzelte Silexartefakte In Lage 6 finden sich Abschlage in Levallois Technik Die Fauna besteht aus Equus caballus Bos sp Cervus elaphus Ursus speleus Canis lupus Hyaena spelea Lepus sp Marder Raub und Sperlingsvogel In Lage 7 tauchen die ersten bearbeiteten Silexfunde auf die Fauna ist dieselbe wie in Lage 8 zuzuglich Canis lupus Canis vulpus Lepus sp und ein Raubvogel Lage 8 besitzt dieselbe Fauna wie Lage 9 darunter zuzuglich Hyaena spelea Lage 9 weist Uberreste von Equus caballus sehr haufig Bos sp Cervus capreolus und Cervus elaphus Rhinoceros mercki 3 Molare sowie Ursus speleus auf Sterile 1 Meter dicke Brekzie mit Elementen des Siderolithique Anstehendes Coniacium Die tiefen Lagen sind laut Bordes pra Mousterien und stammen wahrscheinlich aus dem mittleren Acheuleen Rhinoceros mercki deutet hierbei noch auf gemassigte klimatische Bedingungen Datierungen mittels der Uran Zerfallsreihe 2 und mittels ESR 3 ergaben nun dass Pech II zwischen den OIS 6 bis 3 besiedelt war d h ab dem Ende Riss Kaltzeit vor rund 150000 bis zum Beginn des Wurm II vor zirka 60000 Jahren BP Die tieferen Lagen 5 bis 9 werden demnach mit dem OIS 6 korreliert die hoheren Lagen 2 bis 4 aus dem Wurm II situieren sich zwischen dem mittleren OIS 5 Eemium und OIS 3 4 Lagen 3 und 4 enthalten typisches Mousterien und gezahntes Mousterien Lage 2 reines Mousterien Pech III Bearbeiten Die Abfolge in Pech III ist sehr ahnlich derer in Pech II Sie weist sieben Niveaus aus dem Mousterien auf darunter befanden sich Rhinocerosknochen Rhinoceros mercki sowie eine noch tiefer liegende 300 000 Jahre alte Schicht aus dem Acheuleen Bordes gibt folgende Abfolge an Abdeckung Rotlicher toniger Sand mit grosseren Kalkbrocken Entspricht den Lagen 6 bis 8 von Pech II mit analogen Artefakten und Fauna Lage mit abgerundeten Kalkbrocken Entspricht der Lage 9 ebenfalls mit einer vergleichbaren Fauna Graue sterile Tonschicht Pech IV Bearbeiten Pech IV ist eine sehr bedeutende Fundstelle des Mousterien Vor einer Felswand liegt ein Schuttfacher in dem Francois Bordes in seinen von 1970 bis 1977 durchgefuhrten Untersuchungen 5 mehr als zwanzig archaologische Niveaus erkennen konnte Die Fundstelle war zwischen 1999 und 2002 von Harold L Dibble und Shannon McPherron amerikanischen Neandertalspezialisten einer minutiosen Grabung unterzogen worden die dann von einem internationalen Team fortgesetzt wurde Das Mousterien in Pech IV baut sich unterhalb den eingesturzten Felsbrocken eines ehemaligen Abris wie folgt auf von jung nach alt Mousterien de Tradition acheuleenne MTA spates Mousterien Schichten G F E und D Typisches Mousterien Schichten I und H Asinipodien Schicht J Typisches Mousterien Schichten X Y und ZDie unterste Lage Schichten X Y und Z enthalt fur eine von Neandertalern bewohnte Statte ungewohnlich viele begrenzte linsenartige Feuerstellen und verbrannte Steinartefakte Das daruberliegende Asinipodien Schicht J insbesondere die Niveaus J3a und J3b ist eine sehr spezielle Steinwerkzeugindustrie bestehend aus sehr vielen sehr kleinen Artefakten welche mit grossen Artefakten Abschlage und Steinkerne kombiniert sind Diese Industrie ist bisher nur von Pech IV bekannt Folgende Steinwerkzeuge fanden sich in Pech IV Faustkeile Schaber Gekerbte Abschlagblattchen engl notched flakes oder nur notches Gezahnte Abschlagplattchen engl denticulates sind aus gekerbten Abschlagen entstanden Steinkerne hervorgegangen aus der Levallois und der Kombewa Technik Der spater eingesturzte Abri Pech IV durfte wahrend der Wurm Kaltzeit im Zeitraum zwischen 90000 bzw 80000 bis 35000 Jahren BP von Neandertalern gelegentlich aufgesucht und auch bewohnt worden sein mehr dauerhaft wahrscheinlich wahrend des Winterhalbjahrs Belegt wird dies anhand von vereinzelten Zahnfunden von Neandertalern Weblinks BearbeitenThe Story of Pech Bericht aus dem Jahr 2003 der Ausgrabungen Dibble s und McPherronsQuellen BearbeitenDelluc B amp G Roussot A amp Roussot Larroque J Connaitre la prehistoire en Perigord Sud Ouest 1990 ISBN 2 87901 048 9 Einzelnachweise Bearbeiten Bordes F amp Bourgon M Le gisement du Pech de l Aze Nord Prise de date et observations preliminaires In Bull Soc prehist fr n 6 7 8 1950 S 381 383 Schwarcz H amp Blackwell B 230Th 234U age of a Mousterian site in France In Science 231 1983 S 236 237 Grun R Mellars P amp Laville H ESR chronology of a 100 000 year archeological sequence at Pech de l Aze II France In Antiquity 65 1991 S 544 551 Grun R McCulloch M amp Mortimer G Detailed mass spectrometric U series analyses of two teeth from the archaeological site of Pech de l Aze II implications for uranium migration and dating In Journal of Archaeological Science 26 10 1999 S 1301 1310 Bordes Francois Le gisement du Pech de l Aze IV Note preliminaire In Bulletin de la Societe Prehistorique Francaise 2 1975 S 293 308 44 858333333333 1 2533333333333 Koordinaten 44 51 30 N 1 15 12 O Normdaten Geografikum GND 1161211012 lobid OGND AKS VIAF 2762152932543709830004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pech de l Aze amp oldid 233459581