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Paul Mattick 13 Marz 1904 in Stolp Pommern 7 Februar 1981 in Cambridge Massachusetts war ein deutscher Okonom Ratekommunist und politischer Schriftsteller Mattick emigrierte in den 1920er Jahren in die USA und war dort aktives Mitglied der Industrial Workers of the World Er arbeitete an einer Theorie der kapitalistischen Krise und kritisiert die Werke von J M Keynes besonders dessen Behauptung Staatsinterventionen konnten okonomische Krisen losen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ausgewahlte Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk Bearbeiten1904 wurde Paul Mattick in Pommern geboren und wuchs in Berlin in einer linksstehenden Familie auf Bereits mit 14 Jahren war Mattick ein Mitglied der Freien Sozialistischen Jugend FSJ des Spartakusbundes Er begann 1918 eine Lehre als Werkzeugmacher bei Siemens wo er wahrend der Novemberrevolution zum Vertreter der Lehrlinge im Arbeiterrat der Firma gewahlt wurde Mattick der an vielen Aktionen wahrend der Revolution beteiligt war und mehrfach festgenommen und mit dem Tode bedroht wurde trug mit zur fortschreitenden Radikalisierung und der links oppositionellen Tendenz der Kommunisten in Deutschland bei Im Rahmen der Spaltung der KPD Spartacus in Heidelberg trat er im Fruhjahr des Jahres 1920 der neu gegrundeten Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands KAPD bei Beteiligt war er an der Herausgabe einer Zeitung der Roten Jugend der Jugendorganisation der KAPD Im Alter von 17 Jahren also im Jahr 1921 zog Mattick nach Koln um dort einige Zeit bei Klockner zu arbeiten bis Streiks Aufstande und seine erneute Festnahme jede Aussicht auf weitere Anstellung zunichtemachten Wahrend seiner Tatigkeit als Organisator und Agitator der KAPD und der Allgemeinen Arbeiter Union AAU im Raum Koln lernte er unter anderem Jan Appel kennen Ausserdem knupfte er Kontakte mit Intellektuellen Schriftstellern und Kunstlern aus der von Otto Ruhle gegrundeten Allgemeine Arbeiter Union Einheitsorganisation AAUE 1926 emigrierte Mattick in die USA da er bereits einige Jahre arbeitslos gewesen war und wegen des fortdauernden Niedergangs der radikalen Massenbewegung und der damit verbundenen Hoffnungen auf eine Revolution insbesondere nach 1923 Seine Kontakte zur KAPD und AAU in Deutschland erhielt er jedoch aufrecht In den USA beschaftigte sich Mattick systematisch mit den theoretischen Grundlagen allen voran den Werken von Karl Marx Die Veroffentlichung von Henryk Grossmanns Hauptwerk Das Akkumulations und Zusammenbruchsgesetz des Kapitalistischen Systems im Jahre 1929 war ein wichtiges Ereignis fur Mattick Darin namlich brachte Grossmann Marx Theorie der Akkumulation die vollstandig in Vergessenheit geraten war zuruck in den Fokus der Diskussionen der Arbeiterbewegung Fur Mattick nahm Marx Kritik der politischen Okonomie anstelle eines rein theoretischen Aspekts einen direkten Einfluss auf seine eigene revolutionare Einstellung Von dieser Zeit an konzentrierte sich Mattick vollstandig auf Marx Theorie der kapitalistischen Entwicklung der ihr immanenten widerspruchlichen Logik und deren unvermeidlicher Krise als Grundlage des politischen Denkens der Arbeiterbewegung Gegen Ende der 1920er Jahre zog Mattick nach Chicago wo er anstrebte die verschiedenen deutschstammigen Arbeiterverbande zu vereinigen 1931 versuchte er die Chicagoer Arbeiterzeitung wieder ins Leben zu rufen eine sehr traditionell gepragte Zeitung die zeitweise von August Spies und Josef Dietzgen herausgegeben worden war Der Erfolg blieb allerdings aus Mattick wurde Mitglied der Industrial Workers of the World IWW Die IWW war die einzige revolutionare Vereinigung in Amerika die uber Staats und Sektorengrenzen hinweg alle Arbeiter mit dem Ziel der Vorbereitung eines grossen Schlages zum Sturz des Kapitalismus vereinigen wollte Die beste Zeit dieser Organisation mit militanten Umsturzversuchen war jedoch schon Anfang der dreissiger Jahre zu Ende gegangen so dass nur die aufkeimende Arbeitslosenbewegung den IWW kurzzeitigen regionalen Vorschub brachte 1933 entwarf Mattick in Chicago ein neues Programm fur die IWW in dem er versuchte der Organisation eine solidere marxistische Grundlage auf der Basis von Grossmanns Theorie zu schaffen Ein 1933 zeitgleich zur Machtergreifung der NSDAP fertiggestelltes deutschsprachiges IWW Pamphlet hiess Die Todeskrise des kapitalistischen Systems und die Aufgabe des Proletariats 1 1934 grundete Mattick zusammen mit Freunden von den IWW sowie einigen Ausgeschlossenen aus der leninistischen Proletarian Party die United Workers Party die sich spater in Group of Council Communists umbenannte 2 Diese Gruppe hielt engen Kontakt mit den verbleibenden deutschen und hollandischen Gruppen von Linkskommunisten in Europa und gab die Zeitschrift International Council Correspondence heraus Diese entwickelte sich im Verlauf der dreissiger Jahre zur anglo amerikanischen Parallele zur Ratekorrespondenz des hollandischen Group of International Communists Holland GIC H Man ubersetzte Artikel und Debatten aus Europa und veroffentlichte sie zusammen mit volkswirtschaftlichen Analysen und kritischen politischen Kommentaren uber das Zeitgeschehen in den USA und dem Rest der Welt Neben seiner Arbeit in einer Fabrik organisierte Mattick nicht nur die technischen Aspekte der Redaktion sondern war auch der Autor eines Grossteils der Beitrage die in dieser Zeitung erschienen Unter den anderen Autoren die gerne regelmassig zur Ausgabe beitrugen war Karl Korsch mit dem Mattick 1935 in Kontakt getreten war und mit dem ihn nach dessen Emigration in die USA im Jahre 1936 uber viele Jahre eine enge Freundschaft verband Als der europaische Ratekommunismus in der zweiten Halfte der 1930er Jahre offiziell verschwand und in den Untergrund gedrangt wurde benannte Mattick die Correspondence um Von 1938 an hiess sie Living Marxism und ab 1942 New Essays Neben Karl Korsch und Henryk Grossmann stand Mattick auch in Kontakt mit Max Horkheimers Institut fur Sozialforschung der spateren Frankfurter Schule 1936 verfasste Mattick eine umfangreiche soziologische Studie uber die amerikanische Arbeitslosenbewegung fur dieses Institut in dessen Archiv sie bis zur Veroffentlichung im Jahre 1969 durch den SDS Verlag Neue Kritik lagerte Nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg und der daran anschliessenden Verfolgungskampagne gegen die intellektuelle Linke wurde diese durch Joseph McCarthy beseitigt woraufhin sich Mattick Anfang der 1950er Jahre aus dem politischen Leben zuruckzog Er zog aufs Land wo er sich mit Gelegenheitsjobs und seiner Tatigkeit als Schriftsteller uber Wasser hielt In der Nachkriegszeit nahm Mattick wie auch andere nur gelegentlich an kleineren politischen Aktivitaten teil und schrieb von Zeit zu Zeit kurze Artikel fur verschiedene Zeitschriften Beginnend in den 1940er Jahren bis hinein in die 1950er widmete sich Mattick den Werken von John Maynard Keynes und verfasste eine Reihe von kritischen Anmerkungen und Artikeln zur Keynes schen Theorie und Praxis Im Rahmen dieser Arbeit entwickelte er Marx und Grossmanns Theorie uber die kapitalistische Entwicklung weiter um neuen Phanomenen und Erscheinungen des modernen Kapitalismus kritisch zu begegnen Im Zuge der allgemeinen Veranderungen der politischen Landschaft und dem Wiederauftreten radikaleren Gedankengutes in den 1960er Jahren lieferte Paul Mattick einige ausgefeilte und wichtige politische Beitrage Eines der Hauptwerke ist Marx and Keynes The Limits of Mixed Economy 1969 welches in mehrere Sprachen ubersetzt einen recht grossen Einfluss auf die nach achtundsechziger Studentenbewegung hatte Ein weiteres wichtiges Werk war Critique of Herbert Marcuse The one dimensional man in class society in dem Mattick entschieden die These zuruckwies nach der das Proletariat im Marx schen Verstandnis ein mythologisches Konzept in einer fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaft geworden sei Obgleich er Marcuses kritischer Analyse der vorherrschenden Ideologie zustimmte legte Mattick dar dass die Theorie der Eindimensionalitat selbst nur als Ideologie existierte Marcuse bestatigte in der Folge dass Matticks Kritik die einzig ernstzunehmende gewesen sei der sein Buch unterzogen wurde Bis zum Ende der 1970er Jahre fanden sich zahlreiche neue und alte Artikel von Mattick in verschiedenen Sprachen in den unterschiedlichsten Publikationen Im akademischen Jahr 1974 75 erhielt Mattick eine Gastprofessur an der roten Universitat Roskilde in Danemark Dort dozierte er uber Marx Kritik der Politischen Okonomie und uber die Geschichte der Arbeiterbewegung und beteiligte sich kritisch an Seminaren anderer Gaste wie Maximilien Rubel Ernest Mandel Joan Robinson und anderen 1977 beendete er seine letzte wichtige Vorlesungsreise an der Universitat von Mexiko Stadt Seine beiden einzigen Auftritte im damaligen Westdeutschland hatte er 1971 in Berlin und 1975 in Hannover In diesen letzten Jahren seiner Tatigkeit gelang es Mattick so auch aus jungeren Generationen einige Anhanger fur seine Weltsicht zu gewinnen 1978 erschien eine umfangreiche Sammlung seiner uber vierzigjahrigen Tatigkeit unter dem Titel Anti bolschewistischer Kommunismus Paul Mattick starb im Februar des Jahres 1981 und hinterliess ein beinahe vollendetes Manuskript fur ein weiteres Buch welches spater von seinem Sohn uberarbeitet wurde und unter dem Titel Marxism Last Refuge of the Bourgeoisie erschien Paul Mattick war seit 1945 mit Ilse Mattick 1919 2009 verheiratet Ihr gemeinsamer Sohn der Philosoph und Okonom Paul Mattick jr wurde 1944 geboren Ausgewahlte Werke BearbeitenKritik an Herbert Marcuse Der eindimensionale Mensch in der Klassengesellschaft Aus dem Amerikanischen von Hermann Huss Europaische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1969 Lenin Revolution und Politik Aufsatze von Paul Mattick Bernd Rabehl Juri Tynjavow und Ernest Mandel Frankfurt am Main 1970 Marx und Keynes Die Grenzen des gemischten Wirtschaftssystems Europaische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1974 Kritik der Neomarxisten und andere Aufsatze Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1974 Spontanitat und Organisation Vier Versuche uber praktische und theoretische Probleme der Arbeiterbewegung Suhrkamp Verlag Frankfurt 1975 Anton Pannekoek Diethard Behrens Paul Mattick Marxistischer Antileninismus Ca Ira Freiburg 1991 Die Revolution war fur mich ein grosses Abenteuer Paul Mattick im Gesprach mit Michael Buckmiller Unrast Verlag Munster 2013 Literatur BearbeitenGary Roth Marxism in a Lost Century A Biography of Paul Mattick Leiden 2015 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Paul Mattick im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Paul Mattick Internet Archive deutsch im Marxists Internet Archive Paul Mattick Internet Archive englisch im Marxists Internet Archive International Council Correspondence Inhalt 1934 43 Ratekommunismus 11 Texte von Paul Mattick In anarchismus at Abgerufen am 5 November 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Industrial Workers of the World Programm und Aufgaben Die Todeskrise des kapitalistischen Systems und die Aufgaben des Proletariats Marxists Internet Archive abgerufen am 2 Januar 2017 http iisg nl archives en files m 10760610full php N100AENormdaten Person GND 116841850 lobid OGND AKS LCCN n79056246 NDL 00449167 VIAF 89807972 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mattick PaulKURZBESCHREIBUNG deutscher Okonom Ratekommunist und politischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 13 Marz 1904GEBURTSORT Stolp PommernSTERBEDATUM 7 Februar 1981STERBEORT Cambridge Massachusetts Massachusetts Vereinigte Staaten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Mattick amp oldid 227681035