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Paul Ernst Emil Sintenis 4 April 1847 in Seidenberg Landkreis Lauban Konigreich Preussen 6 Marz 1907 in Hirschberg Provinz Schlesien 1 war ein deutscher Botaniker und Reiseschriftsteller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsreisen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPaul Sintenis wurde in Seidenberg als Sohn des Kreisarztes Eduard Sintenis geboren Ein Jahr spater kam sein Bruder Max Benjamin Gerhard Sintenis 1848 1894 dazu der zeitlebens eine sehr enge Beziehung zu Paul pflegte Paul besuchte das Gymnasium in Gorlitz und begann 1863 eine Apothekerlehre in Bolkenhain und auch in Brandenburg an der Havel In den folgenden Berufsjahren Ende der 1860er Jahre muss er sich schon recht intensiv mit der schlesischen Flora auseinandergesetzt haben da Adolf Engler in den Jahren 1869 70 uber 20 von Sintenis entdeckte Fundstellen auflistete vorwiegend aus der Umgebung von Bolkenhain Sein Bruder Max versuchte sich damals als professioneller Vogeljager Nach einer von Otto Finsch finanzierten Expedition 1868 an die afrikanische Goldkuste mit enttauschenden Ergebnissen uberredete er 1872 seinen Bruder Paul zu einer Riese in die Dobrudscha damals noch Teil des Osmanischen Reichs wo der Ort Ciucurova unweit des Donaudeltas ihr Stutzpunkt wurde Von Marz 1872 bis Oktober 1875 beobachteten jagten und praparierten sie Tiere Im Beitrag Zur Ornis der Dobrudscha im Journal fur Ornithologie 1877 listeten sie 218 dort beobachtete Vogelarten auf 2 Ihr Eifer und ihre Beharrlichkeit bei der Praparation wurden auch von Eugen Ferdinand von Homeyer gewurdigt der ihre Ergebnisse mit denen von Finsch verglich 3 Im Jahr 1878 boten die Gebruder Sintenis diesmal aus Bolkenhain in der Zeitschrift Ornithologisches Centralblatt ca 1000 Vogelbalge und Eier von etwa 300 europaischen Vogelarten sowie auch Saugetierbalge zum Verkauf an 4 Von 1877 bis 1879 studierte Paul Sintenis an der Universitat Breslau Pharmazie und war zeitweise Assistent von Prof Heinrich Goppert Er kehrte zum Pflanzensammeln nach Bolkenhain zuruck was auch Angaben in der Flora von Schlesien preussischen und osterreichischen Anteils Breslau 1881 von Emil Fiek und Rudolf von Uechtritz belegen In der Umgebung von Leobschutz und Katscher konnte er den ersten Standort des Schmalblatt Hornklees Lotus tenuifolius fur Oberschlesien angeben Zunehmend dachte er daruber nach professionell als Pflanzensammler zu arbeiten Dies waren oft Menschen ohne akademische Ausbildung die keiner wissenschaftlichen Institution angehorten aber abenteuerlustig und risikobereit waren Um Geld fur Expeditionen zu sammeln machten sie meist Werbung in Fachzeitschriften und boten die Exemplare die sie mitbringen wollten zum Verkauf an Fur diejenigen Kaufer die bereit waren einen Teil des Risikos einzugehen und die Halfte des Betrags im Voraus zu zahlen war der Preis ein Aktionspreis Der kommerzielle Aspekt der Expeditionen von Sintenis wird am besten in spateren Anzeigen in der Fachpresse deutlich Pflanzen aus der Troas wurden uber Paul Ascherson zum Preis von 20 Mark fur ein Tausendguldenkraut angeboten Max Leichtlin der Besitzer eines Gartenbauunternehmens in Baden Baden der im Auftrag von Sintenis Bestellungen fur Herbariumexemplare aus Kleinasien sammelte bot sie zu einem Preis an Preis von 25 Mark fur ein Tausendguldenkraut fur Abonnenten die die Halfte des falligen Betrags im Voraus bezahlten betrug der Preis 20 Mark und Exemplare aus dem turkmenisch persischen Grenzgebiet bot Sintenis selbst vor Reiseantritt den Preis von 40 Mark pro Tausendguldenkraut fur Abonnenten die die Halfte des falligen Betrags im Voraus bezahlten betrug der Preis 30 Mark Seit 1880 war Sintenis bis 1901 vollberuflich als Pflanzensammler tatig Er arbeitete unter anderem mit Joseph Bornmuller 1862 1948 und Adolph Toepffer 1853 1931 zusammen mit letzterem sammelte er zwischen 1881 und 1887 Pflanzen in Schlesien Er arbeitete zunachst noch als Apotheker bis er dank der Unterstutzung des Arztes Druckerbesitzers und Botanikers Dr Karl Keck aus Aistersheim die Moglichkeit hatte nach Zypern zu gehen Nach der Ruckkehr aus Zypern liess sich Sintenis 1880 in Kupferberg in der Nahe von Hirschberg nieder Zusammen mit ihm lebte dort sein jungerer Bruder Max von dem seit 1878 niemand mehr etwas gehort hatte und der 1894 dort starb In den folgenden Jahren folgte eine Vielzahl von Forschungsreisen siehe unten Von Zeit zu Zeit kehrte Sintenis zur schlesischen Flora zuruck wie einzelne Informationen uber seine floristischen Entdeckungen aus der Nahe von Kupferberg belegen die Theodor Schube veroffentlichte Weitere floristische Entdeckungen wurden in den Jahren 1902 04 gemacht In seinen letzten Lebensjahren schenkte Sintenis einen Grossteil seiner Privatsammlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Gorlitz der er in seinem Testament auch seine privaten Herbariumsammlungen hinterliess Er starb am 6 Marz 1907 im Krankenhaus in Hirschberg Abgesehen von kurzen Erwahnungen seines Todes in einigen Magazinen wurden weder ein vollstandiger Nachruf noch posthume Memoiren veroffentlicht Einige dieser Erwahnungen enthielten vollig unwahre Angaben so stand beispielsweise im Biographischen Jahrbuch dass er in den Anden und im Himalaya gereist sei Sintenis leistete als Florist einen grossen Beitrag zur Kenntnis der Flora Kleinasiens und wird in der Turkei am meisten geschatzt Seine Aktivitaten und Erfolge auf diesem Gebiet fasste die turkische Professorin Asuman Baytop 2004 in einem ausfuhrlichen Artikel zusammen Forschungsreisen Bearbeiten1880 Zypern mit Gregorio Rigo aus Torri del Benaco 1841 1922 Unterstutzung durch Karl Keck und die Zoologisch Botanische Gesellschaft in Wien Sintenis reiste uber Wien nach Triest von dort mit einem Dampfer uber Korfu Syros und Chios nach Smyrna wo er Pflanzen und Muscheln sammelte Mit einem anderen Dampfer erreichte er uber Rhodos Larnaka auf Zypern 1881 Istrien und Dalmatien 1883 Canakkale die Troas Ida Gebirge und Assos 1884 1887 hielt er sich als Pflanzen und Pilzsammler auf Puerto Rico auf Die Reise wurde durch Carl Wilhelm Leopold Krug finanziell unterstutzt Ende Februar bis Mitte August 1888 Mersin Mardin er sammelte in den Provinzen Icel Hatay Gaziantep Provinz Urfa Adiyaman Diyarbakir und Siirt mindestens 1464 Praparate April August 1889 ostlicher Pontus Uber Istanbul nach Trabzon er sammelte in den Provinzen Trabzon Gumushane Erzincan Malatya und Elazig Ruckreise uber Trabzon Er sammelte mindestens 1726 Praparate April bis August 1890 Istanbul Trabzon er sammelte in den Provinzen Gumushane Erzincan und Elazig mit einem Schwerpunkt in Erzincan besonders um Kemaliye Ruckreise uber Trabzon mindestens 1400 Praparate 1891 Mazedonien Thessalien und Thasos April 1892 im westlichen Pontus von Istanbul nach Inebolu Tosya uber Kure und Kastamonu Ruckkehr uber Inebolu 1689 Praparate 1894 ostlicher Pontus Von Istanbul nach Trabzon und Gumushane fast 2300 Praparate 1896 Griechenland Hier sammelte er im Pindos Gebirge unter anderem Verbascum pindicola Freyn amp Sint und Verbascum tymphaeum Freyn amp Sint heute als Verbascum epixanthinum Boiss amp Heldr zusammengefasst 1900 1901 Fur die Gebruder Thubergen in Haarlem eine Sammelreise mit Anton Kronenburg ins armenische Hochland besonders die Gegend um den Van See Persien Mazanderan und Turkmenistan Diese Reise wurde von zahlreichen anderen Geldgebern unterstutzt unter anderem der englischen Pflanzensammlerin Ellen Willmott Sintensis beschrieb die von ihm gesammelten Pflanzen nicht selbst sondern ubergab sie den Botanikern Josef Franz Freyn Paul Ascherson Joseph Bornmuller und Carl Haussknecht zur wissenschaftlichen Bearbeitung Allein in der Turkei gehen 240 Erstbeschreibungen auf seine Sammeltatigkeit zuruck Heute befinden sich die von ihm gesammelten Pflanzenexemplare in 78 Herbarium Sammlungen auf der ganzen Welt Die grosste Sammlung die 1921 fur 5 700 Kronen erworben wurde uber 100 000 Exemplare befindet sich im Botanischen Museum der Universitat Lund in Schweden Die Sammlung von Pflanzen aus Costa Rica in Berlin Dahlem wurden im Zweiten Weltkrieg zerstort Sein botanisches Autorenkurzel lautet Sint 5 Die folgenden Pflanzen sind nach ihm benannt Bupleurum sintenisii Cistus sintenisii Dendropemon sintenisii Krug amp Urban 6 Hieracium sintenisii Freyn Ilex sintenisii Iris sintenisii Marlierea sintenisii Matelea sintenisii Ornithogalum sintenisii Podonosma sintenisii Psidium sintenisii Rhinanthus sintenisiiWerke BearbeitenCypern und seine Flora In Osterreichische botanische Zeitschrift Bande 31 und 32 1881 82 in mehreren Teilen Einleitung bis Kap 4 zobodat at PDF Kap 6 zobodat at PDF Kap 8 zobodat at PDF Kap 9 zobodat at PDF Fortsetzung zobodat at PDF Kap 11 zobodat at PDF Kap 12 zobodat at PDF Fortsetzung zobodat at PDF Fortsetzung zobodat at PDF Literatur BearbeitenAsuman Baytop A plant collector in Anatolia at the end of the XIXth century Paul Sintenis 1847 1907 Osmanli Bilimi Arastirmalari 6 1 2016 http www bilimtarihi org OBA 2004 6 1 1 htm Miroslaw Syniawa Pawel Zawodowiec Paul Ernst Emil Sintenis 1847 1907 Paul der Profi Paul Ernst Emil Sintenis 1847 1907 Biographie In Przyroda Gornego Slaska Band 70 2012 S 13 15 polnisch scribd com Weblinks BearbeitenGlobal Plants Sintenis Paul Ernst Emil 1847 1907 on JSTOR Harvard University Herbaria amp Libraries Index of Botanists Sintenis Paul Ernst Emil Paul Sintenis Virtual Herbaria Sintenis Paul Indexeintrag Deutsche Biographie https www deutsche biographie de pnd117630462 html 19 12 2022 Einzelnachweise Bearbeiten In allen bisherigen Quellen wurde der schlesische Ort Kupferberg als Sterbeort angenommen ohne dass standesamtliche Aufzeichnungen bekannt waren Im Jahre 2013 konnte der polnische Autor Miroslaw Syniawa den Fund eines Eintrages im Sterbebuch 1907 1972 des Standesamtes von Jelenia Gora melden nach dem Sintenis am 6 Marz 1907 im stadtischen Krankenhaus verstorben ist Syniawa M Uzupelnienie do biogramu Paula Sintenisa Przyroda Gornego Slaska 73 2013 S 15 Gebruder Sintenis Zur Ornis der Dobrudscha In Journal fur Ornithologie Band 25 1877 S 59 69 biodiversitylibrary org E F v Homeyer Bemerkungen zur Ornis Bulgariens mit Rucksicht auf den Bericht der Gebruder Sintenis und die Reisergebnisse von Dr Finsch im Journ F Orn 1859 p 378 In Journal fur Ornithologie Band 25 1877 S 69 74 biodiversitylibrary org Gebruder Sintenis Tausch und Kaufverkehr In Ornithologisches Zentralblatt Beiblatt zum Journal fur Ornithologie Band 3 Nr 3 1 Februar 1878 S 24 biodiversitylibrary org Sintenis Paul Ernst Emil 1847 1907 im International Plant Names Index mit Liste der beschriebenen Pflanzennamen abgerufen am 19 Dezember 2022 Marcos A Caraballo Ortiz Tomas A Carlo Resurrection of Dendropemon sintenisii Loranthaceae An endemic mistletoe from Puerto Rico Phytotaxa 82 1 1 6 https doi org 10 11646 phytotaxa 82 1 1Normdaten Person GND 117630462 lobid OGND AKS VIAF 52472188 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sintenis Paul Ernst EmilKURZBESCHREIBUNG deutscher BotanikerGEBURTSDATUM 4 April 1847GEBURTSORT Seidenberg Landkreis Lauban Provinz Schlesien Konigreich PreussenSTERBEDATUM 6 Marz 1907STERBEORT Hirschberg Provinz Schlesien Deutsches Reich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Ernst Emil Sintenis amp oldid 239062616