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Paternostermacher Paternostermaker Paternostermakerer oder Paternosterer fertigten Rosenkranze an Oftmals wird die Berufsbezeichnung Bernsteindreher synonym verwendet denn das meistbenutzte Material war Ostsee oder Baltischer Bernstein Fur die Herstellung solcher Gebetsketten wird aber auch Elfenbein Holz Perlmutt Knochen Horn oder Koralle mitunter auch Silber benutzt Der Begriff Paternostermacher ist auch nur in Chroniken einiger der Stadte erwahnt in denen sich Zunfte dieses Berufsstandes bildeten Zeitgenossische Darstellung einer Paternostermacherwerkstatt Regensburg 1698Paternosterleisten aus Mittelhand und Mittelfussknochen vom Rind mit Reihen runder Locher aus denen kugelformige Paternosterperlen gebohrt wurden Ausgrabungsfunde aus dem Wurzburger Franziskanerkloster Inhaltsverzeichnis 1 Qualifikation Produkte und Handelsbeziehungen 2 Geschichte 3 Verschiedenes 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseQualifikation Produkte und Handelsbeziehungen BearbeitenBernsteindrehermeistern wurden gewisse Leistungsnachweise abverlangt die von jeder Zunft eigenstandig festgelegt wurden So verlangte die Konigsberger Zunft in ihrem Gildebrief von 1745 ein viertel Pfund kugelrunde Corallen ohne Zuthun eines Ciculs nach dem Augen Maass worinnen die Locher gleiche und gerade gebort sein mussen Rosenkranzperlen werden in alten Chroniken vielfach mit dem damaligen fachsprachlichen Wort Corallen bezeichnet Neben Perlen fur Rosenkranze die den weitaus grossten Teil der Produktion der Bernsteindreher darstellten wurden auch andere Gebrauchsgegenstande hergestellt So werden in einem Lubecker Dokument aus dem Jahre 1709 Masser Haffter Schalen Kasten Loffel genannt Kunstgewerbliche Gegenstande wurden hingegen kaum angefertigt Ausnahmen hiervon waren offenbar so selten dass sie ausdrucklich erwahnt werden wie sich aus einem Gutachten des Lubecker Gewerksaltesten aus dem Jahre 1692 ergibt in dem von einem Ladgen oder Cabinett und von zwei Kruzifixen die Rede ist die von den Lubecker Bernsteindrehermeistern Johann Segebad 1 und Niklas Steding angefertigt worden sind Die Danziger und Konigsberger Bernsteindreher fertigten Tabaks und Nadeldosen Etuis und Pfeifenmundstucke von eher kunstgewerblichem Charakter Ein herausragendes Beispiel fur eine technische Neuerung lieferte der zur Konigsberger Zunft gehorende Meister Christian Porschin der 1691 den Bernsteinbrennspiegel erfand mit dem sich nach seinen eigenen Aussagen Pulver viel besser entzunden liess als mit den gebrauchlichen glasernen Spiegeln Ferner sollen aus der Werkstatt von Porschin auch Brillenglaser aus Bernstein gekommen sein Die Handelsbeziehungen der Zunfte lassen sich nur anhand weniger Dokumente nachvollziehen Diese deuten aber darauf hin dass die Paternostermacherzunfte ihre Produkte regelmassig nicht nur am lokalen Markt verkauften sondern auch exportierten Aus einem Dokument der Stolper Zunft aus dem Jahre 1791 lasst sich entnehmen dass Waren der Paternostermacher bis nach dem damaligen Konstantinopel Istanbul Smyrna Izmir und Aleppo geliefert wurden die Konigsberger Zunft unterhielt Handelsbeziehungen mit Turken und Armeniern 2 3 Geschichte BearbeitenIm 14 Jahrhundert entstanden die ersten Paternostermacherzunfte in den Hansestadten Lubeck und Brugge ein Jahrhundert spater in Stolp 1480 82 1477 in Danzig 1535 in Kolberg vor 1550 in Koslin 1539 in Elbing und 1641 in Konigsberg 4 5 2 Dass die Zunfte zunachst weit westlich der Bernstein liefernden Kustenabschnitte der Ostsee und erst allmahlich in deren Nahe entstanden hangt damit zusammen dass die Rechteinhaber aus dem Bernsteinregal anfangs der Deutschritterorden spater auch die preussischen Herzoge die Unterschlagung von Bernstein durch das Austrocknen des Schwarzhandels zu unterbinden suchten indem die potentiellen Abnehmer des Rohmaterials namlich die Bernsteindreher aus dem Fundgebiet ferngehalten wurden Die Grundung der ersten Bernsteindreherzunft in Ostpreussen fallt somit konsequenterweise zeitlich mit der Verpachtung des Bernsteinregals an die Stadt Danzig zusammen 6 Den Zunften gehorten neben den Bernsteindrehern auch andere mit der Bernsteinverarbeitung beschaftigte Gewerke an so die sogenannten Inventierer die sich auf das Kunsthandwerk des Inkrustierens verstanden 5 Der Deutsche Orden der von Kaiser Friedrich II die Regierung in Preussen erhielt brachte den Bernstein von der Samlandkuste nach Danzig und von hier aus nach Brugge und Lubeck wo er verarbeitet wurde In Brugge wurde die Zunft der Paternostermacher im Jahre 1302 gegrundet Etwa 100 Jahre spater gehorten ihr 70 Meister und mehr als 300 Gesellen und Lehrlinge an Aus Lubeck werden Paternostermacher erstmals im Burgerregister von 1317 erwahnt die erste urkundliche Erwahnung Zunftrolle stammt aus dem Jahre 1360 Um das Jahr 1400 gehorten in Lubeck mindestens 16 Meister der Zunft damals noch als Amt bezeichnet der Paternostermacher an Insgesamt waren zu dieser Zeit dort mindestens 40 nach anderen Quellen mehr als 100 Bernsteindreher tatig Den Amterstatuten aus dieser Zeit ist zu entnehmen dass das Rohmaterial hauptsachlich aber nicht ausschliesslich vom Deutschen Orden bezogen wurde Kaufleute der Stadt garantierten den Paternostermachern zu Beginn des 15 Jahrhunderts einige Zeit die Abnahme ihrer Fertigprodukte zu Festpreisen bis zu einer Obergrenze von 80 Pfund Mehrproduktion durften die Paternostermacher lokal oder in der Umgebung absetzen nicht aber an den Handelsplatzen der Kaufleute Venedig Koln Frankfurt und Nurnberg Einige Jahrzehnte konnte mit dieser Regelung ein Uberangebot vermieden und der Preis fur Bernsteinartikel auf hohem Niveau gehalten werden 7 In den Jahren 1449 und 1454 kam es zu Beschwerden der Paternostermacher in Lubeck die sich beim Hochmeister Konrad von Erlichshausen 8 uber die Versendung preussischen Rohbernsteins direckt nach Venedig beklagten Sie verlangten dass samtlicher in Preussen gefundener Bernstein angekauft werden solle wie es ihr und ihrer Brugger Kollegen althergebrachtes Recht sei Dies sollte insbesondere dazu dienen die Entstehung konkurrierender Bernsteinindustrien an andern Orten zu verhindern Im Fruhjahr 1454 verschlechterte sich die Lage fur das Brugger und Lubecker Bernsteinpaternostermacheramt durch den Ausbruch des Ordenskrieges Beide Amter versuchten den Fortgang des Bernsteinhandels mit Danzig zu sichern Die Lieferungen waren durch Kaperer gefahrdet 9 Das Regelwerk der Zunfte sicherte ihren Mitgliedern den bestmoglichen Zugang zu dem zeitweilig knappen Rohmaterial und zielte darauf ab Personen ausserhalb der Zunfte von dem Handwerk fernzuhalten Um diesen Anspruch durchzusetzen war es Gesellen nicht erlaubt auf eigene Rechnung Bernsteinauftrage auszufuhren oder auch nur Bernstein zu erwerben Andererseits war es einem Gesellen zumeist nur dann moglich selbst Meister zu werden wenn er die Tochter eines Zunftmeisters heiratete Personen die entgegen den Ordnungsprinzipien dieser Zunft auf eigene Faust Bernstein zu verarbeiten versuchten sogenannte Bonhasen wurden verfolgt oft deren Familienmitglieder von jeglicher Tatigkeit in der Zunft ausgeschlossen Einige Zunfte behandelten auch wandernde Gesellen aus Paternostermacherzunften anderer Stadte als Bonhasen Andere Zugangsbedingungen zur Zunft waren der Nachweis eines gewissen Kapitalstocks Lubeck Burgerrechte Lebenswandel eheliche Geburt Danzig und andere oder die Ablegung eines Meisterstuckes unter Aufsicht des Altermannes Danzig 6 Mit der Reformation nahm die Bedeutung der Paternostermacher in den folgenden Jahrhunderten ab auch wenn die Geschafte von Zeit zu Zeit insbesondere durch verstarkte Nachfrage seitens verschiedener Herrscherhauser wieder besser gingen Die Zunfte konnten sich aber zumeist noch bis in das 19 Jahrhundert halten 7 in Konigsberg beispielsweise bis 1811 in Lubeck bis 1842 die letzte Bernsteindreherzunft in Stolp sogar bis 1883 10 Daniel Barholz der Stadtschreiber in Elbing berichtete 1646 dass die Elbinger Stadtregierung Bernsteindreher anstelle Verschiedenes BearbeitenSchutzpatron der Paternostermacher war der heilige Adalbert 11 Der Beruf ist Ursprung des Familiennamens Paternostermaker Literatur BearbeitenCarl Friedrich Wehrmann Hrsg Die alteren Lubeckischen Zunftrollen Lubeck 1872 S 347ff Digitalisat Johannes Warncke Die Paternostermacher in Lubeck In Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde Band 19 1918 S 247 256 Digitalisat Antjekathrin Grassmann Hrsg Lubeckische Geschichte Schmidt Romhild Lubeck 1997 S Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paternostermacher Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Als Luther das gute Geschaft verdarb Paternostermacher bzw Bernsteindreher verarbeitete Bernstein zu Gebetsketten In Spiegel Online 15 Juli 2012Einzelnachweise Bearbeiten Segebad Johann In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 30 Scheffel Siemerding E A Seemann Leipzig 1936 S 441 vor 1692 a b Otto Pelka Bernstein Berlin 1920 K Andree Der Bernstein und seine Bedeutung in Natur und Geisteswissenschaften Kunst und Kunstgewerbe Technik Industrie und Handel Konigsberg 1937 H Buchholz Bernstein das Gold des Nordens Kiel 1961 a b K Hinrichs Bernstein das Preussische Gold in Kunst und Naturalienkammern und Museen des 16 20 Jahrhunderts Dissertation Humboldt Universitat Berlin 2007 a b W Tesdorpf Gewinnung Verarbeitung und Handel des Bernsteins in Preussen von der Ordenszeit bis zur Gegenwart Jena 1887 a b W Stieda Lubische Bernsteindreher oder Paternostermacher In Mittheilungen des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Alterthumskunde 2 Heft Nr 7 1886 S 97 112 Hansischer Geschichtsverein Hrsg Hansische Geschichtsblatter Bohlau Verlag Koln Wien 1871 S 69 Textarchiv Internet Archive Ernst Robert Daenell Die Blutezeit der deutschen Hanse hansische Geschichte von der zweiten Halfte des XIV bis zum letzten Viertel des XV Jahrhunderts G Reimer Berlin 1905 S 149 150 Textarchiv Internet Archive Ludwig Bruhl Bernstein das Gold des Nordens In Meereskunde Heft 166 Band XIV 10 George C Williamson The book of amber London 1932 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paternostermacher amp oldid 219499295