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Pahlawi ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Pahlavi aufgefuhrt Mittelpersisch mittelpersische Eigenbezeichnung Parsig auch als Pahlavi Sprache oder Pehlewi Pehlevi 1 bezeichnet war eine vom 1 Jahrhundert v Chr bis ins 11 Jahrhundert n Chr bezeugte mitteliranische Sprache aus der sich nach der arabischen Eroberung Persiens neben anderen iranischen Sprachen die heutige neupersische Sprache entwickelt hat Sie ist in einer Variante der aramaischen Schrift in Pahlavi Schriften und der Psalterschrift erhalten MittelpersischGesprochen in Spatantikes Iranisches HochlandSprecher ausgestorbenLinguistischeKlassifikation Indogermanische Sprachen Indoiranische SprachenIranische SprachenWestiranischSudwest Iranisch dd Mittelpersische Sprache dd dd SprachcodesISO 639 2 palISO 639 3 pal Zoroastrisches Mittelpersisch xmn Manichaisches Mittelpersisch Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitungsgebiet 2 Material 3 Schrift 4 Uberblick uber die mittelpersische Grammatik 4 1 Nomen 4 2 Adjektive 4 3 Verben 5 Anmerkungen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 WeblinksVerbreitungsgebiet BearbeitenUrsprunglich ist Mittelpersisch in der sudwestiranischen Provinz Persis Pars heute Fars und angrenzenden Regionen beheimatet es war nach dem Untergang des Achamenidenreiches in parthischer Zeit schrittweise aus dem Altpersischen hervorgegangen und ist bis zum 8 9 Jahrhundert n Chr als lebende Sprache erhalten geblieben Im spatantiken Sassanidenreich 224 651 n Chr diente Mittelpersisch als Amts und Verkehrssprache Aber auch als diese Sprache nach der Islamisierung Irans ins Neupersische ubergegangen war ist das Mittelpersische als tote bzw archaisierende Sakralsprache von den Zoroastriern Irans bis ins 10 von den Manichaern in Zentralasien in der Turfanoase in Chinesisch Turkestan bis ins 13 Jahrhundert n Chr verwendet worden Material BearbeitenDie uberwiegende Zahl der Zeugnisse des Mittelpersischen das man fruher allgemein und teils auch heute noch unprazise als Pahlavi bezeichnet hat stammt aus der Sassanidenzeit oder aus einer Epoche als diese Sprache im 9 und 10 Jahrhundert eine gewisse Renaissance erlebte angesichts der zunehmenden Islamisierung Persiens bemuhten sich die Zoroastrier um 800 verstarkt um eine Bewahrung und Verschriftlichung ihres Erbes Die mehr als tausendjahrige Verwendung und Bezeugung dieser Sprache und ihre Verbreitung weit uber ihre sudwestiranische Heimat hinaus sind der Grund dafur dass diese Zeugnisse zum Teil unterschiedliche Dialektauspragungen und sprachgeschichtliche Entwicklungen bezeugen So zeichnet sich etwa die Sprache der im 9 und 10 Jahrhundert n Chr entstandenen zoroastrischen Bucher das so genannte Buch Pahlavi durch eine grossere Zahl von parthischen Lehnwortern aus als die manichaischen Texte deren Sprache das Mittelpersische wohl sozusagen in seiner ursprunglichen provinziellen Reinheit verkorpert Die zoroastrischen Texte reflektieren dagegen die spatsassanidische Sprachform die jahrhundertelang insbesondere unter den Arsakiden parthischen Einflussen in den Bereichen der administrativen militarischen und teilweise auch religiosen Terminologie ausgesetzt gewesen war hatte das Parthische sich doch unter den Arsakiden uber ganz Iran als allgemeine Verkehrs und Kultursprache verbreitet zu einer Zeit als das Mittelpersische noch auf Pars beschrankt war Auch nach der Machtubernahme der persischen Sassaniden im 3 Jahrhundert n Chr behielten viele parthische Adelsgeschlechter ihre Macht so dass sich Parthisch und Persisch weiter gegenseitig beeinflussten Und auch bereits im vorsassanidischen Mittelpersisch sind parthische Beeinflussungen anzunehmen auch dies ist einer der Grunde dafur dass das Altpersische der Achaimenideninschriften und das Mittelpersische sprachliche Unterschiede aufweisen dass dieses also jenes nicht unmittelbar fortsetzt Ausser kurzen Munzlegenden auf Munzen des 1 Jahrhunderts v Chr der Herrscher von Fars bzw Persis 2 gibt es praktisch keine Sprachzeugnisse aus der Zeit vor dem 3 Jahrhundert n Chr in dem dann aber die fruhsassanidischen Fels und Steininschriften gleich einen besonderen Akzent setzen Ihrem Umfang und ihrer Bedeutung nach ragen unter diesen in Lapidarschrift geschriebenen Texten die Inschriften der Konige Schapur I an der Ka ba yi Zarduscht dreisprachig und Narseh von Paikuli zweisprachig sowie die des Oberpriesters Kartir hervor Den ubrigen Konigs oder Privatinschriften dies sind meist Grabinschriften in kursivem Duktus kommt ebenso wie den Munzlegenden bis ins 10 Jahrhundert den Inschriften auf Siegeln Gemmen und Bullen sowie den Gefassinschriften aus sprachlicher Sicht geringere Bedeutung zu Juristische und administrative Urkunden sind nur in beschrankter Zahl erhalten einige Pergamenturkunden aus Dura Europos aus der Besatzungszeit im 3 Jahrhundert etliche Papyri aus Agypten aus der Besatzungszeit zu Beginn des 7 Jahrhunderts sowie nachsassanidische Ostraka aus Iran Nur sehr vereinzelt finden sich mittelpersische Inschriften auch im romischen Machtbereich Die einst reichhaltige mittelpersische Literatur der Sassanidenzeit ist heute weitestgehend verloren Von den bekannten Buchtexten in mittelpersischer Sprache ist der alteste ein in Bulayiq Turfanoase gefundenes Fragment einer Ubersetzung der Psalmen des Alten Testaments Die Entstehungszeit muss nach Schrift und Sprache junger sein als die grossen Felsinschriften des 3 Jahrhunderts lasst sich aber innerhalb der Sassanidenzeit nicht mit Sicherheit weiter eingrenzen Sehr viel umfangreicher sind die Texte der Zoroastrier die von spatsassanidischer Zeit 6 Jahrhundert an aufgezeichnet wurden aber nur in viel jungeren Handschriften seit dem 14 Jahrhundert erhalten geblieben sind Sie umfassen eine Ubersetzung grosser Teile des Avesta Corpus weitere religiose und didaktische Literatur aber auch profanes Schrifttum Die dogmatischen und juristischen Traktate die die Hauptmasse dieser Bucher ausmachen sind aber erst wahrend der schon kurz angesprochenen Pahlavi Renaissance in nachsassanidischer Zeit entstanden Ebenfalls bis ins 3 Jahrhundert n Chr zuruck reicht die auf Mittelpersisch geschriebene manichaische Literatur die der Religionsstifter Mani 216 277 selbst begrundet hat von dessen dem Konig Schapur Schabuhr I gewidmeter Schrift Schabuhragan langere Bruchstucke erhalten sind Zahlreiche weitere Werke dogmatischen und homiletischen Inhalts sowie Hymnen von Mani seinen Schulern und viel spateren Anhangern sind aus Turfan fragmentarisch bekannt geworden Schrift Bearbeiten nbsp Pahlavi Codex MK Karnamag i Ardaschir i Pabagan Pahlavi Buchschrift nbsp Inschrift von Schapur III Taq e Bostan Inschriftliche Pahlavi Schrift Abgesehen von den manichaischen Texten fur deren Aufzeichnung die sehr lautgetreue manichaische Schrift Verwendung fand sind alle mittelpersischen Textzeugnisse bis zum Untergang des Sassanidenreiches in dem auf das Aramaische zuruckgehenden heterographischen Schriftsystem geschrieben dessen spezifisch persische Variante der Inschriften Munzen Papyri Bucher usw traditionell Pahlavi Schrift genannt wird Wenn diese Schrift auch immer weiter vereinfacht wurde und ihre Zeichenformen sich in der kursiven Buchschrift die Buch Pahlavi genannt wird einander stark annaherten die Komplexitat des Systems wird aber durch die Zahl von fast 1000 Heterogrammen verdeutlicht so ist doch ihr Hauptcharakteristikum der Konservativismus bzw Historizismus Die bis zu den jungsten Texten praktisch unveranderten Schreibkonventionen spiegeln namlich den Sprachzustand der Arsakidenzeit wider und entsprachen nicht den aktuellen Verhaltnissen Auf den Lautstand der so geschriebenen Texte ist nur durch den Vergleich mit den anderen Quellen zu schliessen Weil in nachsassanidischer Zeit die Kenntnis dieser Schrift aber nach und nach verloren ging wurden zoroastrische Texte dann teilweise auch im avestischen oder im neupersischen Alphabet aufgezeichnet Man nennt diese mechanischen Umsetzungen Pasand bzw Parsi Texte und kann ihnen mitunter aufschlussreiche Hinweise auf den tatsachlichen Lautstand dieser spaten Zeit entnehmen Die Probleme der Umschreibung sei es einer eindeutigen Transliteration oder einer interpretierenden Transkription dieser Schrift fur die ein einheitliches Verfahren bis heute nicht gefunden wurde sind gross Uberblick uber die mittelpersische Grammatik BearbeitenNomen Bearbeiten NumerusDas Mittelpersische besitzt Singular und Plural Der Singular wird nicht markiert Der Plural wird markiert durch die Suffixe an aus altpersisch anam iha Singularformen konnen nach Zahlwortern oder quantitativen Pronomina Plurale bezeichnen Beispiel dō bunistag 2 Urprinzipien was kas viele Leute Daruber hinaus kennt das Mittelpersische das Abstraktsuffix ih welches auch als Kollektivum bzw Plural fungiert zanih Frauen gurgih Wolfe sedaspih Romer eigl weisse Pferde habend KasusDas Mittelpersische unterscheidet jedoch nicht konsequent und in den spateren Texten immer weniger eine direkte Nominativ entstanden aus dem Nominativ altpersisch Singular a avestisch ō und eine oblique Form alle anderen Kasus aus altpersisch Genitiv Singular ahya avestisch ahe Genitiv Plural a i unam as Pferd Singular Pluraldir as asobl ase asanDaneben haben sich bei r Stammen die folgenden Markierungen erhalten brad Bruder Singular Pluraldir brad bradarobl bradar bradaranAdjektive finden sich neben einfachen Adjektiven als Komposita Partizipien Nomina agentis Adjektive flektieren wie Substantive Die Wortstellung ist optional frestagan wuzurgan wuzurgan frestaganWortfolge bei NominaA Das regierende Nomen geht dem abhangigen Nomen voran 1 Mit Relativpartikel Ezafe xwaday i xwadayan Herr der Herren den i weh die gute Religion pus i man mein Sohn 2 Ohne Relativpartikel pusan rōsnan Sohne der Lichter sahryar wuzurg der grosse Prinz Wenn das regierende Nomen mit dem unbestimmten Artikel markiert ist entfallt die Ezafe dast e jam eine handvoll Pokale kanizag e weh ein gutes Madchen B Das abhangige Nomen geht dem regierenden voran eran sahr Land der Iraner adaran sah Konig der Feuer garm xwarisn warmes Essen man pus mein Sohn Beispielsatz fur ein Relativpronomen als Akkusativobjekt u man ma bar ō gumangarih Und fuhre uns nicht in Versuchung Adjektive Bearbeiten konnen gesteigert werden A Komparativ tar dar nach Vokal r m n Als Komparationsartikel fungieren az und kuaz wad wattar schlechter als schlecht kam wattar ast ku es ist weniger schlecht als B Superlativ tom dom nach Vokal r m n Einige Adjektiva nehmen ein Superlativsuffix ist wahist Paradies Verben Bearbeiten verbale Personalendungen im Prasensstamm Indik Konj Imper Opt 1 Sg em an tom en2 Sg eh ay o3 Sg ed ad eh1 Pl om em2 Pl ed ad ed3 Pl end andKopula sein Indik Konj Opt Imper Imperf 1 Sg hem2 Sg he bas3 Sg ast ham he anad1 Pl hōm2 Pl hed han bawed3 Pl hend hand anandPartizip des Prasens ag und an und erstarrte Bildungen auf and Partizipium necessitatis oder Verbalnomen isn Partizipium der Vergangenheit t tag Zusammen mit der Kopula bilden die Partizipien der Vergangenheit die Vergangenheitstempora Infinitiv tanAnmerkungen Bearbeiten Die Herkunft dieser Bezeichnung bezieht sich auf die Parther Aussprache etwa par8awa wobei 8 der engl Aussprache des th entspricht Der Lautwandel R zu L und 8 zu H verbunden mit einem bei vielen Sprachentwicklungen auftretenden Wechsel von Lautabfolgen Metathese fuhrte zum Begriff Pahlawi Carlo G Cereti Die iranischen Sprachen 2001 S 34 Siehe auch BearbeitenIranische Sprachen Mittelpersische Tagesnamen Iranischer Kalender Alte Masse und Gewichte Persien Literatur BearbeitenCarlo G Cereti Letteratura Pahlavi Mailand 2000 Carlo G Cereti Die iranischen Sprachen In Wilfried Seipel Hrsg 7000 Jahre persische Kunst Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH Bonn Skira editore Milano Kunsthistorisches Museum Wien Kunsthistorisches Museum Wien 2001 S 31 37 Desmond Durkin Meisterernst Grammatik des Westmitteliranischen Parthisch und Mittelpersisch Osterreichische Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der philosophisch historischen Klasse 850 Veroffentlichungen zur Iranistik 73 Grammatica Iranica 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2014 ISBN 978 3 7001 7556 8 Zugleich Munster Universitat Habilitations Schrift 2012 Philippe Gignoux Glossaire des Inscriptions Pehlevies et Parthes Corpus Inscriptionum Iranicarum Supplementary Series Band 1 ZDB ID 187662 4 Lund Humphries u a London 1972 Henrik Samuel Nyberg A Manual of Pahlavi 2 Bande Harrassowitz Wiesbaden 1964 1974 Band 1 Texts Alphabets Index Paradigms Notes and an Introduction 2nd edition of the Hilfsbuch des Pehlevi 1964 Band 2 Ideograms Glossary Abbreviations Index Grammatical Survey Corrigenda to Part I 1974 ISBN 3 447 01580 2 Rudiger Schmitt Die mitteliranischen Sprachen im Uberblick In Rudiger Schmitt Hrsg Compendium Linguarum Iranicarum Reichert Wiesbaden 1989 ISBN 3 88226 413 6 S 95 105 P Oktor Skjaervo Aramaic Scripts for Iranian Languages In Peter T Daniels William Bright Hrsg The World s Writing Systems Oxford University Press New York NY u a 1996 ISBN 0 19 507993 0 S 515 535 Weblinks Bearbeiten nbsp Test Wikipedia auf Mittelpersisch Original Dokument in der Pahlavi Kursive 6 7 Jh aus dem Bestand des Instituts fur Iranistik der FU Berlin Mittelpersischer Psalter manichaischer Text Mittelpersisches Pahlavi Alphabet Pahlavi Version des Matikan i Yvist i Fryan BSB Cod Zend 51 b Normdaten Sachbegriff GND 4120263 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittelpersische Sprache amp oldid 238055267 Schrift