www.wikidata.de-de.nina.az
Der Ostdeutsche Beobachter war eine deutsche Tageszeitung die von 1939 bis 1945 als Organ der NSDAP Verkundungsblatt des Reichsstatthalters im Reichsgau Wartheland und seiner Behorden in Posen erschien Sie war Nachfolgerin des Posener Tageblatts Die Zeitung ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Wochenzeitung Ostdeutscher Beobachter Kampfblatt fur das ehrlich arbeitende Volk die in Hermannstadt von 1932 bis 1934 herausgegeben wurde 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Inhaltliche Ausrichtung 3 Auflosung 4 Mitarbeiter Auswahl 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenAm 1 November 1939 wurde die erste Ausgabe des Ostdeutschen Beobachters herausgegeben Dazu veroffentlichte das Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda folgende offizielle Kurzmeldung Am 1 November hat das seit 78 Jahren bestehende Posener Tageblatt sein Erscheinen eingestellt um seinen redaktionellen und technischen Apparat in den Dienst des nationalsozialistischen Aufbaus im Warthegau zu stellen Das Posener Tageblatt hatte den Kampf um den Bestand der deutschen Volksgruppe in vorderster Front gefuhrt Es erscheint jetzt als Ostdeutscher Beobachter 2 Die Herstellung ubernahm die NS Gauverlag und Druckerei Wartheland GmbH mit Sitz in Posen Verlagsleiter blieb Johannes Scholz bis 1945 Etabliert wurde das Periodikum als Parteizeitung der NSDAP Der vollstandige Titel lautete Ostdeutscher Beobachter Organ der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Verkundungsblatt des Reichsstatthalters im Reichsgau Wartheland und seiner Behorden Parallel gab der Verlag von 1940 bis 1945 die Litzmannstadter Zeitung heraus 3 4 Inhaltliche Ausrichtung BearbeitenDas Wartheland um Posen entwickelte sich zu dem Gebiet mit der zahlenmassig grossten Neuansiedlung von Deutschen Uber eine Million Baltendeutsche Wolhyniendeutsche Bukowinadeutsche Schwarzmeerdeutsche und andere Volksdeutsche wurden hierher umgesiedelt Die Eingliederung hatte eine massive Aussiedlung und Vertreibung der polnischen Bevolkerung zur Folge Der Ostdeutsche Beobachter diente der Gauleitung dabei als Sprachrohr Arthur Greiser hielt in einem Leitartikel der Zeitung uberdeutlich fest Die Eindeutschung des Warthegaus heisst meiner Meinung nach dass kein anderes Volk ausser dem deutschen das Recht hat hier zu wohnen Der Warthegau ist unser Herrschaftsgebiet Dazu gehoren das ganze Land der Boden die Hauser die Bauernhofe alles In diesem Artikel prazisierte Greiser die Grundlagen der nationalsozialistischen Bevolkerungspolitik im Warthegau Zu ihrer Umsetzung sollte nicht nur die Zivilverwaltung herangezogen werden sondern samtliche Polizeiorgane Juristen Arzte Lehrer Journalisten etc Sie alle sollten zu Pionieren des Deutschtums in diesem Gebiet werden 5 Dementsprechend war die politische Richtung des Ostdeutschen Beobachters im gravierenden Gegensatz zum Posener Tageblatt bis zur letzten Ausgabe antijudisch und bis Anfang April 1943 antipolnisch Die Darstellung der Polen konzentrierte sich 1939 40 zunachst auf regelmassige Berichte uber Terror gegenuber der deutschen Minderheit sowie Konflikte mit den Nachbarlandern im sogenannten Zwischenkriegspolen Dazu kamen einpragsam und bildhaft die altbekannten Stereotype uber die polnische Wirtschaft und die Verlotterung des polnischen Volkscharakters in Gegenuberstellung der vermeintlichen Uberlegenheit der deutschen Organisations und Ordnungsliebe 6 Ab Marz 1940 existierten Polen in der Berichterstattung des Ostdeutschen Beobachters grundsatzlich nicht mehr und fanden in Bezug auf das Wartheland nur noch vereinzelt im Zusammenhang mit Vergehen und Verbrechen Erwahnung 7 Katyn stellte im Ostdeutschen Beobachter ab dem 15 April 1943 den Wendepunkt in der antipolnischen Propaganda dar 8 Die darauffolgende regelmassige pro polnische Berichterstattung zielte direkt auf die polnische Bevolkerung und deren Exilregierung ab womit die polnische Loyalitat gegenuber den Alliierten erschuttert werden sollte Nach dem Fund der Massengraber bei Katyn zog die deutsche Propaganda alle Register bis hin zur feierlichen Beisetzung identifizierter Leichen Auch polnischen Offizieren in deutscher Kriegsgefangenschaft wurde mittels der Zeitungsberichte die Ermordung ihrer Kameraden vor Augen gehalten Wenn so auch keine Sympathien fur die deutschen Besatzer aufkamen gab sich tatsachlich ein grosser Teil der nach Wahrheit suchenden polnischen Bevolkerung keinen Illusionen uber die Politik der Sowjetunion mehr hin sofern sie diese uberhaupt jemals gehegt hatten 9 Der Ostdeutsche Beobachter bezeichnete im Wartheland noch sesshafte Polen fortan als unsere polnischen Schutzangehorigen 10 Ab Herbst 1944 waren die taglichen Leitartikel im Ostdeutschen Beobachter stark von Durchhalte Rhetorik gepragt 11 Selbst nach dem Beginn der sowjetischen Weichsel Oder Offensive suggerierte die Zeitung dass im Wartheland keine unmittelbare Kriegsgefahr bestehe Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Anzahl der deutschen Bevolkerung in der ehemaligen Provinz Posen nochmals deutlich erhoht vor allem durch den Zuzug von Ausgebombten aus dem sogenannten Altreich Zudem wurden in den letzten Kriegsjahren zahlreiche Kinder und Mutter aus vielen deutschen Grossstadten im Rahmen der Kinderlandverschickung insbesondere in die Umgebung von Posen evakuiert da die Gegend als nicht luftgefahrdet galt 12 Auflosung BearbeitenDie letzte Ausgabe des Ostdeutschen Beobachters erschien am 20 Januar 1945 Jahrgangsnummer 7 1945 Nr 17 13 Uber die an diesem Tag im Warthegau beginnende Evakuierung und Flucht der Zivilbevolkerung stand auf der Titelseite des letzten Ostdeutschen Beobachters lediglich nebulos zu lesen Eine der hervorstechendsten Charaktereigenschaften des deutschen Menschen ist seine vorsorgliche Organisation Diese Vorsorglichkeit hat seit langem die Fuhrung des Gaues veranlasst genaue Massnahmen zu planen die nun im einzelnen ausgelost werden Jeder im Warthegau darf und muss das Gefuhl haben dass er jetzt nicht allein steht Selbstverstandlich ist auch an unsere polnischen Schutzangehorigen gedacht Jeder wird so behandelt wie er es verdient hat Ueber die kommenden Stunden unseres Gaues aber wollen wir die Parole stellen Heilig ist uns Mutter und Kind Wenn wir nach diesen Grundsatzen in den nachsten Tagen handeln und leben dann werden wir Warthelander noch einmal vor der Oeffentlichkeit den Beweis erbracht haben wie uns diese unsere neue Heimat ans Herz gewachsen ist aber auch dass wir sie uns verdient haben Wir sind bereit diesem Boden das zu geben was er von uns verlangt Wir haben es sechs Jahre lang versprochen nun wollen wir auch danach handeln 14 Um welche genau geplanten Massnahmen es sich handelte wurde nicht erwahnt Weder von Raumung Evakuierung geschweige Flucht war in dem Artikel die Rede Viel zu spat ordnete Arthur Greiser die Evakuierung der deutschen Bevolkerung aus dem Wartheland an Entgegen der im Ostdeutschen Beobachter erwahnten vorsorglichen Organisation lief die Raumung des Warthelands angesichts der militarischen Lage und der fehlenden Transportkapazitaten vollig chaotisch ab Der Gauleiter des Warthelandes Arthur Greiser fluchtete am Abend des 20 Januar 1945 aus seiner zur Festung erklarten Hauptstadt bevor die Schlacht um Posen begann In seinem Gefolge befanden sich unter anderem die Verlagsleitung Propagandisten und Redakteure des Ostdeutschen Beobachters die fast alle in den Westen entkamen und in der Bundesrepublik Deutschland ihre publizistische Karriere fortsetzten 15 16 17 Mitarbeiter Auswahl BearbeitenJohannes Scholz Verlagsleiter 1939 1945 Herbert Koch Chefredakteur Melita Maschmann Hans von Rimscha Willy Romer Fritz Albrich Kurt Luck Wilhelm MaulSiehe auch BearbeitenKujawischer Bote Lodzer ZeitungWeblinks BearbeitenOstdeutscher Beobachter Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa Digitalisate Ostdeutscher Beobachter Organ der NSDAP Verkundigungsblatt des Reichsstatthalters und seiner Behorden ZeitschriftendatenbankEinzelnachweise Bearbeiten Ostdeutscher Beobachter Kampfblatt fur das ehrlich arbeitende Volk Zeitschriftendatenbank abgerufen am 25 Januar 2020 Reichsverband der Deutschen Presse Hrsg Deutsche Presse Band 29 Verlag Franz Eher Nachf GmbH 1939 S 400 Litzmannstadter Zeitung vom 21 August 1943 Die Fuhrer warthelandischer Wirtschaft S 1 Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa University Library Poznan abgerufen am 29 Januar 2020 Litzmannstadter Zeitung Zeitschriftendatenbank abgerufen am 29 Januar 2020 Eckhart Neander Andrzej Sakson Hrsg Umgesiedelt Vertrieben Deutschbalten und Polen 1939 1945 im Warthegau Verlag Herder Institut Marburg 2010 S 48 92 f Miriam Y Arani Fotografische Selbst und Fremdbilder von Deutschen und Polen im Reichsgau Wartheland 1939 45 Verlag Dr Kovac Diss 2008 S 339 Reinhold Schmitt Gerhard Stickel Hrsg Polen und Deutsche im Gesprach Gunter Narr Verlag 1997 S 310 Fussnote 13 Miriam Y Arani Fotografische Selbst und Fremdbilder von Deutschen und Polen im Reichsgau Wartheland 1939 45 Verlag Dr Kovac Diss 2008 S 343 Andrej Angrick Aktion 1005 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Wallstein Verlag 2018 S 414 Unsere Heimat in Ostdeutscher Beobachter vom 20 Januar 1945 S 1 Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa University Library Poznan abgerufen am 27 Januar 2020 Miriam Y Arani Fotografische Selbst und Fremdbilder von Deutschen und Polen im Reichsgau Wartheland 1939 45 Verlag Dr Kovac Diss 2008 S 346 Joachim Rogall Die Raumung des Reichgaus Wartheland Thorbecke 1993 S 5 f Titelinformationen Ostdeutscher Beobachter Organ der NSDAP Verkundigungsblatt des Reichsstatthalters und seiner Behorden Zeitschriftendatenbank abgerufen am 25 Januar 2020 Ostdeutscher Beobachter in Unsere Heimat 20 Januar 1945 S 1 Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa University Library Poznan abgerufen am 27 Januar 2020 Andreas Mueller Tatort Warthegau Wagner Verlag 2007 S 47 49 Die Posener Stimmen unser wichtigstes Medium Gemeinschaft Evangelischer Posener e V abgerufen am 28 Januar 2020 Miriam Y Arani Fotografische Selbst und Fremdbilder von Deutschen und Polen im Reichsgau Wartheland 1939 45 Verlag Dr Kovac Diss 2008 S 331 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ostdeutscher Beobachter amp oldid 234020997