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Melita Maschmann 10 Januar 1918 in Berlin 1 4 Februar 2010 war wahrend des Dritten Reiches eine hauptamtliche hohe Fuhrerin im Bund Deutscher Madel sowie im Osteinsatz des Reichsarbeitsdienstes fur die weibliche Jugend RADwJ Sie hat ihre Erfahrungen dort spater als Schriftstellerin in ihrem Buch Fazit Kein Rechtfertigungsversuch zuerst erschienen 1963 verarbeitet und veroffentlicht und wurde daruber einem grosseren Publikum bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auffindung der Jugendfreundin 3 Rezeption von Fazit 4 Publikationen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls 15 Jahrige trat Maschmann dem BDM bei Sie verfiel der nationalsozialistischen Propaganda ganz und stieg schnell in Fuhrungspositionen auf Bis 1937 war sie mit Marianne Schweizer befreundet die aus einer halbjudischen Familie stammte Im Herbst 1937 denunzierte sie die Familie bei der Gestapo und sorgte dafur dass Mutter und Schwester von Marianne fur einige Zeit inhaftiert wurden 2 Am 1 September 1938 trat Melita Maschmann in die NSDAP Mitglieds Nr 6 097 292 ein Im Jahr 1941 wurde Maschmann BDM Fuhrerin im Warthegau und absolvierte parallel ein Volontariat beim Ostdeutschen Beobachter Ab Fruhjahr 1942 leitete sie in der Nahe von Posen ein Reichsarbeitsdienstlager fur Arbeitsmaiden 3 Im Jahr 1943 wurde sie Presseleiterin des BDM Ihre Eltern kamen 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben was bei ihr eine gewisse Entfremdung vom NS Regime eingeleitet haben soll Anfang Juli 1945 wurde Maschmann zusammen mit Jutta Rudiger in einem Versteck im Zell am See verhaftet und im Ludwigsburger Frauenlager 77 interniert Nach ihrer Entlassung 1948 suchte sie wieder Kontakt zu ihrer Jugendfreundin die aber erst viele Jahre spater auf die Kontaktversuche antwortete Maschmann veroffentlichte 1955 den Roman Das Wort hiess Liebe uber einen Kriegsheimkehrer der nach kurzer Ehe in Gefangenschaft geraten war Als er nach 15 Jahren zu seiner Frau zuruckkehrt findet er heraus dass sie neben seinem Sohn ein schwarzes Kuckucksei grosszieht Sein einziger Wunsch ist herauszufinden wer die Mutter des Kindes wirklich ist Nach zwei anderen Romanen veroffentlichte sie ihr bekanntestes Werk eine Autobiographie in der Form eines langen Briefes an eine ungenannte judische Jugendfreundin unter dem Titel Fazit Kein Rechtfertigungsversuch Die Geschichte des Mitmachens war die erste in einer Reihe von Auseinandersetzungen mit der eigenen Vergangenheit ehemaliger BDM Mitglieder wie zum Beispiel von Renate Finckh Ursula Mahlendorf Carola Stern Eva Sternheim Peters Lore Walb Margarete Hannsmann Christa Wolf und Eva Zeller Im Herbst 1963 korrespondierte Maschmann uber ihr Manuskript mit der Schriftstellerin Ida Friederike Gorres die das Vorwort zur Erstausgabe lieferte und der bekannten Politikwissenschaftlerin Hannah Arendt Kurz nach der Veroffentlichung zog sie nach Indien wohin sie 1962 schon einmal gereist war Sie nahm einen indischen Namen an und wurde Anhangerin von Sri Anandamayi Ma die als lebendige Heilige verehrt wurde Dort blieb sie den Rest ihres Lebens und kehrte nur alle paar Jahre zu Familienbesuchen nach Deutschland zuruck Auffindung der Jugendfreundin BearbeitenIn ihrem Aufsatz Kontinuitaten und Bruche Weibliche Jugendbewegung und Bund Deutscher Madel der 2007 in dem von Dagmar Reese herausgegebenen Sammelband Die BDM Generation Weibliche Jugendliche in Deutschland und Osterreich im Nationalsozialismus im Verlag Berlin Brandenburg veroffentlicht wurde wies erstmals Irmgard Klonne darauf hin dass das Madchen Ruth an das Maschmann ihr Fazit in Briefform gerichtet hatte deren Schulfreundin Marianne Schweitzer gewesen war verheiratete Burkenroad die einen judischen Vater hatte und deren Familie Ende der dreissiger Jahre in die Emigration gezwungen wurde 4 Schweitzer lebte spater in Kalifornien und ist dort inzwischen verstorben Dagmar Reese gab die Informationen uber die Freundschaft zwischen Melita Maschmann und Marianne Schweitzer an Helen Epstein weiter als diese eine neue englische Ubersetzung von Maschmanns Buch Fazit vorbereitete 5 Im Kontext dieser Veroffentlichung erschien im New Yorker ein Text von Helen Epstein uber Melita Maschmann sowie die Geschichte der beiden Frauen 6 Marianne Schweitzer Burkenroad war von 1933 bis 1936 mit Maschmann befreundet obwohl Maschmanns wachsender politischer Fanatismus die jungen Frauen zunehmend voneinander entfremdete 1937 wurde Maschmann in ein Internat geschickt entweder um sich besser aufs Abitur vorzubereiten wie der Lehrer Schweitzer erklarte oder um ihre NS Aktivitaten einzugrenzen wie Maschmann selbst schrieb Als Maschmann 1938 nach Berlin zuruckkehrte beobachtete sie die Familie Schweitzer fur die Gestapo die Verdacht auf Widerstandstatigkeit hatte In der Tat wurden die Mutter und Schwester verhaftet und Marianne floh mit ihrem Vater nach den Novemberpogromen 1939 nach England Nach ihrer Entlassung 1948 machte Maschmann Schweitzer ausfindig und schrieb ihr uber die Jahre mehrere Briefe Als Schweitzer 1963 auf Einladung des Goethe Instituts nach Deutschland eingeladen wurde uberredete Maschmann sie sich mit ihr zu treffen Maschmann legte ihr das Manuskript von Fazit vor und es folgte ein fur Schweitzer verwirrendes Gesprach Danach brach sie den Kontakt wieder ab obwohl Maschmann ihr weiterhin aus Indien schrieb Rezeption von Fazit BearbeitenMaschmanns Autobiographie wurde bis 1987 achtmal wiederaufgelegt 1979 mit einem neuen Nachwort von Helga Grebing Sie wurde auch in mehrere Sprachen ubersetzt Ma Jeunesse au service du nazisme Paris Plon 1964 Account rendered A dossier on my former self New York Abelard Schuman 1964 Saldo Geen poging tot rechtvaardiging Antwerpen De Goudvink 1965 Bilans Krakow Mireki 2005 Die Autobiographie wurde ofter von Historikern als Quelle benutzt z B von Irmgard Klonne Daniel Goldhagen und Claudia Koonz Tamara Ramsay hat ein Manuskript uber Maschmann und ihr Buch geschrieben das jedoch unveroffentlicht blieb Die Autobiographie wurde auch haufig in der wissenschaftlichen Literatur analysiert z B Saul Robinsohn On National Socialist Education in Comparative Education Bd 2 Nr 3 1966 225 232 Virginie Schneider Der Nationalsozialismus in der Autobiographie Melita Maschmann Fazit Kein Rechtfertigungsversuch Mein Weg in der Hitlerjugend Strasbourg 1993 OCLC 493606424 Dissertation Mem maitr Universite de Strasbourg 2 Etudes allemandes 1993 114 Seiten Caroline Schaumann Women Revisit the Third Reich Autobiographical Writings by Melita Maschmann Christa Wolf and Eva Zeller in Glossen Eine Internationale Zweisprachige Publikation zu Literatur Film und Kunst in den Deutschsprachigen Landern nach 1945 Band 6 1999 Holly Andrea Liu Re writing the National Socialist Past Melita Maschmann amp The Anatomy of Denial San Francisco 2005 OCLC 64548889 Dissertation San Francisco State University 2005 157 Seiten Joanne Sayner Man muss die bunten Bluten abreissen Melita Maschmann s Autobiographical Memories of Nazism in Forum for Modern Language Studies Band 41 Nr 2 2005 213 225 Joanne Sayner Women without a past German autobiographical writings and fascism Rodopi Amsterdam New York 2007 ISBN 978 90 420 2228 7 Lynda Maureen Willett Women under National Socialism The Case Study of Melita Maschmann ScholarWorks at UMass University of Massachusetts Boston 2012 OCLC 843913960 M A Master of Arts Thesis University of Massachusetts Boston August 2012 88 Seiten online PDF kostenfrei 95 Seiten 487 kB Florian Huber Kind versprich mir dass du dich erschiesst Der Untergang der kleinen Leute 1945 Berlin Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 8270 1247 0 Helen Epstein I was a nazi and here s why In The New Yorker 29 Mai 2013 Publikationen Bearbeiten1940 Madel dich rufen die Sommerlager des BDM Obergaues Wartheland BDM Obergau Wartheland Posen Kurfurstenring 2 3 6 Seiten DNB 574956484 1955 Das Wort hiess Liebe Roman Salzer Heilbronn DNB 453240909 1960 Der Dreizehnte Roman DVA Stuttgart DNB 453240844 List Taschenbuch 282 Munchen 1965 DNB 453240887 1961 Die Aschenspur Roman DVA Stuttgart DNB 453240836 1963 Fazit mein Weg in der Hitler Jugend Kein Rechtfertigungsversuch Autobiographie Mit einem Vorwort von Ida Friederike Gorres DVA Stuttgart 1964 1967 1971 als Taschenbuch mit Nachwort von Helga Grebing dtv 1427 Munchen 1979 1980 1981 1987 ISBN 3 423 01427 X 1967 Der Tiger singt Kirtana Indienfahrt mit einer Hinduheiligen O W Barth Weilheim DNB 457521813 uberarbeitete Neuausgabe Eine ganz gewohnliche Heilige Die grosse Seele der Anandamayi Ma Indienfahrt mit der bedeutendsten Hindu Heiligen der Neuzeit Barth Bern Munchen Wien 1990 ISBN 3 502 67448 5 als Taschenbuch Droemer Knaur 86015 Munchen 1992 ISBN 3 426 86015 5 1971 Indiras Schwestern Ein Report uber Frauen in Indien Neske Pfullingen ISBN 3 7885 0011 5 Weblinks BearbeitenHelen Epstein I Was a Nazi and Here s Why In The New Yorker 29 Mai 2013 Briefwechsel mit Hannah Arendt Library of Congress ArchivEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsdatum und ort nach Wer ist wer Band 16 Arani 1970 S 816 Helen Epstein I Was a Nazi and Here s Why In newyorker com 29 Mai 2013 abgerufen am 11 Marz 2023 Fuhrerinnen Generationen In H Soz Kult 10 Juni 2003 H Soz Kult abgerufen am 26 Januar 2020 Irmgard Klonne Kontinuitaten und Bruche Weibliche Jugendbewegung und Bund Deutscher Madel in Dagmar Reese Hg Die BDM Generation Weibliche Jugendliche in Deutschland und Osterreich im Nationalsozialismus Berlin 2007 Verlag Berlin Brandenburg S 41 85 hier S 69 Melita Maschmann Account Rendered A Dossier of my Former Self Lexington 2013 Plunkett Lake Press Helen Epstein I Was A Nazi And Here s Why New Yorker 29 Mai 2013 Normdaten Person GND 118578650 lobid OGND AKS LCCN no2001065424 VIAF 54940523 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Maschmann MelitaKURZBESCHREIBUNG deutsche SchriftstellerinGEBURTSDATUM 10 Januar 1918GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 4 Februar 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Melita Maschmann amp oldid 233230620