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Oktogen ist der Trivialname fur den Sprengstoff Cyclotetramethylentetranitramin der zur Gruppe der Nitramine zahlt Im US amerikanischen Sprachgebrauch wird es als Homocyclonite bzw HMX High Molecular weight rdX bezeichnet Der systematische Name von HMX lautet Octahydro 1 3 5 7 tetranitro 1 3 5 7 tetrazocin StrukturformelAllgemeinesName OktogenAndere Namen Cyclotetramethylentetranitramin HMX LX 14 0 HW 4Summenformel C4H8N8O8Kurzbeschreibung farblose Kristalle 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 2691 41 0EG Nummer 220 260 0ECHA InfoCard 100 018 418PubChem 17596Wikidata Q422206EigenschaftenMolare Masse 296 2 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 87 g cm 3 a Octogen 2 1 96 g cm 3 b Octogen 2 1 82 g cm 3 g Octogen 2 1 78 g cm 3 d Octogen 2 Schmelzpunkt 273 281 C Zersetzung 1 Loslichkeit praktisch unloslich in Wasser 3 loslich in DMSO 455 g kg 1 DMSO bei 40 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 GefahrH und P Satze H 201 302 311P 210 230 250 370 372 380 373 314 501 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Darstellung und Gewinnung 3 Eigenschaften 3 1 Physikalische Eigenschaften 3 2 Chemische Eigenschaften 4 Verwendung 5 Toxikologie von Nitraminen 6 Risikobewertung 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Substanz wurde 1942 in Deutschland als Nebenprodukt der technischen Synthese des Hexogens KA Verfahren isoliert chemisch charakterisiert und sprengtechnisch untersucht wobei es keine Vorteile gegenuber dem Hexogen zeigte Etwa zur gleichen Zeit wurde es analog in den USA als Nebenprodukt des identischen neuen Bachmann Verfahrens abgetrennt und untersucht Bei der Herstellung von Oktogen entsteht das strukturell ahnliche QDX 4 Darstellung und Gewinnung BearbeitenDie Synthese von Oktogen geht von Hexamethylentetramindinitrat aus welches im ersten Schritt durch Einwirkung von Essigsaureanhydrid zum 1 5 Methylen 3 7 dinitro 1 3 5 7 tetraazacyclooctan umgesetzt wird Analog zum Bachmann Verfahren zur Herstellung von Hexogen erfolgt im zweiten Schritt die Herstellung der Zielverbindung mittels Essigsaureanhydrid Salpetersaure und Ammoniumnitrat 2 Eigenschaften BearbeitenPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten Es existiert in funf polymorphen Formen von denen nur die b Form praktische Bedeutung besitzt Diese Form besitzt eine fur eine hohe Detonationsgeschwindigkeit notwendige besonders hohe Dichte 2 5 Sie bildet weisse Kristalle die sich bei 273 bis 282 C zersetzen 1 Die Verbindung ist in Wasser praktisch unloslich Die Loslichkeiten in anderen Losungsmitteln ist mit denen von Hexogen vergleichbar 2 Oktogen ist ein explosionsgefahrlicher Stoff im Sinne des Sprengstoffgesetzes 6 Fur die Detonationsgeschwindigkeit werden Werte um 9110 m s bei einer Pressdichte von 1 89 g cm3 angegeben sie ist damit geringfugig hoher als die von Hexogen 8750 m s Im Vergleich dazu detoniert TNT nur mit ca 6900 m s Die Explosionswarme betragt 5680 kJ kg es entstehen 920 l kg Verbrennungsgase Normalgasvolumen Die Bleiblockausbauchung ist 480 ml 10 g der Grenzdurchmesser beim Stahlhulsentest betragt 8 mm 2 Die Verbindung ist schlag und reibempfindlich Der Fallhammertest zeigt mit einer Schlagenergie von 7 5 Joule und der Reibtest mit einer Stiftbelastung von 120 N ein positives Ergebnis 2 Chemische Eigenschaften Bearbeiten Oktogen ist ein heterocyclischer Achtring Seine Bestandigkeit gegenuber Schwefelsaure und gegen Natronlauge ist grosser als die des Hexogens vermutlich infolge geringerer Loslichkeit so dass darauf Trennungsmethoden aufgebaut wurden Die Loslichkeit in Aceton ist viel geringer als die des Hexogens wodurch die Abtrennung des Hexogens vom Oktogen durch fraktionierte Kristallisation moglich ist Zur Umkristallisation ist Dimethylsulfoxid oder Nitromethan geeignet Verwendung BearbeitenEin Austausch von Hexogen gegen Oktogen bewirkt bei Hochleistungsladungen z B Hohlladungen einen Leistungszugewinn 2 Es werden auch als Octol bezeichnete Gemische mit Anteilen von 25 oder 30 von Trinitrotoluol verwendet 2 Toxikologie von Nitraminen BearbeitenHexogen hat keine Nitritwirkungen es wird langsam vom Magen Darm Kanal und wahrscheinlich gar nicht von der Haut resorbiert Die minimale letale Dosis fur Ratten peroral ist 200 mg kg Aber noch 50 100 mg kg taglich werden von Ratten 50 mg kg taglich von Hunden einige Wochen lang ohne Blutveranderung vertragen lediglich etwas Ubererregbarkeit wurde beobachtet Bei wiederholter Einwirkung von Hexogen Staub bzw von Verunreinigungen des Herstellungsprozesses kam es bei Menschen zu Krampfanfallen Augen und Hautreizungen Uber die Toxizitat von Oktogen ist nichts bekannt Es durfte jedoch ahnliche zentral erregende bzw krampfauslosende Wirkung haben wie Hexogen Risikobewertung BearbeitenOktogen wurde 2019 von der EU gemass der Verordnung EG Nr 1907 2006 REACH im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft CoRAP aufgenommen Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw die Umwelt neu bewertet und ggf Folgemassnahmen eingeleitet Ursachlich fur die Aufnahme von Oktogen waren die Besorgnisse bezuglich Umweltexposition Exposition von Arbeitnehmern und weit verbreiteter Verwendung sowie der moglichen Gefahren durch krebsauslosende und reproduktionstoxische Eigenschaften Die Neubewertung sollte von Ungarn durchgefuhrt werden wurde jedoch zuruckgezogen 7 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Eintrag zu Octogen In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 22 Dezember 2014 a b c d e f g h i j k J Kohler R Meyer A Homburg Explosivstoffe Zehnte vollstandig uberarbeitete Auflage Wiley VCH Weinheim 2008 ISBN 978 3 527 32009 7 S 227 228 a b c Eintrag zu Octahydro 1 3 5 7 tetranitro 1 3 5 7 tertazocin in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 9 Januar 2019 JavaScript erforderlich Elizabeth P Burrows Ernst E Brueggemann Reversed phase gradient high performance liquid chromatography of nitramine munitions and characterization of munitions process samples by gas chromatography mass spectrometry in Journal of Chromatography A 1985 329 S 285 289 doi 10 1016 S0021 9673 01 81932 4 Korsunski B L Aldoshin S M Vozchikova S A Golovina N I Chukanova N V Sjilov G V A new crystalline HMX polymorph e HMX in Russ J Phys Chem B4 2010 934 941 Sprengstoffgesetz Anhang I Liste der explosionsgefahrlichen Stoffe BGBl 1975 I S 853 auf die das Gesetz in vollem Umfang anzuwenden ist Community rolling action plan CoRAP der Europaischen Chemikalienagentur ECHA Octahydro 1 3 5 7 tetranitro 1 3 5 7 tetrazocine abgerufen am 6 Marz 2022 Vorlage CoRAP Status Evaluationsjahr nicht angegebenNormdaten Sachbegriff GND 4431851 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oktogen amp oldid 227894103