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Dieser Artikel beschreibt die paramilitarische Organisation im zweiten oberschlesischen Aufstand Der ahnlich bezeichnete Selbstschutz Oberschlesien agierte gegen den dritten oberschlesischen Aufstand Die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz SP war eine paramilitarische Organisation in der Weimarer Republik Sie wurde offenbar Ende 1920 in Breslau hauptsachlich aus Freikorpsangehorigen der 3 Marinebrigade Marine Brigade von Loewenfeld aufgestellt Schlesischer Adler 1 StufeIhr Grunder war der Regierungskommissar Carl Spiecker ihr militarischer Fuhrer Heinz Oskar Hauenstein Die Spezialpolizei wurde als militarische Geheimdiensttruppe im Kontext des zweiten oberschlesischen Aufstands gegen polnische Kommandotrupps der Polska Organizacja Wojskowa POW bzw ihrer Bojowka Polska BP eingesetzt letztere wurde von deutscher Seite auch als polnische Tscheka bezeichnet Unklar ist wann die Spezialpolizei aufgelost wurde vermutlich im April 1921 Angeblich totete die Spezialpolizei in so genannten Stosstruppunternehmen innerhalb weniger Wochen gut 200 Personen die entweder der Mitgliedschaft oder der Zusammenarbeit mit der Bojowka Polska verdachtig waren Ein Teil des Personals der Spezialpolizei scheint gut 15 Jahre spater in die Abwehr unter Admiral Wilhelm Canaris eingetreten zu sein und fand moglicherweise bei der Kommandotruppe der Brandenburger Verwendung Die Operationsweise der Spezialpolizei und ihrer polnischen Gegner weist deutliche Parallelen zur Irish Republican Army IRA wahrend der Agide von Michael Collins auf im weitesten Sinn konnte man sie im modernen Sinn als Asymmetrische Kriegfuhrung charakterisieren Seinerzeit wurde diese Art der informellen Kriegfuhrung als Krieg im Dunkeln bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Quellenlage Grundung und Struktur 2 Einsatze 3 Auflosung 4 Siehe auch 5 LiteraturQuellenlage Grundung und Struktur BearbeitenDie Quellenlage war offenbar schon gut 15 Jahre nach den Ereignissen Mitte der 1930er Jahre ausserst problematisch da im Anschluss an die Auflosung der Spezialpolizei der grosste Teil der dienstlichen Akten vernichtet worden sein soll Unklar ist bislang inwieweit in Polen oder aber in englischen franzosischen oder italienischen Archiven Akten uber diese Einheit existieren da letztere Machte in der Region die so genannte Abstimmungspolizei Apo stellten und anzunehmen ist dass die Aktivitaten der Spezialpolizei das Interesse der jeweiligen Geheimdienste auf sich zog Die Existenz der Spezialpolizei wurde einer breiteren Offentlichkeit offenbar erst durch die Memoirenliteratur ehemaliger Angehoriger in den 1930er Jahren bekannt vor allem durch Friedrich Glombowskis Werk Organisation Heinz O H Das Schicksal der Kameraden Schlageters nach amtlichen Akten bearbeitet Berlin 1934 sowie seinen Aufsatz Spezialpolizei im Einsatz der in Ernst von Salomons Sammelband Das Buch vom deutschen Freikorpskampfer Berlin 1938 erschien Aufgrund der konspirativen Operationsweise der Bojowka Polska sah sich die deutsche Seite offenbar veranlasst eine in ziviler Kleidung agierende Kommandotruppe aufzubauen Ihre Aufgaben bestanden in der Initiierung von Unruhen im besetzten Gebiet Diebstahlen und Einbruchen zur Informationsbeschaffung Gefangenenbefreiungen Sprengstoffanschlagen und der Ermordung politischer Gegner Das Personal fur die SP wurde offensichtlich in engster Absprache mit dem Generalkommando des VI Armeekorps der Reichswehr in Breslau von dem preussischen Regierungskommissar Carl Spiecker in Breslau hauptsachlich unter Angehorigen der 3 Marinebrigade rekrutiert aber auch unter ehemaligen Angehorigen des Freikorps von Gerhard Rossbach Sturmabteilung Rossbach Ihre Ausbildung erhielten die Mitglieder der SP in Liegnitz in einer so genannten Stosstruppschule unter anderem durch ehemalige Polizeibeamte die die Spezialpolizisten beispielsweise in Techniken der Dokumentenfalschung Einbruche oder konspirativem Verhalten unterrichteten Nach Hannsjoachim W Koch verfugte die SP neben der Zentrale in Breslau uber eine Schule in Liegnitz sowie vier Stosstrupps a 25 Mann unter Fuhrung der Oberleutnants Schnepper Liegnitz Schwieder Neisse Hesse Breslau und Bergerhoff Breslau die je nach Lage im besetzten Gebiet eingesetzt werden konnten Ausserdem verfugte die SP nach Glombowski in Oppeln Beuthen und Kattowitz uber Spionageabteilungen und in jedem Kreis des Abstimmungsgebiets uber einheimische Agenten Die SP agierte grundsatzlich in Zivil Ihre Mitglieder verfugten uber Geheimausweise die alle acht Tage gewechselt wurden und als unverdachtige Schriftstucke getarnt waren Einsatze BearbeitenDer einzige Einsatz der SP von dem ein veroffentlichter Bericht vorliegt ist eine Kommandoaktion in Cosel bei der 21 deutsche Gefangene befreit wurden Das Datum wird von Glombowski nicht angegeben Angeblich war an dem Unternehmen auch Albert Leo Schlageter beteiligt Benutzt wurden dazu sechs Kraftwagen vermutlich mit jeweils drei bis vier Personen besetzt Die Spezialpolizisten waren mit Revolvern und Maschinenpistolen ausgerustet Durch einen befreundeten Wachtmeister gelang es der Gruppe in das von franzosischen Einheiten bewachte Gefangnis in Cosel einzudringen Auf der Flucht mit den befreiten Gefangenen versuchte eine Einheit der so genannten Abstimmungspolizei Apo die Einheit aufzuhalten doch gelang es die Strassensperre zu durchbrechen und in das so genannte unbesetzte Gebiet in Oberschlesien zu gelangen Auflosung BearbeitenUnabhangig von den veranderten politischen Verhaltnissen die die Existenz einer derartigen Truppe nicht mehr erforderten wird aus den wenigen Informationen die die ehemaligen Mitglieder an die Offentlichkeit dringen liessen deutlich dass zum Teil kriminelle Elemente rekrutiert worden waren die auf eigene Rechnung Verbrechen begingen und oftmals aus dem Freikorpsmilieu im Baltikum stammten so genannte Baltikumer Da derartige Straftaten aufgrund der Struktur der SP als Geheimdiensttruppe nicht mit normalen militarrechtlichen Disziplinarmassnahmen geahndet werden konnten griff die Fuhrung der SP offenbar gegenuber den eigenen Mitgliedern zu denselben Mitteln wie gegenuber dem Gegner so Friedrich Wilhelm von Oertzen Wo immer es notig war wurden solche Menschen schnell und gerauschlos entfernt Im Laufe der Monate in denen die Spezialpolizei arbeitete war daher fur ihre Fuhrer und Mitglieder viel sehr viel Schmutz anzufassen Ein Teil der vermutlich im April 1921 aufgelosten Spezialpolizei scheint in ein von Hauenstein gegrundetes Freikorps bzw seine Organisation Heinz eingetreten zu sein Bei der Spezialpolizei handelte es sich in der deutschen Militargeschichte um ein Novum fur das es keine historischen Vorbilder gab Taktiken und Methoden dieser Einheit scheinen moglicherweise auch durch die Aufnahme von ehemaligen Mitgliedern bei den so genannten Brandenburgern ubernommen worden zu sein Unklar ist auch inwieweit Personal oder Erfahrungen der Spezialpolizei in Konzepte des Grenzschutz Ost einflossen der bis Ende der 1920er Jahre Konzepte fur eine Art Guerillakrieg im Fall eines polnischen Angriffs ausarbeitete Unklar ist auch ob die Methoden des so genannten Kriegs im Dunkeln sowohl von polnischer wie deutscher Seite selbst entwickelt oder aber von der IRA oder den Kriegsparteien im Russischen Burgerkrieg adaptiert worden waren Siehe auch BearbeitenKommando Militar Literatur BearbeitenBandenkampfe in Oberschlesien Amtlicher Bericht des Leutnants von Scheele ehem Kom Fuhrer im Reichswehr Infanterie Regiment 63 In Ernst von Salomon Hrsg Das Buch vom deutschen Freikorpskampfer Limpert Berlin 1938 wieder Verlag fur ganzheitliche Forschung und Kultur Viol 2001 ISBN 3 932878 92 2 S 248f Friedrich Glombowski Organisation Heinz O H Das Schicksal der Kameraden Schlageters Nach amtlichen Akten bearbeitet Hobbing Berlin 1934 Friedrich Glombowski Spezialpolizei im Einsatz In Ernst von Salomon Hrsg Das Buch vom deutschen Freikorpskampfer Limpert Berlin 1938 Nachdruck Verlag fur ganzheitliche Forschung und Kultur Viol 2001 ISBN 3 932878 92 2 S 253 258 Friedrich Wilhelm Heinz Die Freikorps in Oberschlesien In Curt Hotzel Hrsg Deutscher Aufstand Die Revolution des Nachkriegs Kohlhammer Stuttgart 1934 S 70 88 Guido Hitze Carl Ulitzka 1873 1953 oder Oberschlesien zwischen den Weltkriegen Carl Ulitzka 1873 1953 albo Gorny Slask pomiedzy dwoma wojnami swiatowymi Droste Dusseldorf 2002 ISBN 3 7700 1888 5 Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 40 Karl Hoefer Oberschlesien in der Aufstandszeit 1918 1921 Erinnerungen und Dokumente Mittler Berlin 1938 Sigmund Karski Albert Wojciech Korfanty Eine Biographie Laumann Dulmen 1990 ISBN 3 87466 118 0 Schlesische Kulturpflege 3 Friedrich Wilhelm von Oertzen Die deutschen Freikorps 1918 1923 Bruckmann Munchen 1936 Bernhard Sauer Auf nach Oberschlesien Die Kampfe der deutschen Freikorps 1921 in Oberschlesien und den anderen ehemaligen deutschen Ostprovinzen In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 58 H 4 2010 ISSN 0044 2828 S 297 320 PDF 7 6 Mbyte Bernhard Sauer Gerhard Rossbach Hitlers Vertreter fur Berlin Zur Fruhgeschichte des Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 50 1 2002 ISSN 0044 2828 S 5 21 PDF 3 8 Mbyte Bernhard Sauer Schwarze Reichswehr und Fememorde Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik Metropol Berlin 2004 ISBN 3 936411 06 9 Zentrum fur Antisemitismusforschung der Technischen Universitat Berlin Reihe Dokumente Texte Materialien 50 Zugleich Berlin TU Diss 2003 Timothy Wilson Frontiers of violence Conflict and identity in Ulster and Upper Silesia 1918 1922 Oxford University Press Oxford 2010 ISBN 978 0 19 958371 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz amp oldid 231454309