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Die Oberpfalzer Hammereinigung war eine 1387 von den Raten der Stadte Amberg und Sulzbach zur Erzwingung des Eisenmonopols gegrundete Gesellschaft der zum Grundungszeitpunkt 67 aller Hammerwerke in der Oberpfalz beigetreten waren Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Oberpfalzer Hammereinigung von 1387 3 Die gemain Gesellschaft des Bergbaus der Stadt zu Amberg 4 Gesellschaft der Kastner und Plech 5 Amberger Eisenhandelsgesellschaft 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDie baierische Nordgau war im Hochmittelalter und der fruhen Neuzeit ein bedeutendes Zentrum des Eisenerzbergbaus siehe auch Bergbau in der Oberpfalz Voraussetzung hierfur waren die um die Hahnbacher Kuppel vorfindbaren Kreideerze mit bis zu 52 Eisengehalt die Doggererze in der westlichen Oberpfalz mit etwa 20 Eisengehalt und die Spateisensteinvorkommen bei Trostau Wunsiedel Thiersbach und Arzberg mit einem Eisengehalt um 50 bei gerosteten Erzen Hinzu kamen eine Vielzahl von Flusslaufen Naab Vils Regen Pegnitz Altmuhl Laber mit einer verlasslichen Niederschlagsmenge zum Betrieb der Hammerwerke sowie der Waldreichtum des Bohmerwaldes des Oberpfalzer Waldes und des Bayerischen Waldes aufgrund dessen lange Zeit Holz und Holzkohle geliefert werden konnte Anfangs wurden die Blasebalge in den Eisenwerken noch von Hand oder als Trethammer Fabricae pedales Fusswerke betrieben dann ging man auf den leistungsfahigeren Antrieb durch Wasserrader uber Trethammer konnten in der Nahe von Erzgruben unabhangig von einem Wasserlauf angelegt werden was Transportkosten ersparte In einem Hammerwerk wurde das Roheisen hingegen uber ein Wasserrad mittels eines Hammers geschmiedet und in die Handelsform der Schiene gebracht einem rechteckigen langlichen Barren Um eine standige Versorgung mit Wasser zu ermoglichen wurden bisweilen auch grosse Stauseen Hammerweiher genannt eingerichtet Davon ist der Pfrentschweiher in der Nahe des Marktes Eslarn der grosste von 1362 bis 1840 in Betrieb Damals wurden von den Stadten Amberg und Sulzbach jahrlich etwa 10 000 t Eisen erzeugt von 30 000 t im Gebiet des heutigen Deutschland und 60 000 t in ganz Europa 1 1487 waren in der Oberpfalz knapp 12 000 im und fur den Bergbau Beschaftigte davon 730 Bergleute und etwa 1600 Beschaftigte in den Eisenhammern Die anderen Beschaftigten lieferten Holz und Kohle besorgten den Transport das Handwerk und die Bauarbeiten Im Jahre 1609 lebten etwa 25 der gesamten Bevolkerung des Gebiets vom Bergbau und der Eisenverhuttung Oberpfalzer Hammereinigung von 1387 BearbeitenAm 7 Januar 1387 wurde die Oberpfalzer Hammervereinigung vom Rat der Bergstadte Amberg und Sulzbach sowie 68 Hammermeistern aus der Oberpfalz und aus Nurnberg gegrundet Vorausgegangen war eine Abmachung zwischen Amberg und Sulzbach von 1341 mit der Ausleute d h Nichtburger von der Eisenerzeugung ferngehalten werden sollten und tariflich festgelegte Lohne fur die Arbeiter der Hammerwerke geschaffen wurden In dieser Einigung wurde vereinbart dass niemand berechtigt sein sollte Hammer zu betreiben und Erz aus den Bergwerken dieser Stadte zu beziehen der nicht Burger dieser beiden Stadte war oder die Burgerschaft erwerben wurde 1387 wurden auch Nurnberger Burger die bereits Hammerwerke betrieben einbezogen Die Statuten der Vereinbarung von 1387 konnen zu funf Hauptpunkten zusammengefasst werden 2 Massnahmen zur Reduzierung der zu hohen Kapazitat der Eisenindustrie z B Verbot der Errichtung von Neuanlagen Verbot der Umwandlung eines Blechhammers in einen Schienhammer Festlegung der jahrlichen Arbeitszeit auf 40 Wochen Erzwingung des Erzmonopols und der Monopols der Huttenindustrie Alle Schienhammer ausserhalb der Einigung erhalten von den Bergwerken zu Amberg und Sulzbach kein Erz kein bergbaubetreibendes Mitglied der Einigung darf an Ausleute Erz abgeben wer die laufenden Erzlieferungen nicht bezahlt dem werden die Erze gesperrt Schienhammer der Einigung durfen nur an Mitglieder verkauft werden Normierung Warenzeichen Von den geschmiedeten Werkschienen mussen 12 auf einem Amberger Zentner 61 kg gehen vom Radeisen mussen 15 oder 16 auf einen Amberger Zentner gehen jeder Schienhammer hat auf geschmiedete Erzeugnisse sein Zeichen aufzuschlagen Arbeitsverpflichtung Lohne Urlaub und Urlaubsgeld Die Dienstverpflichtung der Schmied und Hammerleute muss am 7 Januar jedes Jahres erfolgen entlaufene Arbeiter durfen nicht von anderen Hammermeistern beschaftigt werden zu den jahrlich festgelegten Feiern Weihnachten Ostern Pfingsten haben die Hammerleute ihre Arbeit niederzulegen sie erhalten dafur bezahlten Urlaub die Entlohnung erfolgt nach einem Jahrlohn oder einem Stucklohn Kontrolle und Strafgewalt Verstosst ein Mitglied der Einigung gegen einen Artikel so muss gegen ihn die angedrohte Busse verhangt werden bestrafen die Stadte eine gemeldete Verfehlung nicht so sind die selbst mit 15 fl zu strafen Die Stadte haben das Recht sich gegenseitig zu kontrollieren Die Urkunde ist mit Hangesigeln der Stadte Amberg und Sulzbach und den Sigeln von 64 Hammermeistern versehen die zusammen uber 77 Schienhammer verfugten Pfalzgraf Friedrich bestatigte am 24 Januar 1387 die Einigung in Landshut Der Einigung traten spater noch weitere sechs Schienhammer bei dies waren der Schienhammer Pleystein 9 Marz 1387 der Schienhammer Muckenthal 20 April 1387 der Schienhammer Troschelhammer 31 Marz 1387 der Schienhammer Laaber 22 Oktober 1387 der Schienhammer Floss 28 Juli 1388 und der Schienhammer Idelsbach 15 Januar 1389 Die Einigung umfasste damit 67 aller Hammerwerke in der Oberpfalz In die Einigung waren nur Schmiedhammerwerke aufgenommen worden eisenverarbeitende Blechhammerwerke sind erst in der Hammereinigung von 1464 vertreten Die Einigung erfolgte anfangs auf freiwilliger Basis Mitte des 15 Jahrhunderts wurde dies aber aufgrund landesherrlicher Bestimmungen zur Pflicht Dieser Vereinigung sicherten die Pfalzgrafen Friedrich Ruprecht I und Ruprecht II die Selbstverwaltung mit eigener Hammer und Arbeitsgerichtsbarkeit in den Eisenrevieren von Amberg Sulzbach und Nurnberg zu Papst Pius II erlaubte 1460 der Stadt Sulzbach und ihren Hammerherren dringende Sonntagsarbeit im Erzbergbau auch den Amberger Vilsschifffahrern die Haupttransportleute fur Eisen wurde die Sonntagsarbeit gestattet Die Hammervereinigung war das alteste Kartell der deutschen Wirtschaftsgeschichte Die oberpfalzische Hammereinigung war bis 1626 in Kraft im Zuge des Dreissigjahrigen Krieges kamen aber 60 70 aller Werke zum Erliegen Nach der Ubergabe des Landes an Kurfurst Maximilian I mussten viele der alten und lutherischen Eisenhuttengeschlechter das Land verlassen Sie wanderten in protestantische Gebiete wie die Markgrafschaft Bayreuth und das Kurfurstentum Sachsen aus wo das Eisenhuttenwesen in der Folge einen grossen Aufschwung nahm 3 Nach dem Ende Dreissigjahrigen Krieges wurde die Amberger Sulzbacher Einigung wieder belebt und deren Bestimmungen in Zehn Jahres Abstanden angepasst die Vereinbarung von 1387 umfasste 43 die von 1464 bereits 128 Artikel ohne aber die fruhere Bedeutung zu erreichen Die gemain Gesellschaft des Bergbaus der Stadt zu Amberg BearbeitenUm die standigen Streitigkeiten zwischen den Amberger Gewerken wegen der gerechten Aufteilung der Kosten fur die Entwasserung Besitzer von Gruben mit schlechter Ausbeute mussten den gleichen Anteil zahlen wie die mit gutem Gewinn beizulegen grundete Amberg 1455 eine Gemeine Bergbau Gesellschaft an der sich alle Gewerken zu beteiligen hatten Eine Besonderheit des Bergbaus in Sulzbach und Amberg war es dass die Forderung spatestens seit Mitte des 15 Jahrhunderts nicht mehr kontinuierlich geschah sondern in Kampagnen den sog Wurken die vom Stadtrat angeordnet wurden Ein Wurken wurde erst angeordnet wenn das auf Halde liegende Erz verkauft war Diese Wurken wurden im Abstand von 3 bis 4 Jahren immer im Winter durchgefuhrt meist von Martini 11 November bis Ostern da dann genug und billige Arbeitskrafte aus der Landwirtschaft bereitstanden Fur ein Wurken wurden bis zu 700 Arbeiter benotigt ein kleiner Teil stammte aus der naheren Umgebung viele kamen aus anderen Bergrevieren vor allem aus Bohmen Die gemain Gesellschaft loste sich 1465 wieder auf und wurde durch sechs einzelne Gesellschaften ersetzt wobei jeder drei bis vier Gruben und zwei bis drei noch zu erschliessende Gange zugewiesen wurden mit einem Gesellschaftskapital von je etwa 1400 Gulden Die Aufteilung der Gewerkenanteile auf die neuen Gesellschaften wurde per Los bestimmt die Stadt hielt jeweils etwa 20 Die stadtische Gemeine Gesellschaft wurde aber von der Stadt wieder eingerichtet Nach 1611 kam die Gesellschaft vollig zum Erliegen Gesellschaft der Kastner und Plech BearbeitenDie Gesellschaft der Castner und Plech war eine der nach 1465 gegrundeten privaten Gesellschaften fur den Betrieb des Eisenbergbaus Sie hatte vom Landesherrn sogar die Genehmigung fur den privaten Bergbau auf Amberger Gebiet erhalten Nach 1500 kam es zu einer erbitterten Konkurrenz zwischen diesem Privatunternehmen und der stadtischen Gemeinen Gesellschaft Die Stadt bekampfte die ungeliebte Konkurrenz mit allen Mitteln Behinderung des Transports auf der Vils Einkerkerung von Bergmeistern dennoch war diese private Gesellschaft erfolgreicher als die Stadt Wahrend die Stadt 1515 den Bergbau sogar vorubergehend einstellen musste was zu 300 arbeitslosen Bergknappen und 30 000 Gulden Verlust fuhrte erzielten die Castner amp Plech zwischen 1537 und 1542 uber 10 000 Gulden Gewinn zahlten uber 10 000 Gulden Lohne aus wobei die Stadt aus diesem erfolgreichen Geschaft einen Nutzen uber 60 000 Gulden gehabt hatte Das Ende der Castner amp Plech kam in der Mitte des 16 Jahrhunderts Ursache war der Mangel an fahigen Unternehmerpersonlichkeiten Amberger Eisenhandelsgesellschaft BearbeitenDie gemain Gesellschaft des Eysenhandels der Stadt Amberg war eine Tochtergesellschaft der Bergbaugesellschaft zu Amberg Ihre Hauptsumme belief sich 1570 71 auf 20 832 rheinische Gulden Die Ausgaben machten 26 605 Gulden aus die Einnahmen 27 791 Gulden und der Gewinn betrug demnach 1186 Gulden 4 Die Bergbaugesellschaft belieferte die Schienhammer mit Erz und uberschrieb die Schuldforderung an die Eisenhandelsgesellschaft An diese mussten die Hammermeister ihre Schulden in Form von Eisenerzeugnissen zuruckzahlen Bis Jahresende musste diese Schuld ausgeglichen sein das weiter produzierte Eisen konnte nach Belieben verkauft werden Am Jahresende uberwies die Eisenhandelsgesellschaft ihren Gewinn an die Bergbaugesellschaft Die Produktion der Hammer war im ausgehenden Mittelalter zumeist von Eisenhandlern vorfinanziert Da Bargeld zu dieser Zeit knapp war hatte sich das Verlagswesen als eine ubliche Wirtschaftsmethode ausgebildet Dieses System konnte noch wesentlich ausdifferenzierter als in der Oberpfalz sein wie das Beispiel des Huttenwesens in der Steiermark zeigt Hier lieh der Eisenhandler dem Hammermeister Geld und liess sich dieses durch Eisenprodukte zuruckzahlen zudem wurde ein Teil des Hammerbesitzes verpfandet Der Hammermeister lieh seinerseits dem Roheisenlieferant Radmeister Geld damit dieser Erz kaufen konnte Damit war die Kette des Geldverleihs aber noch nicht beendet denn der Radmeister musste den Grubengewerken Geld vorschiessen damit diese uberhaupt Erz fordern konnten Das verliehene Geld wurde durch Verpfandung gesichert Wenn diese Kette in Unordnung geriet weil ein Mitglied seinen Geldverpflichtungen nicht nachkommen konnte so wurden die Verpfandungen schlagend Als Ergebnis war es oft der Eisenhandler als der finanzkraftigste Teil der dann zum Hammerwerksbesitzer oder zum Berggewerken wurde ohne dass dies immer beabsichtigt war 5 Um die Oberpfalzer Hammer vor Uberschuldung zu bewahren setzte die Ordnung der Hammereinigung einen Hochstbetrag fest bis zu dem Darlehen gewahrt werden durften Diese Amberger Eisenhandelsgesellschaft hatte in Amberg Kelheim und Regensburg je eine Niederlage wo man das zum Verkauf anstehende Eisen sammelte Das grosste Geschaft wurde mit der freien Reichsstadt Ulm getrieben Literatur BearbeitenKarl Bosl 1978 Das kurpfalzische Territorium Obere Pfalz In Karl Bosl Oberpfalz und Oberpfalzer S 209 231 Kallmunz Lassleben Franz Michael Ress 1950 Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung der oberpfalzischen Eisenindustrie von den Anfangen bis zur Zeit des 30 jahrigen Krieges Regensburg Verlag des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg Franz Michael Ress 1951 Der Eisenhandel der Oberpfalz in alter Zeit Munchen Oldenbourg Weblinks BearbeitenWerner Rother Bergbau und Verarbeitung von Eisenerz in Sulzbach und Amberg Fernuniversitat Hagen WS 2006 07 Josef Popp Der Hammer zu Schmidmuhlen und seine Herren Mittelbayerische Zeitung vom 21 und 23 Mai 2005Einzelnachweise Bearbeiten Franz Michael Ress 1954 Unternehmungen Unternehmer und Arbeiter im Eisenerzbergbau und in der Eisenverhuttung der Oberpfalz von 1300 bis um 1630 Schmellers Jahrbuch fur Gesetzgebung Verwaltung und Volkswirtschaft 74 S 49 106 Ress Franz Michael 1950 Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung der oberpfalzischen Eisenindustrie von den Anfangen bis zur Zeit des 30 jahrigen Krieges Regensburg Verlag des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg S 29 f Karl Bosl 1978 Das kurpfalzische Territorium Obere Pfalz In Karl Bosl Oberpfalz und Oberpfalzer S 209 231 Kallmunz Lassleben Franz Michael Ress 1950 S 110 Franz Michael Ress 1950 S 119f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberpfalzer Hammereinigung amp oldid 199824538