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Das Nosseni Epitaph ist das in Teilen erhaltene Grabdenkmal fur den Schweizer Bildhauer Giovanni Maria Nosseni Es wurde 1616 noch vor Nossenis Tod angefertigt und stand bis zur starken Beschadigung wahrend der Luftangriffe auf Dresden 1945 in der Sophienkirche Teile des Epitaphs werden gegenwartig an verschiedenen Orten der Stadt Dresden der Offentlichkeit prasentiert Nosseni Epitaph um 1910 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Linke Seite 2 2 Mittelseite 2 3 Rechte Seite 3 Ausfuhrende Bildhauer 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNosseni galt um 1600 als die fur Dresden wichtigste Kunstlerpersonlichkeit 1 Er war Lehrer fur zahlreiche spater bedeutende Dresdner Bildhauer und hatte seit seiner Niederlassung in Dresden im Jahr 1575 die Bildhauerkunst der italienischen Renaissance im Kurfurstentum Sachsen bekannt gemacht Als sachsischer Hofbildhauer und auslandischer Kunstler genoss er hohes Ansehen Er entwarf Werke und uberwachte die Ausfuhrung war jedoch nur selten selbst bildhauerisch tatig nbsp Lage des Epitaphs bis 1875 am westlichsten Pfeiler bis 1909 in der Busmannkapelle eingefarbt ab 1910 am ostlichsten Pfeiler am AltarAls Hofbildhauer konnte sich Nosseni ein Begrabnis in der als Begrabniskirche konzipierten Sophienkirche leisten das aufgrund der Bestattungskosten in Hohe von 50 Talern nur den obersten Schichten der Stadt moglich war 2 Der Sophienkirche war Nosseni zudem verbunden da er 1606 nach Auftrag durch Kurfurstin Sophie den Hauptaltar der Kirche geschaffen hatte nbsp Das Epitaph um 1825 mit Aufbau am linken Pfeiler heute verschollenes Aquarell von Kannegiesser nbsp Epitaph 1910 vom Altar aus in Richtung Orgel gesehenVier Jahre vor seinem Tod liess sich Nosseni sein eigenes Grabdenkmal errichten Es war so konzipiert dass es an einem der achteckigen Pfeiler der Sophienkirche stehen konnte 3 und wies daher einen gebrochenen drei Seiten eines Achtecks bildenden Grundriss auf Als Bildhauer des Epitaphs gelten Nossenis bedeutendster Gehilfe 4 Sebastian Walther und Zacharias Hegewald Das Epitaph wurde nach Nossenis Tod 1620 am westlichsten funften Pfeiler der Kirche angebracht Beim Innenumbau der Sophienkirche im Jahr 1875 versetzte man das Epitaph ungunstig in d ie Busmannkapelle 5 und platzierte es in einer Ecke Bereits zu diesem Zeitpunkt war der Aufbau des Epitaphs mit einer Darstellung des Jungsten Gerichts verloren gegangen Stattdessen wurde das Epitaph durch ein verkropftes Gebalk abgeschlossen Erst bei einer zweiten Innenrenovierung der Kirche 1910 wurde das Epitaph an einer dem Meister wurdigen bevorzugten Stelle in der Kirche wieder aufgestellt 6 es befand sich nun am ersten Pfeiler unmittelbar neben dem Nosseni Altar Das Epitaph bestand 1910 aus zwei Seitenreliefs mit Konsolen und Bekronung sowie einer Mittelnische vor der zentral die Skulptur des Ecce homo stand Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Skulptur im Keller der Dresdner Frauenkirche eingelagert der als bombensicher galt Wahrend das Epitaph bei der Zerstorung der Sophienkirche schwer beschadigt wurde und sich die teilweise erhaltenen Reliefs heute im Stadtmuseum Dresden befinden galt der Ecce homo als Kriegsverlust Erst wahrend der Enttrummerung der Frauenkirche wurde die Skulptur am 7 April 1994 im eingesturzten westlichen Hauptgewolbe der Kirche wiederentdeckt Die Figur war zwar zerbrochen jedoch im Detail so gut erhalten dass sie restauriert werden konnte 7 Sie befindet sich seit 1998 in der Dresdner Kreuzkirche 8 Weitere Bruchstucke des Epitaphs darunter Stucke der Bekronung lagern im Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen im Dresdner Standehaus nbsp Ecce homo im DenkRaum SophienkircheDer Entwurf der Gedenkstatte Busmannkapelle Heute DenkRaum Sophienkirche von Gustavs und Lungwitz einer Gedenkstatte fur die Sophienkirche sah auch die Rekonstruktion des Nosseni Epitaphs vor Es sollte zentral im stilisierten Chor der Kapelle an der Stelle des fruheren Altars errichtet werden Es war geplant den Raum der Kapelle fur Veranstaltungen und Andachten zu nutzen wobei Besucher dabei in der Regel auf den Ecce homo des Epitaphs schauen sollten der fur das Leid der Stadt steht aber auch Erlosung verheisst 9 Eine Rekonstruktion des Epitaphs wurde final nicht umgesetzt Der Ecce Homo des Epitaphs befindet sich seit 2020 im DenkRaum Sophienkirche Beschreibung BearbeitenLinke Seite Bearbeiten nbsp Erhaltene Darstellung NossenisAuf der Seite links des Ecce homo war eine kniende mannliche Gestalt als Alabasterrelief zu sehen die Nosseni selbst darstellte Der bartige Mann mit kurzem sparlichen Haar tragt zeittypische Kleidung und kniet mit dem linken Knie auf einem Kissen wahrend das rechte Knie leicht erhoben ist Uber der Schulter liegt ein Mantel die Brust zieren zwei Schaumunzen Sowohl an der rechten als auch an der linken Hand waren bereits um 1900 die Finger abgebrochen die linke Hand hielt ursprunglich ein Schwert das jedoch um 1900 ebenfalls fehlte Die Inschrift gab die Lebensdaten Nossenis und seine Tatigkeit an JOHANNES MARIA NOSENIUS Luganensis Italus natus Aō C MDXLV M Maii Sereniss Augusti Christi ani primi Christiani II et Johannis Georgi electoru Saxon architectus Fragi litatis humanae memor in spem beatae resurrectionis vivens sibi e tribus uxoribus Johannes Maria Nosenius aus Lugano anno 1545 im Monat Mai geburtiger Italiener der durchlauchtigsten erhabenen Christian I Christian II und Johann Georg Kurfursten von Sachsen Architekt Eingedenk der menschlichen Gebrechlichkeit in Hoffnung auf selige Auferstehung zu Lebzeiten fur sich und seine drei Ehefrauen Original zit nach Gurlitt 1900 10 Robert Bruck empfand es 1912 als bemerkenswert dass Nosseni in der Inschrift zwar als Architekt architectus nicht jedoch als Bildhauer benannt wurde 11 Von der linken Epitaphseite hat sich ausschliesslich das Relief erhalten wobei Teile des rechten Fusses fehlen Auch die Bank mit Kissen auf der die Figur kniete ist nicht erhalten Das Relief Nossenis gilt als ein Meisterwerk vornehmer Charakteristik 12 Mittelseite Bearbeiten Die Mittelseite zeigte eine Flachnische die von uber Eck stehenden korinthischen Marmorsaulen eingefasst wurde Vor der Nische stand auf einem vierseitigen Sockel die rund 165 Zentimeter hohe steinerne Skulptur die auf der Plinthe als Ecce homo bezeichnet wurde Um 1900 war die Skulptur bereits mit grauer Olfarbe ubermalt worden nbsp Ecce homo Skulptur in der KreuzkircheChristus wird mit Dornenkrone dargestellt die vom Betrachter aus linke Hufte ist herausgedruckt und der Rumpf rechtsgeneigt Der Kopf der Gesichtsausdruck ist schmerzvoll doch ohne Verzerrung 10 ist nach links gewandt und die Hande sind nach rechts ubereinandergelegt Uber Rucken und Lende liegt ein Gewand Die zentrale Skulptur gilt als eine der seltenen Freistatuen monumentalen Formats die damals von Deutschen geschaffen wurden 13 und zeigt in der Korperhaltung deutliche wenn auch ubersteigerte Anklange an Michelangelos Skulptur Der auferstandene Christus in Santa Maria Sopra Minerva in Rom 14 Der Sockel auf dem der Ecce homo stand enthielt auf drei Seiten Bibelspruche 10 LinksActo Cap X Von diesem Jesu zeugen alle Propheten das durchseinen Namen alle die an ihn gleuben Vergebung derSunden empfahensollen MitteJesaiae Cap XIII Christus ist umb unser Missetat willenverwundet undumb unser Sundewillen zuschlagendie Straffe ligt aufihm auf das wir Fride heten und durchseine Wunden sindwir geheilet RechtsLucae Cap XXIV Also ist geschribenund also muste Christus leiden und auf erstehen von denToden an drittenTag und predigen lassen in seinem NamenBuss und Vergebungder Sunden unterallen Volckern Rechte Seite Bearbeiten nbsp Erhaltenes Relief der rechten SeiteAuf der Seite rechts des Ecce homo sind auf einem Relief die drei Ehefrauen Nossenis in kniender Haltung abgebildet Links ist die 1579 verstorbene erste Ehefrau Elisabeth Unruh im Profil dargestellt Sie tragt einen Totenschleier und schaut nach oben ihre Hande sind im Gebet gefaltet In der Mitte ist die zweite Ehefrau Nossenis Christiane Hanitsch dargestellt die 1606 verstorben war Sie ist im Ausseren junger als Elisabeth dargestellt und schaut nach vorn Die rechte Hand ist offen wahrend die linke Hand ein Gebetbuch halt Die Figur tragt ebenfalls einen Totenschleier und scheint in ein Gesprach mit der Frau hinter ihr vertieft zu sein Bei der rechts dargestellten Frau handelt es sich um die dritte Ehefrau Nossenis Anna Maria von Rehen die er 1609 geheiratet hatte und die ihn uberlebte Sie wurde wie Christiane eher jugendlich dargestellt tragt jedoch keinen Totenschleier sondern eine Halskrause eine Haube und einen Pelzmantel mit Gnadenkette Alle drei Frauen knien auf Kissen und wurden auf engem Raum nebeneinander komponiert Das Alabasterrelief gilt daher auch im Hinblick auf das Relief Nossenis als weniger gegluckte Gruppe 13 Die Inschrift unter dem Relief gab die Lebensdaten der Ehefrauen an Elisabethae na XVII Jul Aō C M D LVII defunctae XIV Febru Aō C MDXCI Christinae na XV Decem Aō C M D LXXV denatae XXX Nov Aō C MDCVI Annae Maria superstitina III Febru Aō C MDLXXXIX Hoc Monumen poni cura vit M Sep Aō C M DC XVI Elisabeth geboren 17 Juli anno 1557 verstorben 14 Februar anno 1591 Christine geboren 15 Dezember anno 1575 verstorben 30 November anno 1606 Anna Maria noch lebend geboren 3 Februar anno 1589 Dieses Grabmal hat er errichten lassen im Monat September anno 1616 Original zit nach Gurlitt 1900 5 Bereits im Jahr 1900 fehlten die Finger der linken und mittleren Frauenfigur Das Relief blieb erhalten jedoch wurde der Unterbau mit der Inschrift zerstort Ausfuhrende Bildhauer BearbeitenDie genaue Zuordnung einzelner Teile des Epitaphs zu ausfuhrenden Bildhauern ist nur schwer moglich Bereits im spaten 17 Jahrhundert wurden als ausfuhrende Bildhauer die beruhmten Bildhauer Walther und Hegewald genannt 13 Ihre Arbeit am Epitaph wurde dabei zum Teil zum Beispiel von Gottlob Oettrich nur auf den Ecce homo 15 in anderen Fallen wiederum auf das gesamte Epitaph bezogen Cornelius Gurlitt verwies 1900 auf Gottlob Oettrich und ordnete wie er den Ecce homo Sebastian Walther und Zacharias Hegewald zu Das seitliche Relief Nossenis sei dagegen von ausserordentlicher Meisterschaft und durfte auf Nosseni selbst zuruckzufuhren sein 10 Bruck wies jedoch 1912 darauf hin dass Nosseni bei seinen plastischen Auftragen nicht selbst schaffend war sondern andere Kunstler oder Gehilfen seiner Werkstatt mit der Ausfuhrung seiner Entwurfe beauftragte 16 Auch er erkennt dass zwei verschiedene Hande an dem Werke tatig waren denn der Ecce homo unterscheidet sich stilistisch scharf von den Alabasterreliefs der beiden Seiten 4 Er ordnete durch Stilvergleiche den Ecce homo Zacharias Hegewald und die seitlichen Alabasterreliefs Sebastian Walther zu 17 Walter Hentschel vermutete eine uberwiegende Arbeit Sebastian Walthers am Epitaph da Hegewald 1616 erst 20 Jahre alt und damit vergleichsweise unerfahrener im Handwerk war 13 Literatur BearbeitenRobert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 49 54 Cornelius Gurlitt Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Band 21 Stadt Dresden Teil 1 C C Meinhold amp Sohne Dresden 1900 S 102 104 Walter Hentschel Dresdner Bildhauer des 16 und 17 Jahrhunderts Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1966 S 77 Einzelnachweise Bearbeiten Robert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 45 Robert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 15 Gottlob Oettrich Richtiges Verzeichniss derer Verstorbenen nebst ihren Monumenten und Epitaphien welche inwendig in hiesiger Kirchen zu St Sophien ihre Ruhe gefunden Dressden 1710 1711 S 117 a b Robert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 51 a b Cornelius Gurlitt Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Band 21 Stadt Dresden Teil 1 C C Meinhold amp Sohne Dresden 1900 S 104 Robert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 38 Wolfram Jager Bericht uber die archaologische Enttrummerung 1993 94 In Gesellschaft zur Forderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e V Hrsg Die Dresdner Frauenkirche Jahrbuch 1995 Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1995 S 19 20 Bild der Skulptur Ecce homo in der Dresdner Kreuzkirche Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Gerhard Glaser Die Gedenkstatte Sophienkirche Ein Ort der Trauer ein Ort gegen das Vergessen In Heinrich Magirius Gesellschaft zur Forderung der Sophienkirche Hrsg Die Dresdner Frauenkirche Jahrbuch zu ihrer Geschichte und Gegenwart Band 13 Schnell Steiner Regensburg 2009 S 198 200 a b c d Cornelius Gurlitt Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Band 21 Stadt Dresden Teil 1 C C Meinhold amp Sohne Dresden 1900 S 102 Robert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 50 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Band 1 Mitteldeutschland Wasmuth Berlin 1914 S 81 a b c d Walter Hentschel Dresdner Bildhauer des 16 und 17 Jahrhunderts Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1966 S 77 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Band 1 Mitteldeutschland Wasmuth Berlin 1914 S 81f Vgl Gottlob Oettrich Richtiges Verzeichniss derer Verstorbenen nebst ihren Monumenten und Epitaphien welche inwendig in hiesiger Kirchen zu St Sophien ihre Ruhe gefunden Dressden 1710 1711 Robert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 49 Robert Bruck Die Sophienkirche in Dresden Ihre Geschichte und ihre Kunstschatze Keller Dresden 1912 S 52 nbsp Dieser Artikel wurde am 3 Juni 2010 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nosseni Epitaph amp 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