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Niklaus Zurkinden 31 Oktober 1506 in Bern 20 September 1588 ebenda war ein Schweizer Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Werdegang 1 3 Berufliches und politisches Wirken 1 4 Schopfkarte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Niklaus Zurkinden war der Sohn von Niklaus Zurkinden vor 1468 in Bern 1510 1 Backer Kastlan 2 in Zweisimmen Hauptmann in Mulhausen Bauherr und Venner 3 4 Seine Schwester Ursula Zurkinden nach 1523 war mit Lienhard Schaller 1460 1524 Grossweibel und Kastlan in Wimmis verheiratet dessen Bruder war Niklaus Schaller 24 November 1524 5 Stadtschreiber in Bern Vogt des Inselklosters in der Berner Altstadt und Grossweibel Er war seit 1532 in erster Ehe mit Appolonia Vogt geb Grossmann 1532 verheiratet ihr Bruder war Kaspar Megander 6 Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er im gleichen Jahr in zweiter Ehe Elsbeth geb Hugi 1536 gemeinsam hatten sie vier Kinder zu diesen gehorte unter anderem Samuel Zurkinden 1533 in Sumiswald 24 September 1577 in Bern 7 Mitglied des Kleinen Rats Landvogt in Munchenbuchsee Stadtschreiber in Bern und Venner verheiratet mit Dorothea Wyss Seit 1536 war er in dritter Ehe mit Elsbeth geb Hab verheiratet gemeinsam hatten sie zehn Kinder zu diesen gehorten unter anderem Anna Zurkinden verheiratet mit Vinzenz Dachselhofer 27 Dezember 1541 in Bern 1622 8 Stadtschreiber in Bern Gubernator in Aelen Welschseckelmeister und diplomatischer Gesandter Eva Zurkinden 10 Dezember 1541 in Bern 1569 verheiratet mit dem Maler Martin Krumm 11 Oktober 1540 in Bern 1577 Barbara Barbla Zurkinden 1549 in Bern nach 1600 in Basel verheiratet mit Grossrat David Schmalz 1577 9 in zweiter Ehe 1579 mit Adelberg Sauracker vor 1529 in Breisach 1592 Kartenverleger in Basel in dritter Ehe mit Lorenz Scharer in Basel Niklaus Zurkinden 5 Januar 1552 in Bern 1624 25 10 Politiker Werdegang Bearbeiten Niklaus Zurkinden war ein illegitimer Sohn des fruhverstorbenen Ratsherrn und Hauptmann Niklaus Zurkinden 1510 11 der das Kind testamentarisch dem befreundeten Stadtschreiber Niklaus Schaller 1524 3 in die familiare Obhut ubergab Er besuchte die Lateinschule in Bern und wurde von Schaller 1524 5 in eine Ratskarriere eingewiesen 1528 kam er als Notar und Gerichtsschreiber in den Grossen Rat 1532 wurde er Landvogt zu Sumiswald 11 1537 Landvogt von Bonmont und 1544 Landvogt in Nyon 1547 kam er in das Amt des Deutschseckelschreibers 1551 wurde er Welschseckelmeister 1565 bis 1572 amtierte er als Generalkommissar der Waadt Von 1561 bis 1565 ubte er das Amt des Stadtschreibers in Bern aus Berufliches und politisches Wirken Bearbeiten Als Welschseckelmeister war Niklaus Zurkinden an den Verhandlungen zwischen Bern und Freiburg um die Aufteilung der Grafschaft Greyerz 1555 12 und als Stadtschreiber an den Verhandlungen zwischen Bern und den Herzogen von Savoyen im Vorfeld des Vertrags von Lausanne von 1564 13 beteiligt Durch seine Ubersetzungen juristischer liturgischer und katechetischer Texte trug er zum Aufbau der Kirche der Waadt bei 14 Er wirkte zudem als theologisch versierter Politiker in konfessionellen Konflikten so unter anderem zwischen Bern und dem calvinistischen Genf fur Frieden und Einheit der Kirche Er stellte Duldung auf der Grundlage christlicher Humanitat uber dogmatische Orthodoxie Er pflegte eine Freundschaft mit Johannes Calvin stimmte mit diesem jedoch nicht im Fall Michel Servet und in der Frage der Pradestination uberein Mit Sebastian Castellio warb er fur Toleranz gegenuber religiosen Nonkonformisten so liess er als Vogt in Sumiswald Tauferprediger offen und offentlich in seiner Vogtei lehren wurde hierfur jedoch durch den bernischen Kleinen Rat abgemahnt Er begegnete auch katholischen Mitchristen mit Achtung und lehnte Gewalt als Mittel gegen religiose Devianz ab Er erhielt den Auftrag die Berner Chronik von Valerius Anshelm fortzufuhren konnte diese Aufgabe jedoch nicht mehr ausfuhren Sein Briefwechsel mit grossen Zeitgenossen ist von hohem Wert so unter anderem mit Heinrich Bullinger Johannes Calvin Johann Jakob Grynaeus 15 Abraham Musculus 1534 1591 16 und Theodore de Beze 17 Schopfkarte Bearbeiten Der Stadtarzt Thomas Schopf galt lange als Autor einer handschriftlichen Landesbeschreibung sowie einer Karte des bernischen Staatsgebiets die 1577 als Manuskript vorlag und erst nach seinem Tod 1578 im Kupferstichdruck erschien Schopfs Namen tragt sie weil sich dieser sowohl in der Vorrede der Landesbeschreibung als auch in Texten der Karte als Autor bezeichnet Archivalische Forschungen zeigen dass Schopf zwar seinen Namen fur dieses Unternehmen hergegeben hat dass er aber eher Strohmann war fur ein Projekt dessen Urheber verborgen bleiben sollte Die Historikerin Anne Marie Dubler stellte in ihrem Jubilaumsbeitrag 18 zum 500 Geburtstag von Thomas Schopf fest 19 dass dieser als Breisacher in Bern weder die Ortskenntnisse hatte noch als Arzt in Zeiten von Pestepidemien die Zeit hatte eine zweibandige Landesbeschreibung des bernischen Staates zu schreiben und die Herstellung einer grossformatigen Landkarte zu organisieren die das bernische Staatsgebiet das damals vom Genfersee bis Brugg und vom Jurasudfuss bis zu den Hochalpen reichte abbilden sollte Die Schopfkarte war nicht nur das Ergebnis einer systematischen Landvermessung sondern wurde zusammen mit einer verbalen Landesbeschreibung einer sogenannten Chorografie geschaffen Sie beschreibt 2600 Siedlungen auf Berner Staatsgebiet und enthalt mehr Details als die Karte Die Karte basierte direkt auf der Textquelle und das Ortsverzeichnis konnte nicht ohne die Karte erstellt werden Sie entstand aufgrund von Skizzen Wegstunden Koordinaten und nach dem Vorbild anderer Karten Die Daten in der Chorografie stammten von Gewahrspersonen und aus dem militarischen Rekrutierungsnetz Als Autor vermutete Anne Marie Dubler Niklaus Zurkinden der den Text der Landesbeschreibung in Latein verfasst und die Herstellung der Karte organisiert haben soll weil er die Vision hatte dass Bern mit der gottlichen Mission beauftragt sei als friedensstiftender Grossstaat unter den zerstrittenen eidgenossischen Standen zu wirken Und diese Mission musste entsprechend visualisiert werden Er konnte in seiner Position ein solches politisches und militarisches Projekt nicht personlich initiieren und benotigte dafur einen Strohmann Thomas Schopf hat vermutlich in seinem Namen den Rat um die Druckerlaubnis gebeten und unter anderem argumentiert dass die Karte allen frommen Menschen auf der Welt die Grosse Berns vor Augen fuhren werde eines Staatswesens das der Kirche Schutz und vielen Verfolgten Asyl gewahre Diese Frommen wurden daher den Staat in ihre Gebete einschliessen und ihm so Dauer verleihen Weiter meinte Thomas Schopf laut Ratsprotokoll die Karte konne auch in der Verwaltung nutzliche Dienste leisten regiere doch die Obrigkeit dann am besten wenn sie mit dem Herrschaftsgebiet und den Lebensbedingungen ihrer Untertanen vertraut sei Der Rat erteilte die Druckerlaubnis aber weil die Karte bei ihrer Vorstellung den Rat verwirrte und verunsicherte wurde der Druck 1578 gestoppt und die Kupferdruckplatten in Strassburg beim Drucker beschlagnahmt und anschliessend im Gewolbekeller des Berner Rathauses eingelagert Es bestand die Befurchtung die Karte konne wenn sie in falsche Hande falle gegen Bern genutzt werden Etwa 70 Jahre waren die Karte und der dazugehorige Text als hoch geheim eingestuft Der Strohmann These widerspricht der Historiker Kaspar Gubler vom Historischen Institut der Universitat Bern weil der Jubilaumsbeitrag uberwiegend auf Vermutungen basiert und nicht belegt werden kann er veroffentlichte hierzu einen Aufsatz 20 Die Universitatsbibliothek Bern zeigte 2020 in einer Ausstellung die Schopfkarte 21 Literatur BearbeitenEduard Bahler Nikolaus Zurkinden von Bern 1506 1588 ein Vertreter der Toleranz im Jahrhundert der Reformation Zurich 1912 Nikolaus Zurkinden In Jurg Rettenmund Auf den Spuren der Taufer von Sumiswald Einwohnergemeinde und Kirchgemeinde Sumiswald Weblinks BearbeitenRudolf Dellsperger Anne Marie Dubler Niklaus Zurkinden In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Hans Braun Niklaus Zurkinden In Historisches Lexikon der Schweiz 28 Februar 2014 abgerufen am 19 September 2020 Guido Castelnuovo Kastlan In Historisches Lexikon der Schweiz Francois de Capitani Herve de Weck Bannerherr Venner In Historisches Lexikon der Schweiz Historisches Familienlexikon der Schweiz Personen Abgerufen am 19 September 2020 a b Annelies Hussy Niklaus Schaller In Historisches Lexikon der Schweiz 20 September 2010 abgerufen am 19 September 2020 Rudolf Dellsperger Megander Kaspar In Historisches Lexikon der Schweiz Hans Braun Samuel Zurkinden In Historisches Lexikon der Schweiz 8 Mai 2013 abgerufen am 19 September 2020 Annelies Hussy Vinzenz Dachselhofer In Historisches Lexikon der Schweiz 15 Marz 2005 abgerufen am 19 September 2020 David Schmalz Eduard Bahler Nikolaus Zurkinden von Bern 1506 1588 Ein Vertreter der Toleranz im Jahrhundert der Reformation Bern 1912 S 172 197 188 Hans Braun Niklaus Zurkinden In Historisches Lexikon der Schweiz Oktober 2012 abgerufen am 19 September 2020 Anne Marie Dubler Sumiswald Vogtei Kommende In Historisches Lexikon der Schweiz Adriano Boschetti Maradi Greyerz Grafschaft Bezirk In Historisches Lexikon der Schweiz Fabienne Abetel Beguelin Lausanner Vertrag In Historisches Lexikon der Schweiz 17 Marz 2009 abgerufen am 19 September 2020 Ernst Schafer Nikolaus Zurkinden ein Seisler Reformator In Mitteilungsblatt der reformierten Kirchengemeinden des Sensebezirks Nr 4 April 2018 abgerufen am 19 September 2020 Johann Jakob Grynaeus an Abraham Musculus In Theologenbriefwechsel im Sudwesten des Reichs in der Fruhen Neuzeit 1550 1620 Heidelberger Akademie der Wissenschaften abgerufen am 19 September 2020 Reinhard Bodenmann Abraham Musculus In Historisches Lexikon der Schweiz 19 Juni 2009 abgerufen am 19 September 2020 Kalliope Verbundkatalog fur Archiv und archivahnliche Bestande und nationales Nachweisinstrument fur Nachlasse und Autographen Abgerufen am 19 September 2020 Anne Marie Dubler Leben und Sterben in Bern zur Zeit des Stadtarztes Thomas Schopf 1520 1577 ein Zeit und Sittenbild aus dem reformierten Bern der Fruhen Neuzeit Hrsg Berner Zeitschrift fur Geschichte Nr 2 2020 Wer zeichnete die erste Karte Berns Das Geheimnis der Schopfkarte Abgerufen am 19 September 2020 Kaspar Gubler Thomas Schopf 1520 1577 als Wissenstrager im Kreise der Gelehrten seiner Zeit In HistData Abgerufen am 19 September 2020 Schopfkarte 15 Januar 2020 abgerufen am 19 September 2020 Normdaten Person GND 119879328 lobid OGND AKS VIAF 47581235 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zurkinden NiklausALTERNATIVNAMEN Zur Kinden Nikolaus Zur Kinden Nicolaus Kinden Nikolaus zur Zurkinden Nicolaus Zerchintes Nicolaus Zurkinden NiclausKURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 31 Oktober 1506GEBURTSORT BernSTERBEDATUM 20 September 1588STERBEORT Bern 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