www.wikidata.de-de.nina.az
Das Spiritual auch African American Spiritual veraltet Negro Spiritual von Englisch Spiritual ist eine in den USA mit Beginn der Sklaverei im 17 Jahrhundert entstandene christliche Liedgattung Die Spirituals sind als Wurzel des Gospels anzusehen Sie entstanden im Austausch der englischen schottischen und irischen Volksmusik und der afrikanischen und kreolischen Musikalitat Vor dem amerikanischen Burgerkrieg war es den Sklaven verboten gewesen ihre Kultur zu pflegen Die weissen Herren zwangen die Sklaven sie nach der Arbeit mit ihren traditionellen Volksweisen mit Banjo Fidel Tamburin und Bones Kastagnetten aus Knochen spater aus Holz zu unterhalten Die Fahigkeit der Sklaven zur Improvisation formte ihre Balladen Worksongs und Spirituals 1 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalte 2 Die Entstehungsgeschichte des Spirituals 3 Problematische Quellenlage 4 Spirituals in deutschen Kirchengesangbuchern 5 Liedbeispiele 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseInhalte BearbeitenDie uberlieferten Spiritual Texte sind fast ausschliesslich religiosen Inhalts und erzahlen von dem Leben geschlagener geschundener und sehnsuchtiger Menschen den Sklaven Sie handeln von der Hoffnung dieser Menschen und ihrem Glauben an Gott Die emotional klingenden Spirituals von denen einige international bekannt wurden beschreiben meist Situationen aus dem Alten Testament die denen der Sklaven ahneln Sie identifizierten sich besonders mit dem erwahlten Volk Israel das aus der Gefangenschaft fliehen konnte da diese Analogie ihnen half sich mental gegen die Abwertung durch das Sklavereisystem zu wehren Die Traurigkeit erklart sich nicht allein aus den prekaren Lebensbedingungen der afroamerikanischen Sklaven sondern auch aus der Trauer um Angehorige die sie insbesondere wahrend der Deportationswelle der Zweiten Mittelpassage zu Tausenden verloren haben Im Mittelpunkt vieler Texte stehen mutterlose Kinder und verwaiste Eltern 2 Es gab jedoch auch Liebeslieder und satirische Texte die die Lebenswelt der Sklaven oder die Sklavenhalter parodierten sowie Texte die in versteckter Form Neuigkeiten uber den Abolitionismus verbreiteten Die Entstehungsgeschichte des Spirituals Bearbeiten1619 trafen die ersten aus Afrika verschleppten Sklaven im Gebiet des heutigen US amerikanischen Bundesstaat Virginia ein Sie wurden auf den grossen Tabak und Baumwollplantagen zur Zwangsarbeit eingesetzt Diese Arbeit war hart kleinste Vergehen wurden streng und brutal geahndet Die Bestrafung mit der Peitsche war ublich und alltaglich 3 Die tiefe Verwurzelung des christlichen Glaubens in der weissen Bevolkerung erklart die Skrupel Christen als Sklaven zu halten So erklart sich auch warum niemand auch nur das geringste Interesse hatte diese Menschen zu missionieren Man hatte sie nicht mehr als Sklaven halten und einsetzen konnen Diesem Dilemma entkamen die Sklavenhalter durch ein Gesetz im Jahr 1667 das festlegte dass der Ubertritt eines Sklaven zum Christentum an dessen sozialer Stellung nichts anderte Schon vor Verabschiedung dieses Gesetzes gingen die Schwarzen mit ihren Besitzern in die Gottesdienste der christlichen Kirchen wobei die inhaltliche Gestaltung des Gottesdienstes sich nach den Vorstellungen der weissen Oberschicht richtete Nach 1667 anderte sich dies langsam So kamen die Gottesdienste der Methodisten und Baptisten durch ihre bodenstandige Art bei den Sklaven besonders gut an Die Leidensgeschichte Jesu beruhrte sie Sie identifizierten sich damit und nutzten eine der wenigen ihnen erlaubten Ausdrucksmoglichkeiten ihre Anliegen zu formulieren Diese versteckten sie hinter christlichen Metaphern Diese Doppeldeutigkeit der Sprache ist bis heute typisch fur afroamerikanische Musikstile Die Afrikaner brachten auch Einflusse ihrer Heimatkulturen mit in die vorhandene weisse Kirchenmusik ihre Uberlieferungen ihren Mehrgottglauben und die religiose Ekstase aber auch musikalische Elemente wie die Polyrhythmik und andere Tone als die der europaischen Tonleiter Blue Notes So entstanden eigenstandige schwarze Kirchen und die afrikanische Religiositat vermischte sich mit der christlichen Lehre Da Musik Tanz und Gesang untrennbar mit dem afrikanischen Alltag verbunden waren wurden sie zu einem wichtigen Bestandteil der schwarzen Gottesdienste In der rhythmischen Zwiesprache des Predigers mit der Gemeinde Call and Response entwickelten sich spontan Lieder die einen Bibeltext als zentrales Element hatten Die Spirituals wurden auch im Alltag gesungen Sie entstanden in freier Improvisation und wurden mundlich uberliefert Typisch war ein fliessender Ubergang von Predigt zu Musik 4 Die mit gehobener Stimme vorgetragene Predigt eines Laienpredigers wurde von der Gemeinde mit Moans d h Ausrufen wie Amen oder Oh Lord begleitet die nach und nach in einen meist synkopierten gemeinsamen Rhythmus ubergingen der durch Schrittfolgen oder Klatschen verstarkt wurde Auf dieses rhythmische Fundament konnten nun einzelne Gemeindemitglieder ihre Calls d h emotionale Aussagen oder Bibelstellen rufen die von dem Rest der Gemeinde mit Responses beantwortet d h erganzt oder teilweise wiederholt wurden Spirituals entstanden also aus einer Mischung aus individueller und gemeinsamer Improvisation auf der Basis aller bekannten rhythmischer Figuren aber auch biblischer Texte Ihrem improvisierten Ursprung gemass waren die Spirituals wenn sie einmal entstanden waren auch nicht statisch sondern konnten je nach Situation und Kontext in Tempo etc abgewandelt werden Die Vielschichtigkeit der Corn ditties Mais Liedchen wie die fruhen Spirituals im ausgehenden 18 Jahrhundert genannt wurden lasst unterschiedliche Deutungen zu Zum einen stehen Anspielungen auf die soziale Situation neben der Jenseitsglaubigkeit Der Aufruf zum Protest steht neben der Sehnsucht nach Freiheit Der Glaube an Jesus steht neben dem Bedurfnis nach einer Errettung aus der Sklaverei Sobald die weisse Herrschaft Elemente der Spirituals als heidnisch erkannte wurden diese verboten So verschwanden der Tanz die Fetische und Altare Auch das Trommeln war zumeist verboten da die weissen Sklavenhalter darin eine Form der Konversation sahen die sie nicht verstanden So wurde es durch das bekannte Klatschen oder Stampfen ersetzt oder den Trommeltanz bei dem mit einem Trommelschlager in der Hand auf einem Bein gehupft wird Hauptartikel Traditionelle afrikanische Musik nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der afroamerikanische Spiritual ubernimmt wesentliche Merkmale der afrikanischen Musikkultur Die Musik der Afrikaner ist zur Zeit vor der Entstehung der Spirituals im Gegensatz zur europaischen Musikkultur sehr improvisatorisch und baut hauptsachlich auf der Pentatonik auf Wahrend dieser urafrikanischen Musik eine Harmonielehre wie die der Europaer fremd ist wird eine Mehrstimmigkeit durch Stimmen im Terzabstand erreicht Spater nach Anpassung an die christliche Religion wurden auch europaische Musikmerkmale wie Dur und Moll sowie die typischen harmonischen Zusammenhange ubernommen Die Melodien der Spirituals bestehen haufig aus sogenannten Patterns meist ein bis zweitaktigen Melodiestucken die im Spiritual verschieden aneinandergereiht und wiederholt werden Problematische Quellenlage BearbeitenDie erste Sammlung von Spirituals stammt von Thomas Wentworth Higginson der diese Balladen wahrend des amerikanischen Burgerkrieges sammelte und sie im Juni 1867 im Atlantic Monthly unter dem Titel Negro Spirituals veroffentlichte Higginsons Aufsatz diskutiert insbesondere das Problem der Transkription der Spirituals und Balladen 5 Spater veroffentlichte Higginson den Aufsatz und seine Erlebnisse als Colonel des ersten afro amerikanischen Regiments in Army Life in a Black Regiment Die Educational Commission die der amerikanische Kongress nach dem Burgerkrieg in die Sudstaaten entsandte erweiterte die Sammlung von Higginson William Francis Allen Charles Pickard Ware und Lucy McKim Garrison veroffentlichten ihre Sammlung als Slave Songs of the United States 6 Eine weitere Ausgabe die parallel dazu entstand stammt von Reverend Alexander Reid und wurde 1972 als Jubilee Songs as Sung by the Jubilee Singers of Fisk University veroffentlicht Spirituals sind so es denn uberhaupt schriftliche Quellen oder Tondokumente gibt schwierig zu datieren oder prazise geographisch einzuordnen da die ersten Sammler auf diese Fakten wenig Wert legten Sammler wie John Lomax Howard Odum und Newman Ivey White schreckten sogar vor zensierenden Eingriffen nicht zuruck angeblich um die moralischen Gefuhle der Leser nicht zu verletzen Haufig wurde in fruhen Sammlungen auch das ausgewahlt was sich moglichst stark von der weissen Musik unterschied Spatere Veroffentlichungen von Spirituals zeigten im Gegensatz dazu Ahnlichkeiten zwischen Spirituals und weisser baptistischer oder methodistischer Kirchenmusik auf betonten jedoch dass diese durchaus von den Spirituals beeinflusst sein konnten Eine scharfe Trennung ist hier nicht moglich 7 Spirituals in deutschen Kirchengesangbuchern BearbeitenEinige Spirituals sind Bestandteile offizieller deutscher Kirchengesangbucher Im Evangelischen Gesangbuch EG findet sich EG Nr 499 Singing with a Sword und wurde zum Lied Erd und Himmel sollen singen Das weihnachtliche Go Tell It on the Mountain wurde im Evangelischen Gesangbuch zu einem Abendmahlslied EG Nr 225 und heisst dort Komm sag es allen weiter Auch in verschiedenen katholischen Gesangsbuchern sind solche Adaptionen zu finden Liedbeispiele BearbeitenSwing Low Sweet Chariot Go down Moses When Israel was in Egypt s land When the Saints Go Marching In Ev rybody Shout Deep River Nobody Knows the Trouble I ve SeenLiteratur BearbeitenMarc Bauch Extending the Canon Thomas Wentworth Higginson and African American Spirituals Munchen 2013 Theo Lehmann Nobody Knows Negro Spirituals Koehler amp Amelang Leipzig 1991 Erstausgabe 1963 Bernhard Hefele Jazz Bibliographie Verzeichnis des internationalen Schrifttums uber Jazz Blues Spirituals Gospel und Ragtime Saur Munchen u a 1981 ISBN 3 598 10205 4 C H Dood History and the Gospel Oxford 1938 Hooder and Stoughton englisch Janheinz Jahn Negro Spirituals Fischer Frankfurt am Main 1960 Micha Keding Geschichte und Entwicklung der Gospelmusik Volltext Lothar Zenetti Peitsche und Psalm Negrospirituals Gospelsongs Munchen 1963 Verlag J Pfeiffer Christa Dixon Wesen und Wandel geistlicher Volkslieder Negro Spirituals 1967 Jugenddienst Verlag Wuppertal Velma Maia Thomas No Man Can Hinder Me New York 2001 Becker amp Mayer Books ISBN 0 609 60719 7 englisch Joachim Ernst Berendt Spirituals Geistliche Negerlieder Munchen 1955 Nymphenburger Verlagshandlung Wilhelm Otto Deutsch Spirituals und Gospels sind nicht dasselbe in Ev Kirche im Rheinland Thema Gottesdienst Nr 27 2007 S 45 51 Lawrence W Levine Slave Songs and Slave Consciousness An Exploration in Neglected Sources African American Religion Interpretive Essays in History and Culture Timothy E Fulop amp Albert J Raboteau Hrsg Routledge NY und London 1997 S 58 87 Siehe auch BearbeitenKultur der afroamerikanischen SklavenWeblinks BearbeitenHeart And Soul A Celebration Of African American Music Memento vom 11 April 2006 im Internet Archive Go Tell It On The Mountain Memento vom 8 Februar 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Marc Bauch Extending the Canon Thomas Wentworth Higginson and African American Spirituals S 8 Ira Berlin Generations of Captivity A History of African American Slaves Cambridge London The Belknap Press of Harvard University Press 2003 ISBN 0 674 01061 2 S 219 Vgl auch Was ist Gospel Informationen zur Gospelmusik Abgerufen am 16 Februar 2021 Lawrence W Levine Slave Songs and Slave Consciousness An Exploration in Neglected Sources African American Religion Interpretive Essays in History and Culture Hrsg vin Timothy E Fulop und Albert J Raboteau Routledge New York London 1997 S 59 Marc Bauch Extending the Canon Thomas Wentworth Higginson and African American Spirituals S 3 und S 12 William Francis Allen Charles Pickard Ware und Lucy McKim Garrison bedanken sich in ihrem Vorwort auf S IV fur die Mitarbeit von Thomas Wentworth Higginson bei der Herausgabe der Anthologie Slave Songs of the United States Lawrence W Levine Slave Songs and Slave Consciousness An Exploration in Neglected Sources African American Religion Interpretive Essays in History and Culture Hrsg von Timothy E Fulop und Albert J Raboteau Routledge New York London 1997 S 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spiritual Musik amp oldid 238956614