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Die Kultur der afroamerikanischen Sklaven umfasst das Brauchtum die Alltagskultur Tracht Kunst Musik den Tanz die mundliche Uberlieferung die Bildung und die Religion der afrikanischstammigen Sklaven historisch bzw diskriminierend als Negersklaven 1 bezeichnet in den Vereinigten Staaten und in den 13 Kolonien aus denen die USA von 1776 an hervorgegangen sind Das Titelblatt von Phyllis Wheatleys 1773 veroffentlichtem Gedichtband Poems on Various Subjects Inhaltsverzeichnis 1 Bildung 1 1 Kolonialzeit 1 2 In den Vereinigten Staaten 2 Kommunikationssysteme 3 Musik 4 Familienleben 5 Widerstand gegen sozialarbeiterische Bevormundung 6 Religion 7 Einzelnachweise 8 Siehe auch 9 Literatur 9 1 BildungBildung BearbeitenKolonialzeit Bearbeiten Wahrend der Kolonialzeit wurde die Bildung von Sklaven nicht nur geduldet sondern aus religiosen Grunden sogar ermutigt Die beiden bedeutendsten protestantischen Gruppierungen die Kongregationalisten und die Anglikaner empfanden eine religiose Verpflichtung Sklaven zu bekehren und betrachteten die Fahigkeit die Bibel zu lesen als unerlassliche Voraussetzung fur die Christianisierung 2 Wahrend des Great Awakening wurde diese Tendenz weiter verstarkt Wahrend das Lesen erwunscht war wurde das Schreiben oft fur verzichtbar gehalten Die Fahigkeit zu schreiben galt als Statuszeichen das von vielen Mitgliedern der Gesellschaft Sklaven eingeschlossen nach Auffassung der Zeitgenossen nicht benotigt wurde Die Grundlagen des Unterrichts bildeten das Auswendiglernen der Katechismus und die Bibel Nur vereinzelt erlangten Sklaven eine umfangreiche Bildung Das beruhmteste Beispiel bildet Phillis Wheatley die von ihren Eigentumern u a lateinischen und griechischen Unterricht erhielt und spater als erste afroamerikanische Dichterin mit Veroffentlichungen in Erscheinung trat Die erste Kolonie welche die Bildung von Sklaven per Gesetz einschrankte war South Carolina 1740 Das Gesetz verbot es bei einer Geldbusse von 100 Pfund Sklaven das Schreiben zu lehren das Lesen durfte weiterhin unterrichtet werden Zu verstehen ist dieses Gesetz als Reaktion auf den Stono Aufstand von 1739 der in den Pflanzern die Sorge verstarkt hatte dass Sklaven die schriftlich miteinander kommunizieren konnen leicht in der Lage seien weitere Aufstande zu organisieren Georgia verabschiedete 1755 ein ahnliches Gesetz Wahrend der gesamten Kolonialzeit galt die Lesefahigkeit als Voraussetzung der Christianisierung sodass ein Verbot Sklaven das Lesen zu lehren noch nicht in Betracht gezogen wurde 3 In den Vereinigten Staaten Bearbeiten Zu den einschneidendsten Beschrankungen der Bildung von Sklaven kam es im Anschluss an den von Nat Turner in Southampton County Virginia im Sommer 1831 organisierten Sklavenaufstand Die Pflanzer gerieten durch den Aufstand unter einen Schock und furchteten nicht nur weitere Aufstande sondern auch die Verbreitung von abolitionistischer Literatur Infolgedessen ubten sie Druck auf die Legislative aus die Versammlungs und Reisefreiheit der Sklaven drastisch einzuschranken Da nur unwissende Sklaven die ihr Schicksal nicht hinterfragten als ungefahrlich erschienen wurde auch das Recht der Sklaven auf Bildung beschrankt 4 Die Sudstaaten reagierten auf den Aufstand nicht alle gleich in einigen Staaten reagierte die Legislative jedoch auf besonders charakteristische Weise In Mississippi bestanden bereits Gesetze die die Bildung von Sklaven einschrankte 1831 trat hier jedoch ein Gesetz in Kraft das alle freien Afroamerikaner zwang den Bundesstaat zu verlassen diese freien Schwarzen sollten nicht in der Lage sein die unfreien zu unterrichten oder aufzuwiegeln Mit demselben Gesetz wurden schwarze Prediger gezwungen eine Erlaubnis einzuholen bevor sie vor einer Gemeinde sprachen Sogar das weit im Norden gelegene Delaware verabschiedete 1831 ein Gesetz das es Schwarzen verbot sich zur Nachtzeit mit 12 oder mehr Personen zu versammeln schwarze Prediger benotigten eine richterliche Genehmigung um vor einer Gemeinde zu sprechen Wahrend den Sklaven in South Carolina und Georgia die Bildungsmoglichkeiten schon lange genommen waren wurden sie nach 1831 auch in solchen Bundesstaaten eingeschrankt die bis dahin noch vergleichsweise liberal gewesen waren So wurde 1832 in Alabama ein Gesetz verabschiedet das es bei einer hohen Geldstrafe verbot Sklaven zu unterrichten und das es Afroamerikanern freien und unfreien verbot sich ohne Genehmigung oder in Abwesenheit von mindestens 5 Sklaveneigentumern zu versammeln Auch in North Carolina wo freie afroamerikanische Kinder bis dahin noch Schulen besuchen durften wurde ihnen 1835 der Schulbesuch untersagt Uber den Alphabetisierungsgrad der afroamerikanischen Sklaven gibt es nur wenig Zahlen Nach Schatzung des 1868 geborenen schwarzen Burgerrechtlers W E B Du Bois waren im Jahre 1860 bis zu 5 der Sklaven wenigstens in bescheidenem Masse alphabetisiert Der 1930 geborene Historiker Eugene Genovese vermutet dass die Zahl tatsachlich noch grosser gewesen sei Insbesondere in Stadten haben fur Sklaven illegale aber vielfaltige Bildungsmoglichkeiten bestanden in Baton Rouge New Orleans Charleston Richmond und Atlanta haben schwarze und weisse Aktivisten sogar illegale Schulen betrieben Selbst auf den Plantagen seien stets einige Sklaven alphabetisiert gewesen 5 Kommunikationssysteme BearbeitenObwohl die Sklaven insbesondere unter den Bedingungen der Plantagenwirtschaft in raumlicher Isolation lebten d h die Plantage kaum verliessen und mehrheitlich auch nicht schreiben also brieflich kommunizieren konnten waren sie von Nachrichtensystemen nicht vollstandig abgeschnitten Sowohl personliche Nachrichten als auch Nachrichten uber die Welt ausserhalb der Plantage konnten auf ganz unterschiedlichen Wegen mundlich uberliefert werden Nachrichten aufzuschnappen war z B solchen Sklaven moglich die zur Post geschickt wurden um dort Briefe abzuholen Sklaven die im Haus arbeiten konnten wenn sie bei Tisch bedienten die Konversation der Sklavenhalter mitanhoren Eingeburgert hat sich fur diese mundliche Nachrichtenubermittlung der Begriff Grapevine Telegraph deutsch etwa Traubenranken Telegraf Buschtrommel 6 Musik BearbeitenDie am besten dokumentierten musikalischen Formen die von den afroamerikanischen Sklaven gepflegt wurden sind der bei der Arbeit gesungene Worksong und das im 19 Jahrhundert im Gottesdienst gesungene Negro Spiritual Familienleben BearbeitenEin Zusammenleben von Sklaven mit ihren Partnern und ihren Kindern war auf grosseren Plantagen eher moglich als in kleineren Wirtschaftseinheiten in denen nur wenige Sklaven gehalten wurden Letztere bildeten freilich die grosse Mehrzahl der Sklaven haltenden Unternehmen Dort blieben Kinder oft nur so lange bei ihren Muttern bis sie alt genug waren um vermietet oder verkauft zu werden 7 Widerstand gegen sozialarbeiterische Bevormundung BearbeitenDie Pflanzer die sich unter dem Einfluss der Ideologie der White Supremacy zunehmend als Patres familias verstanden die am Leben ihrer Sklaven vaterlich wohlwollenden Anteil nahmen mischten sich in die Angelegenheiten ihrer Sklaven oft bis in die intimsten Bereiche hinein ein und versuchten nicht nur deren Wohnverhaltnisse und Ernahrung zu verbessern bzw zu steuern sondern auch ihre Lebensweise ihre familiaren Beziehungen und ihr religioses Leben zu kontrollieren Die Sklaven leisteten gegen diese Bemuhungen einen ebenso steten Widerstand wie gegen die Aneignung ihrer Arbeitskraft Besonders abgelehnt wurden die Bestrebungen der Pflanzer die im 19 Jahrhundert neue Ideen von Hygiene erwarben die Quartiere der Sklaven mit Kalkanstrichen whitewash zu versehen oder die Heiler und Hebammen der Sklaven durch europaischstammige Arzte zu ersetzen Die Pflanzer wiederum empfanden den Widerstand der Sklaven gegen ihre sozialarbeiterischen Bemuhungen als Bestatigung ihrer Grunduberzeugung dass die Afroamerikaner fur ein Leben in Freiheit nicht reif seien 8 Religion Bearbeiten Siehe auch Afroamerikanische ReligionenDie Christianisierung der afroamerikanischen Sklaven erfolgte in mehreren Schuben In der fruhen Kolonialzeit in der die Strukturen der Sklaven haltenden Gesellschaft noch stark im Fluss waren versuchten viele Sklaven der so genannten Charter Generationen ihren sozialen Stand zu verbessern indem sie sich um eine Integration in die Kolonialgemeinschaft bemuhten und darum auch den anglikanischen Glauben annahmen 9 Als auf dem nordamerikanischen Festland die Plantagenokonomie entstand und Sklaven erstmals in grosser Zahl direkt aus Afrika importiert wurden fuhrten diese Salzwassersklaven in Amerika zunachst ihr traditionelles afrikanisches spirituelles Leben fort Die Pflanzer die das Heidentum der Sklaven als Anzeichen eines zivilisatorischen Ruckstandes ansehen hatten kaum ein Interesse daran sie zu christianisieren Die wenigen Missionare die sich um ihre Bekehrung bemuhten waren oft frustriert von der Polygamie der Afrikaner und ihrer Neigung christliche und afrikanische Glaubenselemente zu einer Mischreligion zu verschmelzen Zunachst war es vor allem die anglikanische Kirche bzw deren Society for the Propagation of the Gospel die sich um die Sklaven am meisten bekummerte Von den spaten 1730er Jahren an breiteten sich in den britischen Kolonien jedoch auch evangelikale Stromungen aus der mit ihrer Lehre von der Gleichheit der Menschen vor Gott fur die Sklaven besonders ansprechend waren Anhangerschaft fand das Christentum zunachst vor allem bei stadtischen Sklaven 10 Eine nennenswerte Zahl von Afroamerikanern erreichte das First Great Awakening jedoch erst in den 1780er Jahren Um 1800 betrug der Anteil der afroamerikanische Sklaven die sich zum christlichen Glauben bekannten etwa 10 Prozent 11 Zum grossten Christianisierungsschub in der afroamerikanischen Geschichte kam es in der Zeit der Zweiten Mittelpassage die mit der evangelikalen Bekehrungswelle des Second Great Awakening zusammenfiel In dieser Zeit wurden Hunderttausende von Sklaven aus den bisherigen Zentren der Plantagenokonomie in den Tiefen Suden verschleppt Dieser zutiefst verstorenden Erfahrung begegneten viele Sklaven dieser so genannten Migrations Generationen indem sie spirituelle Zuflucht beim Christentum und hier besonders beim Evangelikalismus suchten Die Baptisten und Methodisten aber auch die Anglikaner und Presbyterianer und in Louisiana und Florida auch die Romisch katholische Kirche erlebten einen starken Zulauf wobei die Sklaven sich gegenuber den Glaubensinhalten dieser Kirchen jedoch stark selektiv verhielten und sich besonders von Inhalte wie z B dem Erlosungskonzept angesprochen fuhlten die sie direkt auf ihre Lebenssituation beziehen konnten Ein Grossteil des afroamerikanischen spirituellen Lebens das ein theologisches Amalgam aus schwarzer und weisser Religiositat bildete entwickelte sich auch nicht in den Gotteshausern etablierter Kirchen sondern in Versammlungen die Sklaven heimlich und in freier Natur in so genannten Bush Arbors etwa Laubenkirchen abhielten 12 Seit den 1830er Jahren wurde die Christianisierung der Sklaven auch von den meisten Sklavenhaltern unterstutzt Dies geschah freilich aus ganz unterschiedlichen Motiven heraus Manche Pflanzer waren von aufrichtigem Missionsgeist beseelt Andere wollten die christlichen und abolitionistischen Kritiker zum Stillschweigen zu bringen die ihnen vorwarfen Sklaven mutwillig vom Glauben fernzuhalten Wieder andere hofften Sklaven besser ihrem Willen unterwerfen zu konnen wenn diese einer christlichen Glaubensgemeinschaft angehorten die sie eventuell selbst kontrollierten 13 Wahrend des zweiten Great Awakening bildeten afroamerikanische Sklaven nicht nur evangelikale Glaubensgemeinschaften bzw schlossen sich solchen Glaubensgemeinschaften an sondern erlangten darin vereinzelt auch den Rang von Diakonen oder Laienpredigern exhorters Aufgrund des Einflusses den sie auf andere Sklaven nahmen waren insbesondere schwarze Prediger bei den Sklavenhaltern ausserst wenig gelitten Lieber sahen die Pflanzer wandernde weisse Missionare die sie gegen Bezahlung auf ihre Plantagen holten damit diese ihre Sklaven aus der Bibel unterrichteten Kranke besuchten und Beerdigungen und Trauungen vornahmen Einige Pflanzer liessen fur die Sklaven auf der Plantage eine Kapelle errichten nur vereinzelt leiteten sie ihre schwarze Familie ebenso im Gebet an wie ihre weisse Familie 14 Die Sklaven nahmen das Interesse der Sklavenhalter an ihrem geistlichen Wohlergehen sehr uneinheitlich wahr Manche sahen die neu erwachte religiose Obsession ihres Herren als Bedrohung ihres von Pflichtarbeiten freien Sonntags Andere stiessen sich an einzelnen christlichen Glaubensinhalten wie dem Gebot des Gehorsams das sie als besonders beleidigend empfanden Wieder andere die sich schon vorher zum Christentum bekannt hatten begrussten die Bekehrung ihres Sklavenhalters 13 Von Anfang an nahmen die Sklaven die Glaubensinhalte der christlichen Religion anders auf als die Weissen sie verstanden Die grosste Diskrepanz zeigte sich beim Konzept der Erlosung das von den weissen Glaubigen rein spirituell verstanden wurde wahrend die schwarzen es wortwortlich nahmen und erwarteten dass am Ende auch das prekare Verhaltnis von Schwarz und Weiss zurechtgeruckt werde Sehr schnell interpretierten sie auch den biblischen Exodus als Ausdruck ihrer eigenen Geschichte und entwickelten eine eigene Theologie in der die Emanzipation der Israeliten ihre eigene Erlosung vorauszeichnete 15 Haufig entwickelten die Glaubensgemeinschaften die die Sklavenhalter ihren Sklaven auf der Plantage einzurichten erlaubt hatten ein Eigenleben in das die Pflanzer spater kaum noch eingreifen konnten Diese Gemeinden wurden zu sozialen Orten an denen Sklaven ihre kollektiven Bestrebungen formulierten ihre Ressourcen mobilisierten und diesen eine spirituelle Bedeutung zuwiesen um der scheinbar grenzenlosen Macht ihrer Eigentumer entgegenzutreten Die Glaubensgemeinschaften brachten den Sklaven eine Abschaffung der Sklaverei nicht naher sie waren jedoch Orte einer oppositionellen Kultur die von den Sklavenhaltern zu Recht beargwohnt wurden 16 Einzelnachweise Bearbeiten www duden de E J Monaghan Learning to Read and Write in Colonial America Boston University of Massachusetts Press 2005 Monaghan S 243 Anthony Albanese The Plantation School New York Vantage Books 1976 Eugene Genovese Roll Jordan Roll New York Vintage Books 1976 S 562 Ira Berlin Generations of Captivity A History of African American Slaves Cambridge London The Belknap Press of Harvard University Press 2003 ISBN 0 674 01061 2 S 202 Berlin S 215 Berlin S 205f Berlin S 39 Berlin S 72 75 79f Berlin S 11 100f 117f Berlin S 193f 206f a b Berlin S 206f Berlin S 206 Berlin S 207 Berlin S 209Siehe auch BearbeitenSklaverei in den Vereinigten Staaten Chronologie der Sklaverei in den Vereinigten Staaten Geschichte der Afroamerikaner Afroamerikanische Literatur Afroamerikanische Musik Afroamerikanisches EnglischLiteratur BearbeitenJ Williams Harris Hrsg Society and Culture in the Slave South Routledge Chapman amp Hall 1992 ISBN 0 415 07055 4 Sidney W Mintz Richard Price The Birth of African American Culture An Anthropological Perspective Beacon Press 1992 ISBN 0 8070 0917 2 Lauri Ramey Slave Songs and the Birth of African American Poetry Palgrave Macmillan 2008 ISBN 1 4039 7569 8Bildung Bearbeiten R Roderick Palmer Colonial Statues and Present Day Obstacles Restricting Negro Education in The Journal of Negro Education Vol 26 No 4 1957 S 525 529 Thomas Webber Deep Like Rivers Education in the Slave Quarter Community 1831 1865 New York W W Norton amp Company Inc 1978 C G Woodson The Education of the Negro Prior to 1861 A History of the Education of the Colored People of the United States from the Beginning of Slavery to the Civil War New York G P Putnam s Sons 1915 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kultur der afroamerikanischen Sklaven amp oldid 234239252