www.wikidata.de-de.nina.az
Moeritherium gehort neben Eritherium Numidotherium und Phosphatherium zu den altesten bekannten Gattungen der Russeltiere Proboscidea und ist damit einer der altesten Vorfahren der heutigen Elefanten Es war hauptsachlich im nordlichen Afrika verbreitet MoeritheriumSkelettrekonstruktion von MoeritheriumZeitliches AuftretenEozan Bartonium und Priabonium bis Oligozan Rupelium 40 bis 30 Mio JahreFundorteAfrika Agypten Algerien Libyen Mali SystematikAfrotheriaPaenungulataTethytheriaRusseltiere Proboscidea MoeritheriidaeMoeritheriumWissenschaftlicher Name der FamilieMoeritheriidaeAndrews 1906Wissenschaftlicher Name der GattungMoeritheriumAndrews 1901 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Palaobiologie 3 Forschungsgeschichte 4 Systematik 5 Fundorte 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Moeritherium Darstellung von Heinrich Harder 1912 nbsp Schadel von Moeritherium lyonsi im Museum national d histoire naturelle in Paris Moeritherium zu Deutsch Tier des Moeri Sees lebte vor etwa 40 bis 30 Millionen Jahren im Oberen Eozan Bartonium und Priabonium und unteren Oligozan Rupelium Es erreichte etwa die Ausmasse eines heute lebenden Tapirs und besass eine Schulterhohe von 60 im Extremfall bis 100 cm Der Korper war allerdings sehr langgestreckt und erreichte Rekonstruktionen zufolge bei grosseren Exemplaren bis 350 cm Kopf Rumpf Lange 1 Die Gliedmassen waren sehr kraftig und kurz teilweise aber auch seitlich verkurzt Das Tier durfte an die 200 kg gewogen haben 2 3 Der Schadel hatte eine deutlich gestreckte Form mit weit ausladenden Jochbeinen Das Hinterhauptsbein war breit und besass einen deutlichen Wulst als Ansatzstelle fur eine massive Nackenmuskulatur Die Stirn wies nur eine leichte Wolbung auf im Oberschadel befanden sich aber kleine luftgefullte Hohlraume zur Gewichtsreduzierung des Schadels womit Moeritherium die Entwicklung der spateren Russeltiere vorwegnahm Das Nasenbein endete knapp vor dem Oberkiefer die Nasenlocher lagen sehr hoch am Schadel und waren nicht seitlich erhoht wie bei den spateren Russeltieren was gegen die Existenz eines Russels spricht moglicherweise war aber eine mobilere Oberlippe ausgebildet Die Augenhohlen befanden sich sehr weit vorn im Schadel etwa auf der Hohe der vorderen Pramolaren Die Ohrregion war wesentlich weiter entwickelt als bei fruheren Russeltieren und entsprach jener der heutigen Elefanten 2 4 Der Unterkiefer hatte einen sehr kraftigen und hohen Bau mit einer massiven aber kurzen Symphyse Das Gebiss von Moeritherium war gegenuber dem seiner Vorfahren durch den Verlust eines unteren Schneidezahn des unteren Eckzahnpaars sowie des oberen und unteren vorderen Paars der Pramolaren starker reduziert und dadurch wesentlich moderner als das Gebiss alterer Russeltiere Die Zahnformel lautet 3 1 3 3 2 0 3 3 displaystyle frac 3 1 3 3 2 0 3 3 nbsp 2 Jeweils das zweite Paar der Schneidezahne I2 im Ober und im Unterkiefer war verlangert bildete aber noch keine echten Stosszahne Im Falle des Unterkiefers ist die Verlangerung des zweiten Schneidezahns ein singulares Merkmal bei Moeritherium da bei allen anderen Russeltieren die Stosszahne immer aus dem ersten I1 gebildet werden Die Backenzahne hatten allgemein einen bunodonten Aufbau besassen aber zwischen den charakteristischen Zahnschmelzhockern kleine Leisten bunolophodont Dabei wiesen der letzte Pramolar und die ersten beiden Molaren jeweils zwei dieser Leisten auf bilophodont wahrend sich am hintersten Molar zusatzlich noch der Ansatz einer dritten Leiste befand Fruhe Vertreter von Moeritherium hatten aber einen deutlich lophodonteren Zahnbau 5 6 Palaobiologie Bearbeiten nbsp Schadel von Moeritherium andrewsiForschungsgeschichtlich wurde schon fruh diskutiert ob Moeritherium amphibisch in Seen und Flussen lebte und sich vornehmlich von Wasserpflanzen ernahrte Grunde dafur waren anatomisch bedingt wie die sehr kurzen Gliedmassen der langgestreckte Korper und die deutlich im vorderen Schadelbereich liegenden Augen Isotopenuntersuchungen an Zahnen von neu aufgefundenem Skelettmaterial aus Agypten die zusammen mit Resten von Barytherium erfolgten bestatigten diese Annahme Dabei konnte im Zahnschmelz ein gegenuber terrestrisch lebenden Saugetieren relativ konstanter Anteil des schweren Sauerstoffisotops 18O nachgewiesen werden der aber noch immer deutlicher schwankte als bei rein aquatischen Saugern Dies lasst annehmen das Moeritherium wie Barytherium im damaligen Tropischen Regenwald die Uferbereiche von Gewassern bewohnte und einen grossen Teil des Tages im Wasser verbrachte um Nahrung aufzunehmen Allerdings kann bei ihm auch ein geringer Verzehr von terrestrischen Pflanzen nicht ausgeschlossen werden Aufgrund der stark abweichenden Werte des ebenfalls untersuchten Kohlenstoffisotops 13C von Moeritherium im Vergleich zu Barytherium haben sich beide Russeltiere aber von unterschiedlichen Pflanzen ernahrt 4 Forschungsgeschichte BearbeitenIm Jahr 1901 wurden im Fayyum in Agypten Fossilreste in der Qasr el Sagha Formation entdeckt die von Charles William Andrews als Moeritherium lyonsi erstmals beschrieben wurden 7 8 9 Bereits ein Jahr spater wurde nahebei ein weiteres etwas kleineres Exemplar in einer fluvio marinen Formation aufgefunden und von Andrews dem Taxon Moeritherium gracile zugewiesen 1904 fand Andrews die ersten Moeritherium trigodon Fossilien in den Sedimenten des Fayyum Max Schlosser aus Munchen teilte 1911 von Moeritherium lyonsi ein weiteres Taxon ab welches er als Moeritherium andrewsi bezeichnete Letzteres Taxon war ebenfalls recht gross und stammte aus einer fluvio marinen Formation Vor noch nicht allzu langer Zeit 2006 kamen in Bir El Ater in Algerien erstmals Uberreste des Taxons Moeritherium chehbeurameuri zum Vorschein 5 Systematik BearbeitenVerkurzte innere Systematik der fruhen Russeltiere nach Hautier et al 2021 10 Proboscidea Eritherium Phosphatherium Daouitherium Numidotherium Barytherium Arcanotherium Omanitherium Saloumia Moeritherium Deinotheriidae Elephantiformes jungere Russeltiere Elephantimorpha DagbatitheriumVorlage Klade Wartung 3Vorlage Klade Wartung StyleMoeritherium ist eine Gattung aus der Ordnung der Russeltiere Proboscidea Innerhalb dieser gehort sie zu den sehr fruhen Russeltieren welche erstmals im Oberen Palaozan Nordafrikas auftraten 11 Moglicherweise ist die Gattung Teil der Unterordnung der Plesielephantiformes die durch zwei Leisten auf den Molaren charakterisiert sind Die gleichzeitige Nutzung aller Zahne im Gebiss vertikaler Zahnwechsel verweist ebenfalls auf die fruhen Russeltiere die noch nicht den fur die spaten Formen und die heutigen Elefanten charakteristischen horizontalen Zahnwechsel ausgebildet hatten 12 Weitere Merkmale die die Stellung innerhalb der Russeltiere stutzen sind vor allem die luftgefullten Schadelknochen und die massiv ausgebildete Unterkiefersymphyse aber auch die Stellung der Orbita weit vorne im Schadel oberhalb der vorderen Pramolaren 2 Aufgrund des starkeren bunodonten Baus der Molaren steht Moeritherium zusammen mit Arcanotherium den spateren Russeltieren deutlich naher als den gleichzeitig auftretenden fruhen Russeltieren wie Barytherium und Numidotherium welche deutlich lophodontere Molaren besassen Als Bindeglied zu diesen Russeltieren werden aber die fruhesten Moeritherium Vertreter mit ihren ebenfalls starker lophodonten Zahnen gesehen die sie aber im Laufe ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung zu eher bunodonten umbauten 5 6 Die Diskussion um die Stellung von Moeritherium innerhalb der Russeltiere wurde lange gefuhrt Einige Forscher sahen ihn nur als Verwandten der Russeltiere an mit einer naheren taxonomischen Stellung zu Anthracobune aus Sudasien 13 Heute wird Moeritherium als eindeutiges Mitglied der Russeltiere gewertet 11 6 das allerdings ein hoch spezialisierter Seitenzweig war der im fruhen Oligozan ohne weitere Nachfahren erlosch 2 Unter den auf Moeritherium folgenden Russeltieren finden sich die Deinotherien Hauerelefanten Palaeomastodon und uber Phiomia auch die Gomphotherien und spater die Elefanten mit den Mammuts und den heute lebenden Elefantenarten 3 Im Laufe der Forschungsgeschichte wurden insgesamt acht Arten beschrieben von denen aber nur drei heute anerkannt sind 2 5 Moeritherium chehbeurameuri Delmer Mahboubi Tabuce amp Tassy 2006 Moeritherium lyonsi Andrews 1901 Synonyme M gracile M ancestrale M latidens M pharaoensis Moeritherium trigodon Andrews 1904 Synonym M andrewsi Fundorte BearbeitenFunde von Moeritherium sind bisher weitgehend auf das nordliche Afrika beschrankt Ausserhalb Afrikas kommt die Gattung nicht vor da damals der Kontinent durch den Tethys Ozean vom damaligen Eurasien getrennt war und entsprechende Landbrucken erst im fruhen Miozan vor rund 22 Millionen Jahren entstanden waren 2 3 Zu den bedeutendsten Fundorten zahlen Agypten Fayyum Oberes Eozan Oligozan 14 Algerien Bir el Ater Nementcha Berge Mittleres bis Oberes Eozan 15 5 sowie Khenchela Eozan 16 Libyen Dor el Talha Sirte Becken Oberes Eozan Unteres Oligozan 17 Mali Tafidet bei Gao 18 SudanEinzelnachweise Bearbeiten Jeheskel Shoshani Skeletal and basic anatomical features of elephants In Jeheskel Shoshani Pascal Tassy Hrsg The Proboscidea Evolution and Palaeoecology of the Elephants and their Relatives Oxford New York Tokyo 1996 S 9 20 a b c d e f g Jeheskel Shoshani Robert M West Nicholas Court Robert J G Savage John M Harris The earliest proboscideans general plan taxonomy and palaeoecology In Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy Hrsg The Proboscidea Evolution and Palaeoecology of the Elephants and their Relatives Oxford New York Tokyo 1996 S 57 75 a b c Jan van der Made The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 340 360 a b Alexander G S C Liu Erik R Seiffert Elwyn L Simons Stable isotope evidence for an amphibious phase in early proboscidean evolution PNAS 105 2008 S 5786 5791 PDF a b c d e Cyrille Delmer Mohamed Mahiboubi Rudolphe Tabuce Pascal Tassy A new species of Moeritherium Proboscidea Mammalia from the Eocene of Algeria New perspectives on the ancestral morphotype of the genus Palaeontology 49 2 2006 S 421 434 a b c Cyrille Delmer Reassessment of the generic attribution of Numidotherium savagei and the homologies of lower incisors in proboscideans Acta Palaeontologica Polonica 54 4 2009 S 561 580 Charles William Andrews Uber das Vorkommen von Proboscidiern in untertertiaren Ablagerungen Agyptens Tageblatt des V Internationalen Zoologischen Kongresses Berlin 6 1901 S 4 5 Charles William Andrews Preliminary note on some recently discovered extinct vertebrates from Egypt Geological Magazine 4 1901 S 400 409 1 Charles William Andrews Uber das Vorkommen von Proboscidiern in untertertiaren Ablagerungen Agyptens Verhandlungen des V Internationalen Zoologen Congresses zu Berlin 12 16 August 1901 1902 S 528 2 Lionel Hautier Rodolphe Tabuce Mickael J Mourlam Koffi Evenyon Kassegne Yawovi Zikpi Amoudji Maeva Orliac Frederic Quillevere Anne Lise Charruault Ampah Kodjo Christophe Johnson und Guillaume Guinot New Middle Eocene proboscidean from Togo illuminates the early evolution of the elephantiform like dental pattern Proceedings of th Royal Society of London B Biological Sciences 288 1960 2021 S 20211439 doi 10 1098 rspb 2021 1439 a b Emmanuel Gheerbrant Paleocene emergence of elephant relatives and the rapid radiation of African ungulates PNAS 106 6 2009 S 10717 10721 Jeheskel Shoshani W J Sanders und Pascal Tassy Elephants and other Proboscideans a summary of recent findings and new taxonomic suggestions In G Cavarretta et al Eds The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 676 679 Daryl P Domning Clayton E Ray und Malcolm C McKenna Two New Oligocene Desmostylians anci a Discussion of Tethytherian Systematics Smithsonian Contribution to Palaeobiology 59 Washington 1983 PDF Charles William Andrews A Descriptive Catalogue of the Tertiary Vertebrata of the Fayum Egypt Based on the Collection of the Egyptian Government in the Geological Museum Cairo and on the Collection in the British Museum Natural History London 324 Seiten 26 Tafeln 101 Abbildungen 1906 P E Coiffait B Coiffait J J Jaeger und Mohamed Mahboubi Un nouveau gisement a Mammiferes fossiles d age Eocene superieure sur le versant sud des Nementcha Algerie orientale decouverte des plus anciens Rongeurs d Afrique Comptes Rendus de l Academie des Sciences series 2 299 13 1984 S 893 898 G Schlesinger Studien uber die Stammesgeschichte der Proboscidier Jahrbuch der Kaiserlich Koniglichen Geologischen Reichsanstalt 62 1 1912 S 87 182 C Arambourg und P Magnier Gisements de Vertebres dans le bassin tertiaire de Syrte Libye Comptes Rendus Hebdomadaires des Seances de l Academie des Sciences 252 8 1961 S 1181 1183 H Tobien The Structure of the Mastodont Molar Proboscidea Mammalia Part 3 The Oligocene Mastodont Genera Palaeomastodon Phiomia and the Eo Oligocene Paenungulate Moeritherium Mainzer Geowissenschaftliche Mitteilungen 6 1978 S 177 208Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moeritherium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beitrag von Domning et al 1986 PDF 3 4 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moeritherium amp oldid 236958353