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Die mikrolokale Analysis ist ein Teilgebiet der Mathematik das sich in den 1960er und 1970er Jahren aus der Theorie der partiellen Differentialgleichungen und aus der Fourier Analysis entwickelt hat Der Begriff mikrolokale Analysis stammt aus gemeinsamen Arbeiten von Mikio Satō Takahiro Kawai und Masaki Kashiwara 1 Sie ist im physikalischen Bereich der Quantenmechanik beziehungsweise der Semiklassik von Bedeutung da mit ihr die heisenbergsche Unscharferelation systematisch charakterisiert werden kann 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Wichtige Objekte der mikrolokalen Analysis 2 1 Distribution 2 2 Pseudodifferentialoperator 2 3 Wellenfrontmenge 2 4 Fourier Integraloperator 3 Literatur 4 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDie mikrolokale Analysis hat sich in den 1960er und 1970er Jahren aus der Theorie der linearen partiellen Differentialgleichungen heraus entwickelt Viele grundlegende Gedanken der mikrolokalen Analysis stammen zum Beispiel von Lars Hormander Louis Nirenberg und Wiktor Pawlowitsch Maslow 4 Diese und andere begannen die mikrolokale Analysis mit Methoden aus der Fourier Analysis und aus der Theorie partieller Differentialgleichungen in der C displaystyle C infty nbsp Kategorie aufzubauen Die untersuchten Objekte wurden also auf glatten Mannigfaltigkeiten definiert und untersucht Im Bereich der partiellen Differentialgleichungen bietet die Distributionentheorie wichtige Techniken zum Losen dieser Gleichungen an daher spielt diese Theorie im Bereich der mikrolokalen Analysis auch eine grundlegende Rolle In der Distributionentheorie wurde der Begriff des singularen Tragers eingefuhrt Dieser beinhaltet alle Punkte in deren Umgebung eine gewahlte Distribution nicht durch eine glatte Funktion erzeugt beziehungsweise dargestellt werden kann Im Bereich der mikrolokalen Analysis wurde dieser Begriff zum zentralen Objekt der Wellenfrontmenge verallgemeinert Diese Teilmenge des Kotangentialbundels enthalt als Information sowohl den Ort als auch die Frequenz der Singularitaten Etwas spater begann man die mikrolokale Analysis auch auf die Kategorie der analytischen Funktionen auszuweiten In diesem Zusammenhang sind die von Mikio Satō eingefuhrten Hyperfunktionen als Verallgemeinerung der Distributionen wichtige Objekte Auch unter den Gegebenheiten der Kategorie der analytischen Funktionen wurde die Wellenfrontmenge etwas anders als in der C displaystyle C infty nbsp Kategorie definiert Wichtige Objekte der mikrolokalen Analysis BearbeitenDistribution Bearbeiten Hauptartikel Distributionentheorie Die Distributionentheorie ist eine eigenstandige Theorie zum Losen partieller Differentialgleichungen und ist nicht direkter Bestandteil der mikrolokalen Analysis Massgeblich wurde diese Theorie von Laurent Schwartz in den 1940er Jahren entwickelt Er definierte beispielsweise die Fourier Transformation fur temperierte Distributionen und bewies den Kernsatz von Schwartz Fur die mikrolokale Analysis ist die Distributionentheorie von grundlegender Bedeutung denn in der mikrolokalen Analysis sucht man distributionelle Losungen von partiellen Differentialgleichungen Pseudodifferentialoperator Bearbeiten Hauptartikel Pseudodifferentialoperator Ein Pseudodifferentialoperator ist eine Verallgemeinerung des Differentialoperators Er wurde aus Techniken der Fourier Analysis zum Losungen gewisser partieller Differentialgleichungen entwickelt Sei beispielsweise D displaystyle D nbsp ein linearer partieller Differentialoperator mit konstanten Koeffizienten und sei F displaystyle mathcal F nbsp die Fourier Transformation und F 1 displaystyle mathcal F 1 nbsp ihre inverse Transformation Dann kann man die Differentialgleichung D u f displaystyle Du f nbsp in F 1 F D u f displaystyle mathcal F 1 mathcal F Du f nbsp uberfuhren und aufgrund der Differentationseigenschaften der Fourier Transformation gilt F 1 F D u y F 1 i a 3 a F u F 1 i a 3 a R n e i x 3 u x d x R n R n e i y x 3 i a 3 a u x d x d 3 displaystyle mathcal F 1 mathcal F Du y mathcal F 1 i alpha xi alpha mathcal F u mathcal F 1 left i alpha xi alpha int mathbb R n e ix xi u x mathrm d x right int mathbb R n int mathbb R n e i y x xi i alpha xi alpha u x mathrm d x mathrm d xi nbsp Diese Differentationseigenschaft zusammen mit der Hin und Rucktransformation der Fourier Transformation ist eine wichtige Technik der Fourier Analysis zum Losen von partiellen Differentialgleichungen In der mikrolokalen Analysis betrachtet man Integraloperatoren die die Darstellung A u x R n R n e i x y 3 a x 3 u y d y d 3 displaystyle Au x int mathbb R n int mathbb R n e i x y xi a x xi u y mathrm d y mathrm d xi nbsp haben Im Vergleich zur Fourier Analysis wurde in dem Operator die Polynomfunktion i a 3 a displaystyle i alpha xi alpha nbsp durch eine allgemeinere Funktion die von zwei Variablen abhangt ersetzt Naturlich muss in diesem Zusammenhang auch die Existenz der Integrale gesichert werden in diesem Zusammenhang wurde daher der Begriff des oszillierenden Integrals eingefuhrt und die Funktion a displaystyle a nbsp ist ein Element einer Symbolklasse und wird daher auch Symbol genannt In der mikrolokalen Analysis interessiert man sich zum Beispiel fur das Verhalten von Operatoren in gewissen kleinen Umgebungen Pseudodifferentialoperatoren sind beispielsweise pseudolokal das heisst das Anwenden eines Pseudodifferentialoperators auf eine Distribution vergrossert ihren singularen Trager nicht Von Lars Hormander wurden sowohl die Symbolklassen als auch das oszillierende Integral eingefuhrt 5 Der Pseudodifferentialoperator geht auf Arbeiten von Joseph Kohn und Louis Nirenberg zuruck 6 Wellenfrontmenge Bearbeiten Hauptartikel Wellenfrontmenge Die Wellenfrontmenge ist ein zentrales Objekt der mikrolokalen Analysis Es ist eine Verallgemeinerung des Konzeptes des singularen Tragers einer Distribution In der C displaystyle C infty nbsp Kategorie ist die Wellenfrontmenge W F u displaystyle rm WF u nbsp einer Distribution u displaystyle u nbsp im euklidischen Raum definiert als das Komplement in R n R n 0 displaystyle mathbb R n times mathbb R n backslash 0 nbsp derjenigen Punkte x 0 3 0 R n R n 0 displaystyle x 0 xi 0 in mathbb R n times mathbb R n backslash 0 nbsp fur die Umgebungen U displaystyle U nbsp von x 0 displaystyle x 0 nbsp und V displaystyle V nbsp von 3 0 displaystyle xi 0 nbsp so existieren dass u ϕ exp i t x 3 O t N displaystyle u phi exp itx cdot xi mathcal O t N nbsp fur t displaystyle t to infty nbsp in 3 displaystyle xi nbsp gleichmassig konvergiert fur alle Testfunktionen ϕ C c U displaystyle phi in C c infty U nbsp und fur alle N gt 0 displaystyle N gt 0 nbsp ist Da diese Definition nur lokale Aspekte der Distribution berucksichtigt kann man die Wellenfrontmenge mittels Karten auch analog zu Distributionen auf Mannigfaltigkeiten definieren dort ist sie eine Teilmenge des Kotangentialbundels Die Projektion der Wellenfrontmenge auf die x displaystyle x nbsp Variable entspricht wieder dem singularen Trager der betrachteten Distribution Auf ahnliche Weise definiert man ebenfalls die analytische Wellenfrontmenge 7 Fourier Integraloperator Bearbeiten Ein weiteres Objekt der mikrolokalen Analysis ist der Fourier Integraloperator Hierbei handelt es sich um eine Verallgemeinerung des Pseudodifferentialoperators Der Ausdruck e i x y 3 displaystyle e i x y xi nbsp wird durch den allgemeineren Ausdruck e i ϕ x y 3 displaystyle e i phi x y xi nbsp ersetzt wobei ϕ displaystyle phi nbsp nun eine Phasenfunktion ist Ausserdem darf bei diesen Operatoren x y R n displaystyle x y in mathbb R n nbsp und 3 R N displaystyle xi in mathbb R N nbsp mit n N displaystyle n neq N nbsp gelten Die Darstellung eines Fourier Integraloperators lautet also B u x R n R N e i ϕ x y 3 a x 3 u x d 3 d y displaystyle Bu x int mathbb R n int mathbb R N e i phi x y xi a x xi u x mathrm d xi mathrm d y nbsp Literatur BearbeitenA Kaneko Microlocale Analysis In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org M A Shubin Wave front In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Alain Grigis Johannes Sjostrand Microlocal analysis for differential operators an introduction Cambridge University Press 1994 ISBN 0 521 44986 3 Einzelnachweise Bearbeiten Johannes Sjostrand Microlocal Analysis In Jean Paul Pier Hrsg Development of mathematics 1950 2000 Birkhauser Basel Boston Berlin 2000 ISBN 3 7643 6280 4 S 970 Johannes Sjostrand Microlocal Analysis In Jean Paul Pier Hrsg Development of mathematics 1950 2000 Birkhauser Basel Boston Berlin 2000 ISBN 3 7643 6280 4 S 967 Mikrolokale Analysis In Guido Walz Hrsg Lexikon der Mathematik 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Mannheim Heidelberg 2000 ISBN 3 8274 0439 8 Alain Grigis amp Johannes Sjostrand Microlocal analysis for differential operators an introduction Cambridge University Press 1994 ISBN 0 521 44986 3 S 1 Alain Grigis Johannes Sjostrand Microlocal analysis for differential operators an introduction Cambridge University Press 1994 ISBN 0 521 44986 3 S 18 Alain Grigis Johannes Sjostrand Microlocal analysis for differential operators an introduction Cambridge University Press 1994 ISBN 0 521 44986 3 S 40 Wellen Front Menge In Guido Walz Hrsg Lexikon der Mathematik 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Mannheim Heidelberg 2000 ISBN 3 8274 0439 8 Normdaten Sachbegriff GND 4169832 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mikrolokale Analysis amp oldid 228420817