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Michail Andrejewitsch Ossorgin russisch Mihail Andreevich Osorgin eigentlich Michail Andrejewitsch Iljin Mihail Andreevich Ilin 7 Oktoberjul 19 Oktober 1878greg in Perm Russisches Kaiserreich 27 November 1942 in Chabris Frankreich war ein russischer Schriftsteller und Journalist Nach seiner Emigration nach Frankreich 1922 wurde er in der Sowjetunion tabuisiert Michail A Ossorgin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literarisches Schaffen 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMichail Ossorgin stammt aus dem russischen Landadel Sein Vater war Jurist im Staatsdienst 1 Er studierte Rechtswissenschaften an der Staatlichen Moskauer Universitat Da er an Studentenunruhen teilgenommen hatte wurde er vorubergehend von der Universitat relegiert 1902 legte er das Staatsexamen ab und fand eine erste Anstellung in einem Handelsgericht Auch arbeitete er als Rechtsberater der Fursorge fur Waisenkinder sowie der Gesellschaft fur die Vormundschaft der Armen Er verfasste ein juristisches Werk mit dem Titel Die Entlohnung von Arbeitern bei Unfallen Voznagrazhdenie rabochih za neschastnye sluchai 2 1904 trat er der Partei der Sozialrevolutionare bei In seiner Wohnung fanden illegale Treffen statt auch beherbergte er von der Geheimpolizei Ochrana gesuchte Terroristen Er nahm aktiv an der Russischen Revolution 1905 den Erhebungen gegen die Zarenherrschaft teil Er wurde verhaftet aber nach kurzer Zeit gegen Kaution freigelassen Uber Skandinavien und Deutschland floh er nach Italien In Genua fand er Aufnahme in einer Villa russischer Emigranten Er wurde Italien Korrespondent reformorientierter russischer Zeitungen Auch nahm er Kontakt zu italienischen Futuristen auf und publizierte Essays uber sie die in Russland starke Beachtung fanden 3 1911 erklarte Ossorgin seinen Austritt aus der Partei der Sozialrevolutionare drei Jahre spater trat er einer Freimaurerloge in Genua bei 4 1913 mittlerweile 35 Jahre alt heiratete er die 17 jahrige Rose Ginsberg Tochter des zionistischen Aktivisten Achad Ha am die er in Italien kennengelernt hatte und trat zum Judentum uber Die Ehe hielt zehn Jahre 5 1916 kehrte er nach Moskau zuruck wo er weiter als Journalist tatig war Nach der Februarrevolution 1917 wurde er zum Vorsitzenden des russischen Journalistenverbandes gewahlt Auch wurde er Mitglied einer Kommission die die Archive der aufgelosten Ochrana sichtete Er schrieb vor allem fur sozialistisch orientierte Zeitungen zu seinen Publikationen gehorte die Broschure Die Ochrana und ihre Geheimnisse Ohrannoe otdelenie i ego sekrety Nach der Oktoberrevolution der Bolschewiki 1917 schrieb er Kommentare gegen das neue Regime 1919 wurde er von der bolschewistischen Geheimpolizei Tscheka verhaftet doch kam er bald frei weil Schriftstellerkollegen fur ihn burgten Im Juli 1921 trat er dem Allrussischen Komitee fur die Hilfe der Hungernden Pomgol bei an der Spitze standen die beiden Politburomitglieder Lew Kamenew und Alexei Rykow auch die Schriftsteller Maxim Gorki und Wladimir Korolenko gehorten ihm an Doch den Revolutionsfuhrer Wladimir Lenin storte das Komitee da es im Ausland den Eindruck vermittelte seine Politik habe zur Hungersnot in Sowjetrussland gefuhrt Er ordnete einen Monat spater nachdem es mit der von Herbert Hoover geleiteten American Relief Administration einen Vertrag uber Hilfslieferungen abgeschlossen hatte die Verhaftung von fuhrenden Vertretern des Komitees an 6 Zu den Verhafteten gehorte Ossorgin Dank einer Intervention des norwegischen Diplomaten Fridtjof Nansen der im Auftrag des Volkerbundes ebenfalls Hilfe fur die Hungernden in Russland organisierte entgingen Ossorgin und andere Festgenommene den bereits gefallten Todesurteilen und kamen frei 4 Fur mehrere Monate ging er nach Kasan wo er fur die Literaturnaja gaseta arbeitete Nach seiner Ruckkehr nach Moskau eroffnete er gemeinsam mit dem Philosophen Nikolai Berdjajew mit dem er befreundet war eine Buchhandlung Im Herbst 1922 wurden beide mit einer grossen Gruppe von Intellektuellen darunter zahlreiche Universitatsprofessoren auf Befehl Lenins zwangsausgesiedelt Da die Deportation auf dem Wasserwege erfolgte bekam sie in der zeitgenossischen Presse den Namen Philosophenschiff 7 Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Berlin liess sich Ossorgin im Herbst 1923 in Paris nieder Er wurde Mitarbeiter der liberal ausgerichteten russischen Emigrantenzeitung Poslednije nowosti Letzte Nachrichten Von 1925 bis 1940 war er in mehreren Freimaurerlogen aktiv die zu der Grossloge Grand Orient de France gehorten 8 In der Sowjetunion wurde er als Regimegegner angesehen In dem Geheimverfahren gegen den Schriftsteller Isaak Babel im Rahmen der Stalinschen Sauberungen im Mai 1939 wurden diesem mehrere Treffen mit Ossorgin bei einer Reise nach Paris zur Last gelegt 9 Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich 1940 verliess Ossorgin mit seiner zweiten Frau die er in der Emigration geheiratet hatte die franzosische Hauptstadt wo die Gestapo die russische Exilgemeinde zu kontrollieren versuchte Das Ehepaar liess sich in dem Dorf Chabris nieder Dort starb er im Alter von 64 Jahren Er wurde in Chabris begraben 10 Literarisches Schaffen BearbeitenBereits als Gymnasiast publizierte er erste Texte in Permer Lokalzeitungen das Pseudonym Ossorgin war der Madchenname seiner Grossmutter 4 In seinen Studentenjahren publizierte er weitere Erzahlungen Einem grosseren Leserkreis wurde er mit seinem feuilletonistischen Reportagenband Skizzen des modernen Italiens 1913 bekannt Aus dem Italienischen ubersetzte er das Drama Turandot von Carlo Gozzi sowie Komodien von Carlo Goldoni In den Jahren nach der russischen Revolution veroffentlichte er in Moskau und Kasan weitere Erzahlungen und Kindermarchen Zu seinem ersten internationalen Erfolg wurde der Roman Siwzew Wraschek 1928 der in den Jahren 1914 bis 1920 uberwiegend in der gleichnamigen Siwzew Wraschek Gasse im Zentrum Moskaus spielt In ihm stellte er von einer pazifistischen Grundhaltung aus die Schrecken in den Schutzengraben des Ersten Weltkriegs wahrend der Revolutionswirren 1917 und des Russischen Burgerkriegs dar Der Roman wurde in mehrere Sprachen ubersetzt auch ins Deutsche Die erste deutsche Ausgabe von 1929 hiess Der Wolf kreist 2015 erschien der Roman in einer pragnanten prazisen Neuubersetzung und erstmals in voller Lange 11 Der Roman sei eine fulminante Studie uber orientierungslose Menschen in einer zusammenbrechenden Welt voller Gewalt schrieb Thomas Urban 12 Unter den darauf folgenden Buchpublikationen fanden grossere Beachtung in der Literaturkritik die Romane Erzahlung von der Schwester 1931 Zeuge der Geschichte 1932 uber Terroristen im Zarenreich und Der Freimaurer 1937 in letzterem stellte er das Entstehen einer totalitaren Gesellschaftsordnung dar 13 arbeitete aber auch sein personliches Engagement selbstironisch auf 8 Unter dem Eindruck des deutschen Einmarschs in Frankreich schrieb er 1940 den autobiographisch gepragten Band An einem stillen Ort in Frankreich der posthum erschien 2 In der Sowjetunion war das Werk Ossorgins bis zur Perestroika tabu 1990 erschien dann in Moskau Siwzew Wraschek in einer Auflage von 150 000 Exemplaren 10 Werke Auswahl BearbeitenOcerki sovremennoj Italii Skizzen aus dem heutigen Italien St Petersburg 1913 Sivcev Vrazek Paris 1928 4 2 Auflage 1929 Moskovskij Rabocij Moskau 1990 OCLC 1070735094 Der Wolf kreist Ein Roman aus Moskau Ubersetzt von Rebecca Candreia Drei Masken Verlag Munchen 1929 OCLC 162796054 Eine Strasse in Moskau Ubersetzt von Ursula Keller unter Mitarbeit von Natalja Sharandak Die Andere Bibliothek Band 368 Berlin 2015 ISBN 978 3 8477 2012 6 Povest o sestre Erzahlung von der Schwester Paris 1931 Die Geschichte meiner Schwester Ubersetzt von Waldemar Jollos Artemis Verlag Zurich 1944 Svidetel istorii Paris 1932 Zeugen der Zeit Ubersetzung Ursula Keller Berlin Die Andere Bibliothek Berlin 2017 ISBN 978 3 8477 0382 2 Vol nyj kamenscik Der Freimaurer Paris 1937 Der Freimaurer Ubersetzt von Erich Liaunigg Edition Liaunigg Wien 2013 ISBN 978 3 902712 16 5 Proissestvie zelenogo mira Ein Vorfall in der grunen Welt Sofia 1938 V tichom mestecke v Francii An einem stillen Ort in Frankreich Paris 1952 Literatur BearbeitenDonald M Fiene The Life and Works of M A Osorgin Ph D diss Indiana University 1973 Gleb Struve Russkaja literatura v izgnanii 3 e izd Moskau Paris 1996 S 184 186 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mikhail Osorgin Sammlung von Bildern Literatur von und uber Michail Andrejewitsch Ossorgin im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten biographische Angaben sofern nicht anders vermerkt lt A Russian Cultural Revival Ed Tamira Pachmuss University of Tennessee Press Knoxville 1981 S 189 191 a b Vol fgang Kazak Leksikon russkoj literatury XX veka Moskau 1996 S 298 Literatura russkogo zarubez ja Red A I Smirnovoj Moskau 2006 S 246 247 a b c d Michail Andreevic Osorgin Il in Enciklopedija Krugosvet Russkij dvorjanin i evrejskij vopros Lechaim August 2005 Tamuz 5765 8 160 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KURZBESCHREIBUNG russischer AutorGEBURTSDATUM 19 Oktober 1878GEBURTSORT PermSTERBEDATUM 27 November 1942STERBEORT Chabris Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michail Andrejewitsch Ossorgin amp oldid 232791409