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Michail Petrowitsch Dewjatajew russisch Mihail Petrovich Devyataev 25 Junijul 8 Juli 1917greg in Torbejewo 24 November 2002 in Kasan war Leutnant und Kampfflieger der Roten Armee Er wurde bekannt durch seine spektakulare Flucht kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit einem deutschen Flugzeug aus dem zur Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemunde West auf der Insel Usedom gehorenden Arbeitslager Karlshagen I siehe Mahn und Gedenkstatte Karlshagen einem Aussenlager des Konzentrationslagers Ravensbruck Dort waren vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit untergebracht Michail Petrowitsch Dewjatajew 1972 Gedenkstein in Peenemunde Ostseestrasse mit den Namen M P Dewjatajew und darunter der 9 mit ihm geflohenen Haftlinge in KyrillischNachdem er sich aufgrund von Zweifeln am Ablauf der Flucht zunachst Vorwurfen der Kollaboration mit den Deutschen ausgesetzt sah und zwei Monate in Untersuchungshaft verbracht hatte kam er im Sommer 1945 nach Hause Zwolf Jahre spater wurde er durch Bemuhungen von Sergej Koroljow in der sowjetischen Offentlichkeit bekannt und mit dem Ehrentitel Held der Sowjetunion ausgezeichnet Er flog jedoch nie wieder ein Flugzeug sondern arbeitete in seinem erlernten Beruf als Schiffsfuhrer in der zivilen Schifffahrt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Militardienst 1 2 Gefangennahme und Flucht 1 3 Leben nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Film 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und Militardienst Bearbeiten Dewjatajew wurde 1917 in Torbejewo als dreizehntes Kind einer Bauernfamilie geboren Er begann an der Fachschule fur Schifffahrt in Kasan eine Ausbildung zum Schiffsnavigator die er 1938 mit der Berechtigung eines Gehilfen des Kapitans auf Wolgaschiffen abschloss Wahrend der Fachschulzeit schrieb er sich am ortlichen Aeroklub ein 1 Anschliessend war er Kapitan auf einem kleinen Schiff auf der Wolga Im selben Jahr wurde er in die Rote Armee eingezogen und begann seine Ausbildung zum Jagdpilot an der 1 Orenburger Fliegerschule I S Polbin 1 die er 1940 beendete und anschliessend mit Dienstgrad Unterleutnant zur 15 Luftarmee versetzt wurde 1 Bereits zwei Tage nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion erzielte Dewjatajew am 24 Juni 1941 seinen ersten Abschuss eine Ju 87 Er wurde dafur mit dem Rotbannerorden ausgezeichnet 1942 flog er eine MiG 3 bei der Verteidigung Moskaus 1 2 Bei Luftkampfen uber Tula wurde er abgeschossen und schwer am Oberschenkel verwundet Nach einem darauffolgenden langeren Lazarettaufenthalt setzte man ihn auf Anraten der Arzte zunachst als Pilot einer U 2 auf Bomben und Versorgungsflugen und zum Transport von Verwundeten teilweise auch aus dem feindlichen Hinterland ein Fur diese Fluge erhielt er ein zweites Mal den Rotbannerorden 2 Nach einem Treffen mit Alexander Pokryschkin im Mai 1944 wurde er dann wieder Jagdflieger in der 2 Luftarmee in der dieser diente Im gesamten Kriegsverlauf erzielte Dewjatajew bei 150 Einsatzen neun Abschusse deutscher Flugzeuge Gefangennahme und Flucht Bearbeiten Am 13 Juli 1944 wurde Dewjatajew als Kettenkommandeur im 104 GwIAP Gardejagdfliegerregiment auf seinem 185 Einsatz bei dem er als Rottenhund fur seinen Regimentskommandeur flog 2 hinter den deutschen Linien in der Ukraine bei Lwow abgeschossen Nach dem Absprung aus seiner La 5 wurde er schwer verwundet gefangen genommen Zunachst wurde er im Konzentrationslager Klein Konigsberg 3 in der Nahe von Lodz gefangengehalten Zusammen mit Mitgefangenen grub er einen Fluchttunnel 2 Nach dem gescheiterten Fluchtversuch am 13 August wurde er Ende September in das Konzentrationslager Sachsenhausen verlegt Angeblich soll er dort mit der Hilfe von Mitgefangenen die Identitat eines verstorbenen Haftlings angenommen und fortan unter dem Namen Nikitenko gelebt haben 2 Im November gelangte er schliesslich in das zur Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemunde West gehorende KZ Arbeitslager Karlshagen I in dem vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit untergebracht waren Im Haftlingsverzeichnis des KZ Arbeitslagers Karlshagen I wurde er unter der Nummer 11024 mit dem Namen Dewjatajew Michail gefuhrt 4 was der spater in der Sowjetunion und der DDR tradierten Legende widerspricht er habe sich in Sachsenhausen eine neue Identitat verschafft Ein deutscher Mithaftling sorgte dafur dass Dewjatajew in ein Kommando eingeteilt wurde das direkt auf dem Flugplatz tatig war Dort musste er mit anderen Kriegsgefangenen beschadigte Startbahnen ausbessern 3 und dort abgestellte Erprobungsflugzeuge tarnen Dewjatajew begann daraufhin zusammen mit einer kleinen Gruppe von Gefangenen Fluchtplane auszuarbeiten So beobachteten sie die Startvorbereitungen der deutschen Piloten ein Mitglied der Gruppe ubersetzte die deutschen Beschriftungen von Instrumenten aus Flugzeugwracks Wichtig wahrend dieser Vorbereitungen war dass Dewjatajew einem deutschen Piloten dabei zusehen konnte wie dieser eine zweimotorige Heinkel He 111 zum Start vorbereitete Der Pilot zeigte dabei Dewjatajew bereitwillig alle dafur notwendigen Ablaufe und Handgriffe Am 8 Februar 1945 war es dann soweit An diesem Tag bestand das Arbeitskommando aus zehn sowjetischen Haftlingen welches nur von einem Soldaten bewacht wurde Die Haftlinge hatten die Aufgabe mehrere Bomber vom Typ Heinkel He 111 mit grossen Tarnnetzen abzudecken Um die Mittagszeit waren sie mit dem Wachsoldaten dem Gefreiten Alfred Johnen allein auf dem Flugplatz Die Haftlinge erschlugen den Landsturmmann bestiegen eine He 111 und es gelang Michael Dewjatajew nach der Meisterung einiger Probleme den Bomber zu starten Ausser Dewjatajew als Pilot waren an der Flucht noch Wladimir Sokolow Iwan Kriwonogow Michail Jemez Pjotr Kutergin Wladimir Nemtschenko Nikolaj Urbanowitsch Trofim Serdjukow Fjodor Adamow und Iwan Olejnik beteiligt Versuche von deutscher Seite das Flugzeug abzufangen schlugen fehl Sie flogen in Richtung Sudosten und uberquerten nach einiger Zeit uber Pommern die Frontlinie Da sie in einem deutschen Bomber flogen wurden sie von der sowjetischen Flak beschossen Dewjatajew gelang es den Bomber auf einer Wiese notzulanden Die geflohenen Haftlinge wurden von ihren Genossen aber nicht mit offenen Armen empfangen denn die sowjetischen Offiziere vom militarischen Nachrichtendienst SMERSch zweifelten die Darstellung Dewjatajews an Auf Seiten der sowjetischen Abwehr war man der Ansicht dass eine Flucht ohne Zusammenarbeit mit der deutschen Seite unmoglich gewesen ware Dewjatajew wurde verdachtigt deutscher Spion zu sein und in eine Strafeinheit der Armee versetzt So blieb Dewjatajew bis September 1945 in Haft und wurde immer wieder verhort Seine neun Kameraden wurden bereits kurz nach der Flucht in die kampfende Truppe eingereiht und an besonders verlustreichen Frontabschnitten eingesetzt Nur drei von ihnen haben die Kampfe um Berlin uberlebt sechs von ihnen fielen in den letzten Tagen des Krieges beim Kampf um Berlin Dewjatajew wurde schliesslich nur aus der Haft entlassen nachdem Aussagen von fruheren Mitgefangenen und ein Verhorprotokoll des deutschen Luftflottenkommandos 6 zu seiner Entlastung beigetragen hatten Die Gefluchteten lieferten den sowjetischen Behorden angeblich wertvolle Informationen uber das deutsche Raketenprogramm obwohl sie in Peenemunde lediglich zu Hilfsarbeiten am Flugplatz herangezogen wurden und von der Entwicklung der V2 Rakete in der benachbarten Heeresversuchsanstalt Peenemunde nichts mitbekommen konnten 5 Leben nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Nach dem Ende des Krieges war Dewjatajew als Hafenarbeiter in Kasan tatig Erst 1957 wurde er vom Vorwurf der Kollaboration mit den Deutschen freigesprochen nachdem der Leiter des sowjetischen Raumfahrtprogramms Sergei Pawlowitsch Koroljow sich fur ihn eingesetzt und argumentiert hatte dass die von Dewjatajew und seinen Begleitern gelieferten Informationen von entscheidender Bedeutung fur die sowjetische Raumfahrt gewesen seien Am 15 August desselben Jahres wurde Dewjatajew der Titel Held der Sowjetunion verliehen Uber ihn erschienen mehrere Bucher und Zeitungsartikel Er lebte weiterhin in Kasan und arbeitete als Kapitan von Passagierschiffen auf der Wolga Dewjatajew war der erste Kapitan eines Tragflugelbootes vom Typ Meteor 1961 6 Dewjatajew starb im Jahr 2002 in Kasan und wurde auf dem Ehrenfriedhof der Stadt beerdigt In seiner Geburtsstadt Torbejewo ist ihm ein Museum gewidmet in Kasan und in Peenemunde auf Usedom erinnern Denkmaler an ihn Die Stadt Wolgast verlieh ihm am 17 Juli 1970 die Ehrenburgerschaft Bis kurz vor seinem Tod war er noch mehrfach zu Gast in Peenemunde wo sich auf dem Gelande des Kraftwerks der ehemaligen Heeresversuchsanstalt heute das Historisch Technische Museum befindet in dem der Gedenkstein zur Flucht Dewjatajew zu besichtigen ist Im Juni 1999 traf er dabei den deutschen Piloten der damals den Auftrag bekommen hatte ihn mit einer Junkers Ju 88 zu verfolgen und abzuschiessen Dewjatajew war zweifacher Trager des Rotbannerordens und erhielt ausserdem den Leninorden sowie den sowjetischen Orden des Vaterlandischen Krieges erster und zweiter Klasse Film BearbeitenIm April 2021 erschien mit Dewjatajew eine von Timur Bekmambetow Regie gefuhrte Filmbiografie uber Dewjatajews Flucht aus Deutschland Literatur BearbeitenLiteratur von und uber Michail Petrowitsch Dewjatajew im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Volkhard Bode Christian Thiel Raketenspuren Waffenschmiede und Militarstandort Peenemunde 6 Auflage Ch Links Berlin 2008 ISBN 978 3 86153 345 0 S 128 f Wilfried Kopenhagen Lexikon Sowjetluftfahrt Elbe Dnjepr Klitzschen 2007 ISBN 978 3 933395 90 0 S 48 Bernd Schilling Einer aus Pokryschkins Garde In Wolfgang Sellenthin Hrsg Fliegerkalender der DDR 1979 Militarverlag der DDR Berlin 1978 S 152 158 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Michail Petrowitsch Dewjatajew Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der fliegende Fluchtling Memento vom 12 Februar 2005 imInternet Archive ZDF History Artikel vom 16 November 2002 25 Juli Tambow Oblast Wissenschaftliche Bibliothek Spektakulare Flucht Wie ein sowjetischer Kriegsgefangener mit einem Flugzeug dem KZ entkam mit Fotos Dewjatajews Russia Beyond 6 Mai 2021Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Bernd Schilling Einer aus Pokryschkins Garde In Wolfgang Sellenthin Hrsg Fliegerkalender der DDR 1979 Militarverlag der DDR Berlin 1978 S 153 a b c d e Bernd Schilling Einer aus Pokryschkins Garde In Wolfgang Sellenthin Hrsg Fliegerkalender der DDR 1979 Militarverlag der DDR Berlin 1978 S 154 a b Bernd Schilling Einer aus Pokryschkins Garde In Wolfgang Sellenthin Hrsg Fliegerkalender der DDR 1979 Militarverlag der DDR Berlin 1978 S 155 Haftlingsliste des KZ Arbeitslagers Karlshagen I HTM Peenemunde Archiv EC 45 17 Vor 70 Jahren Flucht aus Peenemunde Infoblatt des Fordervereins Peenemunde Nr 1 2015 abgerufen auf http www foerderverein peenemuende de infoblatt0115 inbl0115 htm Geschichte der Tragflugelbootlinie Wien Bratislava Memento des Originals vom 7 Oktober 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot wien vienna at wien vienna at 2 September 2017 abgerufen 7 Oktober 2017 Normdaten Person GND 108099911 lobid OGND AKS LCCN nr92026427 VIAF 115492247 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dewjatajew Michail PetrowitschALTERNATIVNAMEN Devyataev Mihail Petrovich russisch KURZBESCHREIBUNG sowjetischer Kampfflieger im Zweiten WeltkriegGEBURTSDATUM 8 Juli 1917GEBURTSORT Torbejewo Mordwinien RusslandSTERBEDATUM 24 November 2002STERBEORT Kasan Tatarstan Russland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michail Petrowitsch Dewjatajew amp oldid 238012096