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Die Mhallami Mahallami oder Mardelli hocharabisch ال م ح ل م ي ة DMG al maḥallamiya oder ال م ار د ل ي ة DMG al mardalliya arabischer Mhallami Dialekt م ح ل م ي DMG mḥallami oder م ر د ل ي DMG mardalli aramaisch ܡܚܠܡܝ ܐ Mḥallmaye oder Mḥallmoye kurdisch Mehelmi Mihelmi oder Mihellemi turkisch Mahalmi oder Mihellemi sind eine arabischsprachige Volksgruppe in der Turkei und im Libanon Ihre Herkunft und ethnische Einordnung sind umstritten sie werden als Araber Aramaer oder Kurden eingeordnet Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Siedlungsgebiet 3 Herkunft und Geschichte 4 Kultur 4 1 Sprache und Schrift 4 2 Religion 4 3 Organisation 4 4 Familiennamen 5 Selbst und Fremdbezeichnungen der Mhallami 6 Bekannte Mhallami 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name Mhallami bzw Mhallamiya soll sich von محل maḥall Ort und مائة miʾa hundert ableiten was sinngemass Ort der Hundertschaft محل المائة maḥall al miʾa bedeuten soll Gemass einer zweiten Theorie zur Namensherkunft soll sich der Name Mhallami von den semitischen Ahlamu die seit 1805 v Chr Tur Abdin bewohnten ableiten Der Name Mardelli wird von der Herkunftsgegend Mardin abgeleitet Siedlungsgebiet BearbeitenBis zum 20 Jahrhundert lebten die Mhallami hauptsachlich in einem Gebiet in der heutigen turkischen Provinz Mardin lehnt sich der Dialekt von Rashmel bereits starker an die folgende Dialektgruppe an die ich dem lokalen Sprachgebrauch folgend Mhallami arabisch nenne Mhallamiarabisch findet sich in etwa 40 bis 50 Dorfern die im Dreieck zwischen den Kreisstadten es Shor turk Savur im Westen Medyad turk Midyat im Osten und Ma sarte turk Omerli im Suden liegen Otto Jastrow Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin Sudostturkei ZDMG Suppl 1 XVII Dt Orientalistentag Vortrage Teil II Sektion 6 Wiesbaden 1969 S 684 1 Bis heute leben die Mhallami in der Turkei uberwiegend in den Grossstadten wie Adana Iskenderun Istanbul Izmir und Mersin sowie 41 Orten der sudostanatolischen Provinzen Batman und Mardin Ein weitaus grosserer Teil der Mhallami lebt mittlerweile im Libanon Die Migration der Mhallami aus der Turkei in den Libanon begann in den 1920er Jahren In den 1940er Jahren kamen dann weitere Zehntausende in den Libanon uberwiegend in die Stadte Beirut und Tripoli Ein Teil von ihnen wurde eingeburgert der andere Teil dagegen lebte staatenlos im Libanon 1 Zur Gesamtzahl der Mhallami gibt es keine zuverlassigen Angaben Vor dem libanesischen Burgerkrieg der im Jahr 1975 ausbrach wurde sie auf 70 000 bis 100 000 geschatzt Im Jahr 1984 besassen nach Angaben libanesischer Sicherheitsbehorden 27 142 Personen die speziell fur Mhallami ausgestellten Personaldokumente Reisedokument mit der Aufschrift Laisser passer Eintrag fur Staatsangehorigkeit a l etude geschatzt weitere 15 000 waren im Libanon eingeburgert die Zahl der Ausgewanderten wurde zu diesem Zeitpunkt auf 45 000 geschatzt 2 Weil christliche Milizen sie aus ihren Wohngebieten im Osten Beiruts vertrieben wurden die Mhallami in den libanesischen Burgerkrieg hineingerissen Sie schlossen sich meist der Murabitun Miliz an manche kampften auch in den palastinensischen Milizen der PFLP DFLP oder bei den Kommunisten Von diesen Parteien erhofften sie sich eine Verbesserung ihres politischen und sozialen Status Seit 1984 kampften sie gegen die schiitische Amal Miliz nach dem Einmarsch syrischer Truppen 1987 die die Partei der Amal ergriffen wurden viele Mhallami verhaftet oder mussten fluchten 3 Die Mhallami waren unter den Burgerkriegsfluchtlingen aus dem Libanon die wahrend des libanesischen Burgerkriegs seit 1976 2 in die Bundesrepublik Deutschland sowie andere europaische Staaten wie die Niederlande Danemark und Schweden kamen und seitdem teilweise geduldet sind oder als Asylbewerber leben 4 In Berlin besteht mit etwa 8000 Personen die grosste Gemeinde der Mhallami in Europa Stand Juni 2003 5 Herkunft und Geschichte BearbeitenEs ist nach wie vor sehr umstritten ob es sich bei den Mhallami um Araber Aramaer oder Kurden handelt Es gibt drei verschiedene Theorien uber die Abstammung der Mhallami Der ersten Theorie zufolge sind die Mhallami Araber die unter dem Kalifen Harun ar Raschid im 8 Jahrhundert auf dessen Kriegszugen als Kampfer aus der nordirakischen Region Kirkuk in die Region Mardin umgesiedelt wurden um die dortige christliche Bevolkerung zu uberwachen Der Name Mhallami bzw Mhallamiya soll sich von محل maḥall Ort und مائة miʾa hundert ableiten was sinngemass Ort der Hundertschaft محل المائة maḥall al miʾa bedeuten soll Diese Abstammungstheorie wird von den meisten Mhallami und einigen Wissenschaftlern unterstutzt 6 Einige sehen sich auch als Nachfahren der Banu Hilal 2 Der zweiten Theorie zufolge waren ihre Vorfahren die semitischen Ahlamu die seit 1805 v Chr Tur Abdin bewohnten Sie traten wie die restlichen aramaischen Stamme in Mesopotamien wahrend der arabisch islamischen Expansion im 7 und 8 Jahrhundert nicht zum Islam uber Die Osmanen eroberten unter Selim I Anfang des 16 Jahrhunderts Ostanatolien und die Mhallami nahmen daraufhin den Islam an Nach dem Ubertritt zum Islam erlernten die Mhallami die arabische Sprache Die Araber nannten sie Mḥallami und die Osmanen Mahalmi bzw Mihellemi Mehrere der Bedeutung von Ahlamu entsprechende Schreibweisen kamen im Laufe der Geschichte des Stammes vor bis sich schliesslich der heutige arabische Name Mḥallami durchsetzte In Archiven des Osmanischen Reichs aus dem Jahre 1525 werden die Mhallami als Musluman Mahalmi Cemaati deutsch Muslimische Gemeinde der Mhallami erwahnt 7 8 Andere Autoren berichten die Mhallami seien bereits im 14 Jahrhundert zum Islam ubergetreten weil sie wegen einer Hungersnot die Fastenzeit unterbrechen wollten und ihr Patriarch dies verweigerte 1 Mahalemi 800 families This tribe has a peculiar history They state that 350 years ago they were Christians They speak a bastard Arabic and the women wear red clothes and do not veil Ibrahim Pasha says they are now a mixed race of Arabs and Kurds Some families still supposed to be Christians Die Mahalemi 800 Familien Dieser Stamm hat eine eigentumliche Geschichte Sie behaupten dass sie vor 350 Jahren Christen waren Sie sprechen ein vermischtes Arabisch und die Frauen tragen rote Kleidung und sind nicht verschleiert Ibrahim Pascha sagt sie seien nun eine gemischte Rasse von Arabern und Kurden Einige Familien sollen noch immer Christen sein Mark Sykes Caliph s Last Heritage London 1915 S 578 1 Gemass einer dritten Theorie werden die Mhallami als Kurden betrachtet die im Laufe der Zeit den Islam annahmen und dann die arabische Sprache erlernten aber ihre kurdische Kultur beibehalten haben 9 Die Mhallami werden von den Kurden selbst uberwiegend aber nicht als Kurden betrachtet 5 Kultur BearbeitenSprache und Schrift Bearbeiten Die Mhallami sprechen den arabischen Qultu Dialekt Der Qultu Dialekt der Mhallami basiert auf dem Hocharabischen und nahm in immer starkerem Mass kurdische Elemente auf Ihre Kultur ist arabisch gepragt mit kurdischen Einflussen 10 Die Mhallami in der Turkei verwenden das lateinische Alphabet zum Teil auch das arabische Alphabet als Schriftsprache im Libanon hauptsachlich das arabische Alphabet Religion Bearbeiten Die Mhallami sind hauptsachlich sunnitische Muslime die der schafiitischen Rechtsschule folgen 6 Organisation Bearbeiten Es bestehen einige Vereine der Mhallami in der Turkei im Libanon und in der Diaspora Die Mhallami in der Turkei sind im Verein Mhallami Verein fur Religions Sprachen und Kulturdialog turkisch Mihellemi Dinler Diller ve Medeniyetler Arasi Diyalog Dernegi der 2008 von Mehmet Ali Aslan in Midyat gegrundet wurde organisiert 11 Die Mhallami in Deutschland sind im Verein Familien Union e V organisiert und die Mhallami in den Niederlanden im Verein MIM 12 Der letzte Anfuhrer der Mhallami in der Turkei ist der Anwalt Seyhmus Miroglu Mitglied von Beytil Emir 13 14 Familiennamen Bearbeiten In der Turkei fuhrten die Mhallami arabische Namen die keine Nachnamen im westlichen Sinn beinhalten Die von Ataturk eingefuhrten turkischen Namen wurden nur im Umgang mit turkischen Behorden verwendet Im Libanon benutzten sie wieder ihre arabischen Namen Weil im Libanon Familiennamen gefuhrt werden fugten sie den Vornamen aber einen Clannamen an der wahrscheinlich meist nach einem mannlichen Vorfahren oder einer besonderen traditionellen Stellung der Familie Herkunftsort oder region gewahlt wurde Dies geschah wahrscheinlich zwischen 1925 und 1935 Die Gleichheit oder Ahnlichkeit der Nachnamen bedeutet nicht zwangslaufig dass die Familien untereinander verwandt sind Die Namen wurden vielmehr nach der Einreise frei vermutlich unter Orientierung an bereits ansassigen Angehorigen ausgewahlt Es kam auch vor dass sich ein mannliches Mitglied einer Familie aufgrund von innerfamiliaren Streitigkeiten nach diesem Vorbild einen eigenen Familiennamen zulegte und somit eine neue Sippe grundete Selbst und Fremdbezeichnungen der Mhallami BearbeitenIn der Turkei werden sie zu den Arabern gerechnet 15 ebenso im Libanon wo sie nach ihrer Herkunftsgegend auch ماردلي Mardalli oder مردلي Mardalli genannt werden Nur in Beirut werden sie von den Libanesen Kurden أكراد Akrad genannt 6 In Deutschland werden sie als libanesische Kurden 1 oder Mhallamiye Kurden 16 Mitglieder bestimmter Familien auch als arabische Familienclans 17 bezeichnet Die Mhallami betrachten sich selber als Araber zum Teil auch als arabischsprachige Kurden sowie zum geringen Teil als arabischsprachige Aramaer 6 1 Bekannte Mhallami BearbeitenKida Khodr Ramadan 1976 Schauspieler Mahmoud Charr 1984 Profiboxer Mohamed El Asmer 1988 Schauspieler King Khalil 1990 Rapper Miri Clan Remmo Clan Al Zein ClanLiteratur BearbeitenRalph Ghadban Die Libanon Fluchtlinge in Berlin Zur Integration ethnischer Minderheiten 2000 2 Auflage Das Arabische Buch Berlin 2008 s v Kapitel Die Mḥallamiyya Die Kurden S 86 95 Otto Jastrow Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin Sudostturkei ZDMG Supplement 1 XVII Dt Orientalistentag 1968 Vortrage Teil II Sektion 6 Wiesbaden 1969 S 683 688 Digitalisat PDF Laurenz W Kern Kurden Araber Scheinlibanesen Die vielschichtige Ethnizitat der Mḥallami In Wiener Zeitschrift fur die Kunde des Morgenlandes Band 105 2015 S 189 202 Dorothee Dienstbuhl Clankriminalitat C F Mueller Verlag Schriftenreihe Kriminalistik Heidelberg 2021 ISBN 978 3 7832 0061 4 Weblinks BearbeitenVerein der Familien Union e V Verein MIM ArabMardin Net private Website uber Mhallami teilweise arabisch Memento vom 11 Juli 2011 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Ralph Ghadban Die Mhallamiyya In ders Die Libanon Fluchtlinge in Berlin Zur Integration ethnischer Minderheiten Berlin 2000 S 86 95 Kapitel als Buchauszug PDF Memento vom 7 August 2007 im Internet Archive a b c Ralph Ghadban Die Libanon Fluchtlinge in Berlin Berlin 2000 ISBN 3 86093 293 4 Nachdruck 2008 S 71 87 89 238 Lokman I Meho Farah W Kawtharani The Kurdish Community in Lebanon Memento des Originals vom 25 November 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot staff aub edu lb In International Journal of Kurdish Studies Band 19 Nr 1 2 2005 S 137 160 American University of Beirut S 1 34 hier S 23f Heinrich Freckmann Jurgen Kalmbach Staatenlose Kurden aus dem Libanon oder turkische Staatsangehorige Ergebnis einer Untersuchung vom 08 18 Marz 2001 in Beirut Mardin und Ankara Memento vom 19 Juli 2011 im Internet Archive PDF 43 kB Hannover Hildesheim 2001 S 3 4 a b Es muss dringend etwas passieren die tageszeitung 6 Juni 2003 a b c d Fred Donner Tribe and state in Arabia Princeton University Press 1981 S 123 130 John Anthony Brinkman A political history of post Kassite Babylonia 1158 722 B C 1968 ISBN 88 7653 243 9 S 260 278 T C Devlet Arsivleri Genel Mudurlugu Basbakanlik Osmanli Arsivi Rehberi 1995 ISBN 975 19 1247 4 S 54 59 turkisch Lokman I Meho Farah W Kawtharani The Kurdish community in Lebanon Memento des Originals vom 25 November 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot staff aub edu lb PDF 139 kB S 2 3 Jonathan Owens A linguistic history of Arabic Oxford University Press 2006 S 144 englisch Uluslar Arasi Mihellemi Konferansi Memento vom 21 Marz 2012 im Internet Archive Internationale Konferenz der Mhallami Midyat Sesi Haber 13 August 2008 turkisch Claudia Keller Familien Union Die Clanchefs bitten zum Tee Der Tagesspiegel 26 Februar 2011 Mardin Life Gorkemli dugunde dolarlar havada ucustu Abgerufen am 10 September 2022 turkisch Mardin Life Orhan Miroglu dan agabeyine ziyaret Abgerufen am 10 September 2022 turkisch Beate Krafft Schoning Blutsbande Munchen 2013 ISBN 978 3 86883 314 0 Einleitung online Regina Monch Das libanesische Problem Frankfurter Allgemeine Zeitung 14 Marz 2007 Dorothee Dienstbuhl Clankriminalitat C F Mueller Verlag Schriftenreihe Kriminalistik Heidelberg 2021 ISBN 978 3 7832 0061 4 S V Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mhallami amp oldid 235056471