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Melchisedech Thevenot oder Melchisedec Thevenot um 1620 29 Oktober 1692 in Issy war ein franzosischer Naturforscher und Schriftsteller Bekannt ist er als Erfinder der Wasserwaage und Verfasser der ersten franzosischen Abhandlung uber die Kunst des Schwimmens Daneben betatigte er sich als Kartograph Orientalist und Diplomat In seiner Sammlung von Reiseberichten vereinte er alles was ein gebildeter Europaer des 17 Jahrhunderts uber die Welt wissen konnte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Reiseberichte 2 2 Die Schwimmkunst 3 Literatur 4 Werke 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie Herkunft Thevenots ist geheimnisumwittert und sein Bildungsweg ist unbekannt Wegen seines hebraischen Vornamens Melchisedech vermutete man eine judische Abstammung Moglicherweise entstammte er aber auch einer Familie von Hugenotten da sein ursprunglicher Taufname anscheinend Nicolas lautete Demnach hatte er seinen Zweitnamen zu Ehren eines Grossvaters mutterlicherseits erhalten eines gewissen Melchisedech Garnier 1637 avocat des Parlement de Paris Dies konnte wenigstens zum Teil auch die Herkunft seines beachtlichen privaten Vermogens erklaren Angeblich beherrschte Thevenot neben Englisch Griechisch Lateinisch und Hebraisch auch noch mehrere orientalische Sprachen unter anderem Arabisch und Turkisch Deshalb wird er oft mit seinem Neffen dem Orientreisenden Jean de Thevenot verwechselt So zeigt die Abbildung in Gerrit Lindebooms Ausgabe des Briefwechsels zwischen Thevenot und Jan Swammerdam den Neffen nicht den Onkel Von Melchisedech selbst ist kein Portrat erhalten Bekannt ist jedoch dass Thevenot 1647 als franzosischer Gesandter in Genua wirkte spater in Rom wo er 1655 am Konklave zur Wahl Papst Alexanders VII teilnahm In den 1660er Jahren wurde sein Haus in Issy zum Treffpunkt eines Wissenschaftlerkreises der 1666 bei der Grundung der Pariser Akademie der Wissenschaften mitwirkte Er unterhielt eine rege Korrespondenz mit vielen bedeutenden Wissenschaftlern seiner Zeit wie Christiaan Huygens und Henry Oldenburg Im Winter 1665 sezierte Niels Stensen in seinem Haus ein menschliches Gehirn vor interessiertem Publikum 1684 wurde Thevenot zum Leiter der koniglichen Bibliothek Ludwigs XIV in Paris ernannt ein Jahr spater zum Mitglied der Akademie Werk BearbeitenThevenots eigene wissenschaftliche Arbeiten sind umfangreich Er studierte Astronomie Physik besonders das Phanomen des Magnetismus Mathematik und Medizin Zwischen 1658 und 1661 unternahm er hydromechanische Versuche mit dem Siphon und zum Kapillareffekt Er empfahl die Anwendung von Zitronensaft gegen eine Reihe von Krankheiten sowie von Brechwurzeln gegen die Ruhr Kurz vor dem 2 Februar 1661 erfand Thevenot die Rohrenlibelle die er mit Alkohol fullte auf ein Steinlineal montierte und mit einer optischen Linse ausstattete Das Datum kann mit ziemlicher Sicherheit aus seinem Briefwechsel mit Huygens erschlossen werden Wenig spater teilte er seine Erfindung weiteren Wissenschaftlern mit wie Robert Hooke in London und Vincenzo Viviani 1 2 in Florenz Es gibt ubrigens Hinweise dass Huygens und Hooke spater die Einfuhrung der Wasserwaage fur sich selbst beanspruchten wenn auch nur in ihren eigenen Landern Da Adrien Auzout der Akademie bereits 1666 vorschlug solche Wasserwaagen bei ihrer Expedition nach Madagaskar mitzufuhren darf man davon ausgehen dass sie schon vor Anfang des 18 Jahrhunderts in allgemeinem Gebrauch waren Thevenot nahm auch an der Zusammenstellung von Texten des Konfuzius teil die 1687 unter dem Titel Sinarum Philosophus erschienen Leibniz verglich ihn in einem Brief von 1692 wegen seiner Vielseitigkeit scherzhaft mit Briareos einem Ungeheuer der griechischen Mythologie mit hundert Armen und funfzig Kopfen 3 Reiseberichte Bearbeiten nbsp Karte von Neu Holland gezeichnet von Melchisedech ThevenotBeschreibungen von Entdeckungsreisen stellten eine von Thevenots Leidenschaften dar Gegen Ende seines Lebens besass er 290 Handschriften die 1692 inventarisiert und 1712 von der koniglichen Bibliothek aufgekauft wurden Zwischen 1663 und 1672 gab er seine Relation de divers voyages curieux heraus Bericht von verschiedenen merkwurdigen Reisen Neben einer kleinen Anzahl von Auszugen antiker Autoren wie Kosmas Indikopleustes finden sich dort gekurzte oder vollstandige Fassungen von zum Teil unveroffentlichten Reiseberichten aus der Zeit zwischen 1449 und 1672 nach Russland auf die Krim zu den Tataren nach China Formosa Indien Persien Arabien in das Heilige Land nach Siam Bengalen Borneo die Philippinen Japan Agypten Schwarzafrika und Amerika Das ganze besteht aus 55 Heften die in vier reich illustrierten Banden vereint sind Die Stiche zeigen die Flora und Fauna der Lander ihre Trachten und Sitten Darstellungen der chinesischen Schriftzeichen der Keilschrift und der mandaischen Schrift so wie geographische Karten die teilweise von Thevenot selbst gezeichnet wurden Von jedem Band existieren mehrere Ausgaben deren Inhalt variiert Voltaire Anne Robert Jacques Turgot baron de l Aulne Paul Henri Thiry d Holbach Charles de Brosses John Locke William Beckford und Thevenots Freund Antoine Galland der Ubersetzer der Geschichten aus Tausendundeine Nacht besassen eigene Kopien Die Schwimmkunst Bearbeiten nbsp Schwimmen mit zum Himmel gewandtem Gesicht Abbildung aus L Art de Nager von ThevenotThevenots Art de nager erschien 1696 in Paris und wurde 1699 ins Englische ubersetzt Benjamin Franklin ein begeisterter Schwimmer in seiner Jugend und Erfinder der Schwimmflossen gehorte zu seinen Lesern Im Laufe des 18 Jahrhunderts wurde das Buch in Frankreich zwei Mal neu herausgegeben jedes Mal erweitert mit Abhandlungen uber die Geschichte des Schwimmens und alles was damit zusammenhangt Anhand dieses Buches lernten die Franzosen nach und nach das Schwimmen wobei der Bruststil lange bevorzugt wurde Die Autoren der Encyclopedie behandelten das Buch jedoch noch von oben herab Sie warfen Thevenot blosse Zusammenfassung fruherer Autoren vor so wie seine Behauptung der Mensch konne von Natur aus schwimmen wenn er nur die Angst vor dem Wasser uberwinden wurde 4 Offensichtlich hat er die Abbildungen des Schwimmbuches von Everard Digby kommentarlos ubernommen dessen Theorien und auch den Schwimmstil nach Nikolaus Wynmann kopiert Literatur BearbeitenTrevor McClaughlin Sur les rapports entre la Compagnie de Thevenot et l Academie royale des sciences In Revue d histoire des sciences Bd 28 Nr 3 1975 S 235 242 Nicholas Dew Reading travels in the culture of curiosity Thevenot s collection of voyages In Journal of Early Modern History Bd 10 Nr 1 2 2006 S 39 59 Anthony J Turner Melchisedech Thevenot the bubble level and the artificial horizon In Nuncius annali di storia della scienzia Bd 7 Nr 1 1992 S 131 145 Werke BearbeitenEinige Werke des Autors wurden bereits digitalisiert und stehen zur freien Verfugung darunter Relations de divers voyages curieux qui n ont point este publiees ou qui ont este traduites d Hacluyt de Purchas et d autres voyageurs anglois hollandois portugais allemands espagnols et de quelques persans arabes amp autres auteurs orientaux Ausgabe von 1663 Recueil de voyages de Mr Thevenot dedie au roy Ausgabe von 1681 L Art de nager avec des avis pour se baigner utilement precede d une dissertation ou l on developpe la science des Anciens dans l art de nager et l utilite du bain soit en sante soit en maladie par Thevenot Quatrieme edition suivie de la Dissertation sur les bains des Orientaux Ausgabe von 1782 Relations de divers voyages curieux qui n ont point este publiees ou qui ont este traduites d Hacluyt de Purchas et d autres voyageurs anglois hollandois portugais alemands espagnols et de quelques persans arabes amp autres autheurs orientaux Ausgabe von 1672 1683Weblinks BearbeitenRobert A Hatch The Scientific Revolution Westfall Catalogue Scientific Community englisch enthalt eine Bibliographie und Quellen zu Thevenot Thevenot in der International Swimming Hall of FameEinzelnachweise Bearbeiten Rudolf Wolf Zur Geschichte der Rohrenlibelle Gilbert Govi Recherches historiques sur l invention du niveau a bulle d air Gottfried Wilhelm von Leibniz Brief an Pellison Fontanier 28 Marz 1692 Artikel Nager in der Encyclopedie ou Dictionnaire raisonne des sciences des arts et des metiers 1758 Normdaten Person GND 117624519 lobid OGND AKS LCCN n50014413 VIAF 125149066390465600931 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thevenot MelchisedechALTERNATIVNAMEN Thevenot MelchisedecKURZBESCHREIBUNG franzosischer Naturforscher und Schriftsteller Erfinder der WasserwaageGEBURTSDATUM um 1620STERBEDATUM 29 Oktober 1692STERBEORT Issy Ile de France Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Melchisedech Thevenot amp oldid 237493925