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Mauretanien lateinisch Mauritania Mauretania hiess in der Antike eine sehr ausgedehnte Region im Nordwesten Afrikas Sie umfasste den Norden des heutigen Marokko sowie einen nordlichen Teil des modernen Staates Algerien mithin die regenreichen fur den Ackerbau geeigneten Regionen des nordwestlichen Maghreb Seit dem 1 Jahrhundert n Chr war das Land aufgeteilt in zwei Provinzen Teil des Romischen Reiches Mauretanien reichte von der Atlantikkuste im Westen bis etwa zum Fluss Amsaga heute Rhumel wo sich ostlich Numidien anschloss Im Norden grenzte das Land ans Mittelmeer im Suden markierten der Tellatlas und das Rifgebirge in etwa die Grenze Die west ostliche Ausdehnung betrug etwa 1200 Kilometer Von der Mittelmeerkuste reichte das Gebiet zu Zeiten der Romerherrschaft mancherorts kaum mehr als 50 Kilometer nach Suden an anderer Stelle aber auch mehr als 150 Kilometer Der Landesname Mauretania leitete sich von den Ureinwohnern der Region den Mauren her Mauren wurden in der Antike die Berber genannt Mit dem heutigen Staat Mauretanien in der westlichen Sahelzone hat die gleichnamige antike Landschaft nichts gemein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Konigreich 1 2 Romische Provinzen 2 Literatur 3 AnmerkungenGeschichte BearbeitenKonigreich Bearbeiten Baga von Mauretanien Ende des 3 Jahrhunderts v Chr ist der erste historisch bewiesene Konig von Mauretanien da er von Titus Livius in seiner Geschichte Roms erwahnt war 1 Das Konigreich ist aber vermutlich viel alter wahrscheinlich von dem 4 oder 5 Jahrhundert v Chr basierend auf der Datierung des Steinkreises von M zora wo moglicherweise einer der ersten Konige oder Stammesfuhrer der Mauren beerdigt war 2 Der ersten ausfuhrlichen schriftlichen Nachrichten uber Mauretanien aber stammen aus der Zeit des Jugurthinischen Kriegs 3 Im 2 Jahrhundert v Chr existierte dort ein Berberkonigreich dessen Herrscher Bocchus zuerst mit den Numidern gegen die Romer verbundet war Spater lieferte Bocchus den zu ihm geflohenen Numiderkonig Jugurtha an die Romer aus und begrundete damit ein freundschaftliches Verhaltnis zur Romischen Republik Die im Gebiet des mauretanischen Reiches gelegenen Kustenstadte z B Tingis Igilgili und Saldae waren phonizische bzw punische Grundungen Bis zum Ende des Zweiten Punischen Krieges 201 v Chr hatten sie zum Reich Karthagos gehort Danach gerieten sie unter die Oberherrschaft der Mauretanier nbsp Buste Jubas II Wahrend des romischen Burgerkriegs zwischen den Anhangern Caesars und denen des Pompeius 49 45 v Chr war Mauretanien in zwei Konigreiche geteilt Im Osten herrschte Bocchus II im Westen Bogud Als Verbundete Caesars profitierten sie von dessen Sieg Bocchus erhielt die numidischen Gebiete bis zur Amsaga Dieser Fluss bildete fortan die Grenze zwischen beiden Landern Eine Erhebung der Tingitaner fuhrte zu Sturz Boguds dessen Herrschaftsgebiet nun auch von Bocchus II ubernommen wurde Dieser herrschte bis zu seinem Tod 33 v Chr uber das vereinigte Konigreich Danach verwaltete Octavian Mauretanien direkt ehe er 25 v Chr Juba II den Sohn des letzten Numiderkonigs Iuba I in Mauretanien als Herrscher einsetzte Wahrend der Jahre seiner Direktverwaltung hatte Octavianus Augustus 13 Veteranenkolonien in Mauretanien gegrundet Die meisten lagen an der heute algerischen Kuste drei im Landesinneren und drei weitere im heutigen Marokko Die Kolonien in dieser aus romischer Sicht sehr entlegenen Gegend entstanden um die zahlreichen entlassenen Veteranen aus dem Burgerkrieg unterzubringen Nach der Wiederherstellung des mauretanischen Vasallenstaats bildeten die Kolonien Enklaven die vielleicht von der sudspanischen Provinz Baetica mitverwaltet wurden Juba II der Mauretanien fast 50 Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 24 n Chr regierte erwies sich als treuer Verbundeter Roms Seine Hauptstadt Iol benannte er zu Ehren seines Gonners in Caesarea um und machte aus ihr ein bedeutendes urbanes Zentrum im hellenistisch romischen Stil Im Jahr 6 n Chr kam es zu einem Aufstand der maurischen Stamme gegen den Konig Dieser konnte erst mit Hilfe romischer Truppen unter dem Kommando des Prokonsuls Cossus Cornelius Lentulus niedergeschlagen werden 4 Seit 17 n Chr nahmen mauretanische Truppen einige Jahre am Kampf gegen Aufstandische im benachbarten Numidien teil Auf Juba II folgte 24 n Chr dessen Sohn Ptolemaus als Konig von Mauretanien Wie sein Vater war er ein treuer Vasall der Romer Gleichwohl liess ihn Kaiser Caligula im Jahr 40 wahrend eines Besuchs in Rom ermorden und gab den Befehl Mauretanien zu annektieren 5 Dies loste einen Aufstand der Mauretanier aus der von Aidemon einem Freigelassenen des letzten Konigs angefuhrt wurde Der Krieg dauerte auch unter Claudius Kaiser seit 41 noch mehrere Jahre fort ehe Mauretanien endgultig unterworfen werden konnte Dabei drangen die romischen Truppen unter dem Kommando der Senatoren C Suetonius Paulinus und Gn Hosidius Geta weit in das mauretanische Hinterland sudlich des Atlasgebirges vor 6 Romische Provinzen Bearbeiten Hauptartikel Mauretania Caesariensis und Mauretania Tingitana nbsp Die romischen Provinzen in NordafrikaNach dem Ende des Krieges organisierte Claudius das Land Anfang 43 in zwei nach ihren Hauptstadten benannten Provinzen Mauretania Caesariensis im Osten und Mauretania Tingitana im Westen Die Grenze zwischen beiden wurde am Fluss Molochat gezogen Verwalter waren jeweils ritterliche Prokuratoren die alle militarischen richterlichen und administrativen Befugnisse eines kaiserlichen Statthalters erhielten In wichtigen Provinzen kamen diese Kompetenzen nur Statthaltern aus dem Stand der Senatoren zu Ritterliche Prokuratoren wurden nur in unbedeutenden Gebieten eingesetzt Die Truppen zum Schutz der mauretanischen Provinzen bestanden ausschliesslich aus Auxiliareinheiten Zwischen beiden mauretanischen Statthalterschaften bestand ein gewichtiger Rangunterschied Wurde die Prokuratur der Tingitana meist einem Ritter verliehen der am Anfang seiner Laufbahn in den Provinzen stand bildete die Statthalterschaft in der wirtschaftlich bedeutenderen Caesariensis oft den Hohepunkt und Abschluss einer ritterlichen Karriere 7 Sowohl diesseits als auch jenseits der Sudgrenzen beider Provinzen lebten maurische Stamme Den auf romischem Gebiet siedelnden Gruppen setzten die Romer ihre Stammesfuhrer lat principes ein Manche Stamme mussten sich auch der Leitung eines romischen Prafekten unterwerfen Zu den ausserhalb der Grenzen lebenden Mauren gab es wechselvolle Beziehungen Friedliche Zeiten in denen gute diplomatische Beziehungen bestanden wechselten mit Phasen in denen offener Krieg herrschte In den Jahren 118 und 122 musste Kaiser Hadrian Aufstande der Mauren niederschlagen Und noch unter der Herrschaft dieses Kaisers fielen die freien Baquaten die Kustenstadt Cartennae Tenes in der Caesariensis ein Unter Antoninus Pius gab es erneut einen grossen maurischen Aufstand wahrenddessen die Stadte Sala am Atlantik und Tipasa am Mittelmeer neu befestigt wurden Es mussten sogar Einheiten aus europaischen Legionen zur Verstarkung gerufen werden ehe um 150 wieder Ruhe einkehrte 171 uberquerten die Mauren gar die Strasse von Gibraltar und plunderten in Sudspanien Gleichwohl gelang es Marc Aurel mit einigen der freien Stamme Friedensabkommen zu schliessen und in den folgenden Jahrzehnten liessen die Einfalle nach Zu einem regelrechten Krieg kam es erst wieder unter Kaiser Valerian 253 260 als eine Koalition maurischer Stamme mehrere Jahre hintereinander in die Provinzen einfiel und sogar nach Numidien vordrang 255 258 gab es deshalb ein gemeinsames militarisches Oberkommando fur alle afrikanischen Provinzen ostlich von Cyrene das vom Statthalter der Caesariensis gefuhrt wurde 277 schloss der Statthalter der Tingitana Clementius Valerius Marcellinus einen Frieden mit den Baquaten der 280 noch einmal erneuert wurde Zum Ende der Regierungszeit des Kaisers Probus flammte der Krieg aber wieder auf und endete fur die Romer unglucklich mit dem Verlust der wichtigen Stadt Volubilis 8 Was die Grundung von Stadten und die damit einhergehende Romanisierung betrifft war deren Intensitat gering In den beiden ausgedehnten mauretanischen Provinzen wurden kaum drei Dutzend Kolonien und Munizipien angelegt Die stadtischen typisch romischen Siedlungen blieben Inseln in einer ansonsten von Stammesstrukturen und Dorfern der Mauren gepragten Region Mauretanien unterschied sich insofern stark von den benachbarten stadtereichen Provinzen Numidien und Africa Das Christentum fasste seit dem 3 Jahrhundert von Africa und Numidien aus Fuss in Mauretanien Kirchlich waren die mauretanischen Christen stets von dem grossen Metropolitansitz Karthago abhangig obgleich ja die Tingitana was die staatliche Verwaltung betraf bis zum Ende der Romerherrschaft im 5 Jahrhundert mit Spanien verbunden war Die mauretanischen Bischofe sind im 4 und 5 Jahrhundert mehrfach als Teilnehmer an afrikanischen Regionalkonzilien belegt 9 Mauretania Caesariensis nbsp Reste des Amphitheaters von Tipasa nbsp Das ostromische byzantinische Nordafrika im Vergleich zum VandalenreichDie Provinz Mauretania Caesariensis befand sich vornehmlich auf dem Gebiet des heutigen Algerien und hatte ihre Hauptstadt in Caesarea die von Claudius zur Titularkolonie erhoben wurde Die Stadt war auch ein Zentrum des Judentums und des Mithraskultes in Afrika Ebenfalls kurz nach der Eroberung wurde den Stadten Rusuccuru und Tipasa der Status eines Munizipiums verliehen Unter den Flaviern wurde Icosium Kolonie latinischen Rechts und Nerva grundete Sitifis an der numidischen Grenze als Veteranenkolonie Die Provinz exportierte Getreide Purpur und wertvolle Holzer Der aus Libyen stammende Kaiser Septimius Severus 193 211 widmete den afrikanischen Grenzen grosse Aufmerksamkeit Er verlegte unter anderem die Grenze in der ostlichen Caesariensis weit nach Suden und verdoppelte so das Gebiet der Provinz Er liess eine Grenzstrasse bauen die die zahlreich neu angelegten Kastelle miteinander verband und den Anschluss an den Limes in der Provinz Africa herstellte Unter Kaiser Diokletian kam es zu einer Abspaltung der Provinz Sitifensis welche nach ihrer Hauptstadt Sitifis benannt wurde und den Osten der vormaligen Caesariensis einnahm Im 4 und 5 Jahrhundert ubernahm die Bevolkerung den christlichen Glauben wobei spater die Richtung der Arianer in der Mehrheit war Seit 430 wurde die Provinz von den Vandalen und von romisch berberischen Kleinreichen beherrscht um 533 bzw 541 jedoch von der ostromischen Armee zuruckerobert nbsp Die Stadte der Tingitana auf der Tabula Peutingeriana nbsp Caracalla Bogen VolubilisMauretania TingitanaDie Tingitana umfasste den westlichen Teil Mauretaniens vor allem das Gebiet des heutigen Nordmarokko Verwaltungssitz war zunachst das im Inland gelegene Volubilis und spater dann Tingis In beiden Stadte wurden neue romische Siedler entsandt Volubilis zum Munizipium erhoben Auch die Kolonie Lixus war eine claudische Neugrundung anstelle einer alteren punischen Siedlung Im Gegensatz zur benachbarten Caesariensis hatte die Provinz keine durchgehend befestigte Sudgrenze Nur in der Nahe der Kolonie Sala am Atlantik gab es einen uber zwolf Kilometer langen Wall der die Stadt vor Einfallen der Nomaden schutzen sollte Weiter ostlich bestand die Grenzmarkierung nur aus einzelnen Wachturmen wahrend die im Land stationierten Auxiliarkohorten uber die ganze Provinz verteilten Lagern stationiert waren 10 In den 280er Jahren mussten die Romer die Stadt Volubilis und ihr Gebiet den Mauren uberlassen Damit ging auch die Landverbindung zur Caesariensis verloren Die romanisierte Bevolkerung blieb allerdings in der Stadt wohnen Bei der Verwaltungsreform unter Kaiser Diocletian war die Tingitana eine der wenigen Provinzen des Reiches die nicht in kleinere Einheiten geteilt wurde Man schlug sie zur Diozese Hispania die wiederum der gallischen Prafektur unterstand In der ersten Halfte des 5 Jahrhunderts wurde die Provinz von den Vandalen uberrannt die romische Besiedlung blieb jedoch bis zur arabischen Eroberung im 7 Jahrhundert bestehen Literatur BearbeitenAndreas Gutsfeld Romische Herrschaft und einheimischer Widerstand in Nordafrika Militarische Auseinandersetzungen Roms mit den Nomaden Stuttgart 1989 ISBN 3 515 05549 5 Claude Lepelley Afrika In Ders Hrsg Rom und das Reich 44 v Chr 260 n Chr Band 2 Die Regionen des Reiches Munchen Leipzig 2001 ISBN 3 937872 28 0 S 107 120 Christian Witschel Zur Situation des romischen Africa wahrend des 3 Jahrhunderts In Klaus Peter Johne Thomas Gerhardt Udo Hartmann Hrsg Deleto paene imperio Romano Transformationsprozesse des Romischen Reiches im 3 Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit Stuttgart 2006 ISBN 3 515 08941 1 S 145 222 Maria Radnoti Alfoldi Die Geschichte des numidischen Konigreiches und seiner Nachfolger In Heinz Gunter Horn Christoph Bernhard Ruger Hrsg Die Numider Reiter und Konige nordlich der Sahara Bonn 1979 S 43 74 Istvan Hahn Die Politik der afrikanischen Klientelstaaten im Zeitraum der Burgerkriege In Hans Joachim Diesner Hannelore Barth Hans Dieter Zimmermann Hrsg Afrika und Rom in der Antike Halle 1968 S 207 228 Duane W Roller The World of Juba II and Kleopatra Selene London New York 2003 Stefan Weinstock Mauretania In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIV 2 Stuttgart 1930 Sp 2344 2386 Digitalisat mit Nachtragen Anmerkungen Bearbeiten Encyclopedie Berbere Baga Abgerufen im 1 Januar 1 franzosisch David L Stone Burial Mounds and State Formation in North Africa A Volumetric and Energetic Approach In Niccolo Mugnai Julia Nikolaus Nicholas Ray Hrsg De Africa Romaque Merging cultures across North Africa The Society for Libyan Studies London 2016 ISBN 9781900971331 S 39 51 doi 10 2307 j ctvk8w1m1 10 Youssef Bokbot Le cromlech de Mzora temoin du megalithisme ou symbole de gigantisme de pouvoir In Jardin des Hesperides Revue de la Societe Marocaine d Archeologie et du Patrimoine Band 4 Mai Oktober 2008 S 25 29 doi 10 13140 2 1 4731 9689 PDF Sallust bellum Iugurthinum Cassius Dio 40 28 Cassius Dio 59 25 Cassius Dio 60 9 Plinius der Altere naturalis historia 5 11 Gabriele Wesch Klein Provincia Okkupation und Verwaltung der Provinzen des Imperium Romanum von der Inbesitznahme Siziliens bis auf Diokletian Munster 2008 ISBN 978 3 8258 0866 2 S 308 309 Gerald Kreucher Der Kaiser Marcus Aurelius Probus und seine Zeit Stuttgart 2003 ISBN 3 515 08382 0 S 144 145 Afrika I In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 1 de Gruyter Berlin New York 1977 ISBN 3 11 006944 X S 641 643 Egon Schallmayer Der Limes Geschichte einer Grenze Munchen 2006 ISBN 978 3 406 48018 8 S 29 30 32 06 6 591796875 Koordinaten 32 4 N 6 36 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mauretanien Antike amp oldid 233413128