www.wikidata.de-de.nina.az
Martin Gerson geboren am 15 Marz 1902 in Czarnikau gestorben im Oktober 1944 in Auschwitz war ein deutscher Vorkampfer fur die Hachschara das heisst vor allem die landwirtschaftliche Schulung junger Judinnen und Juden fur die Auswanderung nach Palastina in den Jahren nach 1933 Zeitweilig koordinierte und beriet Martin Gerson die Zentren fur die judische Berufsumschichtung in ganz Deutschland Er und seine Familie fielen dem Holocaust zum Opfer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Kritik 3 Literatur Auswahl 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenMartin Max Gerson wuchs als drittes Kind des Lehrers Adolf Aharon Gerson und seiner Frau Emmy geborene Meyer in der damals deutschen Provinz Posen mit drei Schwestern und zwei Brudern auf Nach Schulbesuch in Filehne machte Martin 1917 20 eine Lehre an der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover In der Folgezeit arbeitete er bei Salomon Dyk auf dem von diesem gegrundeten landwirtschaftlichen Gut der Hirsch Kupfer und Messingwerke in Finow bei Eberswalde ab 1924 war er Inspektor auf der von Franz Oppenheimer als Siedlungsgenossenschaft konzipierten Staatlichen Domane Barenklau bei Oranienburg Danach wurde er an der Lehr und Forschungsanstalt LuFA in Berlin Dahlem und der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin zum Diplom Landwirt ausgebildet 1927 28 war er selbst Fachlehrer in Ahlem wo er auch seine spatere Ehefrau die ebenfalls in Ahlem ausgebildete Diplom Gartenarchitektin Bertel Beila Helmenreich 4 Marz 1902 in Krukienice kennenlernte 1 Ende der 1920er Jahre leitete er die Hauber Baumschulen in Dresden Tolkewitz Bertel Helmenreich gestaltete in den Jahren zwischen 1926 und 1929 im sachsischen Elbsandsteingebirge bei Rathen ein Alpinum mit seltenen Alpenpflanzen den heutigen Rhododendronpark Kleine Bastei Um 1930 heirateten Bertel Helmenreich und Martin Gerson zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor Ruth Emmy 1932 und Mirjam Johanna 1934 Die Kinder wurden von Bertel Gersons Pflegemutter Clara Grunwald 1877 1943 einer Montessori Padagogin zusammen mit anderen Kinder im Sinne eines Kinderhauses betreut da die Mutter der Kinder gleichberechtigt mitarbeitete und unterrichtete 1930 grundete Martin Gerson mit Unterstutzung des Reichsbundes judischer Frontsoldaten die Judische Landarbeit GmbH mit die ein 820 Morgen Land umfassendes Siedlungsprojekt in Gross Gaglow bei Cottbus betrieb Auf dieser Lehrfarm waren beide als Ausbildende tatig Am 21 Juni 1931 fand die Grundsteinlegung fur das erste Siedlungshaus in Gross Gaglow statt Festredner waren unter anderem Leo Lowenstein vom Reichsbund judischer Frontsoldaten und Leo Baeck 2 Das Konzept sah vor dass zu den Siedlungshausern Parzellen fur die gartnerisch landwirtschaftliche Nutzung gehoren sollten die im Laufe der Zeit von den Siedlern als Eigentum erworben werden konnten Dazu kam es jedoch nicht mehr Am 29 September 1933 wurde das Reichserbhofgesetz verabschiedet das mit sofortiger Wirkung judischen Landbesitz verbot Das fuhrte im selben Jahr noch zur Enteignung des Lehrgutes Im April 1935 verliessen die letzten judischen Siedler Gross Gaglow 3 Das Ehepaar Gerson ubernahm die Leitung des Hachschara Betriebs Gut Winkel bei Spreenhagen zeitweilig auch unterstutzt von Martin Gersons Bruder Manfred der in der Landwirtschaft Kaliforniens Erfahrungen gesammelt hatte Bis zu etwa 100 Jugendliche gleichzeitig erhielten auf Gut Winkel eine gartnerische und landwirtschaftliche Ausbildung Bald darauf wurde Martin Gerson von der Reichsvertretung der deutschen Juden Abteilung Berufsausbildung und Berufsumschichtung die Aufsicht uber alle Hachschara Zentren ubertragen die er fachlich beriet und gegenuber den Behorden vertrat So gelang es ihm Jugendliche von dem Gut Gross Breesen die nach dem KZ Buchenwald verschleppt worden waren wieder frei zu bekommen 4 Nachdem die Berufsumschichtung fur die judischen Jugendlichen anfanglich durchaus noch auf eine Zukunft in Deutschland hin konzipiert war wurde Martin Gerson nunmehr uberzeugter Zionist und Gut Winkel nahm vermehrt Mitglieder der Habonim auf 1935 besuchte er einen Monat lang Palastina auf der Suche nach einer Ansiedlungsmoglichkeit fur seine Kollegen aus Gross Gaglow Vermutlich aus finanziellen Grunden scheiterten aber seine Bemuhungen Einer seiner Freunde war der Berliner Rechtsanwalt und Soziologe Georg Lubinski Giora Lotan der 1938 Alija machte und spater das staatliche Versicherungssystem Israels mit aufbaute Nach der von den Nazibehorden erzwungenen Aufgabe von Gut Winkel am 19 Juni 1941 zog Familie Gerson in das Landwerk Neuendorf in Neuendorf im Sande bei Furstenwalde Spree um wo sie die Jugendkurse fur die Alija fortfuhren konnten Als 1942 zwei judische Frauen aus dem Umkreis der Familie Gerson im Austausch fur Templer nach Palastina gelangten brachten sie seiner Schwester Wally ein ihr gewidmetes Foto mit Martins Portrat mit Am 6 Juni 1943 schrieb er seiner Schwester die letzten Zeilen mit der Mitteilung dass ihr Bruder Alfons noch am Leben war Kurz darauf liess die Gestapo das Landwerk raumen Martin Bertel Ruth und Mirjam Gerson wurden nach Berlin in das Sammellager Grosse Hamburger Strasse gebracht von wo aus Martin noch einmal kurz nach Neuendorf zuruckkehren konnte am 15 schrieb er von dort zum Abschied u a an Salman Schocken Am 17 Juni wurde Familie Gerson mit Transport I 96 nach dem Ghetto Theresienstadt Terezin deportiert Martin Gerson war dort fur die Pflege der Grunanlagen und Garten zustandig deren Ertrage sich hauptsachlich die deutschen Lagerbehorden aneigneten Als er den Befehl bekam aus seiner Brigade Personen fur einen Arbeitseinsatz also die Deportation auszuwahlen weigerte er sich Als im Herbst 1944 einige seiner ehemaligen Schuler innen dieses Schicksal traf schloss sich Martin Gerson aus Verbundenheit mit den ihm anvertrauten Menschen freiwillig an 5 wie aus seinem letzten Brief an den damaligen Theresienstadter Altesten des Judenrats Paul Eppstein hervorgeht 6 Getrennt von seiner Familie kam Martin Gerson auf Transport nach Auschwitz Birkenau und wurde sofort nach der Ankunft ermordet 7 Auch zwei seiner Schwestern Margarete und Renata kamen dort um 8 Bertel Gerson und die beiden Tochter wurden am 23 Oktober 1944 ebenfalls dorthin deportiert 9 und umgebracht Uber 50 ehemalige Schuler innen aus Gut Winkel gelangten nach Palastina einige von ihnen in den Kibbuz Hasorea und wirkten am Aufbau des Staates Israel mit Ohne die von Martin Gerson organisierte gartnerische wirtschaftliche sprachliche und ideelle Vorbereitung dieser Chaluzim ware das kaum denkbar gewesen In der Mahn und Gedenkstatte Ahlem auf dem Gelande der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule Ahlem ist ein Raum nach Martin Gerson benannt Kritik BearbeitenIm Rahmen des Oral History Projekts des USHMM gibt es ein Interview mit Artur Posanski 30 Juli 1912 in Berlin Der hatte schon an Hilfsaktionen mitgewirkt in deren Rahmen judische Kinder nach Danemark und nach Schweden gebracht werden konnten bevor er vom Februar 1939 an fur einige Zeit in der sachsen anhaltischen Hachschara Statte Havelberg tatig war Nach deren Auflosung durch die Nazis ubersiedelte er 1941 mit einer Gruppe Jugendlicher ins Landwerk Neuendorf und traf dort auf Martin Gerson 10 Im ersten Teil des sehr ausfuhrlichen Interviews in deutscher Sprache obwohl es als in hebraischer Sprache angekundigt wird erzahlt Posnanski auch von seiner Zeit in Havelberg und im Landwerk Neuendorf wo er mit Martin Gerson zusammenarbeitete 11 Posnanski schilderte Gerson als einen Menschen der die Auflagen der Nazis ubererfullt habe nichts riskierte und sich weigerte Freiraume fur die Jugendlichen zu offnen Ahnlich habe er sich auch in Theresienstadt verhalten wo er es nicht geduldet habe dass sich die Jugendlichen heimlich Feldfruchte bei ihrer Arbeit angeeignet und ins Lager gebracht hatten Literatur Auswahl BearbeitenFriedel Homeyer Gabriele Lehmberg Martin Gerson ermordet in Auschwitz Mahn und Gedenkstatte Ahlem Informationsblatt 12 Hannover 1993 E G Lowenthal Hrsg Bewahrung im Untergang Ein Gedenkbuch Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1965 S 58 60 Ilana Michaeli Irmgard Klonne Hrsg Gut Winkel die schutzende Insel Hachschara 1933 1941 Deutsch israelische Bibliothek 3 LIT Verlag Berlin u a 2007 ISBN 978 3 8258 0441 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Martin Gerson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bild von Martin Gerson im Bildarchiv von Yad Vashem Hachschara in Neuendorf und Gut Winkel Kurzbiografie Bertel Gerson Bilder und Zeitungsartikel uber Gut Winkel Mahn und Gedenkstatte Ahlem Hannover de Gerson Martin In Theresienstadt Lexikon Hachschara Lager Gut Winkel Fotos Briefe offentlicher Wegweiser zum Gut aus den Sammlungen Judisches Museum BerlinEinzelnachweise Bearbeiten vgl In hebraischer Schrift Memento des Originals vom 26 August 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot memorial hazorea org il Eine judische Siedlung in Deutschland Memento des Originals vom 3 Januar 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot digital slub dresden de Leipziger Judische Wochenschau 4 Jahrgang Nr 25 26 26 Juni 1931 S 1 Siedlungsprojekt Gross Glagow Horst Helas Eine Furstenwalder Geschichte Rosa Luxemburg Stiftung Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung Seminarmaterialien Online Version PDF Datei 38 kB Mit Transport Em am 1 Oktober 1944 von Terezin nach Auschwitz Birkenau Quelle Yad Vashem The World Holocaust Remembrance Center Angaben von M Gersons Nichte Judith Vaadi Ein Harod zit nach Kamarad No 23 Juli 2003 Angaben von Wally Seeligmann geb Gerson Givat Brenner zit nach Homeyer Lehmberg Informationsblatt der Mahn und Gedenkstatte Ahlem Nr 13 Margarete Gerson 18 11 1900 Transport from Berlin to Auschwitz on 09 12 1942 Renata Alexander geb Gerson 30 03 1904 Transport from Berlin to Auschwitz on 12 03 1943 Quelle Yad Vashem The World Holocaust Remembrance Center Mit Transport Et von Terezin nach Auschwitz Birkenau Quelle Yad Vashem The World Holocaust Remembrance Center Oral history interview with Artur Posnanski im Bestand des USHMM Die im kurzen englischen Begleittext zu dem Interview gemachten Angaben widersprechen teilweise den Interview Aussagen Posnanskis Abgerufen am 8 April 2021 Dieser Teil des Interviews beginnt etwa bei der 35 Minute Normdaten Person GND 116591811 lobid OGND AKS VIAF 64761679 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerson MartinALTERNATIVNAMEN Gerson Martin Max vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Vorkampfer fur die Umschulung der judischen Jugend zur Auswanderung nach PalastinaGEBURTSDATUM 15 Marz 1902GEBURTSORT CzarnikauSTERBEDATUM Oktober 1944STERBEORT Auschwitz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Gerson amp oldid 233056988