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Martin Alister Campbell Hinton 29 Juni 1883 in London 3 Oktober 1961 mitunter M A C Hinton bzw MAC Hinton Martin A C Hinton oder Martin Hinton war ein britischer Zoologe und Geologe am Natural History Museum in London der haufig zu Themen mit palaontologischem Bezug arbeitete Er galt als Experte fur Nagetiere und Wale sowie fur die Geologie des Thames Valley des Flusstals der Themse Einer breiteren Offentlichkeit wurde er jedoch durch seine Verwicklung in den Fall des sogenannten Piltdown Menschen bekannt den gefalschten Fund eines angeblichen Urmenschen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Anstellung an den Inns of Court und erste naturwissenschaftliche Schritte 1 2 Feste Anstellung am Natural History Museum und Ruhestand 2 Forschung und Werk 3 Falscher des Piltdown Menschen 4 Auszeichnungen 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Anstellung an den Inns of Court und erste naturwissenschaftliche Schritte Bearbeiten Hinton wurde 1883 in London als altestes von drei Kindern von Helen Campbell und dem Gerichtsschreiber und Auslandskorrespondenten Martin Hinton geboren Mutterlicherseits stammte seine Familie aus dem schottischen Ross shire vaterlicherseits kam die Familie aus Market Drayton in Shropshire und war entfernt mit der Naturforscherdynastie der Sowerbys verwandt Hinton besuchte zunachst eine Schule die von zwei seiner Tanten vaterlicherseits betrieben wurde und entwickelte schon fruh ein Interesse an den klassischen Geisteswissenschaften Sein Interesse an der Natur wurde von den Sowerbys geweckt Mit zehn Jahren wurde Hinton durch den Tod seines Vaters Halbwaise und als altestes Kind musste er fortan helfen den Lebensunterhalt der Familie zu sichern 1 Dadurch musste er auch die Schule verlassen 2 Uber einen Freund seines Vaters erhielt er mit zwolf Jahren eine Stelle als Burogehilfe bei den Barristern an den Inns of Court In seiner Freizeit sammelte er Gegenstande in lokalen Kiestagebauen und besuchte Bibliotheken und Museen Der darauf aufmerksam gewordene Patentanwalt John Cameron Graham beschloss den Jungen zu fordern und stellte ihn in sein Buro ein und nahm ihn unter seine Fittiche In den folgenden Jahren erhielt er die Moglichkeit neben seiner Anstellung seinen wissenschaftlichen Interessen weiter nachzugehen 1 Unter anderem wurde er Mitglied des sogenannten Ightham Circle einer Gruppe geologisch interessierter Menschen in Ightham die sich besonders fur sogenannte Eolithen interessierte und eigene Feldforschungen durchfuhrte 3 Bereits 1899 begann er selbst wissenschaftlich zu veroffentlichen unter anderem in den Proceedings of the Geologists Association den Proceedings of the Zoological Society of London und dem Geological Magazine 4 Als John Cameron Graham 1908 an ein Grafschaftsgericht wechselte wurde Hinton Burochef seines Nachfolgers William Neill 1910 erhielt er zusatzlich zu seiner Anstellung an den Inns of Court eine Freiwilligenstelle in der geologischen Abteilung des Natural History Museum Zunachst katalogisierte er dort die von Charles Immanuel Forsyth Major ins Museum gebrachten geologischen Fundstucke 1912 wechselte er in die zoologische Abteilung des Museums weiterhin als Freiwilliger 1 Dort arbeitete er unter Arthur Smith Woodward 5 der zur gleichen Zeit auch Kustos des Museums war Versuche sich auf eine feste Anstellung zu bewerben scheiterten zunachst an der fehlenden Zustimmung von Woodward 6 Andern Angaben zufolge heisst es dass es zwischen Hinton und Woodward einen Konflikt um Hintons Bezahlung gegeben habe Wahrend Woodward auf einer Bezahlung nach Abschluss des jeweiligen Projektes beharrte soll Hinton einen wochentlich ausgezahlten Lohn verlangt haben 7 Brian Gardiner nannte 2003 als konkreten Fall eine geplante Katalogisierung der Nagetierbestande des Museums durch Hinton ein Projekt das von Forsyth Major bereits begonnen aber nicht weitergefuhrt worden war Da diese Arbeit letztlich fur mehrere Monate ausgelegt und Hintons damalige finanzielle Situation mehr schlecht als recht war forderte er einen wochentlichen Lohn der von Woodward unter Verweis auf die Lohnpolitik des Museums abgelehnt wurde 8 Um 1912 1913 besuchte Hinton Ausgrabungen des Natural History Museum im Dorf Piltdown nahe Uckfield sudlich von London Der Amateurarchaologe Charles Dawson hatte dort in einer Kiesgrube einige Knochen gefunden und spater an Arthur Smith Woodward ubermittelt der bei eigenen Besuchen weitere Knochenfunde machte Unter anderem unter der Beteiligung von Pierre Teilhard de Chardin wurde innerhalb mehrerer Monate ein Skelett gefunden das Woodward als menschliches Skelett eines prahistorischen Fruhmenschen interpretierte Der sogenannte Piltdown Mensch wurde zur Sensation in den Zeitungen in der Wissenschaft aber skeptisch beaugt stellte er doch die damals ublichen Theorien zur Ausbreitung des Menschen auf den Kopf Eine Falschung der Funde konnte damals aber nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden 6 Danach war Hinton Teil einer Arbeitsgruppe um den Zoologen Gerald Edwin Hamilton Barrett Hamilton die von Barrett Hamilton von den Hebriden mitgebrachte Saugetiere analysierte Nach Barrett Hamiltons Tod 1914 erhielt Hinton vom Colonial Office und dem Kuratorium des British Museum den Auftrag die in Barrett Hamiltons Nachlass enthaltenen Dokumente uber seine Forschungen zu Walen vor Sudgeorgien zu bearbeiten Das Projekt dauerte ein Jahr und resultierte einige Zeit spater in einer wissenschaftlichen Veroffentlichung 1 Gleichzeitig ubernahm er von Barrett Hamilton die Herausgeberschaft des mehrbandigen Ubersichtswerkes History of the British Mammals 9 zudem wurde er 1914 Redakteur fur Saugetiere beim Zoological Record 1 Nebenher baute er eine umfangreiche Privatbibliothek mit verschiedenen wissenschaftlichen Veroffentlichungen auf 2 Trotz dieser umfangreichen wissenschaftlichen Betatigungen war Hinton nach wie vor an den Inns of Court beschaftigt Erst 1916 kundigte er dort seine Anstellung als sein Chef William Neill in den Ruhestand ging 1 Feste Anstellung am Natural History Museum und Ruhestand Bearbeiten Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs bewarb sich Hinton nach der Aufgabe seiner Stelle an den Inns of Court zunachst als Freiwilliger bei der Armee wurde aber abgelehnt Die restlichen Kriegsjahre arbeitete er in einer Munitionsfabrik Parallel blieb er der Wissenschaft verbunden und behielt seine Redaktionsstelle beim Zoological Record bis 1921 In diesem Jahr erhielt er im Natural History Museum als Assistent in der zoologischen Abteilung eine feste Anstellung 1 die der Beginn eines rasanten beruflichen Aufstiegs war 2 Schon kurze Zeit spater war er fur die Saugetiersammlung des Museums zustandig 1927 wurde er stellvertretender Kurator der Abteilung und 1936 als Nachfolger von William Thomas Calman Kurator fur Zoologie 1 1938 galt er sogar als moglicher Kandidat fur den Direktorposten des Museums doch das Museumskuratorium empfand seine Position als zu niedrig Letztlich entschied sich das Kuratorium fur den externen Kandidaten Clive Forster Cooper dessen Plane zur Umgestaltung der Ausstellungsflache Hinton 1943 scharf kritisierte Zwei Jahre spater ging Hinton in den Ruhestand 2 Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit siehe auch unten und seinen administrativen Funktionen im Museum war er daruber hinaus in anderen Funktionen im wissenschaftlichen Betrieb involviert 1 So war er Mitglied der Royal Society der Royal Society of Arts der Linnean Society of London der Geological Society of London und der Zoological Society of London 10 In der Linnean Society of London war er von 1936 bis 1939 zoologischer Sekretar und von 1939 bis 1940 Vizeprasident in der Zoological Society of London hatte er letztere Funktion von 1939 bis 1942 sowie von 1945 bis 1949 inne 1 1904 hatte Hinton Jane Marten geheiratet die beiden wurden Eltern zweier Sohne und einer Tochter 1 1948 starb seine Frau an Brustkrebs 2 ein Jahr spater ging er eine zweite Ehe mit der Archaologin Dina Portway Dobson 1885 1968 ein der Witwe des Hellenisten John Frederic Dobson 1875 1947 und Mutter des Unternehmers Richard Dobson 1914 1993 Nach seiner Pensionierung zog Hinton nach Somerset 1 wo er zusammen mit seiner zweiten Frau das Anwesen Glaisters im Dorf Wrington nahe Bristol bewohnte 10 Auch im Ruhestand blieb er wissenschaftlich aktiv und entwickelte ein Interesse an der Astronomie Mit einem Kreuzfahrtschiff unternahm er zwei Weltumsegelungen um das Weltall fernab der zivilisatorischen Lichtverschmutzung besser beobachten zu konnen 1 In seiner Freizeit zeigte sich Hinton kulturell interessiert und malte unter anderem selbst knapp 300 Bilder 11 Kurz nach einem schweren Sturz starb er am 3 Oktober 1961 im Alter von 78 Jahren Er hinterliess zwei seiner Kinder und seine zweite Ehefrau 1 tausende von Tabakdosen mit skelettierten Nagetieren 6 sowie unveroffentlichte Manuskripte und Notizen 12 Sein Nachlassverwalter wurde der mit ihm befreundete Palaontologe R J G Savage 13 Forschung und Werk BearbeitenEin Grossteil von Hintons wissenschaftlichen Veroffentlichungen behandelt geologische und zoologische Themen mit Bezug zum Pleistozan insbesondere zu Saugetieren zur Palaookologie und zur Stratigraphie Hintons besonderes Interesse galt geologisch dem sogenannten Thames Valley dem Flusstal der Themse und zoologisch den Nagetieren 14 mit Schwerpunkt auf Fragen der Systematik und der economic biology Ebenfalls galt er als Kenner fur Wale In seinem Fruhwerk konzentrierte er sich vor allem auf die Geologie wahrend er insbesondere seine letzten Jahrzehnte der Zoologie widmete 1 Prinzipiell galt Hinton als Vertreter einer ausgewogenen Taxonomie Er befurwortete einen Mittelweg zwischen der Unterscheidung einzelner Arten und einer Zerstuckelung der Systematik Gleichzeitig setzte er sich dafur ein dass fur die wissenschaftliche Untersuchung bestimmter Arten mehrere Typusexemplare verwendet werden sollen Zudem versuchte er auch ein Augenmerk auf die Umweltbedingungen der jeweiligen Arten zu legen 15 Hintons wissenschaftliche Positionen orientierten sich an den Forschungen von Herluf Winge Wladimir Onufrijewitsch Kowalewski und Charles Immanuel Forsyth Major der Theorie des Lamarckismus und der Theorie einer Abstammung der Nagetiere von den Multituberculata Hinton argumentierte dass die Evolution der Nagetiere durch ihr Leben als grabende Tiere und ihre Ernahrung durch vergleichsweise harte Nahrungen gepragt worden sei 16 Erste eigene Forschungen zur Geologie des Themsetals stellte Hinton bereits als Jugendlicher in Ilford und Wanstead an mit Hilfe der respektierten Akademiker Edwin Tulley Newton Bernard Barham Woodward und Alfred Santer Kennard 1899 1900 schlug er in einem Artikel in den Proceedings of the Geologists Association anhand von gefundenen Fossilien von Weichtieren und Wirbeltieren eine erste Einordnung der pleistozanischen Geschichte der Region vor einschliesslich der Datierung bestimmter Schichten und Angaben zum damaligen Klima Nur wenig spater reichte er in einem Artikel im The Essex Naturalist eine geringfugige Korrektur seiner eigenen These ein unterstutzt durch die zusatzliche Einbeziehung versteinerter Pflanzen 1905 schlug er in Zusammenarbeit mit Kennard eine Einteilung der Bodenablagerungen im Themsetal anhand abgelagerter Gesteine in sieben verschiedene Phasen vor In den folgenden Jahrzehnten folgten noch unregelmassig weitere Erganzungen von Hinton zu diesem Thema meist am Rande seiner zoologischen Arbeiten Mehrere grosse Werke zur pleistozanischen Geologie publizierte er noch 1924 und 1926 Rivers and lakes und Monograph of the voles and lemmings unter anderem unter Bezugnahme auf Fossilfunde im Thames Valley und in East Anglia Insbesondere nahm Hinton an dass die Vergletscherung Grossbritanniens erst im spaten Pleistozan begonnen habe und auch nicht sonderlich intensiv gewesen sei Besonders dieses Werk wurde allerdings in der Forschung fur die Auswahl ungunstiger Orte zur Beweisfuhrung kritisiert Danach konzentrierte er sich fast ausschliesslich auf zoologische Themen 14 Erste wissenschaftliche Veroffentlichungen zum Themenbereich Zoologie fallen vor allem in die zweite Halfte der 1900er und in die fruhen 1910er Jahre Damals forschte Hinton zu pleistozanen Vertretern der Spitzmause der Wuhlmause und der Hasen In mehreren Aufsatzen analysierte er die evolutionsgeschichtliche Bedeutung der jeweiligen Arten und die geologischen Schlusse die aus dem Fund entsprechender Arten in bestimmten geologischen Schichten zu ziehen seien Gleichzeitig benannte er einige neue Arten 14 Mitte der 1910er Jahre veroffentlichte Hinton zur Orkney Feldmaus ein Produkt der Zusammenarbeit mit Gerald Edwin Hamilton Barrett Hamilton Hinton erklarte dass die Orkney Feldmaus die einzige Feldmausart der Orkneyinseln sei aber mehrere Unterarten habe Mithilfe der statistischen Analyse der Merkmalsvariationen veroffentlichte er anschliessend auch eine Uberarbeitung der Taxonomie der Nagetiere auf den Inneren Hebriden 15 Zum Ende des Jahrzehnts verfasste er mit Rats and mice as enemies of mankind ein Uberblickswerk zu Ratten und Mausen und ging unter anderem auf deren Evolution ein 9 Die 1920er Jahre standen in Hintons Werk wiederum im Zeichen der Aufarbeitung der Museumssammlung wobei er sich besonders Sammlungsexemplaren aus Afrika und Asien widmete Ausgehend von der Analyse dieser Typusexemplare publizierte er zur Taxonomie der Nagetiere hin und wieder auch zu Antilopen Raubtieren und Fledermausen 15 Weitere Forschungen zu Spitzmausen und Nagetieren publizierte Hinton 1926 im Monograph of the voles and lemmings in dem er sich unter anderem mit der Evolution der Mauseartigen beschaftigte Gleichzeitig stellte das Werk einen Vorschlag zur Uberarbeitung der gesamten Taxonomie von Lemmingen und Wuhlmausen dar auch unter Miteinbeziehung damals neuester Forschungsergebnisse unter anderem von amerikanischen Wissenschaftlern 17 1933 analysierte er im Auftrag des Geological Survey of India Nagetierfossilien einer tertiaren Schicht der Siwaliks Dabei beschrieb er zwei neue Gattungen und vier neue Arten 18 Hinton war einer der Ersten die den Wert fossiler Wuhlmause zur geologischen Analyse pleistozaner Erdschichten erkannten Ebenso gilt seine Arbeit zur Taxonomie der Wuhlmause als wegweisend 19 Ein weiterer Schwerpunkt von Hintons Arbeit lag auf dem Thema Schadlingsbekampfung insbesondere von Nagetieren 20 Bereits in Rats and mice as enemies of mankind beschaftigte er sich auch mit einer Ausrottung schadlicher Nagetiere im grosseren Massstab verneinte aber dass ein solches Unterfangen okonomisch sinnvoll sei 9 Allgemeinere Texte dazu verfasste er 1932 und 1943 in denen er Empfehlungen zur Schadlingsbekampfung gab 20 Praktisch betatigte er sich als Berater des britischen Landwirtschaftsministerium Ende der 1920er Jahre und Anfang der 1930er Jahre als die Bisamratte sich als Neozoon in Grossbritannien ausbreitete und sich immer mehr zu einem Schadling entwickelte In mehreren Berichten und Studien forderte Hinton ein Verbot der Einfuhr neuer Exemplare und eine geordnete durch Fachpersonal ausgefuhrte Kampagne zur Ausrottung des bereits bestehenden Bestandes Tatsachlich setzte das Ministerium nach einiger Zeit Hintons Empfehlungen um die Bisamratte war bis Mitte der 1930er Jahre bis auf einige kleine Restbestande in Schottland in Grossbritannien ausgerottet 21 1927 beschaftigte sich Hinton ferner mit einer Familie des Kleinen Schwertwals die im Dornoch Firth gestrandet war 19 Zusammen mit dem Taxidermisten und Praparator Percy Stammwitz reiste er nach Schottland und erstellte von den gestorbenen Tieren detaillierte Aufzeichnungen mithilfe extra angeheuerter Hilfsarbeiter Hinton organisierte und leitete die gesamte Unternehmung in deren Rahmen 143 der insgesamt etwa 150 verendeten Exemplare trotz widriger Umstande untersucht wurden Die Uberreste dreier Exemplare praparierte er so weit dass sie nach London transportiert werden konnten und dort weitere Untersuchungen moglich waren 2 Hinton sammelte Daten und analysierte ausfuhrlich den Korperbau der Exemplare sowie andere Aspekte wie den Parasitenbefall und stellte Kalkulationen zur Populationsdynamik auf Spater veroffentlichte er seine Ergebnisse 21 seine Arbeit zu den gestrandeten Kleinen Schwertwalen gilt als wichtiger Beitrag zur Erforschung der Populationsdynamiken von Walen 19 Falscher des Piltdown Menschen Bearbeiten1953 bewies eine Forschungsgruppe um Kenneth Page Oakley und Wilfrid Le Gros Clark dass der Piltdown Mensch doch kein prahistorischer Urmensch war sondern eine moderne Falschung Der Schadel des vermeintlichen Fruhmenschen stammte aus dem Mittelalter und sein Unterkiefer von einem Orang Utan Farbstoffe hatten die Knochen kunstlich altern lassen Uber die Identitat des Falschers wurde danach viel spekuliert Charles Dawson und Arthur Smith Woodward galten bald als wahrscheinlichste Kandidaten auch die Namen von Teilhard de Chardin sowie der Londoner Anthropologen Grafton Elliot Smith und Arthur Keith und des nahe der vermeintlichen Fundstatte lebenden Schriftstellers Arthur Conan Doyle kursierten 6 Hintons Name war in der offentlichen Diskussion um die Identitat des Falschers erst spater und zunachst auch nur am Rande genannt worden unter anderem von Beverly Halstead 1979 sowie von L Harrison Matthews 1983 der Hinton und Teilhard de Chardin als gemeinsame Urheber vermutete Innerhalb des Natural History Museums sollen unter anderem Kenneth Page Oakley und Errol White Hinton fur den Falscher gehalten haben 22 Hinton selbst war in den 1950er Jahren nach den Enthullungen mehrfach von verschiedenen Personen gefragt worden was er uber die Piltdown Falschung und mogliche Urheber denke Dazu erzahlte er bei verschiedenen Gelegenheiten unterschiedliche Geschichten 2 Brian Gardiner proklamierte schliesslich 1996 zusammen mit Andrew Currant Hinton als Hauptverdachtigen 23 Ihre These stutzten sie auf Analysen von Inhalten eines Schrankkoffers der 1978 in einem Lagerraum nahe Hintons ehemaligem Buro gefunden worden war 6 Der Koffer trug kein volles Namensschild dafur aber die Initialen M A C H 23 wodurch er Hinton zugeschrieben wurde Neben verschiedensten Gegenstanden enthielt er einige menschliche Knochenstucke und ein Knochenstuck eines Mammuts das dem nie identifizierten zusatzlichen Fundstuck von Piltdown ahnelte Alle Gegenstande waren ebenfalls kunstlich gealtert worden Chemische Analysen zeigten dass die dafur verwendeten Farbstoffe mit jenen gleich waren die beim vermeintlichen Piltdown Menschen benutzt worden waren Unabhangig davon wurden in Hintons Nachlass auch einige ebenfalls kunstlich gealterte Zahne gefunden die gewisse Ahnlichkeiten mit dem vermeintlichen damals gesondert aufgefundenen Eckzahn des Piltdown Menschen zeigten Gardiner interpretierte die Gegenstande aus dem Schrankkoffer als Ubungsstucke des Falschers ehe dieser die spater fur den Piltdown Menschen verwendeten Knochenstucke praparierte Als mogliches Motiv von Hinton nannte Gardiner eine Rache an Woodward der ihn nicht fest angestellt hatte Zudem fuhrte Gardiner an dass Hinton fur seine schlechten Scherze bekannt gewesen sei 6 Gardiners Theorie erhielt eine gewisse mediale Aufmerksamkeit in der Fachwelt wurde sie unter anderem von Chris Stringer unterstutzt Der Nature Redakteur David Dickson sprach vom ersten eindeutigen Beweis mit dem man eine konkrete Person beschuldigen kann 7 Andere ausserten sich eher kritisch Edward Thomas Hall schrieb in einer Replik auf Gardiner Hinton sei nicht mehr als eine von nach seiner Zahlung zehn mittlerweile als Falscher bezeichneten Personen Gardiners Analysen seien zwar ein Indiz fur eine mogliche Beteiligung Hintons aber kein eindeutiger Beweis Charles Dawson sei ein wesentlich wahrscheinlicherer Kandidat als Hinton 24 Die Forschung konnte sich auch nach Gardiners Analysen nie auf eine eindeutige und allgemein erkannte Losung fur die Suche nach dem Falscher festlegen Eine von Natural History Museum in den 2010er Jahren durchgefuhrte Studie entlastete sogar Hinton und benannte stattdessen Charles Dawson als wahrscheinlichsten Falscher Die Forscher des Museums analysierten mit modernen Geraten die Piltdown Fundstucke erneut und schlossen aus ihren Ergebnissen dass ein einziger Falscher die Fundstucke prapariert habe 6 da alle Fundstucke auf identische Art und Weise behandelt worden waren 23 Die Studie kam zu dem Schluss dass der Falscher kein professioneller Praparator sondern ein begabter Amateur gewesen sei 6 Das sowie die Umstande des Fundes und die weiteren Entwicklungen nach 1912 wurden eher fur Dawson sprechen Ein angeblich zweiter Fundort wurde von Dawson bis zu seinem Tod 1916 nie benannt danach tauchten auch nie wieder irgendwelche Fundstucke auf 23 Der US amerikanische Historiker William B Ashworth Jr von der Linda Hall Library nahm 2021 daran anschliessend an dass Hinton zwar die im Schrankkoffer gefundenen Gegenstande angefertigt habe aber erst nach den Funden und um zu uberprufen ob eine Falschung uberhaupt moglich ware Er sei also kein verwegener Falscher gewesen sondern vielmehr einer der Ersten die die Piltdown Funde skeptisch beaugt hatten 6 Auszeichnungen Bearbeiten1916 Lyell Fund der Geological Society of London fur seine Arbeiten zu Saugetieren des Pleistozans 1 1922 Foulerton Award der Geologists Association 1 1934 Mitglied der Royal Society 1 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenJournalartikel The Pleistocene deposits of the Ilford and Wanstead district In Proceedings of the Geologists Association Band 16 Nr 6 Februar 1900 S 271 281 doi 10 1016 S0016 7878 00 80047 4 mit Alfred Santer Kennard The relative ages of the Stone Implements of the Lower Thames Valley In Proceedings of the Geologists Association Band 19 Nr 2 1905 S 76 100 doi 10 1016 S0016 7878 05 80061 6 A preliminary account of the British Fossil Voles and Lemmings with some remarks on the pleistocene climate and geography In Proceedings of the Geologists Association Band 21 Nr 10 1910 S 489 507 doi 10 1016 S0016 7878 10 80028 8 The British Fossil Shrews In Geological Magazine Band 8 Nr 12 Dezember 1911 S 529 539 doi 10 1017 S0016756800117625 The Pleistocene Mammalia of the British Isles and Their Bearing upon the Date of the Glacial Period In Proceedings of the Yorkshire Geological Society Band 20 Nr 3 1926 S 325 348 doi 10 1144 pygs 20 3 325 Stranded whales at Dornoch Firth In Natural History Magazine Band 1 1928 S 131 138 Diagnoses of new genera and species of rodents from Indian Tertiary Deposits In Annals and Magazine of Natural History Band 12 Nr 72 1933 S 620 622 doi 10 1080 00222933308673728 ausfuhrlicheres Manuskript unveroffentlicht Bucher Kuratorium des British Museum Hrsg Rats and mice as enemies of mankind Economic Series Band 8 Natural History Museum London 1919 Rivers amp Lakes The Story of Their Development Sheldon Press London 1924 Kuratorium des British Museum Hrsg Monograph of the voles and lemmings Microtinae living and extinct Band 1 Natural History Museum London 1926 zweiter Band unveroffentlichtes Manuskript Herausgeberschaften mit Gerald Edwin Hamilton Barrett Hamilton A History of British mammals Band 16 21 Gurney amp Jackson London 1914 1921 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikispecies Martin Alister Campbell Hinton ArtenverzeichnisLiteratur BearbeitenR J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 Brian Gardiner The Piltdown forgery a re statement of the case against Hinton In Linnean Society of London Hrsg Zoological Journal of the Linnean Society Band 139 Nr 3 2003 S 315 335 doi 10 1046 j 1096 3642 2003 00079 x Karolyn Shindler Martin Hinton The innate habits of a squirrel In Natural History Museum Hrsg Evolve Nr 16 2013 S 31 35 org uk PDF Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 155 157 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 a b c d e f g Karolyn Shindler Martin Hinton The innate habits of a squirrel In Natural History Museum Hrsg Evolve Nr 16 2013 S 31 35 org uk PDF Brian Gardiner The Piltdown forgery a re statement of the case against Hinton In Linnean Society of London Hrsg Zoological Journal of the Linnean Society Band 139 Nr 3 2003 S 324 doi 10 1046 j 1096 3642 2003 00079 x R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 167 170 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 Stephanie Kusma 100 Jahre Piltdown Man In nzz ch Neue Zurcher Zeitung 19 Dezember 2012 abgerufen am 18 Oktober 2022 englisch a b c d e f g h i William B Ashworth Jr Scientist of the Day Martin Alister Hinton In lindahall org Linda Hall Library 29 Juni 2021 abgerufen am 18 Oktober 2022 englisch a b Sarah Lyall Piltdown Man Hoaxer Missing Link Is Found In nytimes com New York Times 25 Mai 1996 abgerufen am 18 Oktober 2022 englisch Brian Gardiner The Piltdown forgery a re statement of the case against Hinton In Linnean Society of London Hrsg Zoological Journal of the Linnean Society Band 139 Nr 3 2003 S 322 323 doi 10 1046 j 1096 3642 2003 00079 x a b c R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 161 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 a b Eintrag zu Hinton Martin Alister Campbell In Who s Who A amp C Black London 1957 Seitenzahl unbekannt Eintrag online verfugbar auf der Website der Clark University englisch R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 166 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 Brian Gardiner The Piltdown forgery a re statement of the case against Hinton In Linnean Society of London Hrsg Zoological Journal of the Linnean Society Band 139 Nr 3 2003 S 331 doi 10 1046 j 1096 3642 2003 00079 x Brian Gardiner The Piltdown forgery a re statement of the case against Hinton In Linnean Society of London Hrsg Zoological Journal of the Linnean Society Band 139 Nr 3 2003 S 321 doi 10 1046 j 1096 3642 2003 00079 x a b c R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 157 160 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 a b c R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 160 161 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 162 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 161 162 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 163 164 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 a b c R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 165 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 a b R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 163 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 a b R J G Savage Martin Alister Campbell Hinton 1883 1961 In Royal Society Hrsg Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 9 November 1963 ISSN 0080 4606 S 154 170 hier S 164 doi 10 1098 rsbm 1963 0008 Brian Gardiner The Piltdown forgery a re statement of the case against Hinton In Linnean Society of London Hrsg Zoological Journal of the Linnean Society Band 139 Nr 3 2003 S 315 f doi 10 1046 j 1096 3642 2003 00079 x a b c d Piltdown man In britannica com Encyclopaedia Britannica abgerufen am 18 Oktober 2022 englisch Edward Thomas Hall Riddle of the tenth man In Nature Band 381 Nr 6585 27 Juni 1996 S 728 doi 10 1038 381728a0 clarku edu Normdaten Person GND 1055433589 lobid OGND AKS LCCN n87148614 VIAF 117222818 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hinton MartinALTERNATIVNAMEN Hinton Martin Alister Campbell vollstandiger Name Hinton M A C Hinton MAC Hinton Martin A C KURZBESCHREIBUNG britischer Zoologe und GeologeGEBURTSDATUM 29 Juni 1883GEBURTSORT LondonSTERBEDATUM 3 Oktober 1961 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Hinton amp oldid 230403418