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Dieser Artikel behandelt den Bergsturz Zum Naturschutzgebiet siehe Marocche di Dro FFH Gebiet Marocche di Dro bezeichnet ein Bergsturzgebiet im Sudwesten der italienischen Provinz Trient Es ist in Teilen ein Naturschutzgebiet das zum Netzwerk der Natura 2000 Schutzgebiete gehort Die Marocche di Dro Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geographie 2 1 Abgrenzung 2 2 Gliederung 2 2 1 Masi di Lasino 2 2 2 Marocche 2 2 3 Kas 2 3 Geologie 2 4 Palaogeographie 3 Flora und Fauna 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Name Marocche leitet sich aus dem Wort maroch ab das im trentiner Dialekt einen Stein oder Felsblock bezeichnet Er wird im Trentino auch auf andere Bergsturz und Erdrutschbereiche angewandt wird wie der Marocca di Torbole oder Marocca di Passo San Giovanni deren Sturzhalden durch grosse Stein oder Felsblocke gekennzeichnet ist Der Name Marocche wurde im Laufe der Zeit als geologischer Fachbegriff ubernommen und bezeichnet Schuttmassen die auf Erdrutsche zuruckzufuhren sind und in der Folge als Erratischer Block von Gletschern verfrachtet wurden Eine Definition die allerdings im Falle der Marocche di Dro irrefuhrend ist 1 2 3 4 Geographie BearbeitenAbgrenzung Bearbeiten Das Gebiet liegt etwa 12 km nordostlich des Gardasees im unteren Sarcatal Letzteres ist wie der Gardasee von der Judikarien Linie einer tektonischen Storungslinie beeinflusst und verlauft parallel zu dieser Linie von Nordosten nach Sudwesten Die Schutt und Blockhalden der Marocche di Dro erstrecken sich im Talboden von Nordosten nach Sudwesten vom Ort Pietramurata 248 m s l m bis nordlich von Dro 124 m s l m und werden vom Fluss Sarca durchquert Sie werden nordlich und sudlich von Schwemmebenen abgegrenzt Eingebettet sind sie auf der Westseite vom Bergrucken des Monte Casale 1634 m und Monte Brento 1544 m und im Osten vom Dos Salin 802 m der das untere Sarcatal vom Cavedinetal mit dem Monte Bondone Monte Stivo Bergrucken abgrenzt Im ostlichen Bereich des Bergsturzgebiets unterhalb des Dos Salin liegt der Cavedinesee Mit dem Lago Solo auch als Laghisol bezeichnet und dem Lago Bagatolli befinden sich zwei weitere kleinere Wasserflachen im Bereich der Marocche di Dro Gliederung Bearbeiten Die Marocche von Dro sind eines von mehreren Bergsturz und Bergrutschgebieten die am Unterlauf der Sarca sowohl auf der orographisch linken als auch auf der rechten Talseite ihre Spuren hinterlassen haben Es bezeichnet genau genommen das Ablagerungsgebiet von mehreren zeitlich unterschiedlich stattgefundenen Bergsturzen und Bergrutschen Der Geologe Giovanni Battista Trener der sich als erster ausfuhrlicher mit den Marocche di Dro beschaftigt hat unterschied 1924 anhand lithostratigraphischer und geomorphologischer Kriterien sowie anhand der Textur des Gesteins insgesamt zwolf verschiedene Ablagerungsgebiete im Sarcatal funf davon im Bereich der Marocche di Dro Die drei grossten sind von Nord nach Sud Masi di Lasino Marocche und Kas 5 6 nbsp Das Valle dei Laghi mit Blickrichtung Suden mit dem Cavedinesee und den Marocche nbsp Das Tal mit Blickrichtung Norden links der Bergkamm des Monte Brento Casale nbsp Cavedinesee mit dem zugewachsenen Marocche Bergsturz rechts dem vegetationslosen Kas Bergsturz links nbsp Der Kas Bergsturz mit Blickrichtung Dro nbsp Die hugelartige Landschaft in den MaroccheMasi di Lasino Bearbeiten Bergrutsch auf der orographisch linken Talseite des Sarcatals nordwestlich des Cavedinesees und damit auch der einzige der sich im Bergsturzgebiet Marocche di Dro von der linken Talseite gelost hat Die Abbruchstelle liegt auf dem Bergrucken westlich von Lasino der das Sarcatal vom Cavedinetal trennt in einer Hohe zwischen 625 m und 537 m so dass der Bergrutsch einen maximalen Hohenunterschied von etwa 410 m zurucklegte Die Schutt und Blockhalde hat eine Lange von 1 7 km und ist bis zu 2 6 km breit Sie ragt auf einer Flache von fast 1 3 km aus der Umgebung auf und hat eine Starke von bis zu 60 m Teile der Halde sind von der spater entstandenen Schwemmebene der Sarca zugeschuttet worden dabei beim Ort Pergolese einige charakteristische Tomahugel herausragen auf denen zum Teil Gebaude stehen Im Suden und Westen werden die Ablagerungen teilweise von der Halde der Marocche uberlagert 7 Marocche Bearbeiten Auch als Marocca principale bezeichnet Das Ablagerungsgebiet des Bergsturzes erstreckt sich auf einer Lange von 5 km von Pietramurata im Norden bis zum Tomahugel Sant Abbondio bei Dro Letzterer wird zum Teil auch als eigenstandiges Bergsturzereignis betrachtet Die Breite der Halde variiert zwischen 1 5 und 2 km und erreicht im Suden bei Sant Abbondio sogar 3 km Sie bedeckt eine Flache von 10 km und hat ein Volumen von 1 km3 Sie ist damit die mit Abstand grosste Halde des Bergsturzgebietes Marocche di Dro und turmt sich bis auf eine Hohe von etwa 320 m auf dabei erreicht sie eine Starke von etwa 130 m Die Abbruchstelle an der orographisch rechten Talseite reicht vom Monte Casale bis zum Monte Granzoline und wahrscheinlich daruber hinaus bis zum Monte Brento Das Geroll des Bergsturzes legte eine Strecke von geschatzt 5 8 km zuruck querte das Sarcatal in seiner ganzen Breite und brandete am Doss Salin bis auf eine Hohe von 570 m auf Das Ablagerungsgebiet ist relativ eben und mit Niederwald bewachsen grossere Felsblocke sind nur im nordostlichen Bereich und westlich des Cavedinesees anzutreffen Im Suden wird sie von der Blockhalde des Bergsturzes Kas uberlagert 8 Kas Bearbeiten Die Sturzhalde des Kas Bergsturzes ist etwa 3 km lang und 0 5 bis 1 5 km breit Sie schwabte auf der gegenuberliegenden Talseite etwa 100 m in die Hohe und bedeckt eine Flache von etwa 3 5 km dabei uberlagert sie das sudliche Ablagerungsgebiet des Marocche Bergsturzes Die Halde besitzt eine geschatzte Starke von 80 m so dass von einem Volumen von 300 Millionen m3 ausgegangen werden kann Die Abbruchstelle ist am Monte Brento und am sudlich angrenzenden Monte La Costa an der orographisch rechten Talseite deutlich erkennbar Sie liegt deutlich unter dem Gipfelgrat und der dazwischen liegende starker verwitterte Bereich gehort zur Abbruchstelle des Marocche principale Bergsturzes Charakteristisch fur die Morphologie des Ablagerungsgebietes des Kas Bergsturzes sind die in Langsrichtung von der Abbruchwand kreisformig ausgehenden etwa 5 bis 10 m hohen Schuttwalle Das ostliche Ende der Halde ist von mehreren Metern hohen quer zum Ablagerungsgebiet verlaufenden Wallen gekennzeichnet Die Halde ist eine vegetationsarme Blockhalde und als solche gut im Gelande auszumachen Die teilweise hausgrossen Gesteinsblocke erreichen Kantenlangen von etwa 20 m und treten insbesondere im Bereich des Sees Laghisol auf 9 Geologie Bearbeiten Das Abblagerungsgebiet der Marocche di Dro setzt sich aus verschiedenen Formationen von Sedimentgesteinen zusammen darunter insbesondere Graukalke die sich auf der Tridentinische Schwelle im Unterjura gebildet haben Des Weiteren sind Oolithe sowie Ammonitico Rosso vom Monte Casale anzutreffen 10 nbsp Gerollhalde mit Abbruchstelle Monte Brento rechts und Monte Costa links nbsp Lehrpfad durch das Biotop nbsp Der stark zugewachsene See Laghisol nbsp Beispielhafte Kolonisation der Gerollhalden nbsp Das Wasserkraftwerk Fies im Ersten Weltkrieg mit den noch nicht aufgeforsteten Marocche dahinterPalaogeographie Bearbeiten Uber die Entstehungsgeschichte der Marocche di Dro wurde ab dem 19 Jahrhundert unter Wissenschaftlern diskutiert So betrachtete ein kleinerer Teil der Wissenschaftler die Marocche als glazialen Ergebnis die nichts weiter als die Morane des durch das Sarcatals verlaufenden Gletschers der letzten Kaltzeit darstelle Dieser Annahme stand die Hypothese gegenuber dass die Marocche auf ein katastrophales Ereignis und zwar auf einen Bergsturz zuruckzufuhren sei Ein dritter theoretischer Ansatz fuhrte die Marocche zwar ebenfalls einen Bergsturz zuruck dessen Halde aber von einem Gletscher verformt worden sei Als Ausloser des Bergsturzes wurde lange Zeit angenommen dass dieser im Nachlassen des Gegendrucks aufgrund des Abschmelzens des Gletschers zuruckzufuhren sei Die unterschiedlichen Fazies und die tektonische Storungslinie hatten dabei zur Instabilitat beigetragen In den 1980er Jahren wurden dann auch seismische Wellen infolge von starken Erdbeben als Ausloser in Erwagung gezogen 11 12 In den 1990er Jahren mit Hilfe der Radiokohlenstoffmethode festgestellt dass der erste der Bergsturze sich fruhestens zwischen 2950 und 2600 v Chr und der letzte Kas fruhestens zwischen 400 und 200 v Chr ereignete 13 Anhand der Oberflachenexpositionsdatierung war es moglich in den 2010er Jahren mittels der Chlor Methode das Alter der beiden Bergsturze Marocche und Kas genauer zu bestimmen Fur den Marocche Bergsturz ergab sich aus den gewonnenen Daten ein Alter von 5300 860 Jahren und fur Kas ein Alter von 1080 160 Jahren 14 Aufgrund dieser Ergebnisse konnte ausgeschlossen werden dass der Marocche Bergsturz in einem direkten Zusammenhang mit dem Abschmelzen des Etschgletschers steht so war der nur wenige Kilometer sudlich liegende Gardasee vor etwa 17 000 Jahren bereits eisfrei Der Marocche Bergsturz fallt in eine Zeitperiode in der sich auch andere Bergsturze in den Alpen zugetragen haben und auf Klimawschwankungen in diesem Fall zu einem kalteren und niederschlagsreicheren Wetter zuruckgefuhrt werden konnen die zur Instabilitat der Bergflanken beitrugen Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden dass der Bergsturz durch ein Erdbeben ausgelost worden ist 15 Ein Erdbeben war dagegen sehr wahrscheinlich Ausloser fur den wesentlich jungeren Kas Bergrutsch gewesen In dem mittels Chlor Methode ermittelten Zeitraum des Bergrutsches sind zwei starkere Erdbeben beide mit Starke IX MCS dokumentiert Zum einen das Erdbeben von Verona von 1117 und zum anderen das Erdbeben von 1046 im etwa elf Kilometer entfernten Etschtal Aufgrund der Nahe kommt das Erdbeben von 1046 als Ausloser des Kas Bergsturzes durchaus in Frage 15 Damit wurde auch widerlegt dass der Kas Bergsturz in romischer Epoche stattfand Eine Hypothese die aufgestellt wurde nachdem bei Grabungen beim Bau des Wasserkraftwerkes Dro in den 1920er Jahren die Reste eines zeitlich nicht naher bestimmbaren Dachziegels gefunden wurde der spater verloren ging und der von Trener mit der historisch nicht belegbaren romischen Siedlung Kas in Verbindung gebracht wurde 15 Nachweisbar ist dagegen dass infolge der Bergsturze sich der Lauf der Sarca mehrmals anderte auch wenn die einstige Lage des Flusslaufes zwischen den Bergsturzen Marocche und Kas umstritten ist Nordlich des Bergsturzgebietes staute sich die Sarca jedenfalls zu einem See auf dessen Uberbleibsel im Suden der Lago di Cavedine darstellt und der sich ursprunglich uber die Schwemmebene bei Sarche bis zum Tobliner See und dem Massenza See ausdehnte Aufgrund des Fehlens von Siedlungen in der Schwemmebene ist anzunehmen dass dieser Bereich lange Zeit sumpfig und unbewohnbar war Davon zeugen auch die Siedlungen bei Pergolese die zum Teil auf Tomahugeln des Masi di Lasino Bergsturzes errichtet wurden und aus der Schwemmebene herausragen 16 Flora und Fauna Bearbeiten Hauptartikel Marocche di Dro FFH Gebiet Die Marocche von Dro sind seit 1989 teilweise ein Naturschutzgebiet das seit 1995 Teil des Natura 2000 Netzwerkes ist Es stellt aufgrund der uberwiegend wustenartigen Gerollhalden besondere Anforderungen Dabei haben es die Pflanzen geschafft das Ablagerungsgebiet beispielhaft zu kolonialisieren In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden insbesondere die Randbereiche der Marocche mit Schwarzkiefern See Kiefern Griechischer Tanne und Mittelmeer Zypressen aufgeforstet Insbesondere im Bereich des Wasserkraftwerke Fies und Dro wurde der Bereich der Wasserbauten mit Schwarzkiefern verschont Eine Art die im Trentino sonst nicht heimisch ist und sich als sehr anfallig fur Schadlinge erwiesen hat 17 Literatur BearbeitenAgenzia per la protezione dell ambiente e per i servizi tecnici APAT Hrsg Note illustrative della Carta geologica d Italia 1 50 000 Foglio 080 Riva del Garda S EL CA Rom 2005 Michele Bassetti Studio geomorfologico sulle Marocche di Dro Trentino occidentale In Studi Trentini di Scienze Naturali Acta Geologica Band 72 1995 Trient 1997 ISSN 0392 0534 S 5 30 Michele Bassetti Nicola Cappellozza et al Modificazioni geomorfolgiche e aspetti geoarcheologici del territorio del Sommolago Elementi per una ricostruzione del paesaggio In Gian Pietro Brogiolo Hrsg APSAT 3 Paesaggi storici del Sommolago SAP Societa Archeologica srl Mantua 2013 ISBN 978 88 87115 78 9 Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy In Quaternary Science Reviews N 169 August 2017 ISSN 0277 3791 S 188 205 Paolo Minghetti Piccola guida botanica al biotopo Marocche Provincia Autonoma di Trento Trient 2001 M Scheuber Zur Geologie der Bergsturzmassen im unteren Sarca Tal Arb Inst Geol Palaont Univ Stuttgart 1988 OCLC 797881857 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marocche di Dro Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Piccolo vocabolario Trentino Italiano In arcopoesia wordpress com Abgerufen am 14 Juli 2020 italienisch Agenzia per la protezione dell ambiente e per i servizi tecnici APAT Hrsg Note illustrative della Carta geologica d Italia 1 50 000 Foglio 080 Riva del Garda S 79 80 Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 189 Michele Bassetti Nicola Cappellozza et al Modificazioni geomorfolgiche e aspetti geoarcheologici del territorio del Sommolago Elementi per una ricostruzione del paesaggio S 20 Michele Bassetti Nicola Cappellozza et al Modificazioni geomorfolgiche e aspetti geoarcheologici del territorio del Sommolago Elementi per una ricostruzione del paesaggio S 14 Michele Bassetti Studio geomorfologico sulle Marocche di Dro Trentino occidentale S 16 17 Michele Bassetti Studio geomorfologico sulle Marocche di Dro Trentino occidentale S 17 18 26 Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 193 Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 195 199 Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 189 Michele Bassetti Studio geomorfologico sulle Marocche di Dro Trentino occidentale S 16 Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 199 M Bassetti Studio geomorfologico sulle Marocche di Dro Trentino occidentale In Studi Trent Sci Nat Acta Geol Band 72 1995 S 5 30 Zitiert in Michele Bassetti Andrea Borsato Evoluzione geomorfologia della Bassa Valle dell Adige dall ultimo massimo glaciale sintesi delle conoscenze e riferimenti ad aree limitrofe PDF 4 9 MB In Studi Trent Sci Nat Acta Geol Band 82 2005 S 36 f Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 194 198 a b c Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 202 Susan Ivy Ochs Silvana Martin Paolo Campedel et al Geomorphology and age of the Marocche di Dro rock avalanches Trentino Italy S 199 Paolo Minghetti Piccola guida botanica al biotopo Marocche S 99 45 98713 10 93718 Koordinaten 45 59 13 7 N 10 56 13 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marocche di Dro amp oldid 228493888