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Die St Marien Kirche in Anklam ist die altere der beiden grossen Stadtkirchen der Hansestadt Anklam in Mecklenburg Vorpommern im Stile der Backsteingotik Als Denkmal nationaler Bedeutung wurde die Marienkirche vor allem wegen ihrer aussergewohnlichen Wandmalereien anerkannt die zum grossten Teil aus der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts stammen Marienkirche mit asymmetrischem Turm bekront vom Notdach der Nachkriegszeit im Sudosten der Sakristeianbau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Ausseres 2 2 Turm 2 3 Ausstattung 2 4 Schurfmale 2 5 Orgeln 2 6 Apostelglocke 2 6 1 Daten 2 6 2 Geschichte 2 6 3 Beschreibung 2 6 4 Gegenwart 3 Nutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Marienkirche rechts mit ihrem historischen Spitzhelm links die Nikolaikirche Zeichnung von 1724 Kunstler unbekannt 1296 wird die Marienkirche erstmals urkundlich erwahnt der Bau durfte jedoch 40 Jahre fruher begonnen worden sein Ursprunglich handelte es sich um eine romanische Kirche mit Doppelturmanlage die noch wesentlich alter einzuordnen ist und dann gotisch uberbaut wurde Der romanische Turm ist noch heute im Mauerwerk des gotischen Nachfolgers erkennbar Hieraus erklart sich die asymmetrische Stellung des Turmes zum Kirchenschiff da der Plan einer gotischen Doppelturmanlage nach dem Vorbild der Lubecker Marienkirche bereits im 15 Jahrhundert aufgegeben wurde An der Stelle des zweiten nicht errichteten Turmes wurde eine Kapelle errichtet Bis zum Ende des 15 Jahrhunderts erhielt die Marienkirche ihr heutiges Aussehen Trotz schwerer Kriegsschaden besonders bei dem Luftangriff vom 9 Oktober 1943 dem Verlust des Turmhelmes und von Gewolbeteilen am sudlichen Seitenschiff uberstand die Marienkirche im Gegensatz zur Nikolaikirche den Krieg relativ gut und konnte schon 1947 wiedereingeweiht werden Wesentliche Teile der Innenausstattung gingen am Auslagerungsort Schloss Schwerinsburg verloren Beschreibung BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Sudansicht des Kirchturmes mit ihren typisch gotischen SpitzbogenDer Backsteinbau ist eine dreischiffige Hallenkirche mit spatromanischem Chor sowie Sakristei und einem vierstockigen Turm Kirchenschiff und Chor werden von grossen Satteldachern bedeckt ebenso die kleinere Sakristei Turm Bearbeiten Die Gestaltung des Turmaufbaus anderte sich im Laufe der Zeit mehrfach 1816 ersetzte man den durch Brand zerstorten Spitzhelm durch einen niedrigeres Pyramidendach Im Jahr 1884 brannte der niedrige Turmhelm ebenfalls nach einem Blitzschlag ab daraufhin wurden die vier Giebel des Turms neu erbaut und dabei wesentlich erhoht und die Marienkirche mit einem gotischen Spitzhelm versehen ahnlich wie bei der Nikolaikirche in Anklam der eine Hohe von etwa 100 Metern erreichte Die neue Turmspitze wurde 1888 vollendet Bei einem Bombenangriff 1943 wurde diese Konstruktion zerstort und nur drei der ehemals vier Giebel blieben stehen Der Turm erhielt nach dem Krieg ein schlichteres Satteldach mit nur noch zwei Giebeln und hat heute eine Hohe von 64 Metern Ausstattung Bearbeiten nbsp Marienfigur des ehemaligen Hochaltars jetzt in der Nordwestkapelle befindlich nbsp Ehemaliger Hauptaltar der Marienkirche 7 20 m breit und 5 60 m hoch 1945 am Auslagerungsort Schwerinsburg vermutlich zum grossen Teil vernichtet Die erhaltene lebensgrosse Marienfigur ist hier vom Kruzifix verdeckt nbsp Taufstein der Marienkirche nbsp Schuke Orgel der Marienkirche nbsp Blick nach OstenUberregionale Bedeutung erlangte die Marienkirche nach der Wiederentdeckung ihrer aussergewohnlich gut erhaltenen Innenausmalung die 1936 37 an Pfeilern und Gurtbogen freigelegt wurde und in die erste Halfte des 14 Jahrhunderts zu datieren ist Im Gegensatz zu den meisten Beispielen mittelalterlicher Wandmalerei in Norddeutschland vermittelt die Ausmalung der Anklamer Marienkirche einen nahezu vollstandig erhaltenen Raumeindruck Florale und geometrische Muster teils in Fresco teils in Fresco secco Technik ausgefuhrt bedecken die oktogonalen Pfeiler des Langhauses Die Scheidbogenlaibungen tragen 24 Heiligendarstellungen die in architektonischen Rahmungen sehr detailliert dargestellt sind Sie konnen ikonografisch nur teilweise eindeutig identifiziert werden Retabelartige Malereien an den Pfeilern zeigen unter anderem Kreuzigungsszenen und Heiligendarstellungen die in naher stilistischer Beziehung zu ahnlichen Malereien in der St Nikolai Kirche zu Stralsund stehen Das Taufbecken aus gotlandischem Kalkstein stammt aus der Zeit um 1330 Ebenfalls aus der Nikolaikirche stammen die Gestuhlwangen des Chorgestuhls aus dem fruhen 15 Jahrhundert die unter anderem eine aussergewohnliche Darstellung des pommerschen Wappentieres des Greifen zeigen Viele Teile der wertvollen Ausstattung von St Marien wurden wahrend des Zweiten Weltkrieges in das Gut Schwerinsburg ausgelagert Als dieses 1945 ausbrannte gingen die Kunstgegenstande zum grossen Teil verloren Vom Hauptaltar blieb nur die grosse Marienfigur aus dem spaten 15 Jahrhundert erhalten die heute in der nordwestlichen Marienkapelle steht Schurfmale Bearbeiten An den Kapellen des sudlichen Hauptschiffes aus der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts sind in der Backsteinoberflache zahlreiche Schurfmale erhalten Die auch Napfchen Rund oder Schabemarken Wetzmulden oder rillen Schalen oder Schwanensteine genannten Ausarbeitungen im Ziegelmauerwerk erfuhren unzahlige Deutungsversuche man schrieb sie unterschiedlichsten Anlassen und Aktivitaten infolge von Krieg Volksmedizin Pilgerei Vertragsabschlussen Heimatverbundenheit etc zu Die zeitliche Einordnung der Anklamer Schurfmale in die Zeit um 1500 lasst es denkbar erscheinen dass hier Steinstaub als Heilmittel fur milch oder kinderlose Frauen entnommen wurde 1 Orgeln Bearbeiten Die Hauptorgel wurde 1962 1970 vom Alexander Schuke Potsdam Orgelbau unter Leitung von Hans Joachim Schuke als Opus 326 erbaut Das Schleifladen Instrument hat 30 Register mit 2214 Pfeifen auf zwei Manualen und Pedal Die Trakturen sind mechanisch 2 I Hauptwerk C f31 Quintadena 16 2 Principal 8 3 Dulzflote 8 4 Koppelflote 8 5 Octave 4 6 Rohrflote 4 7 Nasat 2 2 3 8 Nachthorn 2 9 Mixtur V10 Scharff Cymbel III11 Trompete 8 II Unterwerk C f312 Gedackt 8 13 Quintadena 8 14 Principal 4 15 Holzflote 4 16 Octave 2 17 Sesquialtera II18 Floten Cymbel II19 Scharff IV20 Regal 8 Tremulant Pedal C f121 Principal 16 22 Subbass 16 23 Octave 8 24 Spitzflote 8 25 Hohlflote 4 26 Rauschpfeife IV27 Rohrflotbass II28 Hintersatz V29 Posaune 16 30 Trompete 4 Koppeln II I I P II PSchuke baute 1972 fur die Marienkapelle ein Orgelpositiv mit 5 Registern Opus 429 2016 baute dieselbe Firma eine Truhenorgel Apostelglocke Bearbeiten Im Turm befindet sich die so genannte Apostelglocke des bekannten mittelalterlichen Glockengiessers Rickert de Monkehagen von 1450 die ursprunglich eine der Glocken im funfstimmigen Gelaut der Anklamer Nikolaikirche war Sie ist die grosste erhaltene mittelalterliche Glocke in Mecklenburg Vorpommern und die drittgrosste Glocke Vorpommerns Daten Bearbeiten Die Glocke weist die Durchmesser von 1824 1820 1790 mm aus der Schlagring dickster Bereich der Glocke an den der Kloppel schlagt ist 139 5 mm dick Die schrage Hohe bis Steg betragt 1336 mm die Hohe ohne Krone 1645 mm Sie wiegt etwa 4 500 kg Nennton Schlagton Unterton Prime Terz Quinte Oberoktave Dezime Duodezime Quatuordezime Doppeloktave Nachhallh0 10 c0 1 5 ais0 7 5 d1 15 fis1 3 h1 10 dis2 3 fis2 3 a2 11 h2 11 12 15 45 secGeschichte Bearbeiten Die Apostelglocke wurde aufgrund ihrer kunsthistorischen Bedeutung zusammen mit zwei weiteren mittelalterlichen Glocken der Nikolaikirche von der Beschlagnahmung wahrend des Zweiten Weltkriegs zuruckgestellt Die Glocken der Marienkirche sowie zwei Glocken der Nikolaikirche aus der Barockzeit wurden dagegen im Turm zerschlagen und eingeschmolzen Wahrend der letzten Kriegstage wurde die Nikolaikirche nach Artilleriebeschuss durch abziehende deutsche Truppen schwer zerstort der Turm brannte dabei aus Die Glocken konnten aufgrund der starken Beschadigung des Turmes nach Kriegsende nicht geborgen werden Im Herbst 1945 sturzten bei einem Sturm die Giebel des Turmes der Nikolaikirche ein und zerschlugen die Geschossdecken Dabei sturzten die drei Glocken etwa 50 Meter in die Tiefe Bei der Suche nach den Bronzeresten in den Trummern fand man die kleineren Glocken zerstort die Apostelglocke jedoch nur leicht beschadigt Die Krone der Glocke war abgeschlagen und durch die grosse Hitze im brennenden Turm war es zu Verformungen und Zinnausschwitzungen gekommen Dadurch hat das Klangbild der Glocken zwar Einbussen erfahren dennoch verfugt sie nach wie vor uber eine erstaunliche Klangqualitat Man hing die Glocke in der benachbarten Marienkirche auf die ab 1947 wieder genutzt werden konnte Aus dem Material der zwei zerstorten Schwesterglocken goss die Glockengiesserei in Apolda zwei neue Glocken mit den Schlagtonen d1 11 und e1 9 Diese wurden aufgrund ihrer schlechten klanglichen Qualitat 2014 ausser Dienst gestellt Die kleinere Glocke verblieb als Zeitdenkmal im Turm das Material der grosseren Glocke wurde fur ein neues Gelaut wiederverwendet Beschreibung Bearbeiten nbsp Apostelglocke in der ehemaligen Glocknerstube des Turmes unterhalb des funfstimmigen GelautsDie Glocke ist an der Schulter der obere Glockenbereich unter der Inschriftenzeile und unter der Krone an der sie aufgehangt wird mit Ritzzeichnungen in Form von zwolf Medaillons mit Portrats der zwolf Apostel dekoriert die ihr auch den Namen gaben Das Schriftband oberhalb der Medaillons enthalt in grossen gotischen Minuskeln mit Rauten als Worttrennern die Inschrift ave maria rex glorie criste veni cum pace amen Anno d omi ni m cccc l Des Weiteren sind auf der Glockenflanke Ritzzeichnungen verschiedener Heiliger und eine Kreuzigungsgruppe Hier findet sich auch das Giesserzeichen von Monkehagen nbsp sowie ein weiteres bisher ungelostes Gegenwart Bearbeiten Die Glockenanlage mitsamt dem Glockenstuhl wurde 2014 durch die Evangelische Kirchengemeinde Anklam saniert und mit funf neuen Glocken der Glockengiesserei Bachert Karlsruhe ausgestattet Die Apostelglocke erhielt dabei ein gerades Holzjoch sowie einen neuen Kloppel und wurde in einem eigenen Glockenstuhl in der Etage unterhalb der bisherigen Glockenstube aufgehangt 3 4 Die Einweihung erfolgte am 5 Oktober 2014 5 Die Apostelglocke lautet seitdem zu hohen kirchlichen Feiertagen nachdem sie in den Jahrzehnten zuvor aufgrund der ungeeigneten Aufhangung am verkropften Joch stillgelegt war Nutzung Bearbeiten nbsp Weithin sichtbares Ziffernblatt der Turmuhr auf der SudseiteDie Kirche ist Gottesdienst und Veranstaltungsraum der Evangelischen Kirchengemeinde Anklam in der Propstei Pasewalk im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland In der Marienkirche finden in den Sommermonaten die Konzerte der traditionsreichen Anklamer Sommermusikreihe statt Literatur BearbeitenSchicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Hrsg Gotz Eckardt Henschel Verlag Berlin 1978 Band 1 Darin Arno Krause Bezirk Neubrandenburg Anklam S 100 101Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Marienkirche in der Landesbibliographie MV Suche nach Marienkirche Anklam In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Marienkirche Anklam im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Evangelische Kirchengemeinde Anklam Interaktiver Rundgang durch die Marienkirche Evangelische Kirchengemeinde Neueste Ergebnisse der Bauforschung durch J C Holst im Portal Europaische Route der Backsteingotik Brick Gothic Heritage Dokumentation der Zeit StiftungEinzelnachweise Bearbeiten Steffen Orgas Schurfmale an der Anklamer Marienkirche Ausdruck einer verborgenen geduldeten oder liturgischen Tradition In Pommern Zeitschrift fur Kultur und Geschichte 54 Jg Heft 2 2016 S 44 48 Nahere Informationen zur Orgeln Abgerufen am 20 September 2023 Beschreibung bei der Evangelischen Kirchengemeinde Anklam Memento vom 31 Januar 2016 im Internet Archive http www wamsiedler de eine stimme fur anklam das glockenprojekt der marienkirche in anklam Das Glockenprojekt der Marienkirche in Anklam http www anklamer glocken de index html53 855833333333 13 684722222222 Koordinaten 53 51 21 N 13 41 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Anklam amp oldid 238268832