www.wikidata.de-de.nina.az
Marie Joseph Blaise de Chenier 11 Februar 1764 in Konstantinopel 10 Januar 1811 in Paris war ein franzosischer Schriftsteller Er gilt als bedeutendster Dramatiker der Franzosischen Revolution ist heute aber so gut wie vergessen Marie Joseph Chenier Jean Baptiste Huet 1788 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 2 Werke nach dem franzosischen Wiki 3 Werkausgaben 4 WeblinksLeben und Schaffen BearbeitenMarie Joseph Chenier wie er in den Literaturgeschichten meistens heisst war der knapp anderthalb Jahre jungere Bruder des heute bekannteren und als bedeutender betrachteten Autors Andre Chenier Er wurde geboren in Konstantinopel heute Istanbul als Sohn eines dort zum Geschaftsmann gewordenen franzosischen Adeligen und einer Angehorigen der damals noch starken griechischen Minderheit der Stadt 1765 ging die Familie nach Frankreich zunachst nach Paris Wahrend der Vater wenig spater den Posten des franzosischen Konsuls in der marokkanischen Hafenstadt Sale antrat blieb die Mutter mit den beiden alteren Kindern in Paris Die beiden jungeren Marie Joseph und Andre wurden einem Onkel in Carcassonne anvertraut 1773 kamen beide ebenfalls nach Paris wo sie das College de Navarre besuchten und im Salon ihrer geistig interessierten Mutter Literaten Kunstler und Gelehrte kennenlernten 1781 also eben funfzehnjahrig begann Chenier eine militarische Karriere als Kadett in einem Dragoner Regiment in Niort Zwei Jahre spater gab er sie jedoch auf ging nach Paris zu seiner Familie zuruck und folgte seinen literarischen Neigungen ganz wie sein Bruder Andre der im selben Jahr einen noch kurzeren Versuch bei einem Regiment in Strassburg abgebrochen hatte Schon 1785 wurde dank der Vermittlung des mit der Familie befreundeten Dramatikers Palissot ein erstes Stuck von ihm angenommen und aufgefuhrt die heroische Komodie Edgar roi d Angleterre ou Le Page suppose Das Stuck fiel aber durch ebenso 1787 sein zweites die Voltaire imitierende Tragodie Azemire 1788 stellte Chenier sein nachstes Stuck fertig die in der beruchtigten Bartholomausnacht 1572 spielende historische Tragodie Charles IX ou La Saint Barthelemy 1790 gedruckt und 1797 umgearbeitet zu Charles IX ou L Ecole des rois Es wurde zwar von der Comedie Francaise angenommen jedoch von der Zensur nicht freigegeben Denn die Figuren ein wankelmutiger Konig eine ihn manipulierende Konigin ein machtgieriger hochadeliger Hofling ein skrupellos die Interessen der Kirche verfolgender Kardinal ein rechtschaffener aber machtloser Kanzler burgerlicher Herkunft und ein am Ende ermordeter Philosoph und Reformer verkorperten gar zu offenkundig politische Akteure im Frankreich der Zeit d h unmittelbar vor Ausbruch der Revolution Erst Ende 1789 nach langen in der Offentlichkeit gefuhrten Diskussionen uber die Freiheit des Theaters in die Chenier selbst mit zwei Streitschriften eingriff und dank einer stark veranderten politischen Situation konnte das Stuck aufgefuhrt werden Es erlebte nun auch an Provinztheatern einen triumphalen Erfolg und wurde zum meistgespielten allerdings auch heftig angefeindeten franzosischen Drama der fruhen 1790er Jahre In der Titelrolle begrundete der Schauspieler Francois Talma seinen Ruhm Ahnlich wie dem Charles IX erging es Anfang 1789 einem weiteren Stuck Cheniers Henri VIII ou La Tyrannie das ebenfalls von der Comedie Francaise angenommen wurde aber keine Freigabe erhielt Es kam erst 1791 im neuen pro revolutionaren Theatre de la Republique zur Auffuhrung das kurz zuvor von Talma und einem Teil seiner Comedie Francaise Kollegen gegrundet worden war Hier wurden denn auch teils mehr teils weniger erfolgreich die weiteren historischen Tragodien uraufgefuhrt die Chenier in den nachsten Jahren verfasste Sie waren samtlich ebenfalls politisch motiviert und bezogen sich kaum verschlusselt auf jeweils aktuelle Ereignisse und Entwicklungen 1792 Jean Calas ou L Ecole des juges und Caius Gracchus 1793 Fenelon ou Les Religieuses de Cambrai und 1794 Timoleon Politisch intendiert wie seine Stucke war auch der grosste Teil der umfangreichen Gelegenheits bzw Gebrauchslyrik die Chenier in diesen Jahren zu vielerlei Anlassen verfasste insbes fur die offentlichen Feiern und Feste an deren Organisation er mitwirkte Hierzu gehoren z B eine Ode sur la mort de Mirabeau 1791 die Strophes qui seront chantees au Champ de la Federation le 14 juillet 1792 eine Hymne sur la translation du corps de Voltaire eine Hymne a l Etre supreme 1793 ein Chant des Sections de Paris 1793 eine Hymne a la liberte pour l inauguration de son temple dans la commune de Paris 1793 die Hymne du 10 aout 1794 usw Der bekannteste dieser Texte die von verschiedenen Komponisten vertont wurden wurde der Chant du depart Lied des Aufbruchs Abschieds Melodie von Etienne Nicolas Mehul den Chenier 1793 anlasslich des Ausruckens der Revolutionsarmeen gegen Osterreich und Preussen verfasste Spatestens 1792 entwickelte sich Chenier auch zum aktiven Politiker Er wurde Abgeordneter im Nationalkonvent wo er dem Ausschuss fur Volksbildung angehorte Er gehorte zur Fraktion der Bergpartei und war Mitglied der Cordeliers Auf seinen Antrag wurde 1792 die Einrichtung von Primarschulen beschlossen 1793 war er massgeblich beteiligt an der Auflosung der koniglichen Akademien u a der Academie Francaise Naturgemass gehorte er 1792 zur Mehrheit der Abgeordneten die das Todesurteil fur Konig Ludwig XVI bestatigten Wahrend der anschliessenden Radikalisierung der Revolution im diktatorischen Terrorregime 1793 94 geriet Chenier ins politische Abseits Sein Stuck Timoleon wurde vom Diktator Robespierre als gegen ihn gerichtet erachtet und verboten Auch hatte er nicht mehr den notigen Einfluss um fur seinen im Marz 1794 inhaftierten Bruder Andre eintreten und dessen Kopfung 25 Juli verhindern zu konnen Nach dem Sturz Robespierres und der Etablierung des Nachfolgeregimes des Direktoriums 1795 wurde Chenier zum Mitglied des Rates der Funfhundert ernannt einer der beiden Kammern eines neugeschaffenen Pseudoparlaments Bei der Grundung der Nachfolgeorganisation der aufgelosten ehemaligen Akademien des Institut de France gelang es ihm einen Platz in dessen dritter Klasse Literatur und schone Kunste zu erhalten Als 1795 der Timoleon wieder aufgenommen wurde sahen Gegner Cheniers darin das verschlusselte Eingestandnis einer Schuld am Tod seines Bruders Andre Chenier wehrte sich mit den leidenschaftlichen Versen der Epitre sur la calomnie 1796 die vielen als sein Meisterwerk gilt Unter dem Regime des Konsulats das 1799 auf das Direktorium folgte wurde er zum Mitglied im Tribunat berufen einer Kammer des nachsten neuen Pseudoparlaments Eine bedeutendere politische Karriere blieb ihm allerdings wiederum versagt weil er die restaurativen Tendenzen zu bekampfen versuchte die unter dem Direktorium eingesetzt und in den Folgejahren an Kraft gewonnen hatten So machte er 1801 Front gegen das Wiedererstarken des Katholizismus und attackierte dessen Galionsfiguren Chateaubriand Jean Francois de La Harpe und Madame de Genlis mit den satirischen Schriften Le docteur Pancrace und Les nouveaux saints 1802 attackierte er mit der Petite epitre a Jacques Delille diesen ebenfalls aus der Emigration zuruckgekehrten Lyriker der sich ihm den neuen Herren allzu opportunistisch anzudienen schien Trotz seiner wachsenden Distanz zu dem neuen starken Mann Napoleon Bonaparte wurde Chenier 1803 zum Generalinspekteur der Universite ernannt d h des unter diesem Namen neu geschaffenen Gesamtsystems des franzosischen Bildungswesens Sein 1804 von Napoleon zu dessen Kaiserkronung bestelltes und in diesem Rahmen aufgefuhrtes Drama Cyrus gefiel weder dem Publikum noch dem neuen Kaiser selbst der Cheniers verdecktes Pladoyer fur eine republikanische Verfassung wenig goutierte Es wurde nur einmal aufgefuhrt Nachdem Chenier sich 1805 in seiner Elegie La Promenade 1805 erneut als Republikaner gezeigt und 1806 in einer Epitre a Voltaire Napoleon indirekt vorgeworfen hatte die Ideale der Revolution zu verraten wurde er seines Amtes als Inspecteur enthoben Immerhin wurde ihm eine auskommliche Pension gewahrt In den Folgejahren schrieb er weitere Stucke die aber weder aufgefuhrt noch gedruckt wurden die Tragodien Philippe II Œdipe roi und Œdipe a Colone nach Sophokles das Drama Nathan le Sage nach Lessing und die Komodie Ninon Daneben hielt er 1806 07 am Pariser Athenee eine Vorlesungsreihe uber die Literatur seiner Zeit das Tableau historique de l etat et du progres de la litterature francaise depuis 1789 in dem er die Ideale der Aufklarung verfocht und die beginnende Romantik als restaurativ kritisierte 1811 wurde das historische Stuck Tibere wo er in der Figur des romischen Kaisers Tiberius Napoleon kritisiert sein letztes Werk Sein freigewordener Sessel im Institut de France fiel an Chateaubriand der ihn in seiner Laudatio praktisch unerwahnt liess Da fast alle Texte Cheniers in einem bestimmten weltanschaulichen Sinne zweckbestimmt waren d h die zeitgenossischen Zuschauer Horer Leser gegen die Monarchie und fur die Republik einzunehmen versuchten wurden sie noch zu Lebzeiten des Autors durch den Gang der politischen Entwicklung obsolet Auch die spatere Literaturgeschichtsschreibung hat Chenier trotz dieses oder jenen Versuchs einer Ehrenrettung nicht den Platz in der Literaturgeschichte gewahrt den er aufgrund seiner grossen Bedeutung zu einem gewissen Zeitpunkt verdient Werke nach dem franzosischen Wiki BearbeitenTheaterstucke Edgar ou le Page suppose drame en 2 actes Paris Comedie Francaise 1785 Azemire tragedie representee a Fontainebleau le 4 novembre 1786 et a la Comedie Francaise le 6 novembre 1786 Charles IX ou la Saint Barthelemy tragedie en 5 actes Paris Comedie Francaise 4 novembre 1789 rebaptisee ulterieurement Charles IX ou l ecole des rois Brutus et Cassius ou les derniers Romains tragedie 1790 non representee tentative d adapter le Julius Caesar de Shakespeare aux canons de la dramaturgie classique Henri VIII tragedie en 5 actes Paris theatre de la Republique 27 avril 1791 c etait la tragedie preferee de son auteur elle peche par les memes defauts que les autres intrigue peu interessante caracteres mal dessines mais offre davantage de pathetique notamment dans le personnage d Anne Boleyn Jean Calas ou l ecole des juges tragedie en 5 actes Paris theatre de la Republique 6 juillet 1791 du debut a la fin cette piece assez ennuyeuse n offre que le spectacle de la vertu opprimee par un fanatisme tout puissant Elle ne fut jouee que trois fois Caius Gracchus tragedie en 3 actes Paris theatre de la Republique 9 fevrier 1792 le personnage principal est un peu plus fortement trace qu a l accoutume dans les pieces de Chenier et on releve quelques belles tirades mais l action est inexistante Le Camp de Grand Pre ou le triomphe de la Republique divertissement lyrique en 1 acte Paris Academie de musique 27 janvier 1793 musique de Francois Joseph Gossec choregraphie de Pierre Gabriel Gardel Ce divertissement compose a l automne 1792 est destine a celebrer la bataille de Valmy Il fut represente a l Opera avec un succes limite Fenelon ou la Religieuse de Cambrai tragedie en 5 actes Paris theatre de la Republique 9 fevrier 1793 la piece connut le succes grace a l interpretation de Fenelon par Monvel Timoleon tragedie en 3 actes avec des chœurs musique d Etienne Nicolas Mehul 1794 Cyrus tragedie 1804 Tibere 1819 tragedie en cinq actes representee pour la premiere fois en 1844 sans doute le chef d œuvre dramatique de Marie Joseph Chenier Philippe II tragedie en 5 actes Œdipe roi tragedie en 5 actes avec chœurs imitee de Sophocle Œdipe a Colone Nathan le Sage drame en 3 actes imite de Lessing Les Portraits de famille comedie Ninon comedie Lyrik und Anderes Epitre a mon pere 1787 La Mort du duc de Brunswick ode 1787 Poeme sur l assemblee des notables 1787 Dialogue du public et de l anonyme 1788 Le Ministre et l Homme de lettres dialogue 1788 Courtes reflexions sur l etat civil des comediens 1789 Denonciation des inquisiteurs de la pensee 1789 Idees pour un cahier du tiers etat de la ville de Paris 1789 De la Liberte du Theatre en France 1789 Dithyrambe sur l Assemblee nationale 1789 Epitre au Roi 1789 Lettre a M le comte de Mirabeau sur les dispositions naturelles necessaires et indubitables des officiers et des soldats francais et etrangers 1789 Hymne pour la fete de la Federation le 14 juillet 1790 Ode sur la mort de Mirabeau 1791 Opinion sur le proces du Roi 1792 Strophes qui seront chantees au Champ de la Federation le 14 juillet 1792 musique de Francois Joseph Gossec Hymne sur la translation du corps de Voltaire musique de Francois Joseph Gossec 1793 Hymne a l Etre supreme 1793 Chant des Sections de Paris 1793 Hymne a la liberte pour l inauguration de son temple dans la commune de Paris 20 brumaire an II musique de Gossec L Hymne du 10 aout musique de Charles Simon Catel Le Triomphe de la Republique Le Chant du Depart musique d Etienne Nicolas Mehul 1794 Ode a la Calomnie en reponse a la Queue de Robespierre 1794 Hymne a la Raison 1794 Chant des Victoires 1794 Ode sur la situation de la Republique francaise durant l oligarchie de Robespierre 1794 Hymne du 9 thermidor 1795 Le Docteur Pancrace satire 1796 Epitre sur la calomnie 1796 Le Vieillard d Ancenis poeme sur la mort du general Hoche 1797 Hymne pour la pompe funebre du general Hoche 1797 Le Chant du Retour 1797 Pie VI et Louis XVIII 1798 Discours sur les progres des connaissances en Europe et de l enseignement public en France 1800 Les Nouveaux Saints 1800 Les Miracles conte devot 1802 Petite epitre a Jacques Delille 1802 Les Deux Missionnaires 1803 Discours en vers sur les poemes descriptifs 1805 La Promenade 1805 Epitre a Voltaire 1806 La Retraite 1806 Hommage a une belle action 1809 Tableau historique de l etat et des progres de la litterature francaise depuis 1789 1818 Epitre a Eugenie Epitre d un journaliste a l EmpereurWerkausgaben BearbeitenTheatre complet 3 Bande herausgegeben von Pierre Claude Francois Daunou Paris 1818 Œuvres completes 8 Bande herausgegeben von Vincent Arnault mit Einleitung und Untersuchungen von Daunou und Nepomucene Lemercier 1823 1826Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Marie Joseph Chenier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Artikel in Namen Titel und Daten der franzosischen Literatur Hauptquelle fur den Abschnitt Leben und Schaffen Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch VorgangerAmtNachfolgerPierre Claude DaunouPrasident des Nationalkonvents 20 August 1795 3 September 1795Theophile BerlierPierre Claude DaunouJacques Antoine Creuze LatouchePrasident des Rates der 500 22 November 1795 21 Dezember 179519 Juni 1798 19 Juli 1798Jean Baptiste TreilhardMichel Lecointe PuyraveauNormdaten Person GND 118669184 lobid OGND AKS LCCN n83148870 VIAF 22139971 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chenier Marie JosephALTERNATIVNAMEN Chenier Marie Joseph Blaise de Chenier JosephKURZBESCHREIBUNG franzosischer Dichter Poet und DramatikerGEBURTSDATUM 11 Februar 1764GEBURTSORT KonstantinopelSTERBEDATUM 10 Januar 1811STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marie Joseph Chenier amp oldid 233243457