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Dieser Artikel behandelt den Schriftsteller Die Oper von Umberto Giordano 1896 in deren Mittelpunkt er als literarische Figur steht wird unter Andrea Chenier erklart Andre Chenier eigentlich Andre Marie Chenier haufig Andre de Chenier 29 Oktober 1762 in Galata bei Istanbul 25 Juli 1794 in Paris war ein franzosischer klassizistischer Autor der vor allem als Lyriker bekannt ist Er war Bruder des heute vergessenen Dramatikers Marie Joseph Chenier Andre Chenier Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 2 Bedeutung und Nachwirkung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Schaffen BearbeitenChenier wurde als viertes von funf Kindern des Tuchhandlers Louis de Chenier und dessen Frau Elisabeth Lomaca geboren Der Vater der aus einer sudfranzosischen Kaufmannsfamilie mit adeligen Wurzeln stammte hatte sich in jungen Jahren in Istanbul niedergelassen und war dort als Tuchhandler zu Wohlstand gelangt Die Mutter entstammte der bedeutenden griechischen Minderheit der Stadt Der Gebaudekomplex in dem Chenier geboren ist und seine ersten Lebensjahre verbrachte der sogenannte St Pierre Han existiert noch 1765 kehrte die Familie aus okonomischen Grunden nach Frankreich zuruck zunachst nach Paris Hier trennte sie sich vorubergehend Der Vater der schon in Istanbul nebenberuflich als franzosischer Konsul gewirkt hatte ging fur mehrere Jahre in die marokkanische Hafenstadt Sale wo er den Posten des franzosischen Konsuls erhalten hatte Seine Frau und die drei altesten Kinder blieben in Paris Andre und Bruder Marie Joseph wurden zu einem Onkel in Carcassonne ebenfalls einem Tuchhandler in Pflege gegeben 1773 kamen sie beide wieder nach Paris wo sie am College de Navarre eine solide humanistische Bildung erhielten Daneben begegneten sie in dem als griechisch firmierenden Salon ihrer gesellschaftlich aktiven Mutter diversen Literaten Kunstlern Gelehrten Naturforschern und denn die antike griechische Kunst wurde gerade wiederentdeckt Archaologen Hier auch las Chenier ab ca 1778 seine ersten Gedichte vor die in der neoklassizistischen anakreontischen Manier der Zeit gehalten waren die griechischen und lateinischen Vorbildern folgte Nach einem enttauschenden Versuch als adeliger Offizieranwarter in Strassburg 1782 83 machte er mit einem befreundeten Bruderpaar Bildungsreisen durch die Schweiz 1784 und Italien 1785 wo ihn die Funde antiker Kunst beeindruckten Anschliessend wohnte er wieder als intellektuell vielseitig interessierter junger Lebemann bei seiner Familie in Paris und betatigte sich als Schriftsteller Hierzu wurde er wie schon zuvor von Gasten seiner Mutter ermutigt z B dem seinerzeit bekannten anakreontischen Lyriker Ponce Denis Ecouchard Lebrun genannt Lebrun Pindare Vor allem verfasste er in diesen Jahren Lyrik bucoliques Hirtengedichte elegies epigrammes odes hymnes und poemes Ein Teil dieser Gedichte insbesondere der Elegien ist inspiriert von seiner schwarmerischen Liebe zu einer Camille hinter der sich die verheiratete Michelle de Bonneuil verbirgt Neben der Lyrik im engeren Sinne schrieb Chenier einige Langgedichte im Stil der Epoche u a das poetologische Uberlegungen anstellende Fragment L Invention 1787 Weiterhin begann er zwei gross angelegte wissenschaftlich intendierte Lehrgedichte ebenfalls nach dem Vorbild Lebruns Hermes und L Amerique Sie sollten im Sinne der Aufklarung das naturkundliche bzw das geografische Wissen der Zeit dichterisch darstellen blieben aber unvollendet Ende 1787 nahm er um etwas hinzuzuverdienen und sich vielleicht eine Karriere zu eroffnen einen Posten als Sekretar des neuernannten franzosischen Botschafters in London an der mit der Familie befreundet war Da er jedoch wie viele Franzosen der Zeit England und die Englander nicht mochte fuhlte er sich dort unwohl und fuhr haufig zu Besuchen nach Hause Zu einem nennenswerten Einfluss englischer Literatur oder Philosophie auf sein Denken und Schaffen kam es nicht Im April 1790 liess er sich wieder in Paris nieder wo sich seit anderthalb Jahren die politischen Ereignisse uberschlugen und sein Bruder sich soeben einen Namen als politischer Dramatiker gemacht hatte Er schloss sich den gemassigten Revolutionaren an und betatigte sich als Versammlungsredner und Publizist fur die Sache einer konstitutionellen Monarchie und meritokratischen Gesellschaftsverfassung Da er die Revolution mit der im September 1791 verabschiedeten Verfassung als erfolgreich beendet betrachtete attackierte er ab Ende 1791 meist im konigstreuen Journal de Paris mit aggressiven Versen und Pamphleten die radikalen Revolutionare die Jakobiner denen sich auch sein Bruder Marie Joseph angeschlossen hatte Als die Jakobiner im August 1792 die Macht eroberten sah sich Chenier immer mehr zu einer Existenz im Untergrund verurteilt Seine Versuche sich aktiv an der Rettung Konig Ludwigs XVI zu beteiligen der im September abgesetzt und im Dezember angeklagt worden war blieben erfolglos Nach der Hinrichtung des Konigs im Januar 1793 fluchtete Chenier aus Paris und lebte versteckt bei Freunden in Versailles Aus dieser Zeit datiert z B die zum politischen Mord aufrufende Ode a Charlotte Corday worin er die Attentaterin verherrlicht die am 13 Juli 1793 den radikalen Politiker Marat erdolcht hatte In Versailles entstanden auch die Oden an Fanny die inspiriert sind von der Liebe zu seiner Gastgeberin der verheirateten Francoise Le Coulteux Anfang 1794 wurde er wahrend eines Besuchs bei Freunden in Passy nahe Paris als unbekannter Verdachtiger verhaftet und nach seiner Identifizierung eingekerkert und zum Tode verurteilt Die Anklage stutzte sich auf die zutreffende Annahme er sei an einer Aktion beteiligt gewesen mit der wahrend des Prozesses gegen den Konig Abgeordnete des Nationalkonvents dafur gewonnen oder auch dazu bestochen werden sollten gegen das Todesurteil zu stimmen Auf seine Hinrichtung wartend schrieb Chenier Schriften und Gedichte die er mit seiner schmutzigen Wasche aus dem Gefangnis schmuggeln und seiner Familie zukommen lassen konnte Es waren uberwiegend scharfe polit satirische Texte iambes aber auch die beruhmte Ode a une jeune captive worin der Autor in der Rolle einer jungen Mitgefangenen spricht die sich innerlich gegen den ihr drohenden Tod auf dem Schafott aufbaumt Am 25 Juli mit 31 Jahren wurde Chenier guillotiniert zwei Tage vor dem Sturz des Diktators Robespierre und dem Ende des Grossen Terrors Sein Leichnam wurde vermutlich in ein Massengrab auf dem Cimetiere de Picpus geworfen Die Versuche verschiedener Leute ihn zu retten waren umsonst geblieben und auch sein Bruder Marie Joseph der seinerseits als Abgeordneter des Nationalkonvents fur die Hinrichtung des Konigs gestimmt hatte konnte nichts fur ihn tun da er bei Robespierre in Ungnade gefallen war Chenier war Mitglied der Pariser Freimaurerloge Les Neuf Sœurs 1 Bedeutung und Nachwirkung Bearbeiten nbsp Andre Chenier von David d Angers 1839 Zu seinen Lebzeiten war Chenier nur kurze Zeit als Publizist und Pamphletist bekannt sein im engeren Sinne literarisches Schaffen blieb bis auf wenige Ausnahmen ungedruckt und vieles blieb durch seinen fruhen Tod Fragment Obwohl er im 18 Jahrhundert lebte und schrieb ist er insofern zu einem Autor des 19 geworden als seine Lyrik erst 1819 mit dem Erscheinen einer Sammelausgabe 2 einer breiteren Leserschaft zuganglich wurde und dann die junge Dichterschule der Romantiker sowie nach 1850 die der Parnassiens stark beeinflusst hat Fur beide Dichterschulen war Chenier vorbildhaft dank der Schonheit seiner Sprache der spielerischen Leichtigkeit seiner Alexandriner der Ausdruckskraft seiner Bilder der Authentizitat der dargestellten Gefuhle und vielleicht auch dank der wehmutigen Grundstimmung die seine Verse pragt Sicher war an seinem Nachruhm auch sein fruher tragischer Tod nicht unbeteiligt Ebendiese Tragik hat naturgemass viele Autoren und Kunstler bewegt Sie steht z B im Mittelpunkt der Oper Andrea Chenier von Umberto Giordano uraufgefuhrt 1896 Literatur BearbeitenPierre Prades Ils ont tue le poete Andre Chenier 3 octobre 1762 25 juillet 1794 Paris Editions des ecrivains 1998 ISBN 2 84434 056 3 Wolfgang Sykorra Frankreich 1800 Chenier in europaLyrik 1775 heute Gedichte und Interpretationen Herausgegeben von Klaus Lindemann Paderborn Munchen Wien Zurich Ferdinand Schoningh 1982 Seiten 103 116 ISBN 3 506 75045 3 Elisabeth Quillen L Angleterre et l Amerique dans la vie et la poesie d Andre Chenier Berne u a Lang 1982 Publications universitaires europeennes Ser 13 Langue et litterature francaises 74 ISBN 3 261 04986 3 Ulrich Tons Studien zur Dichtung Andre Cheniers Munster Aschendorff 1970 Forschungen zur romanischen Philologie 20 Raymond Jean La derniere nuit d Andre Chenier Paris Albin Michel 1989 ISBN 2 226 03610 5Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Andre Chenier Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Andre Chenier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Artikel Chenier in Gert Pinkernell Namen Titel und Daten der franzosischen Literatur Quelle fur Leben und Schaffen und Bedeutung und Nachwirkung Einzelnachweise Bearbeiten Alexander Giese Die Freimaurer Bohlau Verlag Wien 1997 ISBN 3 205 98598 2 Œuvres completes Paris Baudouin freres Foulon et Cie libraires 1819 Normdaten Person GND 118520326 lobid OGND AKS LCCN n85279732 NDL 00709100 VIAF 39404970 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chenier AndreALTERNATIVNAMEN Chenier Andre Marie de Chenier Andre de Chenier Andre MarieKURZBESCHREIBUNG franzosischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 29 Oktober 1762GEBURTSORT Galata TurkeiSTERBEDATUM 25 Juli 1794STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andre Chenier amp oldid 236281903