www.wikidata.de-de.nina.az
Malawania ist eine Gattung der Ichthyosaurier Ihre einzige Art Malawania anachronus lebte wahrend der fruhen Kreidezeit in der nordlichen Tethys Sie zeichnete sich neben einigen fur Thunnosaurier typischen Merkmalen auch durch verschiedene archaische Eigenschaften aus wie sie fur Ichthyosaurier der Trias typisch waren Fossile Uberreste eines Tieres wurden in den 1950ern in der Nahe des nordirakischen Chia Gara gefunden und anschliessend von Robert Appleby untersucht Ihre chronostratigraphische Herkunft war uber Jahrzehnte umstritten Die Uneinigkeit daruber ob das Fossil aus der Trias dem Jura oder der Kreide stammte fuhrte dazu dass es zunachst nicht erstbeschrieben werden konnte Robert Appleby verstarb schliesslich bevor er die Altersfrage klaren konnte MalawaniaZeitliches AuftretenUnterkreide spates Hauterivium bis Barremium ca 130 7 bis 126 3 Mio JahreFundorteSarmond oder Balambo Formation Irak SystematikEureptilien Eureptilia DiapsidaIchthyosaurier Ichthyosauria ParvipelviaThunnosauriaMalawaniaWissenschaftlicher NameMalawaniaFischer et al 2013ArtMalawania anachronus Fischer et al 2013Seine Arbeit wurde wenige Jahre spater von Jeff Liston aufgegriffen dem es gelang das Fossil anhand eines Dinoflagellaten zeitlich auf das spate Hauterivium bis Barremium zu bestimmen Es wurde schliesslich 2013 von einer Forschergruppe um Valentin Fischer erstbeschrieben Eine phylogenetische Analyse der Autoren wies die Gattung als nachsten Verwandten des jurassischen Ichthyosaurus aus Damit konnte erstmals gezeigt werden dass beide Hauptlinien der Thunnosaurier das Massenaussterben am Ende des Juras uberlebten und bis in die Kreide fortdauerten Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilmaterial Verbreitung und Stratigraphie 3 Systematik 4 Quellen 4 1 Literatur 4 2 Weblinks 4 3 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenZu den Autapomorphien von Malawania gehoren ein ruckwartiger Fortsatz am Capitulum humeri sowie ein insgesamt sehr kurzer trapezformiger Oberarmknochen Der Radius von Malawania anachronus ist daruber hinaus etwa so gross wie das Intermedium und die Hals sowie vorderen Ruckenwirbel besitzen trapezformige Fortsatze Die im Querschnitt achtformigen Rippen der Art weisen sie als Thunnosaurier aus Sie besass an jeder Vorderflosse vier Finger die breiten Flossen ahnelten im Aufbau stark denen von Ichthyosaurus Das Skelett von Malawania zeigt neben einigen fur Thunnosaurier typischen Merkmalen auch einige Eigenschaften die sich so nur bei ursprunglicheren Vertretern finden Dazu zahlen die kompakte Architektur der Vorderflossen und die Morphologie der Par und Diapophysen die mit den Vorderrandern der Wirbelkorper verschmelzen 1 Fossilmaterial Verbreitung und Stratigraphie BearbeitenDas einzige Exemplar der Gattung ein grosser Gesteinsblock mit Resten eines vorderen Skeletts Inventarnummer NHMUK PV R6682 wurde 1952 in einem nordirakischen Wadi bei Chia Gara nahe Amediye gefunden Dort diente es moglicherweise als Trittstein auf einem Maultierpfad 1959 gelangte es ins British Museum Natural History wo es ab 1974 von Robert Appleby untersucht wurde Ihn interessierte vor allem der Widerspruch zwischen der teils deutlich triassischen Skelettmorphologie und der angenommenen jurassischen Herkunft des Exemplars Applebys grosste Schwierigkeit war es den Gesteinsblock einer geologischen Schicht zuzuordnen Da der Block nach seiner Freilegung wohl eine gewisse Strecke zuruckgelegt hatte konnte man nicht mehr feststellen aus welchem Gesteinsaufschluss er stammte und ihm damit auch kein Alter zuweisen Appleby war dabei vor grosse Schwierigkeiten gestellt da er von London aus die Meinungen der Feldforscher einholen musste die im Irak tatig gewesen waren und anschliessend mit dem Gestein der Blockmatrix abgleichen musste Die entsprechenden Geologen vertraten dabei mehrheitlich die Ansicht dass der Block aus der Sargelu Formation stammen musse hochstwahrscheinlich aus der aalenischen Rhynchonella Zone dieser Formation 2 Applebys Vermutung das Fossil konne aus einer triassischen Gesteinsschicht kommen wiesen die Feldforscher entschieden zuruck Die ortlichen Formationen aus dieser Zeit seien frei von Fossilien Appleby atzte einige fossile Pollen aus dem Gestein fotografierte sie und sandte die Bilder an Norman Hughes der sie in Cambridge palynologisch untersuchen sollte Hughes kam unerwartet zu der Meinung es musse sich um fruhkreidezeitliches Gestein handeln Eine Herkunft aus kreidezeitlichen Formationen war aber zuvor von den Feldforschern ebenfalls verneint worden Entsprechende Aufschlusse seien viel zu weit entfernt vom Fundort und die ortliche Bevolkerung nicht in der Lage derart grosse Gesteinsbrocken so weit zu transportieren Diese Diskrepanz fuhrte bei Hughes zu Zweifeln Stammten die fotografierten Proben wirklich aus dem Fossilblock Oder basierte der enorme zeitliche Unterschied zwischen seiner Expertise und der der Feldforscher vielmehr auf einer Verwechslung der Probe Um sich Gewissheit zu verschaffen entnahm Hughes in London noch einmal eine Probe um sie dort zu untersuchen In ihr konnte er jedoch keine Pollen sondern nur noch Reste von Holz und Cuticula finden Schliesslich schickte er die Probe an Harold Dunnington der sie mit Material aus der Sargelu Formation abglich und zu dem Schluss kam dass sie aus der dortigen Rhynchonella Zone stammte Die Datierung der Matrix fuhrte also zu keiner eindeutigen zeitlichen Zuordnung und Appleby kam zu dem Schluss dass ihm bei der Untersuchung der ersten Probe schlicht eine Verwechslung unterlaufen war und versuchte fortan nicht mehr die Altersfrage palynologisch zu losen Aber auch die Morphologie des Skelettes stellte ihn vor Probleme In einigen Details ahnelte das Fossil triassischen in anderen jurassischen Ichthyosauriern Auch hier liess sich also keine eindeutige zeitliche Zuordnung treffen Letztendlich tendierte Appleby dazu das Fossil als jurassischen Ichthyosaurier zu behandeln und der Sargelu Formation zuzuweisen aber auch hier war sich die Gemeinschaft der Feldforscher nicht uber die genaue zeitliche Verortung oberer oder unterer Jura einig An der Kontroverse scheiterte schliesslich ein Manuskript das Appleby 1979 bei der Zeitschrift Paleontology einreichte und von einem Redakteur mit Verweis auf die unsichere Datierung zuruckgewiesen wurde 3 Appleby versuchte den Fall in den darauffolgenden Jahrzehnten zu uberarbeiten und erhielt in den spaten 1980er Jahren schliesslich eine Publikationszusage vorausgesetzt er konne das Alter des Blocks widerspruchsfrei bestimmen Appleby schob die Bestimmung zunachst zugunsten einer Monografie uber die Ichthyosaurier hinaus starb aber kurz vor deren Vollendung 2004 an einer Lungenentzundung 4 Applebys Manuskripte zu Ichthyosauriern wurden nach seinem Tod von Jeff Liston gesichtet und auf ihre Verwertbarkeit gepruft Dabei geriet auch der irakische Fossilblock in Listons Fokus Er studierte den Briefwechsel Applebys mit verschiedenen Forschern versuchte die Forschungsgeschichte zu rekonstruieren und entnahm 2008 neue Proben die von Stephen Brindley und Riding auf Mikrofossilien untersucht wurden Wie auch in der von Hughes untersuchten Probe fand sich uberwiegend zersetztes organisches Material daneben aber auch Pollen Sporen und Dinoflagellatenzysten Letztere ermoglichten diesmal eine eindeutige Datierung des Blocks Sie konnten der Art Muderongia staurota zugeordnet werden die ein Leitfossil fur das spate Hauterivium und das Barremium 130 7 126 3 mya ist Mit diesem Ergebnis konnte die Altersfrage uberzeugend geklart und die taxonomische Zuordnung des Fossils in Angriff genommen werden Als mogliche Ursprungsschichten fur das Exemplar gelten nach dieser Datierung die untere Sarmord Formation oder die untere Balambo Formation die nahe Chia Gara aufgeschlossen sind und aus der fruhen Kreidezeit stammen 5 Systematik Bearbeiten Parvipelvia Hudsonelpidia Macgowania Neoichthyosauria Temnodontosaurus Leptonectes Excalibosaurus Eurhinosaurus Suevoleviathan Hauffiopteryx Thunnosauria Malawania Ichthyosaurus BaracromiaSystematische Stellung von Malawania nach Fischer et al 2013 Das Schwestertaxon der Gattung bildet Ichthyosaurus Von einer Zusammenfassung in einer Familie Ichthyosauridae sahen die Autoren ab weil sie dieses Verhaltnis als vorlaufig betrachteten Nachdem das Fossil eindeutig datiert war wandte sich Liston an Valentin Fischer und Darren Naish die sich um seine Beschreibung kummern sollten Fischer hatte zuvor bereits eine Reihe weiterer Ichthyosaurier aus der Kreidezeit beschrieben die das Bild eines Massenaussterbens in der Gruppe zum Ende des Juras relativierten Sowohl er als auch Naish hatten bereits mit Liston zusammengearbeitet als es um die Erstbeschreibung des Ichthyosauriers Acamptonectes ging In Listons Augen sprach vor allem Fischers bisherige Forschungsarbeit und dessen Blick fur den in vielen Details archaischen Korperbau des Fossils dafur dass er Applebys Werk weiterfuhrte Anders als Appleby habe sich Fischer aber nicht mehr auf die uneindeutigen Expertisen geologischer Feldforscher verlassen mussen und sei in seiner Arbeit auch nicht von der Vorstellung eines Ichthyosaurier Massenaussterbens blockiert gewesen worauf Liston den Erfolg des Unternehmens zuruckfuhrte 4 2013 erschien die Erstbeschreibung durch Fischer Naish Liston Riding Brindley und Pascal Godefroit Der verstorbene Robert Appleby wurde in Anerkennung seiner Vorarbeit als Co Autor gefuhrt Die Autoren stellten auf Basis des Fossils Malawania als neue Gattung mit der Art Malawania anachronus auf Der Gattungsname leitet sich vom Kurdischen Malawan Schwimmer ab Das Artepitheton bezieht sich auf die typisch jurassischen Merkmale der Art die lange Zeit als untypisch fur kreidezeitliche Ichthyosaurier galten 1 Appleby hatte fur die Art ursprunglich den Namen Iraqisaurus kurdistanensis vorgesehen 4 Auf Basis der Skelettmorphologie ordneten die Autoren Malawania in einer phylogenetischen Analyse als Schwestergattung von Ichthyosaurus ein Damit liegt die Gattung ausserhalb der Ophthalmosauridae zu der alle bis dato gefundenen kreidezeitlichen Ichthyosaurier gehoren Damit konnten Fischer und Kollegen die Vorstellung in Frage stellen nach der nur einige wenige Linien der Thunnosaurier das Massenaussterben am Ende des Juras uberlebt hatten Sie verzichteten darauf die Ichthyosaurus Malawania Klade als Ichthyosauridae zu benennen Allerdings verliehen sie der Schwesterklade beider Gattungen den Namen Baracromia unter dem die Linien der Ichthyosaurier zusammengefasst werden die einer fruhjurassischen Radiation der Gruppe entstammen 6 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Valentin Fischer Robert M Appleby Darren Naish Jeff Liston James B Riding Stephen Brindley Pascal Godefroit A basal thunnosaurian from Iraq reveals disparate phylogenetic origins for Cretaceous ichthyosaurs In Biology Letters Band 9 Nr 4 2013 S 1 6 doi 10 1098 rsbl 2013 0021 Weblinks Bearbeiten Jeff Liston Malawania swimming against the tide of informed opinion In Mr Wood s Fossils www mrwoodsfossils blogspot co uk 15 Mai 2013 Darren Naish Malawania from Iraq and the Cretaceous Ichthyosaur Revolution part II In Tetrapod Zoology blogs scientificamerican com 14 Mai 2013 Einzelnachweise Bearbeiten a b Fischer et al 2013 S 2 Fischer et al 2013 ESM S 3 Naish 2013 Abgerufen am 18 Mai 2013 a b c Liston 2013 Abgerufen am 19 Mai 2013 Fischer et al 2013 ESM S 4 5 Fischer et al 2013 S 2 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Malawania amp oldid 222906245