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Die evangelische Lutherkirche in Worms wurde 1912 von dem Darmstadter Architekten Friedrich Putzer im Stil des Darmstadter Jugendstils erbaut der sich verpflichtet sah mit dem neuen Bau dem herausgehobenen Charakter der alten Reichsstadt stilistisch gerecht zu werden Lutherkirche in Worms Inhaltsverzeichnis 1 Stadtgeschichte 2 Kirchenbau 2 1 Aussere Gestalt 2 2 Innenraum 2 3 Taufraum 2 4 Pfarrhaus 3 Ausstattung 3 1 Beleuchtung 3 2 Veranderungen 3 3 Restaurierungen 4 Orgel 5 Glocken 6 Lichtbrucke 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksStadtgeschichte BearbeitenIm Rahmen der Stadterweiterung Worms nach Westen im Zusammenhang mit dem Aufschwung der Wormser Lederindustrie entstand auch der Wunsch nach einer Kirche am Karlsplatz die als drittes Gebaude mit dem Wasserturm und des Eleonoren Gymnasiums eine markante Triade bilden sollte Kirchenbau BearbeitenAussere Gestalt Bearbeiten Die neue Kirche sollte ein schlichtes festes ernstes Geprage haben und den Bezug zu den alten Kirchen des Stadtkerns erkennen lassen mit roten Sandsteinquadern zum Dom und einer aufgemauerten Turmkuppel zur Pauluskirche Daruber hinaus thematisiert die Geschlossenheit des Baus Luthers Lied Ein feste Burg ist unser Gott dem eine trotzige Saulenreihe vor dem Haupteingang in Verbindung mit dem wehrhaft wirkenden Turm deutlichen Ausdruck verleiht Die sparsame Ornamentik der Hulle entspricht dem Programm des Darmstadter Jugendstils Mehrfach erscheint als durchgangiges Kennzeichen der Kirche die funfblattrige Lutherrose Innenraum Bearbeiten Das Innere ist nach den Forderungen des Wiesbadener Programms von 1891 als einheitlicher Predigtsaal gestaltet was bedeutet dass Altar Kanzel und Orgel gleichwertig behandelt sind und idealerweise ubereinander mittig im Kirchenraum angeordnet werden Auch in der Lutherkirche gibt es keine Trennung von Schiff und Chor Im Blickpunkt liegt der Altar der als Kanzelaltar beide Verkundigungsstatten im protestantischen Sinn einschliesst Putzer verband diesen Kanzelaltar mit der daruber liegenden Orgel und der Sangerbuhne zu einer optischen und sinnstiftenden Einheit die auch dem Zusammenspiel der gottesdienstlichen Akte entspricht Die gestufte Empore an den Seiten und uber dem Eingang rundet den Raum nach oben ab Daruber wolbt sich in ein stuckverziertes Tonnengewolbe das mit geometrischer und pflanzlicher Ornamentik in den Farben Ocker Bronze und Blau ausgefuhrt ist Der gesamte Bereich unter den umlaufenden Emporen die Emporenbrustungen und die Ruckwande der Emporen sind in dunklem Holz vertafelt Taufraum Bearbeiten Dem Kirchenraum ist ein abgetrennter Teil vorgelagert der als Taufkapelle gedacht war die Taufe in liturgischer Symbolik als Eingangsstufe zur Aufnahme in die Christengemeinde Der von einer Balustrade eingesaumte Freiraum vor den Portalsaulen sollte vor oder nach dem Gottesdienst den Besuchern zum Gedankenaustausch Gelegenheit geben Pfarrhaus Bearbeiten Durch einen kleinen Zwischenhof ist das Kirchengebaude mit dem Pfarrhaus zu einem Ensemble verbunden Diesen Gedanken einer komplexen Gestaltung verwirklichte Putzer auch an anderen Orten Ausstattung BearbeitenAn der Einzelausstattung waren weitere Kunstler beteiligt Der Darmstadter Goldschmied Ernst Riegel von 1913 bis 1933 Professor fur Goldschmiedekunst an den Kolner Werkschulen schuf das mit Amethysten besetzte Altarkreuz das Altargitter das Taufbecken mit Taube und Hangeleuchter und das Antependium mit der Lutherrose Von Ludwig Habich stammt das Bronzerelief uber der Tur zum Turm Beleuchtung Bearbeiten Die Beleuchtung besteht aus Messing Wandleuchten die regelmassig an den Emporenbrustungen und an den Ruckwanden der Emporen angeordnet sind und aus runden Deckenleuchten unter den Emporen Das Tonnengewolbe wird mit neueren Deckenflutern beleuchtet Veranderungen Bearbeiten Bei der Restaurierung in den Jahren 1962 63 wurden an der Westwand einige Veranderungen vorgenommen die dem inzwischen veranderten religiosen Denken folgten und dabei das ursprungliche Konzept Putzers beeintrachtigten Die vier Pfeiler hinter der Kanzel trugen ursprunglich Statuen der vier Evangelisten mit bewegter Gestik die Augusto Varnesi eigens fur die Lutherkirche geschaffen hatte Diese Plastiken wurden 1962 durch Quader mit Reliefs der Evangelistensymbole ersetzt und magaziniert Der Giebel an der Kanzelruckwand wurde abgebrochen und an seiner Stelle ein Kruzifix von Fritz Schwarzbeck errichtet 1 Restaurierungen Bearbeiten Ab 2001 wurden im Rahmen von Sanierungsmassnahmen einige der Eingriffe in die Ausstattung und Bausubstanz zwischen 1912 und 1962 ruckgangig gemacht oder abgemildert So wurden 2001 das ursprungliche Beleuchtungskonzept und die Standleuchter rechts und links der Kanzel wiederhergestellt 2003 erhielte die vier Evangelistenstatuen einen neuen Platz auf der Empore uber dem Eingang gegenuber ihrem ursprunglichen Standort oberhalb von Altar und Kanzel Orgel BearbeitenDie erste Orgel der Kirche wurde erbaut von Gebr Link Giengen Brenz Das pneumatische Instrument verfugte uber einen besonders kunstvollen Prospekt mit reicher Vergoldung Die Orgel war eine Stiftung von Cornelius Wilhelm und Sophie von Heyl wovon das heute noch im Turmraum der Kirche erhaltene Wappen Zeugnis ablegt Beim Kirchenumbau Anfang der 1960er Jahre wurden tiefgreifende Veranderungen an der Westseite des Kircheninneren vorgenommen hierbei erhielt die Kirche auch eine neue ebenfalls von Gebr Link gebaute Orgel die mit mechanischer Spieltraktur ausgestattet und mit 40 klingenden Stimmen etwa gleich gross wie ihre Vorgangerin einer veranderten Klangasthetik Rechnung trug 1997 wurde die Orgel technisch von Forster amp Nicolaus Lich Oberhessen instand gesetzt 2007 erfolgte eine technisch klangliche Erweiterung ebenfalls ausgefuhrt von Forster amp Nicolaus 2020 21 wurde das Instrument von Thomas Jann Orgelbau Allkofen Niederbayern grundlegend saniert und uberarbeitet Die Link Orgel der Lutherkirche ist die zweitgrosste Orgel und die grosste mit mechanischer Spieltraktur der Stadt Worms 2 I Brustwerk C g31 Rohrflote 8 2 Quintade 8 3 Blockflote 4 4 Prinzipal 2 5 Terz 1 3 5 6 Gemsquinte 1 1 3 7 Oktave 1 8 Zimbel IV9 Sordun 16 10 Trichterregal 8 Tremulant II Hauptwerk C g311 Gedacktpommer 16 12 Prinzipal 8 13 Gemshorn 8 14 Oktave 4 15 Nachthorn 4 16 Superoktave 2 17 Waldflote 2 18 Sesquialter II 2 2 3 19 Mixtur V VIII20 Trompete 8 Tremulant III Schwellwerk C g321 Holzgedackt 8 22 Gambe 8 23 Prinzipal 4 24 Spitzflote 4 25 Nasard 2 2 3 26 Flote 2 27 Terz 1 3 5 28 Scharf V29 Krummhorn 8 Tremulant Pedal C f130 Ext Prinzipalbass 32 31 Prinzipal 16 32 Untersatz 16 33 Quintbass 10 2 3 34 Oktavbass 8 35 Pommer 8 36 Choralbass 4 2 37 Rohrpfeife 4 38 Mixtur V39 Posaune 16 40 Trompete 8 41 Clarine 4 TremulantKoppeln III II I II III I III 16 II III 4 II I 16 II I 4 II III 16 I III 4 I I P II P III P I 16 P I 4 P II 16 P III 16 P III 4 P Spielhilfen Elektronische Setzeranlage mit 21 000 Kombinationen Leicht ungleichstufig temperiert nach GrenacherGlocken BearbeitenDas Gelaut der Lutherkirche besteht seit 1987 wieder aus vier Glocken Vom ursprunglichen Gelaut in der Stimmung as b c es mussten 1942 die drei tieferen Glocken abgegeben werden Zwischen 1951 und 1987 wurde die verbliebene Glocke durch eine 1609 gegossene schlesische Glocke und zwei Neugusse zu einem neuen vierstimmigen Gelaut erganzt Inschrift Gussjahr Giesser Gewicht kg Nominal 16tel Land Land Land hore des Herrn Wort 1953 Rincker Sinn 2000 c1Ich bin ein Ruferin zu der Predigt und vor Manne vermahne Euch zum Gebet Anno 1609 1609 Leihglocke aus Krzeczyn Wielki Gross Krichen bei Lubin 994 d1Das Reich muss uns doch bleiben 1912 J Georg Pfeiffer Kaiserslautern 1179 f1Baptizatus sum Ich bin getauft 1987 Rincker Sinn 734 g1Lichtbrucke BearbeitenZum Reformationsjubilaum 2017 wurde eine Lichtbrucke installiert die im Zeitraum vom 27 Oktober bis 1 November 2017 den Wormser Dom mit der Lutherkirche verband 3 Literatur BearbeitenOtto Bocher Die Lutherkirche zu Worms 3 Auflage Neusser Druckerei und Verlag Neuss 2011 ISBN 978 3 86526 071 0 Rheinische Kunststatten 138 Petra Tucks Die Lutherkirche in Worms 1912 2012 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2012 ISBN 978 3 88462 329 9 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Luck Das Bild in der Kirche des Wortes Munster 2001 S 50 Naheres zur Orgel http www luthergemeinde worms de musik orgel htm Okumenische Lichtbrucke uber Worms Reformation In gott neu entdecken ekhn de Abgerufen am 5 November 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lutherkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Luthergemeinde Worms49 633883 8 348386 Koordinaten 49 38 2 N 8 20 54 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lutherkirche Worms amp oldid 235013057