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Der Luftangriff auf Swinemunde auf Usedom fand am 12 Marz 1945 wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges statt Dabei wurde Swinemunde durch einen massiven Luftangriff aller drei Bomberdivisionen der 8th Air Force zusammen zum Grossteil zerstort Die Zahl der uberwiegend zivilen Todesopfer war erheblich Die Rote Armee die vor der Insel Wollin stand hatte die alliierten Verbundeten um Unterstutzung gebeten da sich das weitere Vordringen nach Westen als schwierig erwies Das Westfort der Festung SwinemundeDer Panzerkreuzer Lutzow und sein Schwesterschiff Admiral Scheer waren funf Tage vor dem Angriff in der Marinebasis Swinemunde stationiert worden Uniformen und Waffen der Swinemunde in Garnison liegenden Wehrmachtseinheiten Ausstellung in der Festung Swinemunde 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Der Angriff 3 Folgen 3 1 Sachschaden 3 2 Opferzahlen 4 Erinnerungskultur 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenSwinemunde war als Stutzpunkt der Kriegsmarine die wichtigste Station auf dem Seeweg zwischen der Ostfront und Kiel Der Kommandant der Seeverteidigung Pommern hatte hier ab November 1944 seinen Sitz Der Militarhafen wurde von der Festung Swinemunde geschutzt die bis Kriegsende weitgehend intakt blieb Zu ihrer Sicherung war die Festungs Division Swinemunde aufgestellt worden Zudem lag der Bahnhof Swinemundes an der Eisenbahnlinie entlang der Ostseekuste Am 7 Marz 1945 wurde die Kampfgruppe 2 der Kriegsmarine bestehend aus den Panzerkreuzern Admiral Scheer und Lutzow sowie mehreren Zerstorern und Torpedobooten von Gotenhafen in den Militarhafen von Swinemunde verlegt Dort lagen zudem zwolf Transportschiffe mit denen die Kriegsmarine im Anschluss an das Unternehmen Hannibal im Rahmen der Versorgungslogistik fur die Truppen an der Front auf dem Ruckweg auch Fluchtlinge vor der heranruckenden Roten Armee aus Ostpreussen evakuierte Auch auf dem Landweg galt die Strecke uber Swinemunde als eine der letzten einigermassen sicheren Routen fur die Flucht uber Strasse oder Schiene aus den Kesseln in Pommern und Westpreussen Oxhofter Kampe Hela Danzig Koslin und Kolberg so dass die Stadt voller Fluchtlinge war Der Roten Armee war Anfang Marz 1945 bei Stargard ein Durchbruch gelungen doch stiess ihr Vormarsch bei Wollin auf energischen Widerstand der Wehrmacht Die schwere Schiffsartillerie der in Swinemunde stationierten Kampfgruppe stellte eine ernsthafte Bedrohung fur die in Kustennahe operierenden sowjetischen Truppen dar Zur Entlastung erbat die Sowjetunion von ihren westlichen Alliierten auch an der Ostseekuste Luftangriffe auf die logistische Infrastruktur des Feindes und auch auf dessen Grosskampfschiffe Der Angriff Bearbeiten nbsp US amerikanische B 17 Flying Fortress nbsp US amerikanische B 24 Liberator nbsp Gedenkstein an die Opfer auf Friedhof in Swinemunde 2019 Der Grossangriff begann kurz nach 12 Uhr mittags und dauerte fast eine ganze Stunde Er wurde von 661 schweren viermotorigen Bombern B 17 Flying Fortress und B 24 Liberator und 412 Begleitjagern ausgefuhrt Der Bomberverband warf aus grosser Hohe rund 6 000 Meter 1609 Tonnen Bomben ab zumeist Spreng und Splitterbomben Die von der Kriegsmarine unverzuglich gezundeten Nebelgranaten behinderten zwar die Sichtverhaltnisse fur die Bomber erschwerten aber auch das Zielen fur die schweren deutschen Flakbatterien so dass deren Abwehrfeuer weitgehend wirkungslos blieb Folgen BearbeitenSachschaden Bearbeiten Das Flachenbombardement verursachte an einigen schwimmenden Einheiten im Hafen schwere Schaden bzw Totalverlust Sein eigentliches Ziel den Marinestutzpunkt Swinemunde unbrauchbar zu machen wurde jedoch verfehlt Auch war keines der grosseren Kampfschiffe getroffen worden da sie sich zum Zeitpunkt des Angriffs nicht im Hafen befanden Lediglich zwei Torpedoboote hatten leichte Schaden davon getragen Die Transportschiffe Jasmund Hilde Ravensburg Heiligenhafen Tolina Cordillera und Andros wurden hingegen versenkt Durch den kunstlichen Nebel verfehlten viele der Flugzeuge ihre Ziele So wurde der Kurpark Swinemunde in dem viele Fluchtlinge und Soldaten die Marzsonne genossen mit vom Bombenteppich erfasst In den uberfullten Lazarettzugen auf dem Bahnhof fielen einige hundert verwundete Soldaten Bomben zum Opfer Grossere Teile der Innenstadt und einige Vororte wurden hart getroffen Der Zerstorungsgrad Swinemundes durch diesen einen Angriff wird mit 55 angegeben 1 Opferzahlen Bearbeiten Zu den Opferzahlen des Luftangriffs unter Fluchtlingen und Einwohnern gibt es wie fast immer sehr unterschiedliche Zahlen Zunachst liegen zwei deutsche Verlust bzw Schadensmeldungen von den beiden Tagen nach dem Angriff vor die ubereinstimmend jeweils 1500 Tote nennen So meldete am 13 Marz 1945 der Befehlshaber der Ordnungspolizei BdO Stettin Personenverluste bisher 1500 Gefallene davon 1000 auf Dampfer Andros 2000 Verwundete 2 Der Luftwaffenfuhrungsstab meldete Bisher 1500 Gefallene 2000 Verwundete 3 Die Ermittlung der Opferzahlen wurde jedoch dadurch erschwert dass die Anzahl der zur Zeit des Angriffs in Swinemunde befindlichen Fluchtlinge zuvor nicht exakt erfasst war da die Behorden damit aufgrund der Masse von Fluchtenden uberfordert waren bzw diese als Durchziehende ohnehin nicht registriert wurden Da viele der Opfer durch die Bombeneinwirkung stark entstellt waren konnten viele Tote nicht identifiziert werden In der wissenschaftlichen Literatur nennt z B Rolf Dieter Muller vom Militargeschichtlichen Forschungsamt 3000 bis 4000 Tote 4 Helmut Schnatz kommt in seiner Monografie uber den Angriff auf 4500 Tote Der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge nennt eine Anzahl mindestens 4500 Toten 5 Die in Medien teilweise kursierende Zahl von 23 000 Toten 6 bezeichnet Muller als nicht haltbar 4 Auch Schnatz verwirft die Zahl insbesondere unter Hinweis darauf dass eine derartige Zahl an Toten im Hinblick auf die eingesetzte Sprengkraft unrealistisch sei und Aufmessungen der Friedhofsanlagen eindeutig ergaben dass der ausgewiesene Platz fur diese Anzahl bei weitem nicht ausreiche 7 Allerdings waren auf den Massengrabern des Golm zur DDR Zeit teilweise Kiefernschonungen angelegt worden und es handelt sich bei der Kriegsgraberstatte auf dem Golm auch nicht um den alleinigen Beisetzungsort Weitere Tote wurden auf den bereits bestehenden Friedhofen in Swinemunde und im ostlich der Swine gelegenen Bereich beigesetzt Ein Teil der Verschutteten verblieb auch unter den Trummern der Stadt Die von der Andros erst 1948 geborgenen Toten wurden ebenfalls nicht auf dem Golm beigesetzt 8 Erinnerungskultur BearbeitenDie meisten der geborgenen Toten wurden auf dem nahen Golm bei Kamminke in Massengrabern begraben Mit 69 Metern ist der Golm die hochste Erhebung auf der Insel Usedom Swinemunde selbst liegt derart tief dass die Anlage von Massengrabern sich wegen des hohen Grundwasserspiegels verbot Infolge der neuen Grenzziehung Swinemunde gehort seit 1945 zu Polen und heisst seitdem Swinoujscie drang der Luftangriff auf Swinemunde fur lange Zeit nicht in das offentliche Bewusstsein 4 Am 12 Marz eines jeden Jahres finden in der Gedenkstatte auf dem Golm der auf der deutschen Seite der neuen Grenze verblieb Gedenkveranstaltungen fur die Opfer des Angriffs statt Siehe auch BearbeitenLuftkrieg im Zweiten Weltkrieg Liste von Luftangriffen der Alliierten auf das Deutsche Reich 1939 1945 Literatur BearbeitenNorbert Buske Das Kreuz auf dem Golm Kriegsgraber in politischem Besitz Landeszentrale fur politische Bildung Mecklenburg Vorpommern Landeskundliche Hefte Schwerin Helms Verlag 1995 ISBN 3 931185 01 X Roger A Freeman Mighty Eighth War Diary JANE S London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 0038 0 Helmut Schnatz Der Luftangriff auf Swinemunde Dokumentation einer Tragodie F A Herbig Munchen 2005 ISBN 3 7766 2393 4 Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge e V Hrsg Der Golm und die Tragodie von Swinemunde Kriegsgraber als Wegweiser zwischen Vergangenheit und Zukunft Nordlichtverlag Karlshagen 2010 ISBN 978 3 9809640 6 7 Nils Kohler Klaus Utpatel Das Inferno von Swinemunde Volksbund Dt Kriegsgraberfursorge Kassel 2015 ISBN 978 3 00 048724 8 Berichte von 65 Uberlebenden Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriff auf Swinemunde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Helmut Schnatz Dresden des Nordens Der Luftangriff auf Swinemunde am 12 Marz 1945Einzelnachweise Bearbeiten Deutsches Stadtebuch Stadtebuch Hinterpommern Hrsg Peter Johanek und Franz Joseph Post Verlag W Kohlhammer 2003 S 296 Der Chef der Ordnungspolizei Luftangriffe auf das Reichsgebiet Lagemeldung Nr 1 395 13 Marz 1945 Bundesarchiv BArch R 19 341 2 Nachtrag zur Schadensmeldung zu den Einflugen am 12 Marz 1945 Luftwaffenfuhrungsstab Ic M Feind H Qu den 14 Marz 1945 BA Militararchiv RL 2 II 840 a b c Rolf Dieter Muller Der Bombenkrieg 1939 1945 Links Verlag 2004 ISBN 3 86153 317 0 S 224 Kriegsgraberstatte Golm Volksbund de so z B Axel Bussem Inferno am Ostseestrand Stern vom 11 Marz 2005 abgerufen am 28 September 2016 oder Antje Kruger und Matthias Zuber Die Toten auf dem Golm Deutschlandradio Kultur vom 25 April 2005 abgerufen am 28 September 2016 Dresden des Nordens Der Luftangriff auf Swinemunde am 12 Marz 1945 historicum net abgerufen am 28 September 2016 Nils Kohler Der Golm und die Tragodie von Swinemunde Hrsg Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge Nordlichtverlag 2011 ISBN 978 3 9809640 6 7 S 200 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriff auf Swinemunde amp oldid 238807690