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Nachdem die sowjetischen Truppen Anfang des Jahres 1945 Ostpreussen eingekesselt hatten entschlossen sich viele Menschen zur Flucht uber die Ostsee und versuchten einen der Hafen zwischen Hela und Memel zu erreichen um dort an Bord eines Schiffes zu gelangen Die Anzahl der Menschen die sich beim Vordringen der Roten Armee auf den Weg in den Westen machten wird auf 5 Millionen geschatzt Uber die Anzahl der Menschen die durch Flucht uber die Ostsee den Westen erreichten gibt es unterschiedliche Angaben Die Anzahl von 2 5 Millionen die beispielsweise bis 1999 in der ehemaligen Gedenkstatte Albatros in Damp kolportiert wurde gilt inzwischen als uberhohte Schatzung Eine Gedenktafel im Marine Ehrenmal Laboe spricht von Hunderttausenden Der Abtransport der zivilen Fluchtlinge wurde von der Kriegsmarine organisiert und parallel mit dem Abtransport der verwundeten Soldaten der in Ostpreussen und im Baltikum eingesetzten Wehrmachtseinheiten vorgenommen Inhaltsverzeichnis 1 Beginn der Transporte 2 Koordination durch die Kriegsmarine 3 Ende der Transporte 4 Bewertung und Donitz Rezeption 5 Erinnern und Gedenken 6 Weblinks 7 Literatur 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseBeginn der Transporte BearbeitenDie Abtransporte begannen mit der Verlegung der 2 U Boot Lehrdivision 2 U L D von Gotenhafen nach Schleswig Holstein Diese Aktion wurde am 23 Januar durch Karl Donitz angekundigt und vom Kommandierenden Admiral der Unterseeboote Hans Georg von Friedeburg mit der Anweisung zur Einschiffung von Personal Kadetten und Material Unternehmen Hannibal auf dem Wohnschiff der 2 U L D der Wilhelm Gustloff eingeleitet 1 Zusatzlich zum Marinepersonal und deren Angehorigen wurden Fluchtlinge an Bord genommen Dem zivilen Kommandanten der Wilhelm Gustloff wurde der Kommandeur der II Abteilung der 2 U L D Korvettenkapitan Wilhelm Zahn als militarischer Befehlshaber zur Seite gestellt Beide Manner uberlebten die Versenkung des Schiffes durch ein sowjetisches U Boot die am 30 Januar mehrere Tausend Menschen das Leben kostete Angaben uber die sich zu diesem Zeitpunkt auf der Wilhelm Gustloff befindlichen Menschen variieren ebenso wie die uber die Anzahl der Opfer A 1 Bis Ende Januar koordinierte die Kriegsmarine den Transport von insgesamt 250 000 Menschen auf Schiffen der Kriegs und der Handelsmarine aus Danzig Elbing Gotenhafen Hela Konigsberg Libau Memel Pillau und Swinemunde Der Verlust von insgesamt zwolf Schiffen im Rahmen dieser Transporte kostete 12 600 Menschen das Leben 2 Koordination durch die Kriegsmarine Bearbeiten nbsp Ostpreussische Fluchtlinge im Hafen von Pillau 26 Januar 1945 In der zweiten Februarhalfte gelang es der Wehrmacht die Belagerung Konigsbergs durch die Rote Armee zu durchbrechen In der Folge stromten erneut Fluchtlinge aus der Stadt zu den umliegenden Hafen Samlands in erster Linie Pillau Die Abteilung Seetransporte SeeTra der Kriegsmarine unter der Leitung von Konteradmiral Conrad Engelhardt stellte den Abtransport so weit wie moglich sicher konnte aber wegen Schiffsmangels nicht mehr als 5 000 Menschen taglich abtransportieren und das auch nicht nach Schleswig Holstein Danemark oder Mecklenburg sondern lediglich nach Gotenhafen bzw ins frontnahe Danzig Als diese Stadt schliesslich am 23 Marz durch die Rote Armee eingenommen wurde waren zwar Schiffe zum Abtransport verfugbar wurden aber zum Teil wegen Treibstoffmangels nicht eingesetzt und mussten stillgelegt werden Vorhandener Treibstoff wurde hingegen fur die U Boote und weitere Einheiten der Kriegsmarine vorgehalten Ende der Transporte BearbeitenAnfang April befanden sich noch etwa 400 000 Zivilisten in den letzten von der Wehrmacht gehaltenen Regionen davon die meisten in Pillau Am 6 April definierte die Kriegsmarine den Transportschlussel wie folgt 80 der Kapazitaten sollten fur Verwundetentransporte und weitere militarische Zwecke und 20 fur Zivilisten zur Verfugung stehen Nach der Kapitulation Konigsbergs am 9 April wurde letzterer Anteil auf 40 erhoht Weiterhin handelte es sich bei den Transporten im Wesentlichen lediglich um einen Pendelverkehr nach Hela nicht in den sicheren Westen Mit der Eroberung des Samlands durch die Rote Armee am 25 April fanden die Transporte von Pillau aus ein Ende Angesichts der 250 000 Menschen die sich zum Ende des Monats April auf Hela und in der Weichselmundung aufhielten ausserte sich Karl Donitz erstmals offentlich zum Umgang mit der Fluchtlingssituation Anfang Mai zogen sich die letzte Reichsregierung und Donitz in den Sonderbereich Murwik in Flensburg zuruck Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht erfolgte schliesslich zum 8 Mai Erst am 23 Mai 1945 wurde die Donitz Regierung verhaftet Bewertung und Donitz Rezeption BearbeitenKarl Donitz bekundete in zahlreichen Nachkriegsveroffentlichungen und sonstigen Stellungnahmen wiederholt sein Hauptaugenmerk habe in den letzten Kriegsmonaten auf dem Abtransport der Fluchtlinge gelegen Diese Behauptung blieb lange unwidersprochen die Landsmannschaft Ostpreussen verlieh ihm ihren Preussenschild und fur den ehemaligen Oberbefehlshaber der Kriegsmarine burgerte sich die Bezeichnung Retter von Millionen ein Heute gilt als gesichert dass im Zentrum von Donitz Denken und Handeln in den letzten Kriegsmonaten bezuglich der Schiffsbewegungen in der Ostsee die Gewahrleistung der deutschen Seehoheit und der Nachschub fur die im Osten kampfenden Wehrmachtsteile standen Die Kriegsmarine versorgte die eingekesselten Gebiete bis zum Mai mit Soldaten Munition und Material und transportierte auf dem Ruckweg insgesamt eine halbe Million Verwundete ab Hinzu kamen Kriegsguter und Waffen die in den durch den Stellungskrieg gepragten schrumpfenden Kesseln nicht mehr verwendet werden konnten Die Mitnahme von Zivilisten wurde durch Donitz lediglich geduldet und zwar nur soweit die militarischen Erfordernisse es zuliessen Am 1 Mai 1945 proklamierte er in einer Rundfunkrede nach Hitlers Tod die Fortfuhrung der Kampfe mit dem Ziel Deutsche Menschen vor der Vernichtung durch den Bolschewismus zu retten 3 Erst einige Tage spater am 6 Mai gab Donitz die bis dahin zuruckgehaltenen Brennstoffreserven der U Boote fur die Treibstoffbestuckung der Fluchtlingsschiffe frei 4 Der Historiker Heinrich Schwendemann betont dass die Stilisierung der Massenflucht uber die Ostsee zur grossten Rettungstat der Geschichte fur die Donitz selbst gesorgt haben will eine Irrefuhrung der Tatsachen bedeutet An dem Umstand dass im Fruhjahr 1945 mehrere Hunderttausend Fluchtlinge uber die Ostsee nach Westen transportiert wurden hatte Donitz so Schwendemann den geringsten Anteil Diese Transporte ermoglichten in erster Linie das Engagement der ortlichen Marinestellen die teilweise in Widerspruch zu den Befehlen der Marinefuhrung mit Donitz handelten 5 Erinnern und Gedenken Bearbeiten nbsp Die Albatros am Strand von Damp 2015 Im Dezember 1980 stiftete der Deutsche Marinebund mit einem Budget von 250 000 DM die Erinnerungsstatte Albatros Rettung uber See im Ostseebad Damp die im Mai 1983 von Henning Schwarz dem stellvertretenden Ministerprasidenten Schleswig Holsteins eingeweiht wurde Bei dieser Gelegenheit zitierte er einen Text aus Donitz Erinnerungen aus dem wiederum hervorging dass der ehemalige Oberbefehlshaber der Kriegsmarine einen besonderen Schwerpunkt auf den Fluchtlingstransport gelegt hatte 6 An Bord des ehemaligen Fluchtlingsschiffes Albatros wurden neben Fotos und Erinnerungsstucken Videos und Zeitzeugenberichte prasentiert 7 In den folgenden Jahren kamen in Damp mehrmals ehemalige Fluchtlinge zu Gedenkveranstaltungen zusammen Die Erinnerungsstatte wurde im Jahr 2000 aufgelost Danach beherbergte die Albatros einige Jahre eine naturkundliche Ausstellung und dient heute der Deutschen Lebens Rettungs Gesellschaft als Aussichtsplattform A 2 Weblinks BearbeitenHeinrich Schwendemann Inferno und Befreiung Schickt Schiffe In Die Zeit 13 Januar 2005 Beurteilung der Evakuierungen durch den Historiker Heinrich Schwendemann Literatur BearbeitenFritz Brustat Naval Unternehmen Rettung Gustav Lubbe Verlag Bergisch Gladbach 1970 ISBN 3 404 65040 9 Heinrich Schwendemann Deutsche Menschen vor der Vernichtung durch den Bolschwismus zu retten Das Programm der Regierung Donitz und der Beginn einer Legendenbildung In Kriegsende 1945 in Deutschland Im Auftrag des Militargeschichtlichen Forschungsamtes herausgegeben von Jorg Hillmann und John Zimmermann R Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 3 486 56649 0 S 9 33 Heinrich Schwendemann Schickt Schiffe In Die Zeit Nr 3 2005 vom 13 Januar 2005 S 38 auch online Untertitel Als die Rote Armee im Januar 1945 Ostpreussen uberrollt fliehen Hunderttausende Richtung Kuste Doch viele Fluchtlinge warten vergeblich auf die grosse Evakuierung uber See Grossadmiral Karl Donitz kampft stattdessen fur den Endsieg Und auch der Holocaust geht weiter Anmerkungen Bearbeiten Von den 5 384 Jurgen Rohwer Allied Submarine Attacks of World War Two Naval Institute Press Annapolis 1997 S 97 bis 10 582 Heinz Schon Die Tragodie der Fluchtlingsschiffe Gesunken in der Ostsee 1944 45 Motorbuch 2004 S 244 Menschen an Bord sollen zwischen 645 Rohwer 1997 und 1 236 Schon 2004 uberlebt haben Die Albatros ist Schwesterschiff der Alexandra ein Dampfschiff das als Fahrschiff auf der Flensburger Forde eingesetzt ist Einzelnachweise Bearbeiten Militargeschichtliches Forschungsamt Hrsg Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Bd 10 Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 Halbbd 1 Die militarische Niederwerfung der Wehrmacht Deutsche Verlagsanstalt Munchen 2008 S 269 Fussnote Chronik des Jahres 1945 Schwendemann in Die Zeit Nr 3 2005 S 4 Dieter Hartwig Grossadmiral Karl Donitz Legende und Wirklichkeit Ferdinand Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 77027 1 S 133 Heinrich Schwendemann Deutsche Menschen vor der Vernichtung durch den Bolschewismus zu retten Das Programm der Regierung Donitz und der Beginn einer Legendenbildung In Kriegsende 1945 in Deutschland S 9 33 hier S 13 Dieter Hartwig Grossadmiral Karl Donitz Legende und Wirklichkeit Ferdinand Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 77027 1 S 135 136 Information des Bundesinstituts fur Kultur und Geschichte der Deutschen in Osteuropa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verwundeten und Fluchtlingstransporte uber die Ostsee 1945 amp oldid 237168156