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Ludwig Losacker 29 Juli 1906 in Mannheim 23 Juli 1990 in Heidelberg war ein deutscher Jurist SS Fuhrer und Funktionar von Wirtschaftsverbanden Ludwig Losacker 1943 Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Zweiter Weltkrieg 3 Nach Kriegsende 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenLosacker dessen Vater eine Fabrik besass und kaufmannisch tatig war beendete 1922 an einem Realgymnasium seine Schulzeit 1 Ab Dezember 1922 absolvierte er ein Volontariat bei Boehringer Mannheim leitete ab Mai 1924 die Kamm und Haarschmuckfabrik seines verstorbenen Vaters in Ludwigshafen am Rhein 2 Anschliessend besuchte er wieder das Realgymnasium das er 1927 mit dem Abitur beendete 1 An der Universitat Heidelberg studierte er dann Volks und Staatswissenschaften und promovierte 1933 zum Dr jur 3 Das zweite juristische Staatsexamen bestand Losacker 1934 4 Wahrend des Studiums wandte sich Losacker dem Nationalsozialismus zu und gehorte schliesslich dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund an Der Antisemitismus Losackers zeigte sich schon fruh denn er beteiligte sich an Protestaktionen gegen den aus einer Familie judischer Religion stammenden und pazifistisch gesinnten Hochschullehrer Emil Julius Gumbel an der Universitat Heidelberg der wegen der Aktionen der Studenten 1932 seine Lehrerlaubnis verlor 3 Anfang Dezember 1931 trat Losacker der NSDAP Mitgliedsnummer 918 802 bei Anfang Juni 1933 der SS SS Nr 200 256 5 Er trat aus der Kirche aus und nannte sich ab 1937 gottglaubig 6 In der SS erreichte Losacker 1942 den Rang eines SS Obersturmbannfuhrers 7 Nach dem Ende seines Referendariats schlug Losacker eine Berufslaufbahn im Staatsdienst ein und war ab Juli 1934 Regierungsassessor bei der Polizeidirektion Baden Baden und wurde von dort im Januar 1936 als Ministerialreferent zum Reichsministerium des Innern versetzt 4 1937 wechselte er in die Privatwirtschaft und war Praktikant bei den I G Farben in Berlin Ab Ende 1938 war er als Syndikus bei der Wanderer Werke AG beschaftigt und machte sich zugleich als Rechtsanwalt in Chemnitz selbststandig 3 Ausserdem arbeitete er ab 1936 fur den SD 5 Zweiter Weltkrieg BearbeitenNach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Losacker nach dem Uberfall auf Polen ab Oktober 1939 im Distrikt Krakau des so genannten Generalgouvernements GG als Regierungsrat tatig 4 Dort bekleidete er von September 1939 bis Mitte Januar 1941 das Amt des Kreishauptmanns von Jaslo 2 In dieser Funktion offenbarte er einen extremen Antisemitismus der seine Ubereinstimmung mit dem Ziel erkennen lasst alle Juden zu ermorden So verfugte Losacker am 25 Mai 1940 Ausser den von mir erlassenen besonderen Massnahmen ordne ich daher an dass ab heute den 25 Mai 1940 kein Jude keine Judin kein judisches Kind die Strasse betreten darf Auch das Hinausschauen aus den Fenstern ist untersagt 8 Mitte Januar 1941 wurde Losacker Amtschef beim Distriktsgouverneur Lublin und war ab Anfang August 1941 in gleicher Funktion beim Distriktsgouverneur Lemberg eingesetzt 7 Als im Januar 1942 der Gouverneur des Distrikts Galizien Karl Lasch wegen Korruption verhaftet worden war ernannte der Generalgouverneur Hans Frank Losacker zeitweise zum Vizegouverneur des Distrikts 2 Anfang Januar 1943 wurde Losacker zum Prasidenten des Hauptamtes Verwaltung im GG ernannt 7 Zusatzlich wurde er im Februar 1943 Vizegouverneur des Distrikts Krakau und mit dem kriegsmassigen Verwaltungsaufbau im GG beauftragt Ab Ende Mai 1943 war Losacker kommissarisch als Gouverneur des Distrikts Krakau eingesetzt 9 Losacker galt als effektiver Verwaltungsfachmann dem es gelang im GG die Korruption einzudammen und den Beamtenapparat zu verkleinern Losacker war in seiner Funktion als Verwaltungsfachmann eine fur den Judenmord im Distrikt Galizien zentrale Figur 10 da er die Judenumsiedlung im Distrikt Lemberg im Zuge der Endlosung mitorganisierte Andererseits stellte er sich offensiv gegen antikirchliche Politik der Nationalsozialisten und wandte sich diesbezuglich personlich an Adolf Hitler Zudem sprach er sich offen gegen die Aktion Zamosc aus und lehnte Repressalien gegen die polnische Bevolkerung ab Letztlich gab es einen heftigen Konflikt zwischen Losacker und dem Hoheren SS und Polizeifuhrer Friedrich Wilhelm Kruger wegen der Erschiessung von polnischen Grossgrundbesitzern und eines Arztes Dieser Konflikt fuhrte schliesslich Mitte Oktober 1943 zur Amtsenthebung Losackers Danach wurde Losacker zur Waffen SS versetzt wo er bis zum Kriegsende eingesetzt war 3 Losacker war an Kampfhandlungen in Italien beteiligt dort wurde er verwundet 1 Nach Kriegsende BearbeitenNach Kriegsende geriet Losacker in US amerikanische Gefangenschaft und wurde zunachst in Kornwestheim und danach im Internierungslager Dachau festgehalten Die Republik Polen stellte ein Auslieferungsersuchen fur Losacker wegen dessen Teilnahme am Massenmord und sonstiger Verbrechen Wahrend seiner Internierung verfasste Losacker zwei schriftliche Selbstdarstellungen in denen er unter anderem seine Beteiligung an Judenverfolgungen abstritt und die Verantwortung fur die Verbrechen der SS und der Polizei zuschrieb Seine Rechtfertigungsschriften wiesen bezuglich seiner Tatigkeit im GG Lucken auf da er dort ihn potenziell belastende Tatigkeiten verschwieg Losacker benannte auch polnische Zeugen die entlastende Aussagen fur ihn machten Zudem baute er um seine Amtsenthebung im GG die Legende auf Himmler habe ihn in diesem Zusammenhang sogar zum Tode verurteilen lassen wollen Diese Version wurde von dem ebenfalls im Internierungslager einsitzenden ehemaligen Staatssekretar Wilhelm Stuckart gestutzt der moglicherweise zu seiner eigenen Entlastung angab Himmler spater von diesem Vorhaben abgebracht zu haben Die Polnische Militarmission verfolgte daraufhin ihren Auslieferungsantrag nicht weiter 11 Nach seiner Entlassung aus der Internierungshaft im September 1947 wurde er im Marz 1948 bei den Nurnberger Prozessen vorlaufig als Hilfsverteidiger fur den Anklagten Stuckart zugelassen er konnte aber die Zweifel an seiner Person nicht ausraumen und schied schon im Marz wieder aus um danach inoffiziell intensiv an der Verteidigung Stuckarts mitzuarbeiten 12 Er wurde noch 1948 zunachst Referent Geschaftsfuhrer und ab Hauptgeschaftsfuhrer des Arbeitgeberverbandes der Chemischen Industrie Ende August 1948 wurde Losacker als Entlasteter entnazifiziert 2 Zudem war Losacker auch als Bundesarbeitsrichter tatig Von Anfang 1960 bis zu seinem Ruhestand 1971 war er Direktor des Deutschen Industrieinstituts in Koln 3 Zudem dozierte Losacker von 1963 bis 1964 an der Hochschule fur Politik Munchen 2 Losacker war Begrunder des Freundeskreises der ehemaligen Generalgouvernementsbeamten 7 Gegen Losacker wurde wegen der im GG begangenen Verbrechen ermittelt das Ermittlungsverfahren wurde 1963 jedoch eingestellt Losacker trat als Entlastungszeuge in mehreren NS Prozessen gegen Generalgouvernementsbeamte auf 13 Spatestens zu Beginn der 1980er Jahre verfasste Losacker seine unveroffentlichten Memoiren unter dem Titel Von der Schwierigkeit ein Deutscher zu sein die er spater mit weiteren Unterlagen dem Bundesarchiv in Koblenz ubergab In seinen Memoiren versuchte Losacker seine Tatigkeiten im GG moglichst positiv darzustellen und sich selbst zum Widerstandskampfer zu stilisieren 14 Literatur BearbeitenGerhard Hirschfeld Tobias Jersak Karrieren im Nationalsozialismus Funktionseliten zwischen Mitwirkung und Distanz Campus Frankfurt New York 2004 ISBN 3 593 37156 1 Bogdan Musial Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement Harrassowitz Wiesbaden 1999 ISBN 3 447 04208 7 2 unv Aufl ebd 2004 ISBN 3 447 05063 2 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941 1944 Dietz Nachfolger Bonn 1996 ISBN 3 8012 5022 9 Dieter Pohl Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941 1944 Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 56233 9 Wilfried Loth und Bernd A Rusinek Verwandlungspolitik NS Eliten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft Campus Verlag Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 593 35994 4 Werner Prag Wolfgang Jacobmeyer Hrsg Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939 1945 Veroffentlichungen des Instituts fur Zeitgeschichte Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 20 Stuttgart 1975 ISBN 3 421 01700 X Markus Roth Herrenmenschen Die deutschen Kreishauptleute im besetzten Polen Karrierewege Herrschaftspraxis und Nachgeschichte Wallstein Verlag Gottingen 2009 ISBN 978 3 8353 0477 2 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Aktualisierte 2 Auflage Hubert Seliger Politische Anwalte die Verteidiger der Nurnberger Prozesse Baden Baden Nomos 2016 ISBN 978 3 8487 2360 7 S 546Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Losacker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass BArch N 1466Einzelnachweise Bearbeiten a b c Ludwig Losacker im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar a b c d e Markus Roth Herrenmenschen Gottingen 2009 S 490 a b c d e Ulrich Herbert Wer waren Nationalsozialisten Typologien des politischen Verhaltens im NS Staat In Gerhard Hirschfeld Tobias Jersak Karrieren im Nationalsozialismus Funktionseliten zwischen Mitwirkung und Distanz Frankfurt New York 2004 S 17 f a b c Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941 1944 Bonn 1996 S 449 f a b Bogdan Musial Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement Wiesbaden 1999 S 389 f Roth Herrenmenschen S 490 a b c d Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 381 Ludwig Losacker am 25 Mai 1940 Zitiert bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 381 Werner Prag Wolfgang Jacobmeyer Hrsg Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939 1945 Stuttgart 1975 S 950 Thomas Sandkuhler Arbeitsgemeinschaft Holocaust In Die Zeit 44 1995 vom 27 Oktober 1995 Markus Roth Herrenmenschen Gottingen 2009 S 290 ff Hubert Seliger Politische Anwalte 2016 S 109 S 150f Ulrich Herbert NS Eliten in der Bundesrepublik In Wilfried Loth Bernd A Rusinek Verwandlungspolitik NS Eliten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft Campus Verlag Frankfurt am Main 1998 S 93 Markus Roth Herrenmenschen Gottingen 2009 S 417 f Normdaten Person GND 172240956 lobid OGND AKS VIAF 215357758 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Losacker LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist SS Fuhrer sowie Funktionar von WirtschaftsverbandenGEBURTSDATUM 29 Juli 1906GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 23 Juli 1990STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Losacker amp oldid 213540010