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Die Liebfrauenkirche auch Stadtkirche oder nach ihrem Erbauer Coudray Kirche genannt ist eine evangelische Kirche in der Stadt Rastenberg im Landkreis Sommerda in Thuringen Sie ist einer der grossten Sakralbauten in der Umgebung und steht unter Denkmalschutz Stadtkirche Unserer Lieben Frauen in Rastenberg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Orgel 4 Glocken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAuf einstige Kirchen in der Umgegend von Rastenberg weisen die Flurstucknamen Kapellenberg Monchsacker und Monchsborn hin Auf der Raspenburg bestand eine Burgkapelle Man nutzte bis 1537 die Kilianskirche am Friedhof Die Klosterkirche Sankt Marien soll in der Nahe der jetzigen Kirche gestanden haben Nach der Reformation wurde die Marienkirche zur Stadtkirche die 1636 wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs ausbrannte 1657 errichtete man einen Nachfolgebau der 1824 Opfer eines Stadtbrandes wurde 1 Die Kirche deren Grundsteinlegung am 8 Mai 1825 erfolgte 2 wurde nach Planen von Clemens Wenzeslaus Coudray im klassizistischen Stil mit Sandsteinen aus Rastenberg erbaut und am 14 Dezember 1826 geweiht Coudray stand im Austausch mit Wilhelm von Humboldt Georg Moller Friedrich Hess Friedrich Weinbrenner und Karl Friedrich Schinkel und wird als wichtiger Vermittler zwischen dem franzosischen Empire dem Rundbogenstil Durands und dem deutschen Klassizismus 3 beschrieben Die von Coudray selbst entworfene Kirche steht im Zusammenhang mit dem 50 Regierungsjubilaum des Grossherzogs Karl August von Sachsen Weimar Eisenach Das Oberkonsistorium in Weimar insistierte in der Projektierungsphase gegenuber den Rastenbergern dass der Bau konsequent und von Grund auf nach den Planen der grossherzoglichen Oberbaubehorde auszufuhren sei sodass er als ein bleibendes Denkmal der bevorstehenden Regierungs Jubelfeyer des allverehrten Landesherren auf die Nachkommen ubergeht 4 Fur Coudray war die Rastenberger Kirche von besonderer Bedeutung Schneemann zitiert den Oberbaudirektor In Zikra und Tannroda wurden neue Kirchen aufgefuhrt doch den wichtigeren Kirchenbau erhielt ich zu Rastenberg nach dem Brande welcher dieses Stadtchen grosstentheils verherte 5 1900 1927 1936 sowie 1983 bis 1985 fanden umfangreichere Neufassungen an Wanden und Ausstattung statt Architektur BearbeitenDer Bau ist eine einschiffige Saalkirche mit sieben Fensterachsen Satteldach und jeweils sieben Dachgauben auf beiden Seiten Die dominante Westfassade ist durch einen reich gestalteten zweigeschossigen Mittelrisalit mit Tempelgiebel als Abschluss ausgezeichnet Im Kontrast zum Hausteinmauerwerk der Kirche ist die Tempelfront seit einer der jungeren Renovierungen hell verputzt Der Ostfassade vorgestellt ist ein Glockenturm uber einem quadratischen Grundriss horizontal gegliedert in zwei Zonen mit einem sechseckigen Aufsatz und einer durch Arkaden fein gegliederten Laterne Orgel BearbeitenDie Orgel schuf 1827 Johann Friedrich Schulze aus Paulinzella Sie ist das einzige noch fast vollstandig im Original erhaltene Instrument dieses Orgelbauers 6 Der bedeutende Orgeltheoretiker Johann Gottlob Topfer aus Weimar nahm auf den Entstehungsprozess der Orgel Einfluss und nahm diese ab Sein Abnahmeprotokoll stammt vom 4 Oktober 1827 7 Das Instrument wurde am 23 September dem 15 Sonntag nach Trinitatis eingeweiht 8 Der Entwurf fur den Orgelprospekt stammt vom Architekten der Kirche selbst so dass er sich in die gestalterische Idee der Kirche beeindruckend einfugt 9 Georg Dehio bezeichnete ihn in seinem Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler als einen der schonsten klassizistischen Orgelprospekte Thuringens 10 Im Jahr 1889 wurden das Register Oktave 2 im Oberwerk durch eine Aeoline 8 ersetzt und die Posaune 16 im Pedalwerk wegen Holzwurmbefalls bis auf ihre Stiefel ganz entfernt Im Ersten Weltkrieg wurden die originalen Prospektpfeifen eingeschmolzen und 1926 27 durch solche aus Zink ersetzt Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde des Weiteren der Calcanten Zug stillgelegt 11 ausserdem sind samtliche Trakturen um einen Halbton hoher eingehangt so dass die Taste C in allen Klaviaturen derzeit unbelegt ist 12 Das Orgelwerk zeichnet sich dennoch durch einen sehr hohen Erhaltungsgrad aus und ist seit 2022 zwecks Ruckfuhrung auf seinen Originalzustand ausgebaut Diese Arbeiten werden durch die Orgelbaufirma Eule durchgefuhrt und sollen bis Mai 2023 abgeschlossen werden 13 Die Disposition der Orgel mit ihren 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal vor ihrer Restauration lautet 11 12 I Hauptwerk C f31 Principal 16 2 Praestant Prospekt 0 8 3 Hohlflote 8 4 Gemshorn 8 5 Viol di Gamba 8 6 Octave 4 7 Flote 4 8 Octave 2 9 Cornett IV10 Mixtur VI II Oberwerk C f311 Bordun 16 12 Geigenprincipal 8 13 Floetraversa 8 14 Salicional 8 15 Aeoline Anm 1 8 16 Lieblich Gedact 8 17 Praestant Prospekt 0 4 18 Flauto dulcis 4 19 Scharff V Pedal C d120 Principalbass0 16 21 Subbass 16 22 Violon 16 23 Principalbass 8 24 Violon 8 25 Posaune Anm 2 16 Koppeln Manual Coppel II I Pedal Coppel I P Spielhilfen Calcanten Zug Registerzug derzeit unbelegt Anmerkungen Ursprunglich Octave 2 Registerzug derzeit unbelegt Glocken BearbeitenDrei Glocken aus Apolda wurden 1826 angeschafft Am 13 September hielten sie in Rastenberg Einzug Die Gewichte der Glocken betragen 29 Zentner Ton D 14 Zentner Ton Fis 8 Zentner Ton A Zu deren Herstellung inklusive Glockenstuhl wurden etwa 1000 Taler aufgewendet 14 Wahrend des 2 Weltkrieges wurden die Glocken abgenommen und zu Kriegszwecken ins Glockenlager nach Hamburg verbracht Sie wurden allerdings nicht zerstort und konnten 1950 wieder herbeigeholt und in der Kirche aufgehangt werden Folgende Texte sind darauf zu lesen Die grosse Glocke tragt am Kranz die Umschrift Heilig Heilig Heilig ist Gott der Herr Zebaoth Die Aufschrift lautet Anno 1824 den 23 Marz brach abends 9 Uhr eine Feuersprunst aus wodurch nicht nur 42 Hauser sondern auch 3 Schulen Kirche Turm und wir ein Raub der Flammen und in Asche gelegt wurden Durch Gottes Hilfe aber wir alle drey im Jahre 1826 wieder gegossen und hergestellt von den Ulrigen in Apolda Die Mittlere hat oben die Umschrift Alles was Othem lobe den Herrn und die Aufschrift Im Jahre 1826 gegossen von den Ulrigen in Apolda darunter Ach Gott lass unsern Glockenschall zu Bessten dienen jedesmal Die kleine fuhrt die Umschrift Gott segne und erhalte Rastenberg die Aufschrift wie die Mittlere darunter steht Wir rufen zwar das Volk zusammen hilf Gott nur nicht zu Feuerflammen 15 Literatur BearbeitenRolf Bothe Clemens Wenzeslaus Coudray 1775 1845 Ein deutscher Architekt des Klassizismus Koln etc Bohlau 2013 ISBN 978 3 412 20871 4 S 527 530 Rolf Bothe Kirche Kunst und Kanzel Luther und die Folgen der Reformation Koln etc Bohlau 2017 ISBN 978 3 412 50379 6 S 245 246 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche Unserer Lieben Frauen Rastenberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Kirche auf der Website des Kirchspiels Rastenberg Die Kirche auf der Website des Orgelfordervereins RastenbergEinzelnachweise Bearbeiten Stadt Rastenberg Hrsg Zur Erinnerung an das Fest der 100 jahrigen Kirchweihe in Rastenberg Rastenberg 1926 S 5 f Archiv der Kirchengemeinde Rastenberg Sig 836 Chronik der Stadt Rastenberg 1825 1980 S 4 Rolf Bothe Zur Bedeutung des Architekten Coudray unter besonderer Berucksichtigung der Kirche zu Rastenberg Stellungnahme im Zusammenhang mit der Kirchenrestaurierung Breitenbach am Herzberg 2015 S 2 Kreisarchiv Sommerda Sig 1591 Digitalisat Wiederaufbau der am 23 Marz 1824 abgebrannten Kirchen und Turmgebaude zu Rastenberg 1824 1827 Bl 24 ff Walter Schneemann C W Coudray Goethes Baumeister Dissertation Dr Ing Technische Hochschule Dresden Dresden 1941 S 217 Orgel des Monats Juli 2020 in Rastenberg Abgerufen am 16 August 2021 Kreisarchiv Sommerda Sig 1667 Digitalisat Stimmung der neuen Orgel 1815 1827 Bl 73 ff Archiv der Kirchengemeinde Rastenberg Sig 836 Chronik der Stadt Rastenberg 1825 1980 S 6 Rolf Bothe Coudrays Kirche in Rastenberg In Heimatverein Rastenberg Hrsg Damit die Gemeinde zu Rastenberg sich des Vortrefflichen welches die Orgel bietet auch wirklich erfreuen konne Zur Restaurierung der Schulze Orgel in der Coudray Kirche in Rastenberg Schriftenreihe des Heimatvereins Rastenberg Nr 2 mit dem Orgelforderverein Coudray Kirche Eugenia Verlag Markus Vette Werder Havel 2011 ISBN 978 3 938853 15 3 S 126 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Thuringen 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2003 ISBN 3 422 03095 6 S 982 a b Die Orgel der Coudray Kirche Rastenberg Abgerufen am 23 November 2022 a b Orgel Abgerufen am 23 November 2022 Samira Wischerhoff In Rastenberg soll die Orgel bald erklingen wie vor 200 Jahren In mdr de 25 Juni 2022 abgerufen am 23 November 2022 Stadt Rastenberg Hrsg Zur Erinnerung an das Fest der 100 jahrigen Kirchweihe in Rastenberg Rastenberg 1926 S 12 f Kreisarchiv Sommerda Sig 2699 Digitalisat Chronik der Stadt Rastenberg von Pfarrer F A Junkelmann aus dem 1860 transkribiert 1928 Bl 89 f 51 175855 11 418964 Koordinaten 51 10 33 1 N 11 25 8 3 O Normdaten Geografikum GND 7756486 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liebfrauenkirche Rastenberg amp oldid 235531555