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Dieser Artikel befasst sich mit dem Pfarrer Kurt Walter Zu anderen Personen siehe Curt Walter Kurt Johannes Walter 12 November 1892 in Danzig Weichselmunde 26 Juni 1963 in Stuttgart Bad Cannstatt war ein deutscher evangelisch lutherischer Pfarrer Die Bekennende Kirche BK in Danzig wahlte ihn 1934 zum Leiter Von 1942 bis kurz vorm Kriegsende 1945 war er im KZ Dachau inhaftiert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Dienst in der Bekennenden Kirche 3 Im Konzentrationslager Dachau Juli 1942 bis 3 April 1945 4 Theologie 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 AnmerkungenLeben BearbeitenSein Vater war der Rektor und Organist Johannes Ferdinand Walter seine Mutter Ottilie Martha geb Grabowski 1865 1904 Anm 1 1 Nach Absolvierung des Abiturs am Koniglichen Gymnasium in Danzig 1911 2 studierte er bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 Evangelische Theologie in Berlin Tubingen 1913 und Konigsberg Als Kriegsfreiwilliger war er an der russischen Front im Einsatz 1915 wurde er zum Offizier befordert Im selben Jahr erfolgte eine Verwundung und Amputation eines Unterschenkels 1916 trat er in die Fliegertruppe ein und wurde in Frankreich und Vardar Mazedonien eingesetzt Noch im Krieg setzte er seine theologische Ausbildung fort bestand 1918 das erste 1919 dann das zweite theologische Examen vor dem Danziger Konsistorium Die Ordination in der Danziger Marienkirche war am 4 Oktober 1919 Sein Vikariat absolvierte Walter in Probbernau im Kreis Danziger Niederung ab 1920 zur Stadt Danzig 3 Danach war er Pfarrer in der Gemeinde Friedenau Westpreussen 1923 wurde er versetzt in die Gemeinde Barendt im Landkreis Grosses Werder Am Wohnort seiner Eltern in Oliva heiratete er am 17 Marz 1919 die Haushaltungslehrerin Gertrud Margarete Richter 1890 1978 Sie hatten funf Kinder Hanns Dietrich Hannelise Christlinde Brigitte und Ekkehard 4 1930 wurde Walter Pfarrer an der Lutherkirche zu Danzig Langfuhr Anm 2 Durch seine Funktion in der Bekennenden Kirche ab 1934 wurde er in seiner Arbeit durch staatliche und politische Stellen immer starker eingeschrankt eingeschuchtert und drangsaliert 1937 kam es zur dreimonatigen Inhaftierung im Juli 1942 schliesslich nach erneuter dreimonatiger Haft in Danzig zur Internierung im Pfarrerblock des KZ Dachau Seine beiden Sohne waren unterdessen zur Wehrmacht eingezogen worden Entlassen wurde Walter aus dem KZ Dachau am 3 April 1945 5 Seine Ehefrau Gertrud hielt das Gemeindeleben in Danzig Langfuhr auch nach dem Einmarsch russischer Truppen am Karfreitag 1945 mit den verbliebenen Pfarrern und Pfarrersfrauen notdurftig aufrecht Sie hielt Gottesdienste in der Lutherkirche ab nach Verboten dann in der Friedhofskapelle in einem Park und heimlich in ihrem Haus Nach der Vertreibung aus Danzig uberlebte sie mit ihrer Tochter eine achtmonatige Tortur durch polnischen Gefangnissen und Arbeitslager Alle Kinder uberlebten die Wirren des Krieges 6 Zunachst gelangte Walter nach der Entlassung nach Biberach an der Riss in Oberschwaben und half in der dortigen Gemeinde aus Er rechnete aber weiterhin mit der Ruckkehr in seine alte Gemeinde in Danzig Langfuhr als er sich im Juli 1945 bei dem evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart um eine Verwendung in einer wurttembergischen Gemeinde bewarb 7 Diese Hoffnung zerschlug sich aber Von August 1945 bis April 1949 war er Pfarrer in der Andreagemeinde zu Stuttgart Bad Cannstatt 8 9 Im Zusammenhang mit der personellen Neuausrichtung der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Schleswig Holsteins nach 1945 war Walter im Gesprach fur eine Funktion in der Landeskirche Lubeck die Bewerbung dafur zog er jedoch zuruck 10 1948 wurde er im Bund der Danziger in den Vorstand gewahlt Bis zu seinem Ruhestand am 1 Januar 1958 war er Krankenhauspfarrer in Stuttgart 11 Walter verstarb im Alter von 70 Jahren in Stuttgart Bad Cannstatt Dienst in der Bekennenden Kirche BearbeitenIm November 1933 schloss sich Kurt Walter mit sechs von insgesamt 70 Pfarrern im Freistaat Danzig dem Pfarrernotbund an Die erste Bekenntnisversammlung Mitte Mai 1934 an der etwa 100 Menschen teilnahmen wahlte Pfarrer Walter zum Vorsitzenden In der Folge bildeten sich Gemeindebruderrate wurden Bekenntnisversammlungen und Bekenntnisgottesdienste abgehalten Zum ersten Bekenntnisgottesdienst im Spatsommer 1934 in der Heiliggeist Kirche 500 Platze kamen etwa 3 000 Menschen Es predigte Pfarrer Hugo Hahn der spatere Landesbischof von Sachsen Weitere auswartige Prediger in der folgenden Zeit waren Otto Dibelius Friedrich Muller Johannes Lilje Hermann Ehlers Wilhelm Niesel und Ludwig Steil Ein Rundbrief der alle vier bis sechs Wochen in einer Auflage von 5 000 Stuck erschien informierte und starkte die Bekennende Gemeinde Pfarrer Walter nahm an mehreren Bekenntnissynoden teil so in Berlin Dahlem 1934 12 Augsburg 1935 13 Berlin Steglitz 1935 14 Bad Oeynhausen 1936 15 und Halle Saale 1937 16 Die katholisch konservative Wochenzeitung Der Deutsche in Polen 1934 1939 berichtete in seiner Ausgabe Nr 9 vom 3 Marz 1935 dass der fuhrende Bekenntnispfarrer im Reich Martin Niemoller an der Einreise nach Danzig gehindert worden sei die brechend volle Katharinenkirche musste im Beisein der Politischen Polizei mit der Leitung des Gottesdienstes durch Pfarrer Walter Vorlieb nehmen 17 Die Arbeit wurde zunehmend durch Geldstrafen Amtssuspendierungen Zwangsurlaube und Verhore erschwert Den Vorsitz in seinem Gemeindekirchenrat musste Walter abgeben Ende Juli 1935 wurde er zum ersten Mal mit Verhor und Verwarnung im Polizeiprasidium verhaftet 18 Der Versuch im November 1936 eine Danziger Bekenntnissynode zu bilden und einzuberufen scheiterte durch ein Verbot des nationalsozialistischen Senats Walter wurde wegen Taufe von Juden und Furbitten fur verfolgte Pfarrer in den Gottesdiensten verwarnt und 1937 erneut verhaftet Der Aufforderung zur Vorlage des Ariernachweises kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 kamen die Pfarrer der BK Danzigs nicht nach Am Osterdienstag 1942 wurde Walter erneut verhaftet Nach dreimonatiger Haft erfolgte die Verlegung ins KZ Dachau Daruber schrieb er 1963 Es soll mir unvergessen bleiben wie damals als ich vor dem Transport nach Dachau im Danziger Polizeigefangnis sass der letzte Gruss der Bekennenden Gemeinde zu mir kam und mich bewegend traf Fraulein Harke schritt am Gefangnis vorbei und pfiff trotz Behinderung durch einen Polizisten unbeirrt das durch das schwach geoffnete kleine Zellenfenster zu mir hereindringendes Lied Ich weiss woran ich glaube Der Gruss der Gemeinde ist mit mir mitgegangen in die Not der Gefangenschaft und hat mich oft gestarkt in der Gewissheit Vivat Die Gemeinde lebt weil ER lebt Uber die Bekennende Kirche in Danzig von 1934 bis 1945 bilanziert er folgendermassen Wir haben die Linie der Bekennenden Kirche in Danzig nicht voll eingehalten Nicht bloss weil nur zwei BK Pfarrer den Vorsitz in Ihren Gemeindekirchenraten hatten Das Fehlen der Bekenntnissynode wie auch die von der mehrfachen Verhaftung einiger Pfarrer ausgehende Schockwirkung hemmten unser Tun Wir begegneten auch immer wieder der Tatsache dass in dem engen Raum unserer kleinem Kirchenprovinz alles was wir versuchten sich viel schneller festlief es war mit acht Leuten leichter fertig zu werden als mit hundert und unter acht findet sich nicht so leicht einer mit einer wirklichen geistlichen Uberlegenheit wie unter hundert Wir waren sehr schwach und es ist alles in grosser Schwachheit geschehen Woran wir aber mit Dank denken durfen ist dies dass es uns dennoch gegeben war inmitten der Zerstorung der Kirche auch an unserem Platze das Zeichen der Alleinherrschaft Jesu Christi aufzurichten und dass uns inmitten unserer Schwache und Ohnmacht eine Gemeinschaft echter Bruderlichkeit unter ein paar Pfarrern und in einer kleinen Schar von Gemeindegliedern geschenkt wurde 19 Im Konzentrationslager Dachau Juli 1942 bis 3 April 1945 BearbeitenIn der Lagerkapelle hat Pfarrer Walter auch gepredigt nachweisbar ist das fur den 26 November 1944 Totensonntag und zwar gedankenreich und kraftvoll 20 Uber die Grausamkeiten des SS Wachpersonals und besonders von privilegierten Mithaftlingen schrieb er ruckblickend W er jahrelang in Lumpen bekleidet ist und wem jahrelang gepredigt wird dass er ein Lump sei und ein Schwein der Abschaum und Auswurf der Menschheit den mochte wohl einmal der Zweifelsgedanke befallen ob da nicht vielleicht etwas daran wahr sei ob er denn eigentlich recht getan habe mit dem was ihn an jenen Ort gefuhrt ob er nicht vielleicht wirklich ein Lump sei eine auszuscheidende Nummer unwert der Beachtung und jeglichen Erbarmens von Menschen nicht bloss sondern auch von Gott verlassen 21 Theologie BearbeitenAn der Universitat Tubingen hatte Kurt Walter 1913 Adolf Schlatter gehort bezeichnet sich aber nicht als sein Schuler Als junger Pfarrer sei er von Adolf von Harnack und Karl Holl beeinflusst worden Doch erst durch Karl Barth sei er eigentlich Theologe geworden durch ihn habe er gelernt was Gottes Wort und was die Aufgabe eines Predigers des Wortes Gottes sei 22 Literatur BearbeitenKurt Walter Danzig In Gunther Harder und Wilhelm Niemoller Hrsg Die Stunde der Versuchung Gemeinden im Kirchenkampf 1933 1945 Selbstzeugnisse Munchen 1963 S 37 56 Das aufgebrochene Tor Predigten und Andachten gefangener Pfarrer im Konzentrationslager Dachau Geleitwort von Martin Niemoller Beitrag u a von Kurt Walter Neubau Verlag Munchen 1946 192 S Gertrud Slottke Pfarrer Kurt Walter In Unser Danzig Ausgabe 15 Nr 14 1963 S 13 Ernst Sodeikat Die Verfolgung und der Widerstand der Evangelischen Kirche in Danzig von 1933 bis 1945 In Heinz Brunotte Hrsg Zur Geschichte des Kirchenkampfes Gesammelte Aufsatze Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Band 15 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 S 146 172 Rebecca Scherf Evangelische Kirche und Konzentrationslager 1933 bis 1945 Vandenhoeck amp Ruprecht Verlag 2018 296 Seiten ISBN 978 3 525 57057 9 Lucyna Zukowska Kurt Walter przywodca Kosciola Wyznajacego w Wolnym Miescie Gdansku w 1934 1942 In Gdanski Rocznik Ewangelicki 2012 6 Pages 132 147 ISSN 1898 1127Einzelnachweise Bearbeiten Taufverzeichnis der Kirche Danzig Weichselmunde im Evangelischen Zentralarchiv Berlin Bethaniendamm 29 Konigliches Gymnasium mit Realschule i E zu Danzig 16 Jahresbericht uber das Schuljahr Ostern 1911 bis Ostern 1912 Danzig 1912 S 13 Gertrud Slottke Pfarrer Kurt Walter In Unser Danzig Ausgabe 15 Nr 14 1963 S 13 Todesanzeige von Gertrud Walter Stuttgarter Zeitung Nr 113 vom 19 Mai 1978 Handschriftlicher Lebenslauf von Kurt Walter vom 19 Juli 1945 4 Seiten Landeskirchliches Archiv Stuttgart Ernst Sodeikat Die Verfolgung und der Widerstand der Evangelischen Kirche in Danzig von 1933 bis 1945 In Heinz Brunotte Hrsg Zur Geschichte des Kirchenkampfes Gesammelte Aufsatze Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Band 15 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 S 146 172 S 171 Brief vom 27 Juli 1945 an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart im Landeskirchliches Archiv Stuttgart Reinhold Ansel Sibylle Hahn Andreaegemeinde 50 Jahre Andreakirche Zusammengestellt nach den Protokollen der Kirchengemeinderatssitzungen mit Erlauterungen Hrsg v d Andreaegemeinde Stuttgart 2006 Die Webseite der Kirchengemeinde Stephan Linck Neue Anfange Der Umgang der evangelischen Kirche mit der NS Vergangenheit und ihr Verhaltnis zum Judentum die Landeskirchen in Nordelbien Band 1 1945 1965 Kiel 2013 Lutherische Verlagsgesellschaft ISBN 978 3 87503 167 6 S 84 Amtsblatt der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg Hrsg Evangelischer Oberkirchenrat in Stuttgart Bd 37 Nr 37 vom 21 Oktober 1957 S 346 Wilhelm Niemoller Hrsg Die Preussensynode zu Dahlem Die zweite Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der Altpreussischen Union Geschichte Dokumente Berichte Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Bd 29 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1975 ISBN 3 525 55532 6 Wilhelm Niemoller Hrsg Die dritte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu Augsburg Text Dokumente Berichte Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Bd 20 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1969 Wilhelm Niemoller Hrsg Die Synode zu Steglitz Die dritte Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der Altpreussischen Union Geschichte Dokumente Berichte Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Bd 23 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1970 Wilhelm Niemoller Hrsg Die vierte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu Bad Oeynhausen Text Dokumente Berichte Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Bd 7 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1960 Gerhard Niemoller Hrsg Die Synode zu Halle 1937 Die zweite Tagung der Vierten Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union Text Dokumente Berichte Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Bd 11 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1963 Albrecht Hagemann Hermann Rauschning Ein deutsches Leben zwischen NS Ruhm und Exil Boehlau Koln 2018 ISBN 978 3 412 51104 3 S 137 Ernst Sodeikat Die Verfolgung und der Widerstand der Evangelischen Kirche in Danzig von 1933 bis 1945 In Heinz Brunotte Hrsg Zur Geschichte des Kirchenkampfes Gesammelte Aufsatze Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Band 15 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 S 146 172 S 163 Kurt Walter Danzig In Die Stunde der Versuchung Gemeinden im Kirchenkampf 1933 1945 Selbstzeugnisse Hrsg von Gunther Harder und Wilhelm Niemoller Munchen 1963 S 37 56 Internationaler Karl Leisner Kreis e V Kleve Hrsg Der Dachau Altar in der Lagerkapelle des Konzentrationslagers Ausgangs und Zielpunkt religiosen Lebens Rundbrief Nr 50 Februar 2005 S 116 Rebecca Scherf Evangelische Kirche und Konzentrationslager 1933 bis 1945 Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte Bd 071 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2019 S 216 ISBN 978 3 525 57057 9 Handschriftlicher Lebenslauf von Kurt Walter vom 19 Juli 1945 4 Seiten Landeskirchliches Archiv Stuttgart Anmerkungen Bearbeiten Vater von Ottilie Martha Grabowski Lehrer Otto Friedrich Grabowski 1828 1902 Mutter Natalie Sellin 1836 1910 Bruder Lehrer Franz Otto Grabowski 1858 Pfarrer Johann Otto Grabowski 1867 und Kaufmann Paul Otto Grabowski 1870 1905 1896 bis 1899 erbaut nach einem Entwurf des Architekten Gotthilf Ludwig Mockel heisst sie heute Parafia Matki Odkupiciela w Gdansku und gehort der romisch katholischen Kirche Die polnische Webseite der Kirche Normdaten Person GND 1094410772 lobid OGND AKS VIAF 535144783068456229910 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Walter KurtALTERNATIVNAMEN Walter Kurt JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer PfarrerGEBURTSDATUM 12 November 1892GEBURTSORT Danzig WeichselmundeSTERBEDATUM 26 Juni 1963STERBEORT Stuttgart Bad Cannstatt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Walter amp oldid 226549923