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Die Kundenbindung umfasst im Marketing samtliche Massnahmen eines Unternehmens die darauf abzielen ein wiederholtes Kaufverhalten beim Kunden auszulosen und aus Laufkundschaft durch Kundenorientierung und Kundenzufriedenheit Stammkunden zu gewinnen Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 3 Akquisitorisches Potenzial Markttheorie zur Kundenbindung 4 Kundenbindung in Handel und Dienstleistung 5 Kundenbindung im industriellen Umfeld 6 Kundenbindung durch Erlebnismanagement 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenKundenbindung ist die Geschaftsbeziehung zwischen Anbietern und Nachfragern im Sinne der Realisierung oder Planung wiederholter Transaktionen innerhalb eines bestimmten Zeitraums 1 Neben Massnahmen die der Kundenzufriedenheit und Kundenloyalitat dienen und uber blosse Kundenorientierung hinausgehen gibt es in den Unternehmen Programme zur Kundenbindung wie etwa Bonus und Punkteprogramme oder Incentives fur Mitarbeiter Zu Gunsten der Kunden sind Rabattsysteme oder Kundenkarten vorgesehen Sie werden heute durch psychologisch fundierte Kundenbeziehungspflege erganzt und teilweise sogar ersetzt Psychologische Kundenbindungsmassnahmen erweisen sich heute als effektivere und kunden nahere Moglichkeit zur Kundenbindung in dem klassische Bonusprogramme in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen werden Weil der Mensch per se nicht oder nur in begrenztem Rahmen rational handelt und entscheidet ist die Preispolitik als langfristig wenig effizientes Mittel der Kundenbindung zu bewerten 2 In diesem Feld etabliert sich auch das Customer Experience Management zur gezielten Steigerung der Kundenbindung Ersichtlich setzte sich erstmals im Jahre 1923 Melvin T Copeland mit dem wiederholten Kauf von Marken auseinander wobei er von Markenbeharrlichkeit englisch brand insistance sprach 3 Das Marketing wandte sich seitdem tendenziell von einzelnen Transaktionen ab und widmete sich zunehmend der langfristigen Kundenorientierung im Rahmen einer Geschaftsbeziehung 4 Arten BearbeitenEs gibt faktische oder psychologische Kundenbindung 5 Faktische Kundenbindung geht vom Anbieter aus Vertrage bei Dauerschuldverhaltnissen beinhalten Kundigungsfristen oder Mindestlaufzeiten so dass ein sofortiger Ausstieg aus dem Vertrag nicht moglich ist Sanktionen sehen Vertragsstrafen vor Belohnungen erfolgen durch Rabatte oder Bonussysteme etwa Payback Mit Kundenkarten oder Rabattkarten etwa Bahncard konnen Stammkunden fester an das Unternehmen gebunden oder Gelegenheitskunden zu Stammkunden werden Ihre Besuchsfrequenz und ihre durchschnittlichen Einkaufsbetrage sind hoher als die von Nichtkartenkunden 6 Technik Funktion Komplementarguter sind technisch oder funktional voneinander abhangig und konnen nur gemeinsam Nutzen stiften DVD und DVD Player Lock in Effekte fuhren dazu dass Produkt oder Servicekomponenten nur uber einen Hersteller bezogen werden konnen 7 Okonomie Wechselkosten durch Vertragsstrafen oder Transaktionskosten hindern oder verhindern einen Anbieter oder Produktwechsel Psychologische Kundenbindung geht vom Kunden aus Vertrauen des Kunden zu einem Anbieter oder in ein Produkt Praferenzen konnen ortliche Nahe des Anbieters zum Wohnort des Kunden zeitliche Offnungszeiten sachliche Ladentreue Markentreue und personliche Beratung sein Kundenzufriedenheit kann Stammkunden entstehen lassen psychologische Wechselbarrieren soziale Wechselbarrieren Die verschiedenen Arten der Kundenbindung konnen miteinander kombiniert werden Akquisitorisches Potenzial Markttheorie zur Kundenbindung Bearbeiten nbsp Doppelt geknickte Preis Absatz FunktionUnter dem akquisitorischen Potenzial versteht man die Fahigkeit eines Unternehmens Kunden an sich zu binden Nach der Hohe dieses Potenzials richtet sich die individuelle Ausgestaltung der Preis Absatz Funktion Vom akquisitorischen Potenzial spricht man im Zusammenhang mit der Preis Absatz Funktion des Polypols bei fehlender Markttransparenz und dem Bestehen von Praferenzen der Marktteilnehmer z B Stammkundschaft Im monopolistischen oder akquisitorischen Bereich kann sich das Unternehmen bei der Preisgestaltung wie ein Monopolist verhalten Erhoht das Unternehmen in diesem Bereich den Preis verliert es keine Kunden an die Konkurrenz wobei einige Kunden weniger einige gar nichts mehr kaufen Senkt das Unternehmen hingegen in diesem Bereich den Preis so gewinnt es keine Kunden von der Konkurrenz einige Kunden kaufen mehr einige die vorher gar nichts kauften kaufen nun Preisveranderungen in den oberen und unteren polypolistischen Bereichen haben folgende Wirkungen massive Abwanderung von Kunden zur Konkurrenz im Falle einer Preissteigerung und massive Kundenzuwanderung von der Konkurrenz im Falle einer Preissenkung Kundenbindung in Handel und Dienstleistung Bearbeiten nbsp Der Loyalitatskreislauf zur KundenbindungVon Handels und Dienstleistungsunternehmen erhalten Kunden vor allem Stammkunden haufig Belohnungen nach dem Kaufakt Pramien Geschenke oder Boni exklusive Angebote auf Preis Angebotsebene z B Lounge Nutzung Belohnungen vor dem Kaufakt Ankundigung von Rabatten oder sonstigen Vergunstigungen z B zusatzliches Freigepack oder Belohnung wahrend des Kaufakts bevorzugte Behandlung z B geringere Wartezeit an Schaltern Der Anbieter gibt damit Anreize fur wiederholte Geschaftsbeziehungen Kundenbindungsprogramme sind haufig mit einer Kundenkarte Club Karte Bonuskarte verknupft Der Anbieter erhalt dadurch auch Name und Adresse des Kunden und kann diese zur Analyse des Kaufverhaltens sowie zur Erstellung von Kundenprofilen und diese wiederum zur gezielten Werbung oder zu anderen Marketingmassnahmen im Rahmen des Customer Relationship Managements nutzen Aus marktpsychologischer Sicht ist jedoch zu beachten dass die Akzeptanz der Kundenkarte mit zunehmender Angst vor Datenmissbrauch abnimmt 8 Als haufigster Grund fur private Haushalte zur Teilnahme an Kundenbindungsprogrammen wurde in einer Studie von arvato services Geld sparen von 78 der Befragten genannt 9 Besonders wirksam erweisen sich Kundenbindungsprogramme bei Geschaftskunden dann wenn Vergunstigungen auch privat in Anspruch genommen werden konnen In diesem Fall kann unter Umstanden die Pramie bei der Auswahl des Anbieters starker wirken als der eigentliche Kaufpreis Hier ist jedoch anzumerken dass eine auch teilweise private Nutzung solcher Vergunstigungen in vielen Unternehmen aus Grunden der Compliance untersagt oder reglementiert ist nbsp KundenkartenKlassisches Beispiel sind die Rabattmarken die in den 1950er Jahren in Kaiser s Kaffeegeschaften eingefuhrt wurden Haufige Kundenbindungsmassnahmen sind Kundenzeitschriften und elektronische Newsletter Kundenkarten und Vielfliegerprogramme Couponing Werbespiele Ad Games Vorteilskarten Mehrwertprogramme mit denen der Kunde verschiedene Geldwerte oder auch statusorientierte Vorteile wie Ermassigungen in Hotels Restaurants Golfclubs usw erhaltIn Deutschland sind Schatzungen zufolge zwischen 100 und 200 Millionen Kundenkarten im Umlauf 10 Die wichtigsten Kriterien fur Verbraucher sind laut TNS Emnid Studie Vertrauenswurdigkeit Attraktivitat und eine Vielzahl an Moglichkeiten zur Einlosung 11 Die Vielfliegerprogramme der grossen Fluggesellschaften sollen die Kundenbindung verstarken indem sie die haufige Nutzung derselben Gesellschaft mit Rabatten in Form von Freiflugen oder Pramien belohnen Das Forschungsprojekt Kundenmonitor Deutschland hat umfangreiche Untersuchungen und Befragungen zum Thema Kundenbindung durchgefuhrt Speziell die Handelspsychologie macht darauf aufmerksam dass die instrumental bewirkte Kundenbindung u U nur zu einer Form kunstlicher d h labiler oder kurzfristiger Kundentreue fuhrt Fur Handelsbetriebe bedeutsamer ist die Kundenloyalitat d h eine nachhaltige Kundentreue die Stamm kunden aus ihrer Zufriedenheit heraus und auf Dauer selbst entwickeln Kundenbindung im industriellen Umfeld BearbeitenGunter Gehrke 2003 beschreibt Kundenbindung in industriellen Zulieferer Abnehmer Konstellationen als die erhohte Bereitschaft des Abnehmers eine dauerhafte Beziehung mit dem Lieferanten einzugehen und innerhalb eines bezogen auf das spezifische Transaktionsgut ublichen Zeitraumes nicht zufallige Anschlussauftrage zu generieren Kundenbindung druckt sich hier also in der hohen Wahrscheinlichkeit fur einen Folgeauftrag aus Kundenbindungsprogramme werden nach der Attraktivitat der Kunden fur das Anbieterunternehmen abgestuft Die attraktivsten Kunden werden am intensivsten behandelt Die Abstufung der Massnahmen wird z B mit der ABC Analyse vorgenommen A Kunden solche mit dem hochsten Umsatz oder Gewinnanteil werden beispielsweise mit Hilfe von Kooperationsangeboten im Bereich Forschung und Entwicklung mit individuellen Schulungen zum Teil in sehr angenehmer Umgebung oder Bonusprogrammen zum Beispiel fur die Erreichung einer bestimmten Jahresabnahme gebunden In diesem Segment sind haufig auch bevorzugte Dienste mit verkurzten Reaktionszeiten 24 Stunden Bereitschaftsdienst und personlich zugeordnete Berater Key Account Manager ublich B Kunden mit einem hohen Anteil am regularen Tagesgeschaft erhalten haufig gezielte Rabattangebote haufigere Beratung und schriftliche Brancheninformationen werden zu gemeinsamen Schulungen eingeladen oder geniessen ein bestimmtes Serviceangebot das regular aufpreispflichtig ware C Kunden Laufkundschaft und Problemkunden werden in der Praxis kaum gebunden Dennoch sollte hier der Service zumindest auf befriedigendem Niveau anzubieten sein Reklamierende Kunden sind haufig gute potenzielle Stammkunden wenn das Unternehmen sie gezielt unterstutzt Sollte der Aufwand sich rechnen werden solche Kundenbeziehungen zum Teil mit Hilfe besonders geschulter Mitarbeiter angesprochen Haufig wird wie folgt vorgegangen A Kunden 80 Umsatzanteil B Kunden 15 Umsatzanteil C Kunden 5 Umsatzanteil Kundenbindung wird besonders differenziert im Bereich des Investitionsgutermarketings gefordert Je nach Wichtigkeit eines Kunden siehe Kundenwert und ABC Analyse konnen unterschiedliche Marketing Instrumente die Kundenbindung steigern Bei ihrem Einsatz sind immer Aufwand und zu erwartender Ertrag in ein wirtschaftliches Verhaltnis zu bringen Eine wichtige technische und psychologische Moglichkeit industrieller Kundenbindung ist der so genannte Lock in Effekt der technische Abhangigkeiten oder Kompatibilitaten ausnutzt Kundenbindung durch Erlebnismanagement BearbeitenWeit uber reine Kundenbindungsprogramme hinaus geht das so genannte Kundenerlebnismanagement Customer Experience Management CEM Es zielt auf die Schaffung positiver Kundenerfahrungen zum Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Anwender und Produkt oder Anbieter Vorrangiges Ziel von CEM ist es aus zufriedenen Kunden loyale Kunden und aus loyalen Kunden begeisterte Botschafter der Marke oder des Produkts zu machen satisfied loyal advocate Damit setzt CEM nicht nur auf direkte Auswirkungen wie etwa Kaufbereitschaft Umsatz oder die Nutzungsintensitat sondern gezielt auch auf indirekte Effekte wie die Mundpropaganda Kunden werden sozusagen emotional gebunden Nach einer Studie von Roland Berger zahlt der Aufbau einer emotionalen Bindung zum Kunden sogar zu den drei wichtigsten Fahigkeiten im Vertrieb 40 Prozent der befragten Vertriebsmitarbeiter gaben dabei an dadurch sogar den Umsatz signifikant erhohen zu konnen 12 Siehe auch BearbeitenCustomer Lifetime Value BonusprogrammLiteratur BearbeitenPeter Kenzelmann Kundenbindung Kunden begeistern und nachhaltig binden Cornelsen Verlag Scriptor 2007 ISBN 978 3 589 23413 4 Peter Kenzelmann Training kompakt Strategien und Methoden zur Kundenbindung Cornelsen Verlag 2011 ISBN 978 3 589 23990 0 Marcel Klotz Competence Selling Das Geheimnis der Spitzenverkaufer BusinessVillage Gottingen 2009 ISBN 978 3 86980 009 7 Anne M Schuller Kunden auf der Flucht Wie Sie loyale Kunden gewinnen und halten Orell Fussli Verlag Zurich 2010 ISBN 978 3 280 05382 9 Manfred Bruhn Christian Homburg Hrsg Handbuch Kundenbindungsmanagement Strategien und Instrumente fur ein erfolgreiches CRM 7 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Gabler Verlag Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 8349 1413 2 Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig G Poth Marcus Pradel Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 255 Joost van Treeck Loyalitat Die Psychologie der Kundenbindung Bod Norderstedt Dissertation an der Universitat Hamburg 2011 Melvin T Copeland Relation of Consumer s Buying Habits to Marketing Methods in Harvard Business Review vol 1 1923 S 288 Sabine Jaritz Kundenbindung und Involvement 2008 S 27 Sabine Jaritz Kundenbindung und Involvement 2008 S 30 f Matthias Uebel Stefan Helmke Wilhelm Dangelmaier Hrsg Praxis des Customer Relationship Management 2004 S 40 Dominik Georgi Karsten Hadwich Management von Kundenbeziehungen 2010 S 14 Hans Otto Schenk Psychologie im Handel 2 Aufl Munchen Wien 2007 S 226 ISBN 978 3 486 58379 3 Archivierte Kopie Memento vom 1 Marz 2012 im Internet Archive In All4Finance Das Finanzportal von Gabler 24 Juli 2008 Abgerufen am 20 Oktober 2008 Kundenkarten Deutschland im Sammelwahn In Wirtschaftswoche 25 April 2013 Bonusprogramme in Deutschland TNS Emnid Studie Dezember 2014 Reiner Kafitz Warum emotionale Kundenbindung Ihren Umsatz erhoht 12 November 2014Normdaten Sachbegriff GND 4384508 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kundenbindung amp oldid 237252089