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Die Kulturgeschichte des Altertums ist ein unvollendeter auf drei Bande konzipierter kulturhistorischer Essay des Schriftstellers Schauspielers und Kabarettisten Egon Friedell 1878 1938 Sie steht in spiegelbildlicher Beziehung zu seinem bekanntesten Werk der Kulturgeschichte der Neuzeit die ursprunglich ebenfalls in drei Banden erschienen ist Wahrend die Kulturgeschichte der Neuzeit den Untertitel Die Krisis der europaischen Seele von der schwarzen Pest bis zum Weltkrieg tragt gab der zum evangelischen Glauben konvertierte Jude Friedell der Kulturgeschichte des Altertums den Untertitel Leben und Legende der vorchristlichen Seele Agyptische Malerei 1400 v u Z Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinkEntstehung BearbeitenNach dem Erfolg der Kulturgeschichte der Neuzeit deren dritter und letzter Band im November 1931 erschien begann Friedell mit der Arbeit an einem weiteren kulturgeschichtlichen Essay Dabei griff er in ahnlicher Weise wie in der Kulturgeschichte der Neuzeit teilweise auf bereits veroffentlichte Essays zuruck baute diese aus und fugte sie in das Gesamtwerk der Kulturgeschichte des Altertums bei So waren Auszuge des spateren Agypten Kapitels bereits 1918 im Neuen Wiener Journal zu lesen Teile des Kapitels Die Mar der Weltgeschichte wurden im Februar 1934 in zwei Ausgaben der Neuen Freien Presse abgedruckt Nach dem Machtantritt Hitlers 1933 konnte Friedell der bis dahin in Berlin immer wieder als Schauspieler u a in G B Shaws Kaiser von Amerika oder in einer selbst verfassten Bearbeitung von Offenbachs Hoffmanns Erzahlungen zu sehen war im Deutschen Reich weder publizieren noch offentlich auftreten Daher sah sich der Munchener C H Beck Verlag gezwungen sich von seinem Erfolgsautor zu trennen Da sich auch in Osterreich kein Verlag fand erschien der erste Band der Kulturgeschichte des Altertums unter dem Titel Kulturgeschichte Agyptens und des Alten Orients im Zurcher Helikon Verlag Es war das letzte bedeutende Werk das zu Friedells Lebzeiten erschien In den folgenden Jahren 1936 1938 arbeitete Friedell am zweiten Band der Kulturgeschichte des Altertums der sich mit dem klassischen Griechenland und der Hellenistischen Epoche beschaftigen sollte Das teilweise vollendete Hellas uberschriebene Manuskript konnte im Marz 1938 als Friedell vor der drohenden Verhaftung durch die SA den Suizid durch Sprung aus dem Fenster wahlte vor dem Zugriff der Gestapo in Sicherheit gebracht werden und noch vor Kriegsausbruch durch einen Verbindungsmann Max Reinhardts einem gewissen Erwin Goldarbeiter ins Ausland verbracht werden 1940 erschien es schliesslich im besetzten Norwegen in norwegischer Sprache ohne dass die dortigen deutschen Besatzungsbehorden daran Anstoss genommen haben 1950 erschien schliesslich die von Walther Schneider bearbeitete textkritische Ausgabe von Hellas auch auf deutsch unter dem bis heute gelaufigen Titel Kulturgeschichte Griechenlands wiederum im C H Beck Verlag Ein fur den zweiten Band vorgesehenes drittes Kapitel mit dem Titel Der Schatten der Antike existiert als bislang unveroffentlichter Manuskriptentwurf und ist so wie die Manuskripte der anderen Teile im Teilnachlass Friedells im Besitz des Literaturarchivs der Osterreichischen Nationalbibliothek Dieser letzte Entwurf sollte die Zeit des Hellenismus einen Einschub uber die judische Geschichte seit Antiochos IV sowie die romische Geschichte bis Tiberius behandeln Von diesem Manuskriptentwurf erschien ein kleiner Auszug in der Ausgabe Nummer 16 der Literaturzeitschrift Der Rabe der antike Rabe im Jahr 1987 Die wenigen Seiten in kleiner Bleistiftschrift kamen nach dem Zweiten Weltkrieg uber Walther Schneider in den Besitz der Schriftstellerin Dorothea Zeemann Nach ihrem Tod im Jahr 1993 wurde das Manuskript von den Erben an die Nationalbibliothek verkauft Im Jahr 2020 veroffentlichte Heribert Illig im Mantis Verlag eine kommentierte Version unter dem Titel Der Schatten der Antike mit ausfuhrlicher Beschreibung der Provenienz des Textes Inhalt BearbeitenBeide Bande zusammen umfassen in der 1981 82 bei dtv erstmals erschienenen und seither vielfach wiederaufgelegten Taschenbuchausgabe etwa 830 Druckseiten Davon entfallen etwa 480 Seiten auf die Kulturgeschichte Agyptens und des Alten Orients und etwa 350 Seiten auf die unvollendete Kulturgeschichte Griechenlands Die Anzahl der Druckseiten pro Kapitel verjungt sich nach hinten Sind die Kapitel uber das alte Agypten und das Zweistromland mit 140 bzw 130 Druckseiten noch in etwa gleich lang so umfassen die beiden letzten Kapitel des ersten Bandes uber das alte Israel und das vorklassische Kreta nur 95 bzw 50 Druckseiten Das erste Kapitel aus Kulturgeschichte Agyptens und des Alten Orients mit dem Titel Die Mar der Weltgeschichte kann heute auch als Anschauung auf den Zeitgeist und die intellektuellen Moden der Zwischenkriegszeit gelesen werden Friedells rein literarisch gesehen hochstehender Versuch die Grenzen und vor allem den Beginn der menschlichen Geschichte philosophisch essayistisch auszuloten greift aus heutiger Sicht ganzlich unhaltbare katastrophistische Vorstellungen auf Basis der irrigen Welteislehre Hanns Horbigers auf z B hinsichtlich der Sintflut vermeintlicher serieller Mondeinfange bis hin zu Atlantis Friedell lehnt zudem die wissenschaftlich anerkannte Evolutionstheorie ab weil ihm diese wie er es essayistisch feuilletonistisch zugespitzt formuliert wie die Kapiteleinteilung eines Zoologielehrbuches und daher vollig phantasielos erscheint Dieser Einleitung folgen Kapitel uber das alte Agypten Das Geheimnis Agyptens uber das antike Mesopotamien Der Turm von Babel das alte Israel bis zu den Propheten Gott und Erde sowie ein Exkurs uber die minoische Kultur auf Kreta Die verzauberte Insel Die einzelnen Kapitel werden nicht chronologisch dargestellt sondern kulturhistorisch Friedell schildert grosstenteils das Alltagsleben die Landschaft Architektur Literatur und Sprache Friedell bietet allerdings eine Einfuhrung etwa in die Folge der agyptischen Dynastien und setzt diese riesigen Zeitraume in anschauliche und unterhaltsame Relationen was eine seiner Starken als Autor ist Die beiden Kapitel in Kulturgeschichte Griechenlands Ionischer Fruhling und Der Welttag Athens sind hingegen obwohl auch sie durchaus das Genre Kulturgeschichte bedienen in historische Bezuge eingebettet Die Darstellung beginnt bei den ionischen Naturphilosophen und spannt sich bis zum Ende des Alexanderzuges Dabei finden sich immer wieder Exkurse in die persische und fruhromische Geschichte die Friedell in Zusammenhang mit der griechischen Geschichte bringt 2009 erschien im Diogenes Verlag unter dem Titel Kulturgeschichte des Altertums eine Taschenbuchgesamtausgabe der die Kulturgeschichte Agyptens und des Alten Orients und die Kulturgeschichte Griechenlands in einem einzigen Band umfasst Siehe auch BearbeitenJacob Burckhardt Kulturgeschichte der Antiken WeltLiteratur BearbeitenEgon Friedell Kulturgeschichte Agyptens und des Alten Orients Munchen dtv 1982 Egon Friedell Kulturgeschichte Griechenlands Munchen dtv 1981 Egon Friedell Der Schatten der Antike Das bislang fehlende Schlusskapitel der Kulturgeschichte des Altertums Herausgegeben von Heribert Illig Grafelfing Mantis Verlag 2020 Wolfgang Lorenz Egon Friedell Momente im Leben eines Ungewohnlichen Bozen Edition Raetia 1994 Weblink BearbeitenOtto H Urban Fruhhistoriker uber Egon Friedell und die UrgeschichteNormdaten Werk GND 4258093 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kulturgeschichte des Altertums amp oldid 225675426