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Der Krieg von Saint Sabas war ein militarischer Konflikt zwischen den Seerepubliken von Genua und Venedig der sich zu einem Burgerkrieg in den Kreuzfahrerstaaten der Levante ausweitete Der Krieg begann 1256 und endete 1270 der Burgerkrieg unter den christlichen Baronen wurde bereits 1258 beigelegt Krieg von Saint SabasDatum 1256 bis 1270Ort Levante und AgaisAusgang Friedensschlusse 1258 und 1270Folgen Verlust der Monopolstellung Venedigs in der Agais Expansion Genuas in das Schwarze Meer Status quo ante bellum in der Levante KonfliktparteienRepublik Genua Genua Johanniterorden Tyrus Arsuf Gibelet Byzanz Republik Venedig Venedig Templerorden Deutscher Orden Jaffa Antiochia Tripolis PisaBefehlshaberRosso della TurcaSimon GrilloLucchetto Grimaldi Lorenzo Tiepolo Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Genua vs Venedig 1 2 Politische Situation in Outremer 2 Der Krieg 2 1 Ausbruch und Bundnisse 2 2 Kampfe 2 3 Ende des Burgerkriegs 2 4 Fortsetzung des Seekriegs 3 Kriegsende 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenGenua vs Venedig Bearbeiten Im 13 Jahrhundert verscharfte sich die Konkurrenz zwischen Genua und Venedig uber die Kontrolle des Seehandels im ostlichen Mittelmeerraum Beide Republiken sowie Pisa waren in den Seehafen der Levante mit eigenen Niederlassungen vertreten wo sie gegeneinander um Handelsprivilegien stritten was nicht selten gewaltsam ausgetragen wurde Besonders gross war die Konkurrenz in Akkon dessen Hafen der wichtigste christliche Handelsumschlagplatz fur Waren aus dem Orient war Bereits im Fruhjahr 1249 kam es hier zwischen Genuesen und Pisanern zu gewaltsamen Ausschreitungen die allerdings durch die Vermittlung Konig Ludwigs IX von Frankreich der gerade von Zypern aus den sechsten Kreuzzug begann eingedammt werden konnten Die weitere Anwesenheit des franzosischen Konigs unterband jeden weiteren Konflikt doch nachdem er 1254 in seine Heimat zuruckgereist war entluden sich die angestauten Gegensatze zwischen Genuesen und Venezianern Politische Situation in Outremer Bearbeiten Der Herr von Akkon war formell Konradin von Hohenstaufen als Konig von Jerusalem Da dieser wie auch sein Vater das Konigreich nie betreten hatte wurde die Regierung offiziell von der zypriotischen Koniginwitwe Plaisance von Antiochia gefuhrt Da diese wiederum hauptsachlich auf Zypern weilte liess sie sich in Akkon vom Baron Johann von Arsuf als ihrem Bailli vertreten Von einer Zentralregierung war das Konigreich Jerusalem zu jener Zeit allerdings weit entfernt da sowohl die Feudalherren wie auch die Ritterorden letztlich eigenen Interessen nachgingen Obwohl die Barone und der Klerus des Landes im Haute Cour ein Gerichtsgremium besass war das politische Tagesgeschehen von einer feudalen Anarchie gepragt wozu die fehlende territoriale Integritat des Konigreichs beitrug Es konzentrierte sich auf einige Kustenstadte im heutigen Israel Syrien und Libanon wahrend das Umland vom muslimischen Ayyubiden Sultan von Damaskus an Nasir Yusuf kontrolliert wurde Weiterhin standen sich bei den Ritterorden die beiden grossten die Templer und die Johanniter seit fast zwei Jahrzehnten in Rivalitat um politischen und wirtschaftlichen Einfluss gegenuber Der Krieg BearbeitenAusbruch und Bundnisse Bearbeiten Die unmittelbare Ursache die zum Ausbruch des Krieges fuhrte war ein Streit uber die Verfugungsgewalt uber die Kirche Saint Sabas die sich inmitten von Akkon an der Grenze des genuesischen zum venezianischen Viertel befand Wichtiger als die Kirche selbst durfte allerdings der Hugel Montoje gewesen sein auf der sie errichtet worden war Die Kontrolle uber ihn bedeutete einen hohen strategischen Vorteil einer Partei gegenuber der anderen und wurde folglich sowohl von Genuesen als auch Venezianern beansprucht Beide Seiten beriefen sich auf obskure Dokumente in denen ihnen angeblich der Papst das Besitzrecht uber Saint Sabas zuerkannt habe Nach einer Zeit verbalen Streits griffen 1256 die Genuesen von Akkon im Bund mit den Pisanern zu den Waffen Sie besetzten Saint Sabas und griffen das Viertel der Venezianer an Der Ausbruch der Kampfe fuhrte unmittelbar zur Parteinahme der Barone und Ritterorden fur je eine der Seiten Zwar versuchten die Templer und Johanniter zunachst noch zwischen den italienischen Republiken zu vermitteln schlugen sich aber schnell auf entgegengesetzte Seiten nachdem sie die Unvermeidlichkeit eines Krieges erkannt hatten Die Templer und mit ihnen die Deutschritter entschieden sich fur Venedig die Johanniter fur Genua Der Bailli Johann von Arsuf und dessen Vetter Graf Johann von Jaffa stellten sich ebenfalls auf die Seite Genuas Nachdem aber ein Genuese ein Attentat auf den Grafen von Jaffa verubt hatte wechselte dieser auf die Seite Venedigs Weiterhin entschieden sich die katalanischen Kaufleute und die griechische Burgerschicht fur Genua Auf die Nachricht von den Kampfen in Akkon nutzte in Tyrus der Stadtherr Philipp von Montfort die Gunst der Stunde um die Venezianer aus der Stadt zu vertreiben Venedig besass hier seit 1124 ausgedehnte Handelsprivilegien durch die sich Montfort wirtschaftlich benachteiligt sah Durch ihre Vertreibung gedachte er die Kontrolle uber den Handel in Tyrus an sich zu ziehen Auch in der Grafschaft Tripolis die nicht dem Konigreich Jerusalem angehorte loste der entflammte Konflikt politische Wellen aus Graf Bohemund VI nahm Partei fur Venedig dessen Vasallen aus Gibelet entsannen sich allerdings ihrer genuesischen Herkunft und nahmen entsprechend Partei gegen ihren Herrn Die einzig neutralen Instanzen stellten die Regentin Plaisance und der Seneschall Geoffroy de Sergines mit seinen franzosischen Rittern in Akkon dar Der lateinische Patriarch von Jerusalem Jacques Panteleon befand sich in Europa womit der Klerus weitgehend unbeteiligt blieb Kampfe Bearbeiten nbsp Die Pfeiler von Akkon Pilastri Acritani vor dem Markusdom in VenedigNachdem Venedig binnen eines Jahres fast alle seine Positionen in der Levante verloren hatte entsandte es im Fruhjahr 1257 eine grossere Flotte unter dem Admiral Lorenzo Tiepolo nach Akkon In Erwartung dieser militarischen Macht gelang es dem venezianischen Podesta von Akkon Marco Giustiniani die Pisaner zu einem Seitenwechsel zu uberzeugen worauf die Genuesen gemeinsam mit Johann von Arsuf auch das pisanische Viertel eroberten Admiral Tiepolo konnte allerdings mit seiner Streitmacht ungehindert in den Hafen von Akkon einsegeln und anlanden Im Bund mit den Templern und Deutschen stellten seine Krafte ein militarisches Ubergewicht dar mit dem es ihm nach schweren Kampfen gelang das venezianische und pisanische Viertel zu befreien und Saint Sabas unter seine Kontrolle zu bringen Die Eroberung des genuesischen Viertels scheiterte allerdings an dessen starkem Widerstand Auf die Offensive Venedigs reagierte die Mutterstadt der Genuesen ebenfalls mit der Entsendung einer Flotte unter Rosso della Turco Um die Venezianer in Akkon endgultig zu schlagen vereinbarte Genua zudem mit Philipp von Montfort einen kombinierten Angriff von Land und zur See auf die Kapitale des Konigreichs Jerusalem Wahrend die genuesische Flotte die Levantekuste entlangsegelte marschierte Montfort im Bund mit den Johannitern parallel zu ihnen mit seinem Heer von Tyrus vor die Mauern Akkons Am 23 Juni 1257 erschienen die mit 50 Galeeren zahlenmassig uberlegenen Genuesen vor der Hafeneinfahrt von Akkon Die Venezianer unter Tiepolo verhinderten deren Anlandung indem sie mit ihren 39 Galeeren ablegten und die Genuesen zum Seekampf stellten Trotz ihrer Unterlegenheit konnten die Venezianer einen vollstandigen Sieg erringen Die Genuesen verloren die Halfte ihrer Schiffe durch Kaperung und Versenkung etwa 1700 Mann gingen verloren Die Niederlage der Genuesen notigte Philipp von Montfort am 24 Juni zur Aufgabe der Belagerung von Akkon das von den Templern und Deutschen verteidigt wurde Die Genuesen mussten in der Folge endgultig ihr Viertel aufgeben und zogen sich nach Tyrus zuruck das fortan ihren neuen Hauptstutzpunkt in der Levante darstellte Die unterlegenen Genuesen wurden 1257 verbannt und mussten schworen vor Ablauf dreier Jahre nicht zuruckzukehren worauf sie ihre Besitztumer in der Johanniterkommende Akkon einlagerten 1 Der Legende nach erbeuteten die Venezianer bei der Inbesitznahme des genuesischen Viertels von Akkon zwei prunkvolle Pfeiler die sie als Siegestrophae in ihre Mutterstadt sandten wo sie vor dem Markusdom aufgestellt wurden Tatsachlich handelt es sich bei den sogenannten Pfeilern von Akkon Pilastri Acritani um Beutestucke aus der Kirche St Polyeuktos in Konstantinopel die schon 1204 nach Venedig gebracht worden waren Ende des Burgerkriegs Bearbeiten Zum Jahresende 1257 begann sich die politische Lage im nahen Osten zu verandern nachdem sich die Expansion der Mongolen nun auch in den mesopotamischen und syrischen Raum hinein abzeichnete Unter den Christen Outremers war nun ein innerer Frieden notiger denn je Im Februar 1258 wurde die Regentin von ihrem Bruder Bohemund VI von Antiochia Tripolis in das von Zerstorung gezeichnete Akkon geleitet wo sie die Barone und die Ritterorden zum Haute Cour einberief Die Versammlung einigte sich schliesslich auf ein Ende des bewaffneten Kampfes in Erwartung neuer Auseinandersetzungen mit den Muslimen untereinander Weiterhin gelang es der Regentin hier die Barone zur Anerkennung ihres unmundigen Sohns Konig Hugo II von Zypern zum rechtmassigen Erben Jerusalems nach Konig Konradin zu bewegen Eine vorzeitige Absetzung Konradins zugunsten Hugos II von Zypern verhinderten einzig Philipp von Montfort und die Johanniter Regentin Plaisance bestatigte auf dem Haute Cour den genuesisch gesinnten Herrn Johann von Arsuf als ihren Bailli in Akkon Nachdem dieser aber gegen Jahresende 1258 gestorben war nutzte sie die Gelegenheit um am 1 Mai 1259 den neutralen Geoffroy de Sergines zu ihrem Stellvertreter in der Regierung des Restkonigreichs Jerusalem zu ernennen Der wiederhergestellte Frieden unter den Baronen und Ritterorden verdeckte allerdings nicht die durch den Krieg offen zu Tage getretenen Auflosungserscheinungen des Konigreichs Jerusalem als zusammenhangendes Staatsgefuge Die Barone des Festlandes handelten von nun an selbststandiger als zuvor und sicherten ihre fragilen Herrschaften durch Separatbundnisse mit den benachbarten Muslimen Noch 1259 schloss der Graf von Jaffa ein Abkommen mit dem syrischen Ayyubiden Sultan an Nasir Yusuf womit er allerdings auf eine falsche Karte setzte da schon 1260 die agyptischen Mameluken Syrien eroberten Der Graf von Jaffa wie auch die Herren von Arsuf und Beirut sowie die Johanniter sicherten ihr weiteres Fortbestehen dann durch Abkommen mit den Mameluken Der Frieden von 1258 betraf allerdings nicht das Furstentum Antiochia Tripolis wo der Furst weiterhin fur die kommenden zwanzig Jahre in einem blutigen Kampf gegen seine Vasallen aus der Familie Embriaco stand Ausserdem schloss er sich aussenpolitisch mit den Mongolen und Armenien gegen die Mameluken zusammen was aber 1268 zum Verlust Antiochias durch Baibars I fuhrte Ein negatives Licht warf unter den Zeitgenossen der Krieg von Saint Sabas vor allem die Rivalitat der zwei grossen Ritterorden Templer und Johanniter auf Seit etwa 1270 kamen im christlichen Europa Diskussion um eine Vereinigung der beiden Orden auf das auch auf dem zweiten Konzil von Lyon 1274 zur Sprache kam Doch kam man einer Losung nicht naher und so erledigte sich das Problem erst mit der Auflosung des Templerordens und der Ubereignung seines Besitzes an die Johanniter im Jahr 1312 Fortsetzung des Seekriegs Bearbeiten Wahrend die Barone in Outremer zur Ruhe kamen setzten Genua und Venedig ihren Krieg auf See fort der sich auch in den Agaisraum ausweitete wo Venedig seit dem vierten Kreuzzug 1204 und dem so gewonnenen Ruckhalt im Lateinischen Kaiserreich von Konstantinopel eine Monopolstellung besass Um diese streitig zu machen uberwand Genua konfessionelle Gegensatze und schloss 1261 in Nymphaion mit dem byzantinischen Exilkaiser von Nikaia Michael VIII Palaiologos ein Handelsabkommen Bereits im Juli 1261 wurde Konstantinopel von Michael VIII zuruckerobert womit das Lateinische Reich endete und mit ihm die Vormachtstellung der Venezianer in der Agais Fur Genua hingegen eroffneten sich Aussichten auf eine Expansion seines Handels bis in die Hafen des Schwarzen Meers und der Krim Wahrend der nachsten Jahre fuhrten beide Seerepubliken ihren Krieg in den Gewassern des ostlichen Mittelmeers fort 1261 kaperte der genuesische Admiral Simon Grillo vor Tyrus einen Konvoi worauf im Gegenzug Venedig einen Angriff auf Tyrus ausfuhrte der allerdings erfolglos verlief Am 16 August 1267 griffen die Genuesen unter Lucchetto Grimaldi Akkon an eroberten den Turm der Fliegen der die Einfahrt in den Hafen kontrollierte und brannten einige Hauser der ehemals mit ihnen verbundeten Johanniter ab Nach einigen Tagen zog er mit einem Teil seiner Flotte wegen Instandsetzungsarbeiten nach Tyrus ab was die Venezianer zu einem erfolgreichen Gegenangriff auf die in Akkon verbliebenen Genuesen nutzten die sie nach Tyrus vertrieben Kriegsende BearbeitenIn Anbetracht der zunehmenden Bedrohung seitens der Mameluken die 1268 Antiochia und Jaffa erobert hatten beabsichtigte Konig Ludwig IX von Frankreich einen weiteren Kreuzzug zur Entlastung der Christen im heiligen Land anzufuhren Weil er dafur die Unterstutzung der Seerepubliken benotigte besonders die Genuas drangte er sie im Fruhjahr 1270 zur vertraglichen Beilegung des Krieges Die Genuesen konnten darauf wieder einen Teil ihres Viertels in Akkon besetzen was den Venezianern im Gegenzug ab 1277 in Tyrus gewahrt wurde Die Hauptquartiere beider Republiken in der Levante blieben aber raumlich in Tyrus Genua und Akkon Venedig getrennt Literatur BearbeitenAlain Demurger Der letzte Templer Leben und Sterben des Grossmeisters Jacques de Molay Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 52202 5 S 43 62 f 203 ff Jaroslav Folda Crusader art in the Holy Land From the Third Crusade to the fall of Acre 1187 1291 Cambridge University Press Cambridge u a 2005 ISBN 0 521 83583 6 Jonathan Riley Smith The crusades A history 2nd edition Continuum London u a 2005 ISBN 0 8264 7269 9 Kenneth M Setton Hrsg A History of the Crusades Band 2 Robert Lee Wolff Harry W Hazard Hrsg The later Crusades 1189 1311 2nd edition University of Wisconsin Press Madison WI u a 2005 ISBN 0 299 04844 6 Einzelnachweise Bearbeiten Adam Wienand Die Johanniter und die Kreuzzuge In Adam Wienand Hrsg Carl Wolfgang Graf von Ballestrem Christoph Freiherr von Imhoff Der Johanniter Orden Der Malteser Orden Der ritterliche Orden des heiligen Johannes vom Spital zu Jerusalem Seine Aufgaben seine Geschichte Wienand Koln 1977 S 32 108 hier S 88 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krieg von Saint Sabas amp oldid 234066401