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Der Ausdruck Kommensalismus lateinisch commensalis Tischgenosse wird fur eine Form der Interaktion zwischen Individuen verschiedener Arten verwendet die fur Angehorige der einen Art positiv fur diejenige der anderen Art neutral ist Der Ausdruck wird in verschiedenen Bereichen mit leicht unterschiedlicher Definition gebraucht In der ursprunglichen Definition die auf die Arbeiten des belgischen Parasitologen und Palaontologen Pierre Joseph van Beneden 1 zuruckgeht ist ein Kommensale ein Mitesser der fur seine Ernahrung auf einen Organismus einer anderen Art angewiesen ist indem er an dessen Nahrung teilhat diesen aber im Gegensatz zum Parasitismus nicht schadigt Bei engem raumlichem Zusammenleben wird der gebende Organismus Wirt und der sich miternahrende Kommensale genannt Dem Wirt entstehen keine Vor oder Nachteile Nur der Kommensale ist Nutzniesser des Zusammenlebens und ist meist vom Wirt abhangig Der Kommensale ernahrt sich meist von Abfallstoffen oder dem Nahrungsuberschuss des Wirtes entzieht diesem aber keine lebensnotwendigen Substanzen 2 Abgeleitet von dieser Bedeutung wurde der Begriff auf jede Art von Interaktion zwischen zwei Arten ubertragen die fur einen Partner neutral fur den anderen positiv ist In diesem Falle kann es sich auch um eine Interaktion unabhangig von Nahrungsbeziehungen Fachterminus trophische Beziehungen handeln Die nach positiven negativen und neutralen 0 Auswirkungen sortierten moglichen Beziehungen werden dabei in Form einer Interaktionsmatrix geordnet Es ergeben sich funf mogliche Beziehungspaare bzw sechs wenn man den trivialen Fall berucksichtigen will dass die Arten uberhaupt nicht interagieren Paarung 0 0 Kommensalismus ist dieser Definition gemass die Paarung 0 d h positiv neutral Da zumindest ein Partner auch profitiert stellt diese interspezifische Wechselbeziehung eine Form der Probiose dar Die Beziehung wird hier nicht nach den Mechanismen z B Nahrungsbeziehungen sondern ausschliesslich nach den Auswirkungen definiert Diese Verwendung des Begriffs geht auf den einflussreichen amerikanischen Okologen Warder Clyde Allee zuruck 3 Bei der Betrachtung von Saugetieren hat es sich eingeburgert als Kommensalen solche Arten zu bezeichnen die fur ihre Ernahrung direkt auf den Menschen und seine Vorrate angewiesen sind 4 Inhaltsverzeichnis 1 Mensch 2 Tiere 3 Pflanzen 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 Siehe auchMensch BearbeitenBeim Menschen zahlen jene Mikroorganismen zu den Kommensalen die verschiedene Mikrobiotope als Ekto oder Endokommensalen besiedeln und in ihrer Gesamtheit dort als die jeweilige Normalflora bezeichnet werden Teilweise handelt es sich um Mutualismus da viele der Mikroorganismen fur ein den Menschen schutzendes Milieu sorgen was bei einem Ungleichgewicht der Flora gesundheitliche Probleme mit sich bringt Dann konnen diese strenggenommen nicht zu den Kommensalen gezahlt werden Das sind auf der Haut die nach Hautregion unterschiedliche Hautflora in der Mundhohle die Mundflora die im Bereich der Zahne allerdings nicht vor den saurebildenden und Karies verursachenden Mikroorganismen schutzt im oberen Atemtrakt die dortige physiologische Besiedlung mit Mikroorganismen im Darm die nach Darmabschnitt unterschiedlich verteilte Darmflora bei der Frau in der Vagina die altersabhangig unterschiedlich zusammengesetzte Scheidenflora Tiere Bearbeiten nbsp Der kleine Sperlingskauz brutet gern in SpechthohlenEin typisches Beispiel fur Kommensalismus sind z B die Aasfresser der Steppen und Wusten die grosseren Jagern folgen Gelegentlich konnen Kommensalen durch Massenauftreten oder Nahrungsknappheit zu indirekten Konkurrenten werden Der Bezug verlassener Wohnstatten durch andere Spezies ist ebenfalls eine Form des Kommensalismus Spechte legen jedes Jahr neue Bruthohlen an die anschliessend gern von anderen Hohlenbrutern wie Staren oder Kauzen belegt werden wobei auch Kleinsauger wie Siebenschlafer als spatere Nutzer in Frage kommen 5 Der Bitterling nutzt fur die Ablage seiner Eier und als Kinderstube fur die Larven Muscheln wie die Grosse Flussmuschel und die Grosse Teichmuschel Wahrend der kleine Karpfenfisch zwingend auf die Muscheln angewiesen ist profitieren diese nicht nehmen jedoch auch keinen Schaden 6 Pflanzen BearbeitenEin bekanntes Beispiel ist die Verbreitung der Samenkopfe von Kletten die sich mit ihren langen mit Hakenspitzen versehenen Stacheln im Fell von vorbeikommenden Tieren oder auch in Kleidungsstucken von Menschen anheften und an anderer Stelle vom Trager abfallen oder abgezogen werden Die zeitweilige Nutzung anderer Organismen als Transportmittel wird auch als Phoresie bezeichnet 7 Einzelnachweise Bearbeiten Eugenius Warming Lehrbuch der okologischen Pflanzengeographie Eine Einfuhrung in die Kenntnis der Pflanzenvereine Deutsche vom Verfasser genehmigte durchgesehene und vermehrte Ausgabe von Emil Knoblauch Borntraeger Berlin 1896 S 106 ff Josef Boch Rudolf Supperer Begrunder Thomas Schnieder Hrsg Veterinarmedizinische Parasitologie 6 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Parey Stuttgart 2006 ISBN 3 8304 4135 5 S 16 ff G C L Bertram Aliee W C Emerson A E Park O Park T and Schmidt K P Principles of Animal Ecology Philadelphia and London I949 W B Saunders amp Co Pp 837 263 text figures and photographs Price 70s In The Eugenics Review Band 43 Nr 2 Juli 1951 S 101 PMC 2973284 freier Volltext Rezension Jean Pierre Gautier Sylvain Biquand Primate commensalism In Revue d Ecologie Band 49 Januar 1994 ISSN 0249 7395 S 210 212 Volltext PDF 177 kB Kommensalismus Lernhelfer aufgerufen am 4 Oktober 2022 Christian Wolter Der Bitterling Rhodeus amarus ein Problemfisch fur den Artenschutz Nationalpark Unteres Odertal aufgerufen am 4 Oktober 2022 Thomas M Smith Robert L Smith Okologie Deutsche Ausgabe 6 aktualisierte Auflage bearbeitet und erganzt von Anselm Kratochwil Pearson Studium Munchen u a 2009 ISBN 978 3 8273 7313 7 S 427 Literatur BearbeitenPierre J van Beneden Die Schmarotzer des Thierreichs Internationale wissenschaftliche Bibliothek 18 Brockhaus Leipzig 1876 Digitalisat Claus D Zander Parasit Wirt Beziehungen Einfuhrung in die okologische Parasitologie Springer Berlin u a 1998 ISBN 3 540 62859 2 Siehe auch BearbeitenSymbiose MetabioseNormdaten Sachbegriff GND 4278751 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommensalismus amp oldid 233684633