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Die Kirche Zinnowitz ist ein aus dem Ende des 19 Jahrhunderts stammendes Kirchengebaude in Zinnowitz im Landkreis Vorpommern Greifswald in Mecklenburg Vorpommern Kirche in Zinnowitz 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 2 1 Das Aussere 2 2 Das Innere 2 3 Kanzel 2 4 Taufstein 2 5 Orgel 2 6 Buntglasfenster 2 7 Glocken 3 Gemeinde 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas heutige Zinnowitz wurde 1750 von Konig Friedrich II dem Grossen in der Nahe der Siedlung Tzys Zitz gegrundet Schon 1309 wird dieser alte Ort unter den Besitzungen des Klosters Krummin als Schenkung des Herzogs Bogislaw IV genannt 1 Zitz lag sudlich vom heutigen Zinnowitz auf dem Acker Alt Sitz dem heutigen Friedhof In den Jahren 1495 und 1496 ist in Zitz eine Kapelle bezeugt die der Himmelskonigin Maria geweiht war 2 Sie lag auf dem sogenannten Marienberg einem Hugel auf der Ostseite des Zisberges Von dieser Anhohe hat man einen guten Uberblick uber das Achterwasser und kann die Landstrasse bis Koserow bequem einsehen Die Lage der Kapelle machte damals ihre Bedeutung als Kustenstation fur die Boddenfischerei deutlich 3 Als Wegestation fur die Insel Usedom und besonders als Wallfahrtsort kann die Kapelle 1496 urkundlich belegt werden Auch hier geben die Chronisten des 16 Jahrhunderts eine Geschichte uber einen offensichtlich mit dieser Kapelle in Zusammenhang stehenden Brauch der umwohnenden Landbevolkerung zum besten Danach sollen zum Dreikonigstag die Bauern nachts den Heiligen Drei Konigen mit Kerzen und Lichtern geleuchtet haben Dies sei erst durch den ersten evangelischen Herzog Philipp I nach der Reformation verboten worden 4 Nach der Aufhebung der zum Kloster Krummin gehorenden Marienkapelle mit Abschaffung der katholischen Brauche um 1560 wird sie bei der 1581 durchgefuhrten Visitation nicht mehr erwahnt 5 Heute zahlt das Seebad Zinnowitz zu den bekanntesten Badeorten auf der Insel Usedom Baugeschichte BearbeitenMit der Entwicklung Zinnowitz zum Badeort ab 1880 benotigte die wachsende Kirchgemeinde eine eigene Kirche Den Bauplatz auf einer Anhohe im Ort bekam die Gemeinde von dem Berliner Staatssekretar von Jacobi geschenkt Zur Finanzierung grundete man ein eigenes Baukomitee welches sich um die Sammlung von Spenden bemuhte 66 000 Mark kamen durch Spenden und der Provinzialkirche zusammen der preussische Staat beteiligte sich mit einem Gnadengeschenk von 8 000 Mark 6 Die Bauplane stammten von den Architekten Franck und Hossfeld aus Berlin Der ausfuhrende Baumeister Ramm kam aus Zinnowitz Mit dem Bau wurde am 19 April 1894 begonnen die Grundsteinlegung erfolgte am 15 Juli 1894 Der Kirche war nach einjahriger Bauzeit am 1 Juli 1895 vollendet und konnte am 16 Juli 1895 feierlich eingeweiht werden Durch Spenden konnten 1955 zwei neue Glocken in den Turm gebracht und der Innenraum renoviert werden Von 1980 bis 1983 erfolgte dann eine umfassende innere Restaurierung Nach einer Schwammsanierung wurde bis 1990 das gesamte Kirchendach und der Turm mit Kupfer neu eingedeckt 1997 konnte eine Heizung eingebaut werden Heute gehort das Kirchengebaude jedoch ohne Grundstuck der Evangelischen Kirche Das Aussere Bearbeiten Der neugotische Backsteinbau mit eingezogenem funfseitigen Chorschluss und rechteckigem Westturm wurde 1895 errichtet Der hoch aufragende Turm mit den zuruckgesetzten Anbauten wird von zwei Treppenturmchen flankiert Die Nord und Sudseite des Turms sind mit Dreiecksgiebeln versehen Am Westportal befindet sich als Haupteingang ein grosses spitzbogiges Eingangsportal mit Saulen in der Laibung Archivolten im Bogen und darubergesetzter Giebelarchitektur Das runde Blendfeld mit symmetrisch angeordneten grossen und kleinen Okuli ist als Bekronung des Zugangs an der Turmfront Die Langsseiten des Langhauses werden durch vier abgetreppte Strebepfeiler in gleich grosse Abschnitte mit zweiteiligen Spitzbogenfenstern gegliedert Der Chor ist von Strebepfeilern umgeben die Zwischenfelder sind mit drei zweiteiligen Spitzbogenfenstern versehen Der Ostgiebel des Langhauses mit seinen gestaffelten Spitzbogenblenden beton die Chorapsis Beiderseits des Chors befinden sich rechteckige Anbauten Mit ihrem regelmassig gemauerten Ziegelwerk erweist sich die Zinnowitzer Kirche als ein Bau aus dem 19 Jahrhundert welcher der Tradition der regionalen Backsteingotik angepasst worden ist Das Innere Bearbeiten An den kleinen Vorraum im Turmuntergeschoss schliesst sich ein breit gelagerter Saal als Langhaus an Auf einer Achse mit dem Eingang offnet sich die Chorapsis mit einem riesigen Spitzbogen der durch seine reiche und farbliche Profilierung zur holzernen Decke uberleitet Der Innenraum wird mit einer trapezformigen vierseitig gebrochenen Holzdecke geschlossen 7 Deren Holzkonstruktion mit Zangen und Hangesaulen und den Deckenbalken beherrschen mit den umlaufenden auch in Holz ausgefuhrten Emporen den gesamten Raumeindruck 8 Die verputzten Innenwande sind hell getuncht Die Fenstereinfassungen mit den Blenden die gemauerten Rippen und die Einfassungen des Triumphbogens sind backsteinsichtig gehalten Die Zinnowitzer Kirche besitzt eine einheitliche Ausstattung aus dem 19 Jahrhundert Die wenigen Stucke sind im Chorbereich aufgestellt Die schlichte Altarmensa wird durch ihre Gliederung aus Ziegelsteinen dem Raumkonzept angepasst Das Holzkreuz zeigt den gekreuzigten Christus und ist mit den Evangelistensymbolen an den Kreuzarmen versehen Kanzel Bearbeiten Links am Chorbogen steht die Kanzel mit dem sechseckigen Kanzelkorb uber einem hohen Kanzelfuss Die Ornamentik in den Feldern des Korbes sowie die Korbkanten durch geschnitzte Hangeknaufe entsprechen den gotisierenden Gestaltungsprinzipien des 19 Jahrhunderts Taufstein Bearbeiten Die Basis des rechts vor der Apsis stehenden Taufsteins ist mit der untersten Chorstufe im Verband gemauert Die achtseitige Kuppa ist unten eingezogen und mit kraftig profilierten oberen Rand versehen Vier gedrungene Saulen mit betonten Basen und Kapitellen dienen als Schaft 9 Orgel Bearbeiten Die mechanische Orgel wurde 1895 von den Brudern Oswald und Paul Dinse Orgelbauer aus Berlin Kreuzberg gefertigt 1958 ist sie vom Stettiner Orgelbauer Barnim Gruneberg uberholt und umgestaltet worden Eine weitere Sanierung erfolgte 1983 durch Schuster und Sohn aus Zittau Der Orgelbauer Wolter aus Elmshorn hatte 1993 eine Generaluberholung durchgefuhrt Die Orgel besteht nach der Erweiterung aus 11 Registern 2 Manualen und Pedal Sie besitzt ein Zungenregister die Oboe wurde an Stelle der Zimbel eingebaut 10 Die Schauseite der Orgel wurde als Teil der Innenausstattung architektonisch gestaltet und in die Raumdekoration mit einbezogen Der Prospekt ist zweigeteilt und vor dem grossen Spitzbogen der sich zum Turmobergeschoss offnet aufgestellt Die Mitte wird bei dem Aufbau offengelassen So kann das Licht durch die verglaste Okuli Gruppe in den Innenraum gelangen Buntglasfenster Bearbeiten Die drei Chorfenster bilden die einzigen buntfarbigen Akzente im Innenraum Die Fenster im Chor und an den Seiten sind zweiteilig mit jeweils einem Rundfenster uber den Bahnen unter spitzbogigen Unterfangbogen Die Glasmalereiausstattung erfolgte bauzeitlich Ornamental gestaltete Scheiben schmucken die oberen Rundfenster Die beiden unteren Bahnen des Chorscheitelfensters sind mit szenischen Darstellungen versehen Links ist Christus mit dem Hilferuf auf dem Schriftband HERR hilf mir dargestellt rechts der in den See Genezareth sinkende Petrus mit der Antwort O du Kleinglaubiger Inhaltlich gehoren die beiden Darstellungen zusammen und geben die neutestamentliche Szene vom Wandel Jesu auf dem Wasser wieder 9 Die seitlichen Chorfenster sind als Rautenverglasung mit umlaufender Blatt Bluten Bordure die Rundfenster als farbliche Variation des Mittelfensters gestaltet so auch die Fenster im Kirchenschiff Die Westrosette ist mit drei Okuli in den Zwickeln geschmuckt In dem durch gestaffelte Randstreifen abgesetzten inneren Ring erscheint eine Sechspassrosette auf rotem Grund mit bluhenden Blumen in den Bogen Unter den ausseren Passbogen sieht man Bluten und Blatter der Passionsblume in Grisaillenmalerei 11 Die Glasmalereien befinden sich nach einer teilweisen Neuverbleiung und Erganzung durch den Glasermeister Heinz Kuhl aus Zussow in gutem Erhaltungszustand Glocken Bearbeiten Aus der Erbauungszeit ist noch eine Bronzeglocke erhalten geblieben Zwei Glocken wurden in beiden Weltkriegen zu Kriegszwecken eingeschmolzen auch die beiden 1925 gegossenen Glocken 1955 wurden zwei neue Stahlgussglocken angeschafft Gemeinde BearbeitenDie evangelische Kirchengemeinde Krummin Karlshagen Zinnowitz mit Pfarrsitz in Zinnowitz gehort seit 2012 zur Propstei Pasewalk im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Bis 1926 wurde Zinnowitz von der Krumminer Kirche betreut und erhielt erst 1927 eine eigene Pfarrstelle Von 1946 bis 1974 war Zinnowitz Sitz des Superintendenten des Kirchenkreises Usedom Ab 1979 kam die bis dahin eigenstandige Pfarrstelle in Netzelkow mit Lutow und Neuendorf auf der benachbarten Halbinsel Gnitz hinzu Zum Pfarramt Zinnowitz gehoren die Orte Zinnowitz mit Kirche Lutow Netzelkow mit St Marien Neuendorf Krummin mit St Michel Karlshagen mit Kirche Bannemin Molschow Neeberg Peenemunde mit Kapelle Sauzin Trassenheide Zecherin und Ziemitz Literatur BearbeitenRobert Burkhardt Geschichte von Zinnowitz Seebad Zinnowitz 1909 Norbert Buske Zwei mittelalterliche Gnadenstatten auf der Insel Usedom Hamburg 1975 In Baltische Studien NF 61 Karin Hosch Zinnowitz Passau 1994 ISBN 3 930102 34 X S 2 10 Landesamt fur Denkmalpflege Mecklenburg Vorpommern Hrsg Die Bau und Kunstdenkmale in Mecklenburg Vorpommern Vorpommersche Kustenregion Berlin 1995 ISBN 3 89487 222 5 S 378 379 Georg Dehio Handbuch des Deutschen Kunstdenkmaler Mecklenburg Vorpommern Munchen Berlin 2000 ISBN 3 422 03081 6 S 728 79 Reinhard Kuhl Glasmalereien des 19 Jahrhunderts Mecklenburg Vorpommern Leipzig 2001 ISBN 3 361 00536 1 S 233 234 Dirk Schleinert Die Geschichte der Insel Usedom Rostock 2005 ISBN 3 356 01081 6 Brigitte Metz Kirchen auf Usedom und ihre Geschichte seit Otto von Bamberg 1128 Usedom 2009 ISBN 978 3 937040 23 3 S 75 76 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirche Zinnowitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Kirche Zinnowitz in der Landesbibliographie MV Evangelische Kirche Zinnowitz auf kirche auf usedom de Orgelbeschreibung auf orgbase nl Orgelbeschreibung auf organindex deEinzelnachweise Bearbeiten PUB 4 Abt 2 Nr 2453 Norbert Buske Zwei mittelalterliche Gnadenstatten auf der Insel Usedom Die Kapelle der Himmelskonigin bei Zinnowitz 1975 S 35 Schwedische Landesmatrikel im Staatsarchiv Greifswald Rep 44 Bd 49 S 678 Dirk Schleinert Kloster und Kirchen bis zur Reformation In Die Geschichte der Insel Usedom 2005 S 43 Norbert Buske Zwei mittelalterliche Gnadenstatten auf der Insel Usedom Die Kapelle der Himmelskonigin bei Zinnowitz 1975 S 37 Brigitte Metz Kirchen auf Usedom 2009 S 75 Bau und Kunstdenkmale in Mecklenburg Vorpommern Vorpommersche Kustenregion 1995 S 378 379 Karin Hosch Zinnowitz 1994 S 5 6 a b Karin Hosch Zinnowitz 1994 S 6 Karin Hosch Zinnowitz 1994 S 7 Reinhard Kuhl Zinnowitz ev Kirche In Glasmalereien des 19 Jahrhunderts 2001 S 234 54 076944444444 13 911388888889 Koordinaten 54 4 37 N 13 54 41 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Zinnowitz amp oldid 231371857