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Die Kirche St Martin steht im Dorfkern von Zillis im Schweizer Kanton Graubunden und ist eine romanische Saalkirche Besonders bekannt ist sie wegen ihrer bemalten Kirchendecke Derentwegen ist die Kirche ein Schweizer Kulturgut von nationaler Bedeutung Kirche St Martin von Norden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Beschreibung der Kirchendecke 4 Programmatik der Kirchendecke 5 Orgel 6 Kirchliche Organisation 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Aussenansicht mit Christophorus Motiv nbsp St Martin InnenansichtAusgrabungen und Munzfunde bestatigen dass hier schon zur Romerzeit eine Siedlung bestand und eine erste Kirche um das Jahr 500 erbaut wurde Als ecclesia plebeia wird eine zweite Kirche im Jahr 830 erstmals urkundlich erwahnt 1 940 schenkte Kaiser Otto I diese Kirche von Zillis dem Bischof Waldo von Chur 1109 bis 1114 wurde das Kirchenschiff der heutigen Kirche und der Turm an der Sudostecke errichtet und die bemalte Holzdecke eingebaut Der Waltensburger Meister brachte in den Jahren 1320 1340 das monumentale Bild des Christophorus an der westlichen Eingangsfassade an 1509 wurde im Osten ein spatgotischer gewolbter Chor mit polygonalem Abschluss durch den Baumeister Andreas Buhler aus Karnten angefugt In den Jahren 1530 1535 trat das Dorf der Reformation bei 1677 erhielt der romanische Turm den heutigen Spitzhelm in den Jahren 1938 bis 1940 wurde die Bilderdecke umfassend restauriert neu geordnet und neu befestigt Weitere Sicherungen und Dokumentationen erfolgten 1971 und 1989 Baubeschreibung BearbeitenDie Kirche besteht aus dem romanischen Kirchenschiff mit Satteldach einem im Osten anschliessenden erhohten gotischen Chor mit dreiseitigem Abschluss und einem auf der Sudseite angebauten romanischen Kirchturm mit achtseitiger Spitzhaube Auf der westlichen Eingangsfassade ist ein Gemalde des heiligen Christophorus aufgebracht das von knapp uber dem Erdboden bis zur Traufhohe reicht und mit einem Schutzdach versehen ist Da der Anblick des Heiligen vor einem plotzlichen Tod bewahren sollte findet man bei mittelalterlichen Kirchen aussen oft ein solches monumentales Bild Auf der dem Dorf zugewandten Ostseite des Turm ist unter der Glockenstube eine Einzeigeruhr mit einem fast turmbreiten bunten Zifferblatt zu sehen Beschreibung der Kirchendecke BearbeitenDie Kirchendecke ist ein Kunstwerk aus der Epoche der Hochromanik und eines der ganz seltenen Werke dieser Art das nahezu vollstandig und ohne Ubermalungen erhalten geblieben ist vgl Alte Kirche Dadesjo in Schweden Die Decke wurde um 1109 bis 1114 gemalt und besteht aus 153 quadratischen Bildtafeln 9 Reihen a 17 Tafeln von ca 90 cm Seitenlange Die meisten sind aus Tannholz und wurden zuerst mit einer dunnen Schicht Gips grundiert dann aufrecht bemalt und erst dann in die Decke eingesetzt Der grafische Stil der Bilder weist darauf hin dass der heute unbekannte Kunstler die Buchmalerei beherrscht haben muss Die Decke besteht aus 48 Randfeldern und 105 Innenfeldern Die Randfelder die bis auf die vier Eckfelder ausschliesslich Szenen auf dem Wasser zeigen durchlaufendes Wellenband stellen zusammen wohl einen Ozean dar Darauf sind grosstenteils seltsame in der Form von Mischwesen gestaltete Meeresungeheuer Fabelwesen als Sinnbild des Bosen sowie drei Szenen mit Schiffen aus der Darstellung der Geschichte von Jona zu sehen Auf den vier Eckfeldern jedoch sind auf festem Grund stehend Engel als Personifikation der vier Winde und Verkunder des Jungsten Gerichts angeordnet Die inneren Bilder die alle Szenen auf dem Festland zeigen sind folgenden Themen aus dem Leben Christi gewidmet Konig David Salomon und Rehabeam als Vorfahren Christi dann die Verkundigung und die Geschichte der Heiligen Drei Konige die Flucht nach Agypten und der Kindermord zu Bethlehem Es folgen die Taufe Jesu und anschliessend die Lehrtatigkeit und die Wundertaten Christi Nach dem Abendmahl Jesu endet die Leidensgeschichte mit der Dornenkronung Die letzte Bilderreihe berichtet aus dem Leben des heiligen Martin Programmatik der Kirchendecke BearbeitenDie heutige Anordnung der Bildtafeln ist nicht mehr die ursprungliche sondern folgt einer 1939 von Erwin Poeschel vorgenommenen kunsthistorischen Rekonstruktion Daher ist bei Versuchen die Bilderdecke als Ganzes und damit auch die Anordnung der Tafeln einer Interpretation zu unterziehen eine gewisse Zuruckhaltung geboten Trotzdem ist unbestritten dass die Darstellungen in einem engen Verhaltnis zu kosmologischen Vorstellungen ihrer Entstehungszeit stehen Die Zweiteilung der Decke in eine Innenzone die das Festland und die Heilsgeschichte darstellt und eine Aussenzone die einen von Meeresungeheuern bevolkerten Ozeanstreifen bildet entspricht einem auch von mittelalterlichen Weltkarten bekannten Bildschema vgl mappa mundi und z B die Ebstorfer Weltkarte oder die Londoner Psalterkarte Auf die Verwandtschaft der Zilliser Decke mit derartigen Weltkarten die eine runde oder eine rechteckige Grundform haben konnen weist auch Folgendes hin Erstere enthalt genauso wie gewisse mappae mundi an ihren Randern Darstellungen der vier Winde Vergleichbar mit einigen dieser Weltkarten ist auch die Zilliser Decke so aufgebaut dass in ihrer Gesamtanlage die Form eines Kreuzes sichtbar wird in Zillis wird dieser Effekt dadurch erzielt dass die sich im Zentrum der Decke kreuzenden Mittelstreifen als einzige durch doppelte Ornamentleisten eingefasst sind und dadurch besonders herausgehoben werden 2 nbsp Kirchendecke Zillis Ausschnitt nbsp Zillis Detail Thronender Konig mit Messer nbsp Randfelder Fabeltiere nbsp Randfelder FabeltiereOrgel BearbeitenIn der Kirche befindet sich neben dem Chorbogen eine kleine Orgel mit neun Registern auf einem Manual und Pedal Sie wurde 1975 von der Orgelbau Felsberg als Opus 30 gebaut 3 4 Kirchliche Organisation BearbeitenZillis Reischen mit der Martinskirche bildet innerhalb der evangelisch reformierten Landeskirche Graubunden eine eigenstandige Kirchgemeinde Diese steht in Pastorationsgemeinschaft mit den Kirchgemeinden des Schamserbergs und gehort zum Kolloquium II Schams Avers Rheinwald Moesa Literatur BearbeitenChristine Blauer Bohm Hans Rutishauser Marc Antoni Nay Die romanische Bilderdecke von Zillis Grundlagen zu Konservierung und Pflege Bern 1997 Huldrych Blanke Zillis Evangelium in Bildern Die romanische Bilderdecke in Zillis Graubunden neu gedeutet Zurich und Eschbach 1994 Susanne Brugger Koch Die romanische Bilderdecke von St Martin Zillis Graubunden Stil und Ikonographie Dissertation Basel 1981 Manuskriptdruck Fluhler Kreis Dione Die romanische Bilderdecke der Kirche St Martin in Zillis wiederbetrachtet Bildsystem und Bildprogramm In Die romanische Bilderdecke der Kirche St Martin in Zillis Grundlagen zur Konservierung und Pflege Hrsg Christine Blauer Bohm u a Bern Stuttgart Wien 1997 S 383 403 Dieter Matti Alte Bilder neu gedeutet Kirchliche Kunst im Passland Band 1 Mittelbunden Desertina Chur 2012 ISBN 978 3 85637 368 9 S 47 50 Ernst Murbach Peter Heman Zillis Die romanische Bilderdecke der Kirche St Martin Zurich und Freiburg im Breisgau 1967 Marc Antoni Nay St Martin in Zillis Schweizerische Kunstfuhrer Nr 835 Serie 84 Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 2008 ISBN 978 3 85782 835 5 Erwin Poeschel Die romanischen Deckengemalde von Zillis Erlenbach Zurich 1941 derselbe Die Kunstdenkmaler des Kantons Graubunden Bd V Basel 1943 S 223ff Dieter Rudloff Zillis Die romanische Bilderdecke der Kirche St Martin Basel 1989 Jurgen Thies Die Symbole der Romanik und das Bose Die romanische Bilderdecke der Kirche St Martin in Zillis Graubunden im Fokus Nurtingen 2008 Alfred Wyss Die Sicherungsarbeiten an der Martinskirche in Zillis In Unsere Kunstdenkmaler XXIV 1973 2 S 107ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Zillis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website von Kirche und Gemeinde St Martin Zillis Kirche Sankt Martin Foto auf baukultur gr ch Bildprogramm der Kirche von ZillisEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Thies Die Symbole der Romanik und das Bose Bd 2 Die romanische Bilderdecke der Kirche St Martin in Zillis Graubunden im Fokus Verlag und Galerie Stiftung fur Kunst und Kunsttherapie Nurtingen 2007 ISBN 978 3 9801451 9 0 S 78 Dione Fluhler Kreis Die romanische Bilderdecke der Kirche St Martin in Zillis wiederbetrachtet auf e periodica ch Evangelische Kirche Sankt Martin in Zillis bei orgbase nl https orgelbau felsberg ch werkverzeichnis Werkverzeichnis Orgelbau Felsberg46 634166666667 9 4416666666667 Koordinaten 46 38 3 N 9 26 30 O CH1903 753366 166726 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Zillis amp oldid 237566062