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Als Londoner Psalterkarte engl Psalter world map bezeichnet man eine mittelalterliche Weltkarte die in einem Psalter gefunden wurde Diese mappa mundi wird in der British Library in London unter der Signatur Add MS 28681 verwahrt Psalterkarte um 1260Besonders an dieser Karte ist der Detailreichtum obwohl sie nur etwa 9 5 cm hoch ist Der Entstehungszeitpunkt ist um 1260 anzusetzen Der Autor ist unbekannt Anna Dorothee von den Brincken zufolge wirkt die Psalterkarte wie eine Kleinausgabe der Ebstorfer Weltkarte Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 T O Schema 3 Zentrum Heiliges Land 4 Osten Paradies 5 Nordosten 6 Nordwesten Europa 7 Mittelmeer und Nildelta 8 Suden Monstren 9 Literatur 10 WeblinksAllgemeines BearbeitenAls eine typische mappa mundi stellt die Londoner Psalterkarte das geografische und historische Wissen nicht nur dar sondern auch in einen Heilszusammenhang Jesus selbst erscheint im Osten der Karte das heisst am oberen Rand der Karte denn die Weltkarten des europaischen Mittelalters waren meist geostet nicht genordet Mit der rechten Hand gibt Jesus seinen Segen in der linken Hand halt er eine kleine Weltkugel die beiden Querstriche auf der Kugel teilen diese in die drei im europaischen Kulturraum damals bekannten Kontinente Europa Afrika und Asien letzteres ist traditionell in gleicher Grosse wie die beiden ubrigen Kontinente abgebildet Das Festland der drei Kontinente ist vom Weltozean als einem breiten bunten Ring umgeben in dem zahlreiche Inseln zu sehen sind Um den Ozeanstreifen herum ist ein weiterer Ring gelegt dessen ausserer Rand regelmassig verteilte Beschriftungen enthalt Bezeichnungen der Himmelsrichtungen und der Winde Diese sind in zwolf gleichmassig verteilten Medaillons in Form von menschlichen Gesichtern auch bildlich dargestellt Die vier Hauptwinde werden in Grosse und Farbe deutlich gegenuber den acht Nebenwinden hervorgehoben Wurden die Medaillons des ostlichen und des westlichen sowie des nordlichen und des sudlichen Hauptwindes durch das Zentrum der Karte hindurch miteinander verbunden ergabe sich die Form eines Kreuzes Entgegen anderen Annahmen war sich die mittelalterliche Wissenschaft dessen bewusst dass die Erde eine Kugel und nicht etwa eine flache Scheibe ist Kartenautoren wie auch der unbekannte Autor der Londoner Psalterkarte stellten aus Grunden der Zweckmassigkeit nur den Teil dar der Menschen aus den drei dargestellten Erdteilen tatsachlich bekannt war Ubrige Erdteile wurden vermutet da sie als fur das Gleichgewicht der Erde notwendig angenommen wurden sie galten jedoch wegen des Weltozeans und wegen der Hitze um den Aquator herum als nicht erreichbar So erscheint die zur Entstehungszeit bekannte Welt in der Psalterkarte als vom Ozean mit Inseln umgeben T O Schema BearbeitenDie Londoner Psalterkarte folgt dem fur mappae mundi typischen T O Schema Das bedeutet dass die gesamte bekannte Welt in einem Kreis dem Erdkreis der das O darstellt eingeschlossen und durch ein T das durch das Mittelmeer den Nil und den Don gebildet wird in die damals bekannten drei Kontinente Asien Afrika und Europa eingeteilt ist Asien befindet sich dabei uber dem T Europa links unten und Afrika rechts unten Jerusalem das Zentrum der Karte befindet sich genau in der Mitte Zentrum Heiliges Land Bearbeiten nbsp Heiliges Land Ausschnitt Der Nabel der Welt das Zentrum der klassischen mappa mundi ist Jerusalem wodurch die Bedeutung dieser Stadt fur die judisch christliche Heilsgeschichte herausgestellt wird Das Heilige Land ist besonders gross und detailreich wiedergegeben Im See Genezareth erkennt man einen Fisch und damit einen Verweis auf den Beruf des Apostels Petrus Osten Paradies Bearbeiten nbsp ParadiesIm Osten der Karte also oben fliessen funf Flusse aus dem Paradies Der Autor hat zu den vier in der Literatur erwahnten Flussen darunter der Tigris den Ganges hinzugefugt Im Paradies sind Adam und Eva zu sehen zwischen ihnen anzunehmenderweise der Baum der Erkenntnis Sudlich vom Paradies rechts stehen zwei Baume der Sonnen und der Mondbaum die in einer Geschichte uber Alexander den Grossen erwahnt werden Nordosten Bearbeiten nbsp Arche NoahAuf einem Berg neben dem armenie steht befindet sich die Arche Noah Nordlich davon links sieht man ein Tor mit dem Alexander wilde Volkerschaften hinter eine Bergkette eingesperrt hat Nordwesten Europa Bearbeiten nbsp Griechenland und RomEuropa ist relativ detailliert und nach modernen Massstaben proportionsgerecht abgebildet Einen grossen Raum nehmen das etwas unformig dargestellte Italien mit Rom und vor allem das antike Griechenland mit grecia und macedonia ein der Heimat des Alexander Bergketten stellen das Apennin und die Alpen dar Dalmatia ist reichlich von der Kuste entfernt Mittelmeer und Nildelta Bearbeiten nbsp Sizilien und NildeltaIm Mittelmeer das Europa und Afrika voneinander trennt schwimmen einige Inseln sicilia ist ausser durch die Beschriftung auch an der dreieckigen Form erkennbar fur die die Insel bekannt war Gegenuber Sizilien liegt das gefacherte Delta des Nils Im Westen des Kartenausschnitts unten ist ein Stadtsymbol mit cartago der von den Romern zerstorten Stadt Suden Monstren Bearbeiten nbsp Agypten Athiopien Rotes Meer rechts MonstrenAuf einigen alteren Weltkarten wird im Suden mit einem Landstreifen der Vierte Kontinent auf der Sudhalbkugel angedeutet Dort sind meist die Antipoden angesiedelt die als Monstren dargestellt werden Diese sind auf der Londoner Psalterkarte wie auch auf anderen historischen Kartenwerken gleichsam an den Sudrand von Afrika gerutscht In der Mitte des Kartenausschnitts sieht man den Schriftzug egyptus und die Darstellung des Roten Meeres tatsachlich rot koloriert weist eine Art Landbrucke nach Norden nach links auf Die Assoziation des Schilfmeers aus Tanach und Bibel das Mose beim Auszug aus Agypten durchquerte liegt nahe Hinter einem Gebirge ostlich oberhalb von Agypten liegt das dem Namen nach bekannte Athiopien in dessen Nahe die Quelle des Nils zu sehen ist diese wurde von den Europaern erst im 19 Jahrhundert entdeckt Literatur BearbeitenAnna Dorothee von den Brincken Fines Terrae Die Enden der Erde und der vierte Kontinent auf mittelalterlichen Weltkarten Monumenta Germaniae Historica Schriften Bd 36 Hahn Hannover 1992 ISBN 3 7752 5436 6 Bruno Reudenbach Die Londoner Psalterkarte und ihre Ruckseite Okumenekarten als Psalterillustration In Fruhmittelalterliche Studien Bd 32 1998 S 164 181 Beginn des Artikels bei De Gruyter Zugang beschrankt Bettina Scholler Wissen speichern Wissen ordnen Wissen ubertragen Schriftliche und bildliche Aufzeichnungen der Welt im Umfeld der Londoner Psalterkarte Medienwandel Medienwechsel Medienwissen Band 32 Zurich Chronos 2015 Weblinks BearbeitenDigitalisat der Londoner Psalterkarte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Londoner Psalterkarte amp oldid 220941234